POLARLICHTER. Manfred G. Valtu

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POLARLICHTER - Manfred G. Valtu

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wie er bitter dachte.

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      K A P I T E L 5

      Lunde schüttelte den Kopf. „Die wollen ein Foto von der Toten.“ Er war es nicht gewohnt, dass auf eine einfache Frage gewissermaßen mit einer Gegenfrage reagiert wurde.

      „Und? Wo ist das Problem?“, ließ sich Mathisen vernehmen. „Welches meiner Starfotos wollen wir schicken?“

      „Wie kriege ich den Kollegen bloß in den Griff“, dachte Lunde. Das nach außen gezeigte übertriebene Selbstbewusstsein seines Mitarbeiters sollte – das wusste er von der Kriminalpsychologin aus Oslo – verdecken, welche unsichere Persönlichkeit unter der äußeren Schale steckte. Jeder und jede Anwärter/in auf den höheren Polizeidienst durchlief den „Psycho-Check“ in Oslo. Stellte man dabei sogenannte „besondere“ Persönlichkeitsmerkmale fest, gelangten diese in einen „Zusatz nur für die Personalstelle“. Und in diesen Zusatz hatte der jeweilige Leiter der Aus- oder Fortbildungsstelle Einsicht.

      Dass aus Mathisen kein Drogenjunkie oder Schlimmeres geworden war, zeigte beispielhaft, dass eine verkorkste Kindheit und Jugend mit einem gewalttätigen Vater und einer schwachen alkoholsüchtigen Mutter nicht zwangsläufig zu einem weiteren verkorksten Leben führen musste.

      „Man muss viel Geduld mit ihm aufbringen und seine Extratouren so weit wie möglich tolerieren und sie langsam in die richtigen Bahnen lenken“, hatte die Psychologin resümiert.

      „Leicht gesagt, schwer getan“, dachte Lunde. Er war weder ein sehr geduldiger Mann noch legte er besonderen Wert auf pädagogische Übungen. Doch langsam gewöhnte er sich daran, nicht jede nervige Handlung oder Äußerung des Kollegen zu kommentieren.

      „Wir werden nichts dergleichen tun. Geben Sie mir mal bitte das Tablet, liegt dort auf dem Tisch vor dem Fenster. Und geben Sie mir noch ein ausgedrucktes Foto, egal welches. Hauptsache, sie ist darauf gut zu erkennen. Danke.“

      Lunde öffnete seinen account rief sein Skype-Programm auf und murmelte „Die sind ja hoffentlich nicht auf dem Stand von Fax und Festnetztelefon stehen geblieben.“

      §

      „Ja, Frau Peters?“ Singer schaute auf. Nach anfänglichem Fremdeln hatte er sich daran gewöhnt, dass seine 'Vorzimmerdame' sich jederzeit auch unangekündigt Eintritt verschaffte. Sie war schon persönliche Assistentin seines Vor-Vorgängers gewesen und besaß daher 'ältere Rechte'.

      „Ein Kriminalhauptkommissar Lunde aus Olden hat telefonisch angekündigt, in einer halben Stunde per Skype oder Zoom mit Ihnen konferieren zu wollen. Es ginge um eine weibliche Leiche.“

      „Warum haben Sie ihn nicht durchgestellt? Was bildet sich der Kollege denn ein? Dass wir hier sofort springen?“

      „Genau wegen dieser erwarteten Reaktion habe ich ihn nicht zu Ihnen durchgestellt.“

      Singer war einen Augenblick sprachlos. Frau Peters nutzte dies, um gleich fortzufahren. „Es ist nach meiner Erfahrung nie gut, in diesem sensiblen Bereich einem Gesprächspartner spontan seine Meinung zu sagen. Dies könnte die vielleicht erforderliche Zusammenarbeit von vornherein belasten. In meiner langen Zeit ...“

      Singer stoppte seine (wie er sie heimlich nannte) Lehrmeisterin, indem er aufsprang und „Ist ja gut, Frau Peters, Sie haben ja recht!“ ausrief. „Rufen Sie bitte zurück und sagen Sie dem Kollegen, dass ich über Skype in etwa zwei Stunden zur Verfügung stehe. Bis dahin habe ich noch Einiges zu recherchieren.“

      Frau Peters nickte stumm, machte auf dem Absatz kehrt und eilte an ihr Telefon.

