Sisgard und Alveradis. Norbert Wibben

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Sisgard und Alveradis - Norbert Wibben Eila - Die Leuchtende

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zu den anderen. Als sie dort angekommen sind, hebt Eila ihre Zauber auf. Sie sehen schemenhaft fünf Reiter auf dem Weg Richtung Osten verschwinden.

      Eila krault Albin. »Gut gemacht, du bist ein wirklich guter Wachhund.« Obwohl die jungen Zauberer wissen, dass die Reiter bis zum Morgen weitersuchen wollen, und sie somit nicht in direkter Gefahr sind, können sie nicht sofort einschlafen. – Die Wölfe waren also doch eine Falle für sie! Hoffentlich wurden sie nicht über einen geistigen Kontakt kontrolliert. Wenn das so gewesen wäre, hätten sie sich doch wohl in Wolfskrieger verwandelt. Außerdem sollten sie dann Unterstützung durch Zauberer bekommen haben. – Diese Gedanken gehen beiden durch den Kopf.

      Sie werden den morgigen Vormittag in diesem Unterstand bleiben, bis die Beobachter der Dubharan in der anderen Richtung verschwunden sind. Falls Eila und Finley zu früh aufbrechen, besteht die Gefahr, dass sie ihnen direkt in die Arme laufen.

      Vormittags sehen sie, wie die vom klaren, blauen Himmel scheinende Sonne die Feuchtigkeit von gestern als feinen Dunst aufsteigen lässt. Die Schafe lassen sich das leicht angefeuchtete Gras schmecken und wandern langsam umher. Die jungen Zauberer müssen sich ungefähr bis zum Mittag gedulden, um fünf Reiter mit verdrossenen Gesichtern vorüberziehen zu sehen. Einer von ihnen ist eindeutig der Wirt, bei dem sie gestern waren. Auch er blickt missmutig. Als sie ihren Blicken entschwunden sind, warten sie noch fünf Minuten. Sie sind froh, dass sie das Angebot des Wirts, dort zu übernachten, nicht angenommen hatten. Wer weiß, was dort passiert wäre?

      Voller Ungeduld brechen sie auf.

      Die nächsten Tage verlaufen ohne weitere Zwischenfälle. Das Wetter ist tagsüber immer noch sommerlich warm, dafür werden die Nächte bereits empfindlich kalt. Die Blätter der Bäume und Büsche verfärben sich bereits herbstlich. Warmes Braun und Rot breiten sich aus, das Grün wird blasser. Das Gelände beginnt etwas wellig zu werden und erste Hügel müssen erklommen werden. In kleinen Ortschaften versorgen sich die Wanderer mit Proviant. Aus munter plätschernden, kleinen Bächen nehmen sie sich Wasser zum Trinken. Auf ihrer Wanderung begegnen sie nur selten anderen Menschen, die in der Einsamkeit scheu an ihnen vorbeigehen oder gelegentlich auch reiten. Albin wirkt mit seiner Größe und dem zotteligen Fell etwas furchteinflößend, obwohl er sich völlig ruhig verhält und sie scheinbar nicht beachtet.

      Es ist bereits später Nachmittag. Leichte Nebelschwaden steigen aus blaugrünem Riedgras auf. Vögel erheben sich aus vereinzelt stehenden Krüppelkiefern. Vorsichtshalber wenden Finley und Eila seit dem Morgen wieder den Vergessenszauber an, der auch diese Vögel trifft, als sie, weitab von jedem Ort und anderen Häusern, zu einem kleinen Anwesen kommen. Es ist schon sehr alt. Das mit Schilf gedeckte Dach ist stark wellig. Trotzdem wirkt es durch das sichtbare Fachwerk der Mauern einladend auf sie.

      »Das ist das Haus von Sorcha«, sagt Finley, auf das Gebäude deutend. »Vielleicht treffen wir Sisgard hier. Sei auf jeden Fall vorsichtig, wenn du mit Sorcha redest. Sie ist manchmal schnell erzürnt, wie ein junges Mädchen«, fügt er lächelnd hinzu.

      »Ich bin nicht …«, beginnt Eila, um schnell abzubrechen. Sie lächelt verschämt zurück.

      Eine Tür, in der Längsseite des Hauses wird geöffnet. Eine große, schlanke Gestalt, mit langen, blonden Haaren tritt heraus. Das Haar ist mit einem geflochtenen, grünen Band um den Kopf fixiert. Gerüstet ist sie mit einem seltsam geformten Bogen und goldglänzendem Arm- und Beinschutz. Das von einem dunkelgrünen Band umgürtete Gewand ist weiß und reicht bis zu den Knien hinab. Über ihrer Schulter sind die gefiederten Schäfte vieler Pfeile sowie ein Schwertgriff zu sehen.

