Mann meiner Träume. Nicole Knoblauch
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Pathetisch. Aber leidenschaftlich. Seine Zukunft hatte er längst geplant.
Schade nur, dass sie nicht so verlaufen würde, wie er sich das vorstellte. „Frankreich wird sich ändern. Korsika könnt Ihr nicht befreien.“
„Natürlich kann ich das!“ Seine Hand knallte so fest auf den Boden, dass Staub aufwirbelte. „Es ist meine Heimat. Wenn es sich dafür nicht zu kämpfen lohnt, wofür dann?“ Angriffslustig streckte er das Kinn vor.
Kampfgeist hatte er, auch wenn ihm das in diesem Fall wenig nützen würde. „Man wird nicht auf Euch hören, Euch nicht glauben und Eure Familie letztendlich von Korsika vertreiben.“
„Das wird sich zeigen!“, antwortet er stirnrunzelnd. „Die Buonapartes vertreibt man nicht so leicht!“
Die Geschichte sprach eine andere Sprache. Ich wollte nicht weiter darauf eingehen und wechselte das Thema: „Vorher passiert allerdings einiges: am 14. Juli 1789 wird die Pariser Bevölkerung die Bastille stürmen. Dieses Ereignis tritt Dinge los, die Frankreich und Europa in ihren Grundfesten erschüttern: Adel und Kirche werden ihre Macht verlieren und das Volk eine Stimme bekommen. Nach zehn wechselhaften Jahren werdet Ihr an der Spitze eines Konsulats stehen und schließlich Kaiser werden.“
Seine Augen leuchteten klar, offen und intelligent.
„Dann hilft mir alles, was ich in dieser Schule lerne, auf dem Weg ein großer Feldherr zu werden?“ Er drehte den Kopf und betrachtete das Dunkel hinter sich.
„Ja. Eure Taktiken und Schlachtpläne werden einmal Lehrstoff für junge Offiziere sein. Kriege werden damit gewonnen.“
Sein Blick wanderte zurück zu mir und flackerte jetzt intensiv. „Das klingt eher nach mir. Feldherr? Ja! Kaiser? Nein!“
Gedankenverloren zerrieb er einige Staubkörner zwischen den Fingern. „Was wisst Ihr noch? Werde ich Söhne haben? Die Frau fürs Leben finden?“
Sollte ich ihm jetzt sagen, dass er mehr Geliebte haben würde, als die letzten drei Könige zusammen? Dass in wenigen Jahren keine mehr wagen würde, 'nein' zu ihm zu sagen? Oder dass ihm kaum eine etwas bedeuten würde? Dieser Junge neben mir war gerade erst sechzehn. Sicherlich hatte er hochtrabende Träume und vielleicht eine romantische Vorstellung von der Liebe. Ich wollte nicht diejenige sein, die ihm diese Träume nahm. Das würde die Realität früh genug erledigen.
„Sagen wir es so: Ihr werdet Euch einmal verloben und zweimal heiraten.“ Eine diplomatische Antwort.
„Ich heirate meine Verlobte nicht?“ Seine Augen verengten sich.
„Nein. Ihr verlasst Eure Verlobte, um Eure erste Frau zu heiraten - und die werdet Ihr verlassen um die zweite zu bekommen.“
„Man kann seine Ehefrau nicht verlassen und eine andere heiraten!“, warf er mit triumphierendem Lächeln ein.
Richtig, die Scheidung würde es auch erst nach 1789 geben. „Die Revolution wird viel verändern. Mann und Frau müssen nicht mehr ein Leben lang zusammen bleiben. Man kann sich scheiden lassen.“
Er nickte bedächtig. „Das heißt, meine Frau und ich wollen nicht mehr zusammenleben?“
„So in der Art, ja.“
„Was heißt 'so in der Art'?“
Ich seufzte. Gut, die Wahrheit: „Sie wird kein Interesse an der Scheidung haben.“
„Aber ich? Betrügt sie mich? Liebe ich eine andere?“
Die Fragen kamen immer schneller. Meine Antworten immer zögernder. „Nein, Ihr müsst Eure Macht festigen und wollt dafür eine Frau aus einem Kaiserhaus. Joséphine kann keine Kinder bekommen und Ihr braucht einen legitimen Erben.“
Er nickte und schürzte kurz die Lippen: „Ich werde illegitime Kinder haben?“
„Zwei Söhne.“ Nur die hatte er offiziell anerkannt.
