Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang. Johann Gottfried Herder

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Die größten Klassiker der deutschen Literatur: Sturm und Drang - Johann Gottfried Herder

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      Er trank die Kur in Phantasien und baute sie sich in Luftschlössern.

      *

      Bei vielen Menschen ist das Verse-Machen eine Entwicklungs-Krankheit des menschlichen Geistes.

      *

      Je größer und weitaussehender der Plan ist in den eine Revolution hinein gehört, desto mehr Leiden verursacht sie denen die darin begriffen sind, indem es nicht jedermanns Sache ist selbst wenn er es übersieht, sich durch den Verstand mit Gedult zu stärken, und dieses um so weniger, je ungewisser es ist, ob er noch die Früchte davon genießen werde. Aber eben dieselbe Kurzsichtigkeit, die den Menschen unfähig macht die großen Plane der Vorsehung zu überschauen, verstattet auch den weisesten Regierungen nicht auf dem sanften Wege, den sie mit Recht einschlagen, große Zwecke zu erreichen, ja da es natürliche Pflicht ist immer nur das zu wählen was uns gut dünkt, so ist es unmöglich zum Vorteil der Welt [einen] Weg einzuschlagen der Millionen fürs Gegenwärtige unglücklich macht. Der Mensch ist nur da die Oberfläche der Erde zu bauen, den Bau und die Reparaturen, die mehr in die Tiefe gehen, behält sich die Natur selbst vor. Dieser Bau ist ihm nicht anvertraut. Erdbeben die Städte umkehren kann er nicht machen und wenn er sie machen könnte würde er sie gewiß am unrechten Ort anbringen. Ich bin sehr geneigt zu glauben daß es mit unsern – – archien und kratien eben so geht. Was der Pflug und die Axt tun kann, das Können und Müssen ist für uns, aber nicht was den Erdbeben, den Überschwemmungen und den Orkanen zugehört, und vermutlich, ja gewiß eben so nützlich und so nötig ist. Wenn ...

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      Wenn uns einmal ein höheres Wesen sagte wie die Welt entstanden sei, so möchte ich wohl wissen ob wir im Stande wären es zu verstehen. Ich glaube nicht. Von Entstehung würde schwerlich etwas vorkommen, denn das ist bloßer Anthropomorphismus. Es könnte gar wohl sein, daß es außer unserm Geist gar nichts gibt was unserem Begriff von Entstehung korrespondiert, sobald er nicht auf Relationen von Dingen gegen Dinge, sondern auf Gegenstände an sich angewendet wird.

      L

       Inhaltsverzeichnis

      Der Weisheit erster Schritt ist: Alles anzuklagen, Der letzte: sich mit Allem zu vertragen.

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      Man wirft oft den Großen vor, daß sie sehr viel Gutes hätten tun können, das sie nicht getan haben. Sie könnten antworten: bedenkt einmal das Böse das wir hätten tun können und nicht getan haben.

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      Ist es nicht sonderbar, daß, wenn man z.B. in Sömmerrings vortrefflicher Schrift über das Organ der Seele liest, es einem nicht bekannter aussieht, als in einer über die Absichten des Rings des Saturns, und doch ist jenes, wenn man ja hier von Ort reden kann, und darf, das was uns am nächsten liegt. Aber die Nähe hilft uns nichts, denn das Ding dem wir uns nähern können ist nicht das dem wir uns nähern wollen. Wenn ich bei Betrachtung der untergehenden Sonne einen Schritt gegen sie zu tue, so nähere ich mich ihr, so wenig es auch ist. Bei dem Organ der Seele ist es ganz anders. Ja es wäre möglich, daß man sich durch allzugroße Näherung, etwa mit dem Mikroskop wieder selbst von dem entfernte, dem man sich nähern kann. Ich sehe zum Beispiel in der Ferne auf einem Berge eine seltsame Masse, ich komme näher und finde, daß es ein Schloß ist, noch näher entdecke ich Fenster und s.w. Das wäre genüg, wäre ich mit der Absicht des Ganzen unbekannt und ich untersuchte noch weiter, so würde ich in eine Analyse der Steine geraten, die mich weiter abführte. (S. unten S.46.)

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      Weder leugnen noch glauben.

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       Etwas dabei zu tun oder zu denken was noch kein Mensch in der Welt je dabei getan oder gedacht hat.

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      Da gabs allerlei zu bewundern und zu verfluchen. Das ist oft der Fall bei den berühmtesten Männern.

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       A. Sie sind ja so fett geworden. B. Fett? A. Sie sind noch einmal so dick als sonst. B. Das ist die Arbeit der ermüdeten Natur, die nicht mehr Kraft hat etwas anders zu machen als Fett, das man allenfalls, ohne der Menschheit damit zu nahe zu treten, wegschneiden kann. Fett, Fett ist weder Geist noch Körper, sondern bloß, was die müde Natur liegen läßt, für mich so gut wie für das Gras auf dem Kirchhofe, (in der Dämmerung geschrieben)

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      Wie geht es, fragte ein Blinder einen Lahmen; Wie Sie sehen, war die Antwort.

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      Marriage. Bei dem Stammbaum nicht zu vergessen, daß er bloß, durch die Weiber durchgeführt, Sicherheit gibt. Jedermann weiß, wer seine Mutter war, aber niemand weiß mit eben der Zuverlässigkeit, wer sein Vater gewesen ist.

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      Ob der Mond bewohnt ist weiß der Astronom ungefähr mit der Zuverlässigkeit mit der er weiß wer sein Vater war, aber nicht mit der womit er weiß wer seine Mutter gewesen ist.

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      Der Mensch ist von allen Seiten der Variabilität ausgesetzt. Das Tier erzeugt nur seines gleichen in den Jahren der vollen Kraft. Der Mensch ersetzt oft durch Phantasie und Wein, was ihm an Naturkräften abgeht. Das muß notwendig ganz eigene Phantasie- und Weingeschöpfe hervorbringen. Und unsere vitiosior progenies mag es wohl bloß deswegen sein weil sie öfters Produkt künstlicher Kräfte ist. So greift eins ins andere, wie bei der Vervielfältigung der Hunde.

      *

      Große Eroberer werden immer angestaunt werden, und die Universalhistorie wird ihre Perioden nach ihnen zuschneiden. Das ist traurig, es liegt aber in der menschlichen Natur. Gegen den großen und starken Körper selbst eines Dummkopfs, wird immer der kleine des größesten Geistes, und sonach der große Geist selbst verächtlich erscheinen, wenigstens für den größesten Teil der Welt, und das so lange Menschen Menschen sind. Den großen Geist im kleinen Körper vorzuziehn ist Überlegung, und zu der erheben sich die wenigsten Menschen. Bei einem Viehmarkt sind immer die Augen auf den größesten und fettesten Ochsen gerichtet.

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      Das Sorgenschränkchen, das Allerheiligste der innersten Seelen-Ökonomie, das nur des Nachts geöffnet wird. Jedermann hat das seinige. Der König von Preußen Friedrich II. betete (dieses steht irgendwo in meinen Büchern, in die ich mehr Ordnung bringen muß). Ein Meubel, der in allen Haushaltungen und in jedem Stande angetroffen wird. So etwas wäre einer guten und lehrreichen Darstellung fähig.

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      Man hat heutzutage mehr Magister der Rechtschaffenheit als rechtschaffene Menschen.

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      Eine Seelen-Schokolade, deren Gebrauch zum ewigen Leben führt.

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      In einem Lande N.N. müssen bei einem Kriege der Regent so wohl als seine Räte solange der Krieg währt über einer Pulvertonne schlafen und zwar in besondern Zimmern des Schlosses, wo jedermann frei hinsehn kann um zu beurteilen, ob das Nachtlicht auch jedesmal brennt. Die Tonne ist nicht allein mit dem Siegel der Volks-Deputierten versiegelt sondern

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