      Die junge Frau legt einen Pfeil auf und spannt den Bogen.

      »Wer seid ihr und was wollt ihr hier?« Ihre helle Stimme klingt klar und gebieterisch. Ihre Erscheinung erinnert Eila etwas an Deirdre in ihrer Kampfausrüstung, als diese im letzten Jahr zur Rettung Erdmuthes auszog.

      »Wenn du Sorcha bist, lass bitte deine Pfeile im Köcher. Ich bin Finley. Roarke hat mich beauftragt, Eila sicher zu Sisgard zu geleiten. Wir werden von Albin begleitet.« Dabei zeigt er erst auf das Mädchen und dann auf den Hund. »Ist Sisgard hier? Sie kennt mich und wird dir bestätigen, dass ich die Wahrheit spreche. Du brauchst keine Angst zu haben, dass wir dir etwas Übles wollen.«

      In diesem Moment erklingt ein helles Lachen. »Ich bin Sorcha! Warum sollte ich Angst haben?« Sie steht beim zweiten Satz schon nicht mehr vor dem Hauseingang, sondern an der Hausecke. Vor den Füßen der jungen Zauberer stecken vibrierend fünf Pfeile im Boden.

      »Was soll das? Wir wollen dir nichts Böses!« Finley ist besorgt, er will nicht gegen eine befreundete Elfe kämpfen. Auch wenn er sie nicht persönlich kennt, Sorcha steht doch auf ihrer Seite!

      Eila hat bereits anders reagiert und »Firmo defensio« sowie »Sgiath« gemurmelt. Ihre Haare knistern und leuchten wieder mit dem rotgoldenen Schimmer an den Spitzen.

      Die klare Stimme der Elfe klingt zu ihnen herüber: »Was du sagst, könnte jeder behaupten. Welchen Beweis habt ihr dafür?«

      Je drei neue Pfeile stecken vibrierend rechts und links von ihnen im Erdreich. Sorcha befindet sich nun an der gegenüber liegenden Hausecke.

      »Solltest du uns nicht erst näherkommen lassen, damit du meinen Beweis ansehen kannst?«, mischt sich jetzt Eila ein.

      »Schöner Versuch«, kommt es zurück, begleitet von zwei weiteren Pfeilen. Die Elfe steht jetzt wieder vor dem Hauseingang.

      »Wir sind doch nicht zum Spielen hier«, empört sich Eila, »lass uns vernünftig miteinander umgehen!«

      Die Antworten darauf sind ein erneutes helles Lachen und ein einzelner Pfeil, der direkt vor Eila in den Boden fährt.

      »Torpor«, murmelt das Mädchen, während Finley zu der Elfe spricht, die jetzt an der ersten Hausecke steht:

      »Sorcha, lass uns doch näherkommen. Du kannst jeden Beweis von uns haben, den du möchtest.« –

      Doch es erfolgt keine Reaktion, weder ein Wort noch ein Pfeil.

      »Lass uns die Pfeile mitnehmen und zu ihr gehen«, sagt Eila, während sie bereits die ersten aus dem Boden zieht.

      »Was hast du vor? Wenn sie uns nun verletzt?«, fragt er erstaunt zurück.

      »Das wird sie nicht, sie kann sich nicht bewegen!«

      Finley blickt sprachlos zur Elfe und dann zu Eila. Gemeinsam bergen sie die Pfeile und gehen zur erstarrten Elfe hinüber.

      »Wenn du den Zauber löst, müssen wir auf eine heftige Reaktion gefasst sein. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie deine Behandlung als friedliches Entgegenkommen ansehen wird.«

      »Sie ist nur gelähmt, kann uns aber sehen und hören«, entgegnet Eila. Sie tritt zur Elfe und hält den Armreif an ihrem linken Handgelenk vor deren Augen. Dabei spricht sie langsam und deutlich: »Hier siehst du den Armreif eines auserwählten Zauberers. Es ist mein Armreif. Er hat mich nach dem Tod meiner Großmutter Mairead ausgewählt. Ich wurde bisher von Erdmuthe ausgebildet, die nach der Rettung von Professor Hlin nun in Serengard gepflegt wird. Finley begleitet mich auf der Suche nach Sisgard, damit ich von ihr weiter ausgebildet werden kann. Ich hoffe, du glaubst uns jetzt, unseren Beweis hast du jedenfalls gesehen! –

      Ich

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