Raus aus der Krise. Geri Schnell

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Raus aus der Krise - Geri Schnell

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kann mit der Antwort von Max nicht viel anfangen und sitzt einige Zeit stumm da.

      «Warum fragst du nicht deinen Pfarrer?», will Max wissen.

      «Ach, für den ist alles so selbstverständlich. Da redet Moses mit Gott, wie mein Vater mit seinem Chef, dann macht er schnell sein Wunder, später ist er wieder zornig und am Schluss vergibt er wieder alles. Nur wie er aussieht, dieser Gott, das darf man ihn nicht fragen, das ist Gotteslästerung! Wie es zu diesen Wundern kam, das ist für den Pfarrer so selbstverständlich, dass man sich dumm vorkommt, wenn man danach fragt und ob die Strafen gerecht, oder ungerecht sind, darf man sich auch nicht fragen, das ist allein die Angelegenheit von Gott.»

      In ihren Augen kann Max lesen, wie sehr sie diese Fragen interessiert und dass sie niemanden hat, der ihr darauf eine klare Antwort geben will, oder kann. Ist es seine Sache, sich in ihr Leben einzumischen? Kann sie mit seinen Vorstellungen, die er sich über Gott macht, leben? Ausserdem ist er über seine Ansicht zu Gott selber verunsichert, in letzter Zeit hat er sich zu diesem Thema überhaupt keine Gedanken mehr gemacht. Irgendwie muss er auf ein anderes Thema ablenken, also meint er: «Willst du nochmals eine Partie spielen?»

      «Du weichst der Frage auch aus!», stellt sie fest, «eine klare Antwort ist für mich interessanter als Schach spielen, aber eben, niemand will mit mir über solche Sachen reden.»

      «Aber Rebi, versteh mich doch, ich habe zur Zeit selber grosse Probleme und weiss nicht, wer in diesen Fragen recht hat, ausserdem habe ich mich schon lange nicht mehr mit solchen Fragen beschäftigt», versucht er sich herauszureden, «wenn du mich für den Anfang etwas Einfacheres, Erklärbares fragen könntest, will ich mich bemühen, eine richtige Antwort zu finden.»

      «Was verstehst du unter einer einfachen Frage? Für mich ist jede Frage, die ich mir nicht beantworten kann, gleich schwer?»

      «Für mich gibt es schon Unterschiede, ich kann dir zum Beispiel recht gut erklären, wie ein Computer funktioniert, denn davon verstehe ich etwas, das habe ich gelernt. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es dich interessiert und ausserdem, weiss ich nicht, ob ich es einfach erklären kann.»

      «Das ist wieder typisch, die Erwachsenen interessieren sich nur für Dinge, mit denen man Geld verdienen, oder die Umwelt kaputt machen kann.»

      «Es kann sein, dass du da Recht hast, aber wir haben es halt so gelernt. Während der ganzen Schulzeit wurde immer auf unser Berufsziel hingearbeitet und ich gebe zu, dass ich jahrelang nur für den Beruf gelebt habe. Meine Interessen galten immer technischen Sachen, die Natur wurde in meiner Erziehung vernachlässigt.»

      «Da ist es kein Wunder, dass so viele Tiere vom Aussterben bedroht sind. Vielleicht können sie mir diese Frage beantworten, wieso darf der Mensch über das Schicksal von Tieren bestimmen?

      «Das ist immer noch eine schwere Frage, aber sie liegt mir doch schon bedeutend näher, als das Problem mit Gott, da weiss ich wenigstens, um was es geht. Ob ich kompetent genug bin, ist nicht sicher.»

      «Na, wie ist das jetzt mit den Tieren?»

      «Wenn ich mich an meine Jugend erinnere, so war das so! - Am Abend ist man mit dem Vater durch den Garten spaziert, mit Sperberaugen wurde jeder Schädling aufgespürt und gnadenlos vernichtet. Es wurde ganz klar unterschieden, in nützliche und schädliche Tiere. Es war ganz selbstverständlich, dass eine Schnecke sofort getötet wurde. Wehe, wenn eine Laus oder eine Raupe sichtbar wurde. Mein Vater holte noch am selben Tag die Giftspritze und versprühte in grosser Panik das Gift, meistens mit der dreifachen Konzentration, als die, welche eigentlich nötig gewesen wäre.»

      «Es ist also wieder das alte Lied, die Erziehung ist an allem schuld, man ist nicht schlecht, man wurde nur falsch erzogen», mit traurigem Blick schaut das Mädchen Max an, «immerhin hast du dich bemüht, eine Antwort zu geben. Ich muss jetzt sowieso nach Hause.»

      «Es ist auch nur eine Erklärung aus meiner bescheidenen Sicht, wie ich es erlebt habe, ich hoffe, dass unsere Generation die Jugend etwas besser aufs Leben vorbereitet. Leider kann ich diese Probleme auch nicht lösen, ausserdem habe ich nicht die Macht dazu. Ich kann ja versuchen, mich bis zum nächsten Treffen umfassender zu informieren. Auf solche Fragen bin ich im Moment nicht vorbereitet. Auf jeden Fall war es interessant, mit dir zu reden, ich hoffe, wir sehen uns wieder?»

      «Wenn es geht schaue ich wieder vorbei, in einer Woche haben wir Schulferien und da fahre ich zu meiner Grossmutter. Vielleicht kann ich die nächste Woche noch einmal vorbeischauen. Viel Spass beim Schachspielen. Tschüs Max.»

      «Tschüs Rebi, - schöne Ferien, wenn wir uns nicht mehr treffen.»

      Max schaut dem Mädchen lange nach, bis es hinter einer Biegung verschwunden ist. Er wäre ihm gerne gefolgt. Es hätte ihn interessiert, wo Rebi wohnt. Doch es ist besser, wenn sich die Begegnungen rein zufällig ergeben. Die Diskussion mit Rebi hat ihm sehr gutgetan, sie ist zwar nur ein kleines Mädchen, aber sie ist die erste Person seit mehreren Monaten, mit der er ein ernstes Gespräch geführt hat. Nach Monaten des Alleinseins, ist das wie ein Durchbruch zu einem Neuanfang.

      In der Nacht hat er sehr schlecht geschlafen, die Fragen von Rebekka lassen ihm keine Ruhe. Wie wurde dieses Mädchen erzogen? Anscheinend wird alles auf Gott fixiert. Gott sieht alles, Gott bestraft alles, Gott vergibt alles. Eigentlich ist diese Erziehungsmethode veraltet, aber es gibt anscheinend immer noch Eltern, welche den Weg des geringsten Widerstands gehen, es ist viel einfacher zu sagen: Gott hat es so gewollt, als eine vernünftige Erklärung abzugeben.

      Am nächsten Tag muss Max wieder zum Arbeitsamt. Die Zahl der Arbeitslosen steigt weiter und niemand unternimmt etwas dagegen. Es ist das letzte Mal vor den Ferien, in den Sommerferien muss man nicht stempeln gehen. Was sicher die Beamten genauso freut, wie die Arbeitslosen. Obwohl die Beamten sehr effizient arbeiten, dauert es lange, bis Max endlich an die Reihe kommt. Danach verlässt er sofort das Arbeitsamt und macht sich auf den Weg zur Bibliothek. Er weiss noch nicht recht, wie er an das Problem mit Gott herangehen soll. Also sucht er zuerst Bücher aus, welche sich einfach mit der Natur und dem Leben von Tieren befassen. Es ist sehr heiss und er zieht sich in den Schatten eines Baumes zurück. Nach langer Zeit beginnt er wieder zu lesen.

      Dazwischen beobachtet er immer wieder den Weg, aber Rebi kommt heute nicht. Dafür vertieft er sich immer mehr in sein Buch, der Autor versucht die Zusammenhänge der Natur zu erklären, was ihm teilweise gut, in gewissen Punkten jedoch nur mittelmässig und schwerverständlich gelingt. Trotzdem kommt er schnell vorwärts. Das erste Mal stellt er fest, dass arbeitslos sein, auch seine guten Seiten hat. Dass Rebekka heute nicht kommt, macht ihm gar nicht viel aus, da er sich noch nicht genügend vorbereitet fühlt, um die Diskussion fortzusetzen. Er hofft, dass er bei der nächsten Begegnung ihre Fragen besser beantworten kann.

      Im späteren Nachmittag hat er einen grossen Teil des Buches gelesen. Danach legt er sich an seinen Platz und denkt einfach nach. Er muss das Gelesene erst verarbeiten.

      Welche Aussichten hat unsere Erde? unsere Erde! Liegt da bereits das Problem? Ist es wirklich unsere Erde? Seit Generationen hat der Mensch das Gefühl, er kann mit der Erde machen was er will.

      Als er jung war, wurde nur nach technischem Fortschritt gestrebