Quentin Durward. Walter Scott

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Quentin Durward - Walter Scott

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geschlagen. Könnt Ihr Euch so was denken?“

      „Nach der Art, wie Ihr den Charakter der Fürsten beschreibt“, entgegnete Meister Peter, der über den Abscheu des Jünglings, mit dem er von kindlichem Undank sprach, ein wenig erregt zu sein schien, „wär's besser für Euch, wenn Ihr selbst ein Feldherr geworden wäret; denn wo soll ein so weiser Jungbursch einen Anführer finden, der sich zum Befehlshaber für ihn schickte?“

      „Ihr lacht mich aus, Meister Peter“, sagte der Jüngling heiter, „und könnt recht haben; allein Ihr habt einen Mann nicht genannt, der ein wackrer Anführer ist, und eine tapfere Truppe hier zusammenhält, unter dem schon jemand Dienste suchen könnte.“

      „Ich kann nicht erraten, wen Ihr meint.“

      „Wen denn anders, als den, der zwischen den beiden Magneten hängt? Den man weder Franzosen noch Burgunder nennen kann, der aber die Waage zwischen beiden zu halten weiß; vor dem sich beide fürchten, und ihm zugleich dienen, so große Fürsten sie auch immer sind.“

      „Ich erkenne nicht, wen Ihr meint“, sagte Peter, nachsinnend.

      „Wen sollte ich meinen, als den edlen Ludwig von Luxemburg, den Grafen von St.-Paul und Großconnetable von Frankreich? Der behauptet seinen Platz mit seinem kleinen, tapferen Heer und trägt das Haupt so hoch, wie König Ludwig oder Herzog Karl, und schwebt doch zwischen beiden, wie der Knabe, der in der Mitte eines Brettes steht, während zwei andere sich an den beiden Enden auf- und abschwingen.“

      „Er läuft aber Gefahr, am schlimmsten von allen Dreien zu fallen“, sagte Meister Peter. „Im Vertrauen gesagt, junger Freund, wisst Ihr denn, dass Euer Graf von St.-Paul der Erste war, der das Beispiel gab, das Land in Kriegszeiten zu verheeren?“

      Da ging die Tür auf, und ein Mädchen, von etwa fünfzehn Jahren, trat herein, mit einem Präsentierteller, auf dem eine kleine Schale stand mit getrockneten Pflaumen, die der Stadt Tours seit je zu gutem Ruf verholfen haben. Allein der Anblick des Mädchens, das sie trug, fesselte Durwards Aufmerksamkeit in weit höherem Grade, denn ihr junges und liebenswürdiges Gesicht war ernster, als es sonst der Schönheit der Jugend eigen zu sein pflegt, und er zog mit der romantischen Einbildungskraft der Jugend sehr rasch den Schluss, dass über ihrem Schicksal ein romantischer Schleier liegen möchte. „Nun, Jacqueline“, sagte Meister Peter, als das Mädchen ins Zimmer trat, „was ist denn das? Ich wünschte doch, dass Frau Perette mich bedienen sollte. Dünkt sie sich etwa zu gut dazu?“

      „Meine Mutter ist nicht wohl“, versetzte Jacqueline eilig, doch demütig; „sie muss das Zimmer hüten.“

      „Hoffentlich allein!“, sagte Meister Peter mit einem Nachdrucke; „ich gehöre nicht zu denen, die erdichtete Krankheiten als Entschuldigung gelten lassen.“

      Jacqueline wurde bleich und zitterte bei Meister Peters Antwort, dessen Stimme und Blick, stets rau, stechend und unfreundlich, in Fällen, wo er Zorn oder Verdacht ausdrückte, eine sehr düstere Färbung annahm. Quentin Durward aber eilte Jacqueline entgegen, um ihr die Last, die sie trug, abzunehmen. Sie ließ sie ihm auch willig, aber beobachtete mit schüchternem, ängstlichem Blick das Gesicht des zornigen Bürgers. Es war unmöglich, dem durchdringenden, um Mitleid flehenden Ausdruck ihrer Blicke zu widerstehen, und Meister Peter fuhr nun, nicht bloß mit vermindertem Groll, sondern mit Artigkeit fort: „Ich tadle Dich nicht, Jacqueline, denn Du bist zu jung, um das schon zu sein, was Du einst, ich denke nur mit Schmerz daran, werden musst, ein falsches, verräterisches Wesen, wie alle Deines wankelmütigen Geschlechts. Niemand erreicht das eigentliche Mannesalter, ohne dass sich ihm Gelegenheit geboten hätte, Euch alle kennen zu lernen. Hier ist ein schottischer Kavalier, der wird Dir dasselbe sagen.“

      Jacqueline blickte augenblicklich den jungen Fremden an, so, als wollte sie nur Meister Peter gehorchen; allein so flüchtig der Blick auch war, so schien es Durward doch, als ob darin eine Aufforderung zu Unterstützung und Teilnahme liege, und mit der Schnelligkeit, die sein jugendliches Gefühl ihm eingab, sowie mit der durch seine Erziehung ihm eingeflößten romantischen Verehrung des weiblichen Geschlechts antwortete er: Er wolle sogleich seinen Handschuh jedem hinwerfen, der zu behaupten wage, dies Wesen, dem er jetzt ins Auge schaue, sei nicht von den reinsten und aufrichtigsten Gesinnungen beseelt.

