Das Neue Testament - jüdisch erklärt. Группа авторов

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href="#ulink_bd73c661-7ca6-525a-acc7-f901a8886ab8">Lk 23,1–5.18–25; Joh 18,28–40; 19,4–16) 15,1 Überantworteten ihn Pilatus, vgl. Anm. zu Mt 27,1–2 und Joh 18,31. 15,2 König der Juden, ein Anspruch, den die Römer als Bedrohung verstehen würden; sie erkannten keine Könige an, außer sie hatten diese, wie etwa Herodes, selbst eingesetzt. 15,6–15 Barabbas, aram. für „Sohn des Vaters“; aufgrund ihres Namens muss diese Figur wahrscheinlich als narratives Double für Jesus gesehen werden muss, den Markus als Sohn Gottes, des Vaters, beschreibt. Der Name ist allerdings nicht unbekannt (vgl. mPea 2,6; bBer 18b). Es gibt keine Belege dafür, dass die Römer an Pesach Gefangene, geschweige denn Aufständische, freiließen. Darüber hinaus: Wäre Barabbas während des Festes auf freien Fuß gesetzt worden, würde die zeitliche Strukturierung hinken. Das Pesachlamm wurde in der Nacht zuvor gegessen. 15,14–15 Markus bürdet den Jüdinnen und Juden die Schuld auf; diese Tendenz nimmt in den späteren Evangelien noch zu. Nachdem die Evangelien in Umlauf gekommen waren, hielten einige Christinnen und Christen Pilatus für einen zum Christentum Bekehrten; in der koptisch-orthodoxen Kirche wird er bis heute als Märtyrer verehrt: Sein Gedenktag ist der 25. Juni. Der Schuldübertragung von den Römern – die Jesus gekreuzigt hatten – zu den Juden war damit vollendet. Geißeln, diente der Schwächung des Opfers vor der Kreuzigung. 15,16–20 Jesus wird durch die Römer als König verspottet, eine Parodie des „Heil Caesar“. Diese Bloßstellung und Ironie rücken stärker in den Vordergrund als der körperliche Schmerz. Der Purpurmantel erinnert an königliche Gewänder und die Dornenkrone an ein goldenes Diadem oder vielleicht einen Lorbeerkranz.

      Psalm 22 bot sich den frühen Anhängern Jesu bei der Interpretation der Passionserzählung an (s. „Die Erfüllung der Schrift“). Kein Element der Passionsgeschichte ist dramatischer als Jesu letzter Aufschrei „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Markus gibt die Worte in einer Kombination aus Aramäisch und Hebräisch wieder und schließt daran ihre griechische Übersetzung an. Lk 23,46 lässt diesen Schrei aus und bietet stattdessen ein weniger leidenschaftliches Zitat aus Ps 31,5, während Jesus in Joh 19,30 gar in stoischer Ruhe einen eher philosophischen Satz von sich gibt: „Es ist vollbracht“.

      Markus beschreibt den Tod Jesu nicht wie den ehrenvollen Tod des Sokrates (Phaidon 115b–118b) oder den Märtyrertod des Eleasar während des Makkabäeraufstands (2Makk 6,30). Das Leiden, das Jesus vorhergesagt hat, wird vielmehr in allen Details nachgezeichnet/beschrieben, ebenso wie die Paradoxie, dass sich die Leute über ihn lustig machen und (die Ereignisse) nicht verstehen. Jesu erniedrigendes Schicksal, das vom Anfang des Evangeliums an thematisiert und nicht einmal durch einen Auferstehungsbericht (s. die Einleitung zu Mk und die Anm. zu Mk 16,1–8) ausgeglichen wird, wird hier am eindrucksvollsten geschildert. Die anderen Elemente aus Ps 22, die in „Die Erfüllung der Schrift“, aufgelistet sind, dienen nur der Verstärkung des Themas „Leiden durch öffentliche Schande“.In Ps 22, in dessen Hintergrund vermutlich eine schwere Erkrankung steht, folgt auf die Klage die Heilung durch Gott und der Dank für letztere (V. 21b-31). Frühchristliche Leserinnen und Leser, die den Psalm kannten, nahmen gewöhnlich diese Auflösung vorweg, genauso wie sie den Auferstehungsbericht kannten, den Markus nicht wiedergibt. Außerdem beschreibt Markus mit Jesu Schrei nicht notwendigerweise seine Verzweiflung. In der jüdischen Klagetradition kann auch bittere Klage die Kommunikation mit Gott eröffnen und so dem Gebet und einer Bitte um Hilfe weichen (vgl. Klgl 3,22–23). Zusammen mit dem Zerreißen des Tempelvorhangs (Mk 15,38) und dem Bekenntnis des Hauptmanns (Mk 15,39) kann der Schrei Jesu so auch ein Zeichen für den Austausch zwischen menschlicher und göttlicher Sphäre sein.

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