Abwehrend verschränkte er die Arme vor der Brust. „Von einer Frau?“
„Nein, von zwei.“
Seinen Blick skeptisch zu nennen, wäre untertrieben. „Aha!“ Mehr sagte er nicht. Dann kam er zum ursprünglichen Thema zurück: „Und meine Verlobte verlasse ich, da ich meine erste Frau kennenlerne?“ Er zögerte kurz. „Ich wage kaum, zu fragen: Ich liebe meine Verlobte nicht?“
„Ich weiß nicht, ob Ihr Eure Verlobte lieben werdet.“ Ich hatte mir nie Gedanken über Napoléons Gefühle für Désirée Clary gemacht. Es gab zwar noch einige seiner Briefe an Désirée, doch sie klangen eher belehrend als liebend. Nicht zu vergleichen mit den heiß glühenden Briefen an seine erste Frau Joséphine.
„Sicher ist, dass Ihr von ihr getrennt sein werdet. In dieser Zeit trefft Ihr Joséphine und heiratet sie. Wenn ich das richtig verstehe, soll sie Eure große Liebe sein."
Er stützte das Kinn auf die Hände und musterte mich aufmerksam. „Man könnte glauben, Ihr könntet diese Frau nicht leiden.“
Ich muss überrascht ausgesehen haben, denn er sagte mit einem schiefen Grinsen: „Euer Tonfall hat sich verändert, als Ihr den Namen Joséphine ausgesprochen habt.“
Die Bücher hatten recht: Er war ein guter Beobachter und hatte mich ertappt.
„Na ja, irgendwie stimmt das. Ich glaube nicht, dass ich sie mögen würde.“
Die Wahrheit war, dass ich mich immer gefragt hatte, was er an dieser Frau gefunden hat. Sie belog und betrog ihn und er verzieh ihr wieder und wieder. Vielleicht stimmt es, dass Liebe blind macht. Er bemerkte jedenfalls irgendwann, was sie trieb - und zahlte es ihr mit gleicher Münze heim. Geliebt hat er sie aber auf seine Weise bis zum Schluss. Was wohl geworden wäre, wenn sie seine Gefühle erwidert hätte?
„Ich werde sie lieben?“ Er runzelte die Stirn. „Das macht keinen Sinn. Vorhin sagtet Ihr, ich würde sie verlassen. Aus Machtgier, wenn ich das richtig verstanden habe.“
Das hatte ich zwar so nicht gesagt, aber gemeint. Wie sollte ich ihm das erklären? „Jede Liebe, die nicht erwidert wird, stirbt irgendwann.“
Seine Miene verschloss sich. „Sie liebt mich also nicht. Wird es den Frauen und Kindern gut gehen?“ Sein ernster, nüchterner Tonfall, sollte wohl verbergen, wie wichtig ihm diese Frage war.
„Ja. Ihr werdet Eure Kinder finanziell absichern. Eure Verlobte wird einen Eurer Marschälle heiraten und durch Joséphs Frau wird sie zu Eurer Schwägerin. Und was Joséphine angeht: Sie wird ein Leben in Ruhm und Ansehen führen und nicht nachtragend sein.“
Schon als ich Joséphs Namen erwähnte, schürzte er die Lippen und zog die Brauen hoch. „Ihr meint meinen Bruder Giuseppe? Warum nennt Ihr ihn Joséph?“
„Die ganze Familie wird die Namen ändern. Giuseppe wird zu Joséph,