Blut für Gold. Billy Remie
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Die Tür brach mit einem lauten Knall und krachte schwungvoll gegen die Wand. »Auf den Boden!«, brüllten dunkle Stimmen. »Lass das Messer fallen!« Unwillkürlich zuckte Darcar zusammen, aber als er die ersten drei Männer in ihren dunkelblauen Uniformen und den eimerförmigen Hüten sah, die nur mit Knüppeln, statt mit Schusswaffen auf ihn zutraten, gewann er an Mut. Er stürzte sich auf die Männer, Magda schrie im Türrahmen überrascht auf, Veland kreischte Darcars Namen. Es ging schnell, beinahe zu schnell. Blindlings stach er zu, schlitzte einem ausweichendem Uniformierten den Ärmel auf, Wolle quoll hervor. Als er erneut ausholte, packte ihn ein anderer am Handgelenk und verdrehte ihm schmerzhaft den Arm auf den Rücken, wodurch er sich aufschreiend nach vorne krümmte und die Finger öffnete. Er verlor das Messer. Und diese Typen waren jetzt wütend.
»Darc!«, brüllte Veland verzweifelt, als Darcar von einem Knüppel im Nacken getroffen und zu Boden geworfen wurde. Für einen Moment drehte sich alles und ein helles Klingeln dröhnte in seinen Ohren, er sah nur verschwommen, und sein Magen drehte sich um. Dabei spürte er zunächst keinen Schmerz, das Adrenalin in seinem Blut verhinderte das, jedoch spürte er, wie ihm etwas Warmes in den Nacken floss.
Sie traten und knüppelte auf ihn ein, instinktiv krümmte er sich zusammen. Es dauerte nicht lange, sie wollten ihn nicht töten, nur niederprügeln. Magda riss an einem der Kerle, der sie so grob wegstieß, dass sie zu Boden stürzte. Zwei andere rissen Veland und Everett auseinander. Wie benommen konnte Darcar nur machtlos zusehen, wie denen, die er liebte, wehgetan wurde, spürte und sah die Angst seiner Brüder – und konnte nichts tun.
»Bringt sie raus.« Der Kommandant erschien wieder in der Tür, winkte sie ungehalten aus dem Raum.
Jemand packte Darcar ins Haar und riss ihn brutal auf die Beine. Er schrie auf, stolperte hinter dem Wachtmeister her, der ihn über den Flur und dann die Treppe hinunterzog. Trotz Schmerz, trotz Wut, versuchte er, sich nach seinen Brüdern umzusehen. Veland war am Arm gepackt, schluchzte, aber lief brav mit. Everett wurde zumindest auf den Arm genommen, aber er kreischte lauthals und sein Kopf war bereits ganz rot.
Draußen vor dem schwarzen Gitter hatten sich ein paar Schaulustige versammelt, die zu dieser frühen Stunde bereits unterwegs gewesen waren. Darcar hatte keine Augen für sie, er erblickte nur das Chaos. All ihre Sachen, Kleider, Schmuck- und Kunststücke, die seiner Mutter gehört hatten, alles aus dem Haus war achtlos im Vorgarten verteilt worden, wie üblich bei einer Räumung. Die Wachtmaster würden sich gewiss noch ein paar wertvolle Dinge einstecken und den Rest dann verbrennen. Darcar überkam ein seltsames Gefühl des Unglaubens, als er daran dachte, dass alles, was sie je besessen hatte, zu Asche verbrannt wurde. In diesem Moment, als er am Haar aus seinem eigenen Haus geschliffen wurde, wusste er mit einer Endgültigkeit, dass nichts mehr so sein würde wie je zuvor, dass ihm übel und kalt zugleich wurde. Er fühlte sich, als würde er in einen tiefen, schwarzen Abgrund stürzen. Er fiel… und fiel … und fiel…
Und als wäre der Schmerz nicht schon groß genug, warf man ihn auf den Rasen, durchsuchte ihn von Kopf bis Fuß und riss ihm das Medaillon mit dem Bild seiner Mutter vom Hals. Er versuchte, sich zu wehren, tobte und klammerte verzweifelt die Faust um die Kette. Er weinte nun doch, teils aus Wut, teils aus Trauer, es war ihm gleich, was man von ihm hielt. Er konnte es nicht ertragen, dass ihm das Einzige, was ihm von seiner Mutter geblieben war, weggenommen wurde.
Sie schlugen ihm mit den Knüppeln auf die Arme, bis er losließ und sich schmerzerfüllt und heulend im Gras krümmte. Irgendwo schluchzte Veland seinen Namen, aber er konnte seinen Bruder jetzt nicht ansehen, sich sein Versagen nicht vor Augen führen.
Zum ersten Mal wusste er, was es hieß, wirklich allein zu sein.
»Genug!«, ertönte plötzlich eine erboste, bekannte Stimme. »Ja seid ihr denn von Sinnen? Habt ihr kein Mitgefühl, ihr Tiere?! Das sind Kinder!«
Tränenverschmiert hob Darcar den Blick. Der Sheriff trat durch das Tor und gebot seinen Männern Einhalt. Für einen Moment glaubte Darcar, sie seien gerettet, doch dann hörte er Vic sagen: »Ihr hättet ihnen wenigstens ihre Würde lassen können! Es ist schon schlimm genug für sie!«
»Vic…«, wimmerte Darcar. Doch er wusste, dass selbst der Sheriff sie nicht retten konnte.
Der alte Freund seines Vaters drehte sich zu ihm um, bedachte ihn mit einem entschuldigenden Blick. »Es tut mir so leid, mein Junge.«
Darcar wurde wieder wütend, wollte ihn beschimpfen, ihm an den Kopf werfen, dass er ihm versprochen hatte, dass alles gut werden würde. Aber er hatte einfach keine Kraft mehr, blieb mit leeren Augen liegen und fühlte sich der Situation plötzlich völlig fremd. Als wäre er nur einer der gaffenden Nachbarn, und nicht Teil davon.
Da drehte Vic sich um und deutete auf den Mann, der Everett auf dem Arm hielt, als wäre er nur eine Puppe. »Was macht ihr da mit dem Kind der Haushälterin?«
Alle wirkten überrascht, allen voran Magda.
Der Mann, der Evi hielt, blinzelte verwirrt. »Sir? Wir… wir haben Anweisung…«
»Die van Brick Kinder, ja, nicht den Balg der Haushälterin! Ja kann man euch denn gar nichts zutrauen?« Erbost nahm Vic Evi aus den Armen des verwirrten Mannes und wiegte ihn, während er ihn zu Magda brachte.
»Sheriff!« Der Kommandant der Truppe trat ärgerlich zu Vic. »Wenn das Kind der Dame gehört, kann sie das sicher beweisen.«
»Aber natürlich kann sie das! Wir können jetzt sofort alle zum Gericht gehen und die Geburtsurkunde anfordern. Ihr wisst ja, wie das in städtischen Krankenhäusern so ist, da wird einiges verschlampt, vermutlich werden wir den ganzen Tag dort verbringen, oder länger.«
Die Lippen des Uniformierten wurden schmal, als er sie pikiert zusammenpresste. Es war deutlich, dass er nicht den Wunsch verspürte, wegen eines Balges den ganzen Tag in einem dunklen Flur zu sitzen und zu warten. Und dann darüber einen Bericht zu verfassen. Gewiss wollte er lieber dabei sein, wenn das Urteil vollstreckt wurde.
Darcar wurde übel, dieses Mal krümmte er sich und würgte Galle ins Gras.
»Uns wurde zugetragen, er habe drei Kinder…«, hielt der Mann trotzdem dagegen.
Vic bot ihm einen Ausweg: »Van Bricks erste Frau starb mit einem Kind im Bauch, guter Mann, auch das können wir nachforschen. Dies hier ist der Sohn der Haushälterin.« Magda drückte Evi an sich und versuchte, ihn zu beruhigen. »Ich bin der Sheriff – und ich bürge dafür.« Vic beugte sich zu dem Mann, seine Augen bohrten sich in dessen. »Habt doch ein Herz, Bursche. Er ist nur ein Hosenscheißer. Wollt ihr gleich drei Kinderleben auf eurem Gewissen haben?«
Die beiden Männer lieferten sich ein Blickduell, doch schließlich gab der Jüngere seinem Vorgesetztem nach. Offenbar gepackt von einem Anflug Menschlichkeit. Er nickte und schien sich auch ein wenig zu schämen, vor allem als sein Blick auf Darcar fiel, der gegen seine Übelkeit ankeuchte.
»Darc!«, rief Veland. »Das dürfen sie doch nicht…«
Doch sein Bruder verstummte, als Darcar zu ihm aufsah und kaum merklich mit ernstem Blick den Kopf schüttelte. Sei still, warnte er mit den Augen.
Wenigstens hatte Vic Evi retten können. So jung wie er war, kannten ihn die Meisten gar nicht, es würde leicht sein, das Gerücht zu verbreiten,