Die Hoffnung aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen

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Die Hoffnung aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen

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Mal. Mein Kopf und mein Herz waren von Carolin erfüllt und zu ihr wollte ich, so schnell es ging, wieder zurückkehren. Ich wollte sie unbedingt wiedersehen und sehnte mich so sehr danach, mit ihr sprechen zu können, dass ich sie sofort zuhause aufsuchte, sobald ich meinen Part erfüllt hatte. Zwei Wochen waren da, nach unserem letzten Treffen am Lagerfeuer, vergangen. Für mich eine unendlich lange Zeit.

      Mir war an diesem Tag sogar egal gewesen, ob ich dort auf ihren Bruder oder auf sonst wen stoßen könnte. Ich wollte einfach nur Carolin schnell wiedersehen.

      Aber es war niemand zuhause und so musste ich auf sie warten. Als sie endlich kam, war ich mir erst nicht sicher, ob sie sich über meine Anwesenheit freute oder nicht, denn unsere Begrüßung fiel recht kühl aus. Mir kam später erst in den Sinn, dass sie wohl wütend war, weil ich mich zwei Wochen nicht bei ihr gemeldet hatte. Als ich sie um ein Gespräch bat, dauerte es, bis sie mit mir dafür auf die Terrasse ging. Und dort brauste sie gleich auf: „Sagst du mir heute, was du letztens in unserem Garten gesucht hast?“

      Ich weiß noch, dass ich Angst hatte, dass sie mich fortjagt, wenn ich ihr mit meiner Alchemistengeschichte komme. Deshalb erzählte ich ihr anfangs, dass ich meinen Vater gesucht und gefunden hätte und sogar meine drei Geschwister kennengelernt hätte.

      Carolin war völlig platt, dass ich die noch nie zuvor gesehen hatte und sie war noch platter, als ich ihr von noch einem Kind meines Vaters erzählte, dass ich auch nicht kennen würde.

      Das ich dem wenig später begegnen würde, ahnte ich da noch nicht.

      Ich hatte an diesem Nachmittag mit voller Absicht auf die Tränendrüse gedrückt und ihr sogar weisgemacht, dass mein Vater mich und das ältere Kind extra aus seinem Leben verbannt hätte und nur seine anderen Kinder wollte. Ich weiß noch, wie Carolin völlig entrüstet gesagt hatte: „Das ist ja unglaublich! Warum hast du ihn dann gesucht? Also ich hätte den für immer aus meinem Leben gestrichen. Hundertprozentig!“

      „Das verstehst du nicht. Du kommst aus einem normalen Elternhaus mit Geschwistern und einer Mutter und einem Vater - ohne jeglichen Hick Hack. Ich wollte auch immer einen Vater und Geschwister haben“, hatte ich geantwortet. Aber ich ahnte damals nicht im Geringsten, wie es wirklich um ihre Familie bestellt war. Sie machte zwar eine Andeutung, aber ich ging nicht weiter darauf ein.

      Da ich natürlich auch mehr über das Labor des Alchemisten herausfinden wollte, hatte ich irgendwann das Thema darauf gelenkt und sie gefragt, wie lange sie schon in dem Haus des Alchemisten wohnt.

      „Seit ungefähr fünf Jahren“, hatte sie gesagt und ich hatte zu Fragen gewagt: „War der Garten schon damals so angelegt gewesen?“

      Ihr Blick war daraufhin über die Rasenfläche geglitten, als müsse sie darüber erst nachdenken und ich hatte sie dabei beobachtet, weil ich sehen wollte, ob ihr Blick irgendwo hängen blieb. Aber sie schien nichts zu wissen und zeigte nur auf ein paar Beete, die neu angelegt worden waren.

      Vielleicht belog sie mich damals. Aber das glaube ich nicht. Denn auf ihre Frage, was ich denn eigentlich suchen würde, und meine Antwort, dass ich eine Tür suchen würde, wirkte sie wirklich überrascht.

      „Du suchst eine Tür im Garten?“

      „Ja, eine Tür zu einem Kellergewölbe.“

      Sie hatte daraufhin ihren Blick erneut wie einen Scann über die Rasenfläche laufen gelassen, ohne mich als verrückt abzustempeln. Sie hatte mich nur gefragt: „Wieso meinst du, dass ausgerechnet hier ein versteckter Keller sein soll?“

      Daraufhin hatte ich ihr gesagt, dass meine Vorfahren aus der Gegend stammen und meine Oma Aufzeichnungen von ihrem Vater erhalten hatte, die das belegen. Und ich erzählte ihr von meinem Dachbodenfund.