      Das junge Mädchen wurde totenbleich und warf einen misstrauischen Blick auf Meister Peter, der über die Prahlerei des galanten Jünglings nur verächtlich lächelte.

      „Ihr seid ein törichter Mensch“, sagte er zu dem Schotten, „und versteht Euch ebenso wenig auf die Weiber, als auf die Fürsten, deren Herzen“, hier schlug er andächtig ein Kreuz, „Gott in seiner rechten Hand hält.“

      „Und wer hält denn die Herzen der Weiber?“, fragte Quentin, entschlossen, sich von dem Übergewicht dieses seltsamen alten Mannes nicht weiter in die Enge treiben zu lassen.

      „Da müsst Ihr schon in einem andern Quartier vorfragen“, sagte Meister Peter mit Ruhe.

      Quentin war abermals zurechtgewiesen, jedoch nicht völlig aus der Fassung gebracht. Während er aber noch bei sich dachte, dass er dem alten Manne zu viel Ehre wegen des Frühstücks antue, und dass er doch ein schottischer Edelmann mit Stammbaum und Wappenrock bleibe diesem Handwerker von Tours gegenüber, streichelte dieser Jacquelinens lange Haarflechte und sagte mit Lächeln: „Der junge Mann da wird mich bedienen, Jacqueline; Du kannst wieder gehen. Ich werde es Deiner nachlässigen Mutter sagen, dass sie sehr übel daran tut, Dich so unnötigerweise jungen Gaffern auszusetzen.“

      „Ich wollte Euch ja nur aufwarten“, sagte das Mädchen, „und hoffentlich werdet Ihr deshalb nicht böse sein auf Eure Verwandte, denn ...“

      „Sappalot!,“ rief der Kaufmann, indem er ihr, obgleich nicht mit Rauheit, ins Wort fiel, „Du willst Dich doch nicht in einen Wortkampf mit mir einlassen, oder bleibst Du am Ende, um den jungen Mann recht zu betrachten? Geh nur! Es ist ein Edelmann und seine Bedienung ist hinreichend für mich.“

      Jacqueline verschwand, und Quentin Durward nahm so großen Anteil an diesem plötzlichen Verschwinden, dass er darüber den Faden seiner Betrachtungen verlor und ganz mechanisch gehorchte, als Meister Peter, sich nachlässig in den großen Armstuhl werfend, mit dem Tone eines Mannes, der zu befehlen gewohnt ist, sagte: „Setze den Teller hier neben mich!“

      Der Kaufmann senkte jetzt seine dunklen Augenbrauen über die scharfen Augen, so dass man sie kaum noch sah, oder schoss dann und wann einen lebhaften Blick darunter hervor, gleich Sonnenstrahlen hinter dunklem Gewölk. Je öfter und fester er ihn jetzt betrachtete, umso stärker ward seine Neugier, zu erfahren, wer und was der Mann eigentlich war, den er in seinen Gedanken wenigstens für einen Syndikus oder eine hohe Person von Tours hielt. Unterdessen schien der Kaufmann abermals in tiefes Gedanken versunken zu sein, aus dem er sich bloß erhob, um entweder das Zeichen des Kreuzes zu machen, oder etwas von den gedörrten Früchten nebst einem Stückchen Zwieback zu sich zu nehmen. Dann winkte er Quentin, ihm den Becher zu reichen, und als er den Wein, mit Wasser vermischt, ausgetrunken hatte, zog er einen großen, aus Seeotterfell verfertigten Beutel hervor und schüttete eine Menge kleiner Silbermünzen in den Becher, bis er über die Hälfte voll sein mochte.

      „Ihr hättet wohl Ursache, dankbarer zu sein junger Mann“, sagte Meister Peter, „sowohl Eurem Patron Saint-Quentin, wie dem heiligen Julian, als Ihr es, dem Anschein nach, seid. Ich möcht Euch raten, in ihrem Namen Almosen zu verteilen. Bleibt indes in diesem Gasthaus, bis Ihr Euren Verwandten, Ludwig mit der Narbe, gesprochen habt; er wird nachmittags von der Wache abgelöst. Ich will's ihn wissen lassen, dass Ihr hier seid; denn ich habe Geschäfte im Schloss.“

      Durward wollte sich entschuldigen, dass er die Freigebigkeit seines neuen Freundes nicht anzunehmen wage; allein Meister Peter sagte,

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