Das Neue Testament - jüdisch erklärt. Группа авторов

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Sicht der Juden und des Judentums wird auch durch das Verhältnis des Evangeliums zur Apostelgeschichte verkompliziert. Dieser zweite Band des lukanischen Doppelwerks beginnt wie das Evangelium, nämlich mit dem Tempelbesuch der Jünger Jesu, die von ihren jüdischen Nachbarn durchaus respektiert werden. Dennoch klagt die Apostelgeschichte „das ganze Haus Israel“ (Apg 2,36) an, Jesus gekreuzigt und den „Fürsten des Lebens“ (Apg 3,14–15) getötet zu haben; der Text schließt nicht in Jerusalem, sondern in Rom, indem Paulus ankündigt, dass die Juden „nicht verstehen“ (Apg 28,26), die Nichtjuden aber „hören“ werden (Apg 28,28). Eine plausible Lesart der beiden Bücher ist, dass Lukas Jesus als Erfüllung des Plans Gottes und seine Anhänger als die wahren Erben Moses und der Propheten ansieht; gleichzeitig beschreibt Lukas nichtchristliche Juden als grundlegend scheinheilig, intolerant und gewalttätig. Leserinnen und Leser sollten sich des Ungleichgewichts bewusst sein zwischen Lukas‘ Beschreibung Jesu und seiner frühen Jünger als gesetzestreue Juden einerseits und seiner Darstellung jener Juden, die nicht zu Christen wurden, als untreu gegenüber ihrer eigenen Tradition andererseits. Ebenso sollten die Leserinnen und Leser die Spannung bemerken zwischen Lukas‘ Beharren auf Tatsachenbeweisen für Jesu messianischen Status (z.B. Augenzeugenberichte über Wunder und die Auferstehung Jesu, Jesus als Erfüllung der Schrift) und seiner Ansicht, dass Glaube nur durch göttliche Offenbarung entstehe (Lk 24,31).

      Amy-Jill Levine

       Lk 1,1–4 Prolog Die Eröffnung, die im Griechischen aus nur einem Satz besteht, folgt hellenistischen Konventionen (vgl. Jos.Bell. 1,17; Apion. 1,1–18). 1,1 Der Ausdruck „geordneter Bericht“ deutet vielleicht an, dass Lukas unzufrieden mit den anderen Versionen der Erzählung der Evangelien war. Erfüllt, suggeriert prophetische Erfüllung. 1,3 Hochgeehrter Theophilus, die Anrede (auch in Apg 1,1) lässt an einen Mäzen denken. Ob Theophilus (ein verbreiteter Name, der „Freund Gottes“ bedeutet) ein realer oder impliziter Leser ist, kann nicht entschieden werden. 1,4 Unterrichtet, gr. katēchēthēs, woraus „Katechismus“ gebildet wurde (vgl. Jos.Vit. 336; Philo legat. 295–97); Lukas’ idealer Leserkreis hat bereits ein ungefähres Wissen über Jesus, er will aber sicherstellen, dass es korrekt und vollständig ist.

       Lk 1,5–10 Zacharias und Elisabeth 1,5 Zu der Zeit des Herodes, des Königs, er herrschte ca. von 37–4 v.u.Z.; Mt 2,1.15 datiert die Geburt Jesu in die letzten Lebensjahre des Herodes. Priester von der Ordnung Abija, die achte der vierundzwanzig Ordnungen der Leviten (1Chr 24,10); jede Abteilung diente zweimal jährlich am Jerusalemer Tempel. Aaron, Moses Bruder und Stammvater der priesterlichen Linie. 1,6 Gerecht […] und lebten in allen Geboten und Satzungen […] untadelig, Lukas unterstreicht ihre halachische Redlichkeit. 1,7 Elisabeth war unfruchtbar, und […] hochbetagt, das ältere, fromme und kinderlose Paar erwartet die Verkündigung eines Engels und die Empfängnis eines besonderen Sohnes (Gen 11,30; vgl. auch Gen 16,1; 25,21; 29,31; Ri 13,2–3; 1Sam 1,2; vgl. 2Kön 4,14). 1,9 Das Los traf, vgl. Apg 1,26; mTam 5,2–6,3. Das Räucheropfer darzubringen, da es so viele Priester gab, handelte es sich wahrscheinlich um den einzigen Dienst des Zacharias und somit um ein besonderes Privileg. 1,10 Stunde des Räucheropfers, vgl. Ex 30,7–8 (vgl. auch Ps 141,2); Josephus (Ant. 13,282) beschreibt, dass der Makkabäerkönig Johannes Hyrkanus eine göttliche Offenbarung während eines Rauchopfers erhalten hatte. Die Kombination des Räucheropfers, des öffentlichen Gebets und des täglichen Gottesdienstes könnte auf das Tamid-Opfer verweisen (mTam 6,3–7,3). Die ganze Menge, Lukas stellt hier die Jüdinnen und Juden in Jerusalem als gläubig und fromm dar.

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