Die Hoffnung aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen

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Die Hoffnung aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen

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zurückgibt. Ich schob es darauf, dass bisher keine von ihnen die richtige war. Die einzig richtige Frau existierte bis dahin nur in meinen Träumen und sie liebte ich dort auch. Sie war die eine, der ich alle meine Gefühle offenbarte und die sie mir hundertfach zurückgab. Bei ihr gab es keine Wertung meiner Person oder meines Verhaltens. Sie verstand mich blind und meine Art zu lieben war die Art, wie sie geliebt werden wollte. Aber ich konnte sie mir nicht herbeiwünschen, wenn ich sie brauchte. Sie kam meist völlig unverhofft in meine Träume, und letztendlich war es nur noch in Alpträumen mit Schreckensszenarien aus einem Labor gewesen. Erst war es nur ein dunkler Schatten, der sie darin einschloss und ihr Licht niederdrückte. Dann legte sich diese graue Welt ganz auf meine Träume, und Kurt, der mit diesem grauen Schatten erschien, legte ein Gefühl der Angst auf mein Gemüt, das sich immer öfter in meinen Träumen einschlich. Und mit jedem Mal wurde die Gefahr um das Mädchen größer, die Schatten dunkler und mein Entsetzen, weil etwas Schlimmes passieren würde, stärker. Ich war verstört und wusste bei jedem Traum, dass ich dieses Mädchen retten musste, denn sie gehört zu mir.

      Erst konnte ich Kurt in meiner Traumwelt noch Einhalt gebieten. Aber mit jedem Mal wurde meine Kontrolle über ihn schwächer und die Bedrohung für das Mädchen größer. Und dann veränderten sich die Gefahr und mein Traum. Es wurde zu einer Szene, die sich immer wieder zu wiederholen begann. Ich war in einem schmutzigen Labor und unter einem Tisch hockte ein Mädchen. Vor dem Tisch stand ein Mann, der sie mit einem Messer bedrohte. Doch die Szene änderte sich mit jedem neuen Traum. Wo ich erst glaubte, der Mann wäre Kurt und ich das Mädchen nicht klar erkennen konnte, wurde der Mann zu einem jungen Mann, der Kurt nur ähnelte, und das Aussehen des Mädchens wurde deutlicher. Ich sah ihr blondes Haar und ihre Sommersprossen in dem bleichen Gesicht.

      Für die arme Tanja muss ich wie ein Irrer gewirkt haben, der erst über sie herfiel und dann im Schlaf von Albträumen gequält in Panik ausbrach und immer wieder einen Namen rief, der nicht ihrer war. Denn mit dem Albtraum in dem Labor setzte sich auch ein Name in meinem Inneren für das Mädchen fest. Ich nannte sie Carolin, bevor ich wusste, dass das Mädchen, das ich suchen und finden würde, auch so heißen würde. Das war eins der vielen Mysterien, die wir in den folgenden Monaten noch erleben sollten.

      Tanja ging und kam nicht wieder. Ohne ein Wort verschwand sie einfach aus meinem Leben und ließ sich am Telefon verleugnen. Als ich sie aufsuchen wollte, war sie sogar weggezogen.

      Erneut folgten andere. Aber es klappte nicht mehr. Etwas blockierte mich. Ich schob das alles auf meine Albträume und dieses Mädchen darin, das ich suchen und finden musste.

      Zu der Zeit hatte ich die Bücher von dem Alchemisten Kurt Gräbler so oft gelesen, dass ich sie fast auswendig kannte. Ich hoffte, dass Mädchen in der Nähe von einem Haus zu finden, das ich schon lange aus den Geschichten von Kurt zu kennen glaubte. Ich begann zu recherchieren und fand das Anwesen des Alchemisten und beschloss es aufzusuchen, sobald ich volljährig war und mich aus den Klauen meiner Mutter befreien konnte. Ich musste wissen, wer wirklich darin wohnte.

      Und ich fand es. Der Ort, an dem es stand, war zu meiner Überraschung keine 30 Km von dem Ort entfernt, in dem auch mein biologischer Vater lebt.

      Ich beschloss, auch ihn in mein Leben zu zwingen. Schließlich hatte er mich gezeugt. Und ich erhoffte mir von ihm ein paar Antworten auf die Fragen, die wegen meiner Träume und diesem Kurt an mir nagten. In den Büchern des Alchemisten stand geschrieben, dass sich dieses Phänomen auf alle seine Nachkommen bezieht und mein Vater ist schließlich Kurt Gräblers Enkel!

      Aber erst als ich neunzehn war, und mein Abitur sowie meinen Führerschein in der Tasche hatte, befreite ich mich aus den Klauen meiner Mutter. Ich begab ich mich nach Osnabrück, um die zwei Personen zu finden, die ich dort zu finden hoffte. Carolin und meinen Vater. Dass ich dort aber auch auf meinen Halbbruder Julian stoßen würde, ahnte ich damals noch nicht und auch nicht, dass er der junge Mann aus meinen Träumen war, der unser Leben beenden wollte.

      Ich wusste zu der Zeit vieles nicht und wenn ich es gewusst hätte … vielleicht wäre ich in Wolfsburg geblieben. Ich wäre eventuell glücklicher geworden, wenn ich mich von Carolin und ihrem Leben ferngehalten hätte. Mir wäre zumindest erspart geblieben, dass meine einzige Liebe mich hintergeht und ablehnt. In meinen Träumen war sie mir wenigstens sicher gewesen. In der Realität nicht.

      Familienbande

      Ich verließ im April, also vor acht Monaten, Wolfsburg und zog in ein kleines Hotel in Alfhausen, einem kleinen Nachbarort in der Nähe der Bauernschaft, in der das Haus des Alchemisten steht. Ich war mir zu diesem Zeitpunkt nicht mal sicher, ob ich das Mädchen aus meinen Träumen wirklich jemals finden kann. Schließlich war sie eine Traumfigur, wie Kurt und Sonja. Aber die hatte es offensichtlich vor Jahrzehnten wirklich gegeben. Darum hoffte ich, dass es das blonde Mädchen genauso gibt. Aber so sehr ich sie mir auch in diese Welt wünschte, so sehr hatte ich auch Angst, dass sie dann wirklich dieser Gefahr aus meinen Träumen ausgesetzt sein könnte und meine Träume unsere Zukunft voraussagten, wie sie auch schon die Vergangenheit von Kurt Gräbler widergespiegelt hatten.

      Als erstes suchte und fand ich das Anwesen, dass einst dem Alchemisten gehört hatte. Ich legte mich einige Tage auf die Lauer, um herauszufinden, wer es bewohnte. Es gab dort ein älteres Paar und ich sah einen jungen, dunkelhaarigen Mann, der viel mit seinem Rennrad herumfuhr. Mehr sah ich anfangs nicht. Doch dann kam eines nachmittags ein junges Mädchen auf ihrem Fahrrad zu dem Haus gefahren. Sie stellte es an einen der riesigen Buchen vor dem Haus ab und klingelte an der Tür. Und dann sah ich sie. Sie öffnete dem Mädchen und sie gingen zusammen in den Garten. Ihre hellblonden Haare leuchteten in der Sonne und ich hörte ihr glasklares Lachen.

      So fand ich damals heraus, dass es wirklich dieses Mädchen in dem Haus des Alchemisten gab und ich war mir vom ersten Blick auf sie sicher, dass sie die richtige sein muss. Warum ich das glaubte, war mir da noch nicht klar. Zu der Zeit ahnte ich nicht mal, dass Carolin auch mit dem Alchemisten Kurt Gräbler verwandt ist und er genauso ihre Träume bestimmt, wie auch meine. Ich wusste nur, dass sie in seinem Haus lebt und das schien mir die einzige Verbindung von ihr zu dem Alchemisten zu sein. Als ich später erfuhr, dass sie auch mit ihm verwandt ist und von ihm träumt, da wusste ich, dass sie die eine ist, die zu mir gehört.

      Aber damals wusste ich noch gar nichts. Tagelang hatte ich mich auf die Lauer gelegt und war sogar einige Male mit dem Schulbus nach Ankum gefahren, um mehr von ihr zu erfahren. Ich verschanzte mich in den hintersten Sitzreihen und wartete, bis sie an ihrer Haltestelle einstieg und an der Schule wieder ausstieg. Ihre Freundin Christiane war zu der Zeit immer an ihrer Seite. Damals ahnte keiner von uns, dass sich ihre Freundschaft nur wenige Wochen später in Luft auflösen würde … und zwar durch meine Schuld.

      Auch andere Mädchen aus dem Bus kannten Carolin. So erfuhr ich das ungeheuerliche, dass mir erneut vor Augen führte, dass meine Träume real waren. Das Mädchen hieß tatsächlich Carolin.

      Es erschütterte mich Anfangs, dass alles so erschreckend zutraf. Nicht nur, dass es Carolin wirklich gab und dass sie dem Mädchen aus meinen Träumen wirklich glich, sondern auch, dass ich aus einer Eingebung heraus ihr einen Namen gegeben hatte, der auch noch zutraf.

      Doch dann wurde mir klar, dass dieser Alchemist Unglaubliches geleistet hatte. Er hatte sich nicht vor dem Tod bewahrt, wie er gehofft hatte. Aber er hatte es geschafft, sich in mir zu bewahren, und er hatte mich zu Carolin geführt. Damals wusste ich nur noch nicht, warum.

      Ich beschloss sie anzusprechen. So fuhr ich eines Morgens mit einem der früheren Busse nach Ankum und nutzte die kurze Fahrzeit, einige Erkundigungen über Carolin einzuholen, die mir die gesprächigen Mädels gerne gaben. Ich fragte nach dem Haus, das sie mit ihrer Familie bewohnte, und mir wurden gleich die wildesten Geschichten offenbart. Man erzählte mir, dass dieses Haus lange als verflucht galt und nur, weil die Maddisheims es nun schon

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