      „Also, in der Kiste fand ich handgeschriebene Aufzeichnungen, die wohl zu der Zeit entstanden sind, als der Schreiber - mein Urgroßvater eben - im Krieg war. Er schrieb von den schönen Erinnerungen an die Zeit, die er in Ägypten verbracht hatte und er schrieb von einem Alchemisten, der ihn in Ägypten in die Lehre genommen hatte.“

      Ich sehe noch genau vor mir, wie Carolin mit großen Augen aufgebracht gerufen hatte: „Einem was?“

      Von ihrem seltsamen Ausbruch verunsichert, erklärte ich ihr etwas irritiert darüber, dass sie Unterlagen über Alchemie besitzt, in dem Haus eines Alchemisten lebt und doch völlig dumm nachfragt, wovon ich spreche: „Einem Alchemisten. Das sind Menschen, die unter anderem chemische Zusammenhänge, Naturwissenschaften, Glauben und Aberglauben zusammen verbinden, um das Geheimnis des Lebens und des Todes zu ergründen. Mein Urgroßvater war wohl eher so einer, den der Tod interessierte und wie man ihm von der Schippe springen kann.“

      Natürlich hatte sie das nur so dumm nachgefragt, weil sie so erschüttert war, dass ich mit Kurt Gräbler verwandt bin. Es schien ihr regelrecht den Atem zu nehmen und heute kann ich das verstehen. Mir ging es später schließlich nicht anders, als ich begriff, dass uns mehr verband als nur der Umstand, dass Kurt mein Vorfahre ist und Carolin in seinem Haus lebt. Ihr muss das dort klargeworden sein. Und wer weiß, was ihr noch alles klarwurde, als ich ihr sagte: „Mein Urgroßvater hatte wohl Angst, dass er noch nicht weit genug mit seinem Studium vorangekommen war, um auszuschließen, dass er völlig von der Welt muss, wenn ihn im Krieg ein Schuss trifft oder eine Granate zerfetzt.“

      „Was? Du glaubst, er meinte, er könne es schaffen, nicht sterben zu müssen?“

      Sie klang damals so unglaublich fassungslos und ich wollte sie beruhigen. „Nein, das konnte er wohl nicht. Denn er verschwand eines Tages spurlos, was mir ganz nach tot aussieht.“ Dann hatte ich ihr noch von meiner Oma erzählt, und dass sie nur gezeugt worden war, um von ihrem Vater als eine weitere Möglichkeit, dem Tod zu entrinnen, angesehen zu werden.

      Ich weiß bis heute nicht, wie weit Carolin zu dem Zeitpunkt eigentlich schon über alles Bescheid wusste. Ich weiß noch, wie sie lauernd gefragt hatte: „Was hat das Ganze mit einem Keller in unserem Garten zu tun?“

      Ich erklärte ihr: „Auf der ersten Seite eines der Bücher, die ich auf dem Dachboden gefunden hatte, war ein Eintrag gemacht worden, der viel später geschrieben wurde als der Rest. Darauf stand: Liebste Tochter! Wenn du diese Bücher liest, wirst du erkennen, welch wichtiger Weg mich durchs Leben führt und warum alles geschah, wie es geschah. Ich bin einem Geheimnis auf der Spur und hoffe, dass sich der Wunsch nach ewigem Leben für mich bewahrheiten wird. In meinem unterirdischen Labor in meinem Garten halte ich hoffentlich die Macht über Leben und Tod in den Händen. Darum suche ich nach diesem Labor.“

      „Und was willst du dort?“, hatte sie gezischt.

      Ich weiß nicht, ob sie da schon von dem Labor und seinem Standort wusste. Aber heute weiß ich, sie hat es gefunden und war auch dort drinnen gewesen. Ich bekam niemals die Gelegenheit dazu und es graust mich bei der Vorstellung, dass sie ganz allein Kurt Gräbler darin gefunden hatte.

      Auf ihre Frage hatte ich geantwortet: „Ich erzählte dir doch bei dem Lagerfeuer von einem Vermächtnis, das einem die Vorfahren hinterlassen. Seit meiner Kindheit träume ich, dass ich etwas tun muss. Ich sehe mich diesen Keller finden und etwas darin zerstören. Ich weiß nicht was, aber es scheint sehr gefährlich für mich und alle zu sein, die noch betroffen sind. Ich sah dich und einen anderen Jungen in diesen Träumen und ich weiß, dass wir alle einem Tag entgegensteuern, der unser Tod sein wird, wenn ich nichts unternehme.“

      Ja, das hatte ich zu ihr gesagt. Das hatte ich ihr gestanden. Aber Carolin wurde nur schrecklich wütend.

      „Was? Das ist doch vollkommener Blödsinn! Einen Tag,

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