Seefahrt 1956-58 – Asienreisen vor dem Mast – Nautischer Wachoffizier. Klaus Perschke

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Seefahrt 1956-58 – Asienreisen vor dem Mast – Nautischer Wachoffizier - Klaus Perschke

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Also, es stiegen dort auch wieder etliche britische Fahrgäste aus. Für sie hatte das Reisevergnügen dort nun ein Ende.

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      Nach der Ankunft in Colombo und nach der Einklarierung, dem Löschklarmachen und Öffnen der Luken, kamen mit den Hafenarbeitern auch die Souvenirhändler in Scharen an Bord und drängten sich unangenehm den Besatzungsmitgliedern auf. Der Bootsmann musste alle Eingänge zum Schiff bewachen lassen und die Typen an Deck komplimentieren. Dort durften sie ihre Auslagen ausbreiten und präsentieren. Natürlich war man in der Mittagspause neugierig. Und da man bei der kurzen Liegezeit keinen Landgang in Colombo bekam, warf man doch schon mal hier und dort einen Blick auf die Angebote der Händler. Es gab nichts Berauschendes, womit man die Lieben zu Hause hätte begeistern können. Ansichtskarten, viel Schnickschnack, wie in jedem Hafen, irgendwelche Püppchen und Figürchen, welche einen nicht vom Hocker rissen. Aber etliche hatten diese kleinen typischen Teekistchen, in denen man eben diesen Tee aus Ceylon nach Europa verschiffte. Und so eine kleine Teekiste aus Sperrholz mit den metallischen Kantenbeschlägen hatte ich mir gekauft. Das bekam man nicht jeden Tag zuhause zu sehen. Inhalt ungefähr ein Kilo Tee. Eine sooo große Besonderheit war es trotzdem auch wieder nicht, denn den gleichen Tee hätte ich auch in Cuxhaven kaufen können. Nur, es war eben ein Mitbringsel aus dem schönen Colombo auf Ceylon.

      Nachdem wir unsere bis Colombo gebuchten britischen Passagiere mit ihren „personal effects“ an Land gesetzt hatten, weiterhin Herr Hanuschke etliche hundert Postsäcke aus der Postluke ordnungsgemäß der „Royal British Post“ nachgezählt übergeben hatte, war es wieder soweit, die BAYERNSTEIN langsam seeklar zu machen. Wie gesagt, Colombo hatten wir nur von Bord aus zu sehen bekommen.

      Nachdem wir dem Hafen von Colombo den Rücken gekehrt und das südliche Cap Dondra Head umrundet hatten, setzte Kapitän Schott fast Ostkurs auf die Durchfahrt zwischen Sumatra und den Nicobar-Inseln nördlich der Durchfahrt ab. Die Strecke bis Singapore betrug 1.567 sm (oder für die Landratte: 2.902 km). Das heißt, wir brauchten für diese Distanz bei 17 kn Fahrt 92 Stunden oder 3 Tage 19 Stunden. Am 20.02.1956 hieß es wieder „Klar vorn und achtern!“ Beim Ein- und Auslaufen standen wir in „seemannsweiß“ vorn und achtern. Wir waren ja auch besondere Seeleute!

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      Hier unsere wilde Backgang beim Einlaufen in Singapore 1956. Ganz vorn im Bild Heini Winter, der schönste Mann auf der Back, ganz links steht der 2. Offizier, Herr Dopp. Fritz Almstedt versteckt sich gerade hinter dem Kollegen rechts neben dem Galgen. Von meiner Wenigkeit sieht man nur den Kopf, sieht so aus, als ob ich Fritz aus seinem Versteck ziehen will. Das Foto hatte der 1. Zimmermann Kuddel Ketschau geschossen. Das Foto ist reif für das „Ohn-Sorg-Theater“.

      Was fällt mir über Singapore ein? Auf jeden Fall hatte ich keinen Landgang, sondern musste Raumwache gehen. Doch in Singapore wurde auch nur tagsüber im Hafen gearbeitet. Also mit dem „Überstundenmachen“ sah es bis dato mau aus. Der Bootsmann ließ nur seine Tagelöhner ranklotzen, aber auch nur in Grenzen. Er hatte bestimmt seine Anweisungen von oben bekommen. Die Seewachen – insgesamt 9 Mann – durften nur ihre Seewache gehen. Natürlich große Enttäuschung! Ich hoffte, dass sich das auf der Heimreise noch ändern würde. Singapore war damals auch noch eine Kronkolonie des „British Empire“. Auch hier stieg wieder ein Teil der Passagiere aus, die im Dienst der Krone standen.

      Auf dieser Reise hatten wir auch ein britisches Ehepaar mit einem zweijährigen Kind an Bord, die in Singapore ausstiegen. Er war ein junger Polizeioffizier, und sie war auch eine Polizeiangehörige in einem höheren Rang. Sie war, nebenbei erwähnt, eine bildhübsche Malayin, bildhübsch sogar in ihrer Uniform, die sie trug, als sie mit dem Baby von Bord ging. Jeder von uns hatte sie schon auf der Reise im Stillen bewundert. Von den restlichen britischen Fahrgästen wurden sie höflich behandelt. Es war aber wohl nicht im Sinne der britischen Kolonialpolitik, dass sich britische Staatsbürger mit Einheimischen aus den Kolonien mischten, also heirateten und Familien gründeten. Jedenfalls schlossen wir das aus der Reserviertheit der restlichen Briten an Bord gegenüber diesem Paar.

      Schwer beeindruckt von diesen süßen exotischen asiatischen Geschöpfen berichtete ich in meiner Post nach Hause darüber, schwärmte etwas von „Rassemädchen“, Heiraten und mit nach Deutschland nehmen. Willis Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Doch warum musste er immer zu so einem Blödsinn seinen Kommentar geben? Warum merkte der alte Herr nicht, dass ich ihn nur provozieren wollte? Wieder ein Fall für den Psychologen!

      Übrigens, der Chef hatte ab diesem Jahr wieder Arbeit. Ein gewisser Herr Blank, seines Amtes erster deutscher Verteidigungsminister nach dem Kriege unter Konrad Adenauer, stellte eine Bundeswehr auf, im Auftrage der Nato, wohlgemerkt. Ein Herr Franz-Joseph Strauß hatte Monate vorher noch laut gedröhnt, kein deutscher Mann sollte je wieder eine Waffe in die Hand nehmen! Und plötzlich war das alles vergessen. Und einer unter den ersten Bewerbern im Cuxhavener Raum war auch uns’ Vatter. Natürlich war er vorher schon entnazifiziert worden. Und er wurde auch genommen. Zu seinem Bedauern durfte er leider keine Uniform mehr tragen, die mit dem kleinen Dolch an der Seite. Das hatte er später immer wieder beanstandet, obwohl er ab diesem Zeitpunkt einen krisensicheren Job hatte. „Willi, was willst du mit dem Dolche sprich? Die Bleistifte anspitzen, mehr hoffentlich nicht!“

      Während die Hafenarbeiter in Singapore Malayen waren, bestand das Corps der Schiffsvorleute hier aus Briten. Die Stevedoring Company und die Hafenbehörde gaben den Ton an. Die Organisation und Zusammenarbeit lief hervorragend. Wenn „teatime“ war, war „teatime“. Very british of course!

      Am 22. Februar 1956 hatten wir Singapore bereits wieder verlassen. Unser Ziel war jetzt Manila auf den Philippinen. Unser Kurs führte zunächst ONO von der Singapore-Straße durch die Natuna-See bis zur Passage zwischen Pulau Natuna Besar an Backbord und Pulau Subi Besar an Steuerbordseite.

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      Quelle: LLOYD’s MARITIME ATLAS of world ports and shipping places, twenty-first Edition

      Von dort aus ging es durch das Südchinesische Meer, durch die Palawan-Passage fast NNO nach Manila. Die Distanz betrug 1.341 sm, also bei unserer Reisegeschwindigkeit von 18 kn sollten wir es in 74,5 Stunden oder drei Tagen und zwei Stunden schaffen. Also am 25. Februar würden wir in die Bay of Manila einlaufen. Und das packten wir leider nicht. Wahrscheinlich hatte die BAYERNSTEIN doch nur 17 kn gemacht, denn wir liefen erst am 27. Februar 1956 morgens zwischen 02:00 und 03:00 Uhr ein. Möglich, dass die Strömungsverhältnisse uns einen Strich durch die Rechnung gemacht hatten. Am Wetter hatte es nicht gelegen, denn das war fantastisch für die Tropen.

      Am 26. Februar hatte Kurt Tietjen Geburtstag, und zu unserem Erstaunen ließ er sich nicht lumpen: Jeder Mann von seiner Deckscrew bekam vier Flaschen Bier. Und bei 32° C im Schatten zischte es dann auch richtig durch die Kehle, als wir es nach dem Mittagessen tranken. Aber lieber wäre es uns gewesen, wir hätten zutörnen dürfen. Jeder brauchte Geld, denn jeder von uns hatte Wünsche auf dem Zettel, wenn wir nach Japan kommen würden. Mein Vater wollte einen Koffer haben, weiterhin ein Fernglas. Ich wollte für mich ein Teeservice kaufen, und ich dachte an „heiß baden“, denn davon redeten die schon länger an Bord weilenden Kollegen, nein sie schwärmten davon. Man würde sonst etwas verpassen. Und wer will schon im glorreichen Alter von 21 Jahren etwas verpassen? Ganz bestimmt nicht in Japan. Wie ich aus einem Brief meines Bruders, den ich in Manila erhalten hatte, entnahm, lag er mit dem Klütenewer, auf dem er angemustert hatte, im dicken Eis in Grünendeich fest eingefroren auf der Lühe an den Pfählen. Es musste damals 1956 ein schlimmer Winter in Norddeutschland gewesen sein. Angeblich hatten sogar Schiffe mit 10.000 tw auf Elbe und Weser große Schwierigkeiten mit der Eisfahrt gehabt. Wenn er 1956 auf meine Bitte hin rechtzeitig hier mit als Moses eingestiegen wäre, dann hätte er sich die „koolen Feut“ ersparen können. Aber Vaters bester Sohn wusste

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