Seefahrt 1956-58 – Asienreisen vor dem Mast – Nautischer Wachoffizier. Klaus Perschke

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Seefahrt 1956-58 – Asienreisen vor dem Mast – Nautischer Wachoffizier - Klaus Perschke

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kam eine Zeitspanne, in der ich mich nicht mehr schriftlich zuhause gemeldet hatte. Die Rundreise ab Hongkong, mit meinen Erlebnissen in den Häfen von Japan, der Volksrepublik China und zurück gipfelte in meinen ersten persönlichen Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht in Ostasien, also Erotik total. Da ich auf dieser Reise 21 Jahre alt geworden war, also voll verantwortlich für meine Erfahrungen im ostasiatischen Raum war, meinte ich, nicht unbedingt Rechenschaft gegenüber dem Familienclan ablegen zu müssen. Meine Eltern daheim waren große Operettenanhänger, und besonders Franz Lehar hatte es ihnen angetan. Madam Butterfly und so’n Gedöns. Auch ich kenne diese Melodien, hatte in den 1950gern sogar einen amerikanischen Film über Madam Butterfly gesehen. Mit anderen Worten, ich sah das kommende Japan ein bisschen durch die rosarote Brille von Franz Lehar. Naja, ich war immer ein hoffnungsloser Träumer in punkto Frauen.

      Ich überspringe den Hafen von Hongkong, in dem wir auch nur zwei Tage lagen. Jetzt lag Japan voraus mit den Häfen Yokohama, Nagoya und Kobe. Und, wie gesagt, während der Reise dorthin, außen um Taiwan herum, wurde die Deckscrew bereits in zwei Hälften unterteilt. Die einen durften in Yokohama an Land gehen, und die andere Hälfte zog es vor, in Kobe Landgang zu haben. Die Spannung stieg an. Natürlich kann ich heute nicht mehr genau nachvollziehen, wann wir in Yokohama ankamen, doch Dank Reed’s Marine Distance Tables konnte ich herausfinden, dass die Distanz von Hongkong bis Yokohama 1.584 Seemeilen beträgt. Also, diese Distanz durch unsere Marschfahrt von 17 kn geteilt, wären demnach 93,2 Stunden oder 3 Tage und 21 Stunden und vielleicht sogar mehr, da wir damals um Taiwan herum fahren mussten. Sagen wir vier Tage Fahrt, bis wir in Yokohama festmachen konnten. Das wäre der 7. März 1956 gewesen. Das geheimnisvolle Japan empfing uns mit offenen Armen.

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      Die Heimat von Madame Butterfly

      Quelle: LLOYD’S MARITIME ATLAS of world ports and shipping places, page 45

      Und dann kam sie, aber nicht Madame Butterfly, nein, zuerst kam „Mama San“. Auch noch nicht einmal eine japanische Mama San, sondern eine deutsche. Ich nenne sie mal Rosamunde Pilschke aus Sachsen. In ihrem Schlepptau drei bildhübsche, knusprigjunge, um die 17 bis 18 Jahre alte Japanerinnen.

      Und sie kamen das Fallreep empor an Bord. Rosamunde begrüßte uns auf Deutsch und verteilte Visitenkarten und Stadtplanauszüge mit Hinweisen, wo man ihre Kneipe finden konnte. Natürlich wurde sie von uns eingekreist, bestaunt, willkommen geheißen.

      Der Bootsmann kannte sie anscheinend schon länger, denn sie begrüßten sich freundlich. „Willst wohl meine Jungens verführen?!“ Worauf sie antwortete: „Keiner soll verführt, sondern nur bewirtet werden! Ein bisschen deutsche Gemütlichkeit!“ „Kenn ich, kenn ich!“ konterte der Bootsmann lachend, „aber erst müssen sie den Dampfer noch löschklar machen, da geht kein Weg dran vorbei, Rosi!“ Rosi verschwand lachend mit den drei Mädchen in ihrem Taxi. Wir standen alle noch mit ihren Visitenkarten in der Hand an Deck und waren in Gedanken bereits an Land.

      Wer war diese ominöse Rosamunde Pilschke? Sie war eine Ex-Nachrichtenhelferin, die über einen Verbindungsstab der Reichsmarine in Japan stationiert war, und die in Japan schifflosen Besatzungen der Reichskriegsmarine, deren schwimmende Untersätze von den Alliierten versenkt worden waren, betreute, Unterkünfte und Verpflegung organisierte, weiterhin für den Rücktransport mittels U-Booten nach Deutschland zu sorgen hatte, solange noch deutsche U-Boote nach Japan durchkamen. Nach der Kapitulation der Japaner wäre sie beinahe in amerikanische Gefangenschaft geraten. Sie heiratete ihren japanischen Verbindungsoffizier zur Reichskriegsmarine, und beide tauchten unter. Als sich die Lage nach 1945 beruhigt hatte, kauften sich beide eine Hafenkneipe und verpflichteten junge elternlose japanische Mädchen, bei ihnen als Animiermädchen zu arbeiten. Und als die ersten deutschen Schiffe nach dem Kriege wieder in Japan auftauchten, spezialisierte sie sich hauptsächlich auf das „liebevolle Einfangen“ deutscher Seeleute, die sie an Bord ihrer Schiffe besuchte und in ihre Kneipe – ihr „privates deutsches Seemannsheim“ - einlud. Deutsche Seeleute hatten in der Regel einen guten Ruf bei den japanischen Mädchen, also nett und freundlich zu den kleinen Damen zu sein. Falls man nicht nur zum Trinken in die Kneipe gekommen war, sondern auch die Chemie zwischen Hein Seemann und der kleinen Butterfly stimmte, dann konnte man die begehrte Auserwählte bereits vorher bei der schönen Rosamunde auslösen und mit ihr in ein empfohlenes Apartment entfleuchen. Und, wenn dann bei denen, die vorher monatelang nur in einer wilden Männergesellschaft gelebt hatten, die Hormone beim Landgang verrückt spielten und der Überdruck ein gewisses Organ anschwellen ließ, dann galt das Sprichwort: „Wenn die Nudel steht, ist der Verstand im Arsch!“ Aber auch das musste man wieder in den Griff bekommen. Und deshalb die Taxifahrt zu Rosamundes Kneipe „Zum rostigen Anker“ (auf Japanisch kann ich das nicht übersetzen). Und schon beim Eintritt in ihre Kneipe, wurden einem die Knie richtig weich. Welch eine Augenweide, viele Rehe in der Nähe, sogar ganz nah. Und was für Rehe! Seeleute mit Herzschrittmachern wären schon am ersten Tisch eingeknickt. Welch charmante Elfen einem da zulächelten, einen willkommen hießen! Unwillkürlich setzten bei mir Herzrhythmusstörungen ein. Bloß nicht schlappmachen! Erst einmal ein japanisches Bier trinken, abkühlen! „Be cool“ sagt man heute. Aber wer die Wahl hat, hat auch die Qual bei diesem Angebot von zirka 20 auserwählten Grazien, die uns so gerne Gesellschaft leisten, unsere trübseligen Gedanken wegpusten wollten, die uns so zärtlich in die Augen schauen konnten und so einen Liebesreiz ausstrahlten, dass man freiwillig eine Flasche Sekt schmiss, Madre mia. Alles in deutschen Händen, aber zittrigen Händen. Und beim Tanzen schmiegten sie sich so eng an einen, dass einem schwarz vor Augen wurde. Und küssen konnten die Mandelschnuten, das waren Voltladungen, die einem vom Kopf bis zu den Zehen durch den Körper zuckten. Irgendwann gegen 22:00 Uhr konnte ich nicht mehr, ich wollte mein Turteltäubchen nicht verlieren und zog die Notbremse. „Mama San, was kostet meine Perle für diese Nacht?“ Und Rosamunde kam gleich zum geschäftlichen Teil, als sie meine Lolliaugen sah. Nein, nicht mehr zum nächsten Bier, gleich zum „Heiß baden” wollte ich kommen. Okay, heute ist Zahltag. Und Rosamunde lächelte ihrem Mädchen zu. „Treibt es nicht zu dolle, ich brauch die Kleene noch!“ Und so entschwanden wir, die anderen später nach mir. Halb zog sie mich, halb sank ich hin, und sie tauchte mit mir in einem kleinen Hotel unter, wo wir uns für den Rest der Nacht ein Apartment mieteten.

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      Ich war überrascht, was für ein modern eingerichtetes Apartment es war. Es bestand aus einem einladenden Aufenthaltsraum, einem hübschen Schlafzimmer und einem wahnsinnig fantasievoll eingerichteten Bad. So eine sturmfreie Bude in Deutschland, vielleicht in Bremerhaven oder Bremen, also nicht in Cuxhaven unter den Augen meiner Eltern, und ich wäre der King gewesen! Aber dann hätte ich diese Kleine auch noch mit nach Deutschland gebracht.

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      Und hier eine Skizze vom Schlafzimmer des Apartements

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      Und so hatte der japanische Innenarchitekt das Badezimmer eingerichtet, die Badewanne versenkt in echtes schwarzes Lavagestein, die Wasserhähne versteckt in Lavabrocken, das Ganze sah wie ein geologisches Kunstwerk aus.

      Und als der Sealord Klaus Perschke gleich zur Sache schreiten wollte, wehrte sich meine Madame Butterfly: „We do first old japanese tradition, first hot bath. You will be very fit afterwards.” Und schon ließ sie ziemlich warmes, ich möchte sogar sagen, ziemlich heißes Wasser in ein typisch japanisches Sitzbad einlaufen, bis es dreiviertel voll war. Irgendwelche Kräuteressenzen, die angenehm nach Sandelholz dufteten, weckten meine Geister. Und als ich wieder meinen Überdruck nicht bändigen konnte, drückte mich dieses kleine Persönchen in diesen japanischen Kochpott. Ich hatte echt das Gefühl, ich werde wie eine Weihnachtsgans gebrüht und fing an zu stöhnen. Das war ein Schock! Doch kein Pardon, denn jetzt erst fing die Schrubberei an. Das tat gut, nur mir wurde richtig

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