      Als sie draußen war, rief Singer auf seinem Rechner den dreifach gesicherten, nur ihm und der Präsidialabteilung zugänglichen Operations-Account der Abteilung SO auf. Die Suchfunktion gliederte sich nach Operationsgebieten, Auftragsdefinition und nach mit der Sache befassten Mitarbeitern und -innen.

      Singer gab die Nummer 7301 ein. Es erschien das Ausweisfoto seiner Außendienstmitarbeiterin Anna Leutlov. Er scrollte weiter und fand unter „Aktuelles“ den Auftrag „NW Methyl“, in dem sie zur Zeit in Norwegen eingesetzt war.

      Er erinnerte sich undeutlich an eine länger zurückliegende Abteilungsbesprechung, in der unter anderem von „Industriespionage“, „norwegischen Forschern“, „Methan“ und „CO2-Reduktion“ die Rede gewesen war. Offenbar diente das Stichwort „NW Methyl“ gleichzeitig der Assoziation wie auch der Verschleierung des eigentlichen Operationsziels.

      Wenn Anna in Schwierigkeiten geraten und nicht (wovon er ausging) die Leiche sein sollte, dann gäbe es für die Wanze im Ohrstecker der Toten zwei Erklärungen: Entweder konnte Anna sich nicht melden und es war eine Botschaft an seine Abteilung, letztlich an ihn. Oder Anna wollte als tot erscheinen, um freie Bahn für weitere Nachforschungen beziehungsweise Aktionen zu haben. Ein nicht unübliches Vorgehen in der „Höhle des Löwen“.

      Am Wahrscheinlichsten war eine Kombination aus beiden Alternativen.

      Es ergaben sich zwei Schlussfolgerungen: Erstens musste die Identität der Toten geklärt, gegenüber den norwegischen Kollegen aber verschleiert werden. „Zweitens brauche ich die Wanze“, sagte er sich selbst.

      Es würde nicht einfach sein, den Kollegen auf der einen Seite hinzuhalten, andererseits aber Wanze und Leiche zu bekommen.

      Nachdem er sich eine Gesprächstaktik zurechtgelegt hatte, rief er mehrere Seiten mit Informationen über das System der norwegischen Polizei sowie des Rechtssystems auf.

      Nach einer Stunde intensiven Studiums sah er dem Gespräch mit Optimismus entgegen.

      §§§§§§§§

      K A P I T E L 6

      Immer, wenn er den endlos scheinenden Gang betrat, ergriff ihn dieses Schaudern und Frösteln. Daran würde er sich wohl nie gewöhnen.

      Seit mehr als einem Jahr trat er zweimal wöchentlich seinen Kontrollgang im „Globalt Sikkerhetshvelv for frø på Svalbard“ (Weltweiter Saatgut-Tresor auf Svalbard) an. Und es war trotz der auf Spitzbergen herrschenden niedrigen Temperaturen immer wieder ein kleiner Schock, in das auf minus achtzehn Grad heruntergekühlte Gebäude zu kommen.

      Doch sein Frösteln rührte nicht etwa von dem Kälteschock her. Seine Dienstkleidung hielt die Kälte komplett ab. Es war wie immer die indifferente Angst, in dieser von Menschenhand geschaffenen unterirdischen Anlage gefangen zu sein.

      Und natürlich auch die Angst vor Entdeckung.

      Worauf hatte er sich da nur eingelassen? Er, honoriger promovierter Master Of Science mit den Fachgebieten 'Advanced Materials', 'Biological Recognition', Molecular Sciences' und 'Medicinal and Industrial Pharmaceutical Sciences' hatte nie etwas anderes gewollt, als wissenschaftlich zum Nutzen der Menschheit zu forschen. Er wollte mithelfen, die trotz Nahrungsüberfluss vorhandene ungleiche Verteilung und die damit verbundenen Hungerkatastrophen zu beseitigen.

      Ein hehrer Ansatz.

      Master Sc. Sven Johansson schüttelte den Kopf, nahm kurz die Fellmütze ab und fuhr sich mit der behandschuhten Hand durch sein schütteres Haar. Was war hingegen aus ihm geworden? Ein Verräter an der Sache, ein Krimineller! Und an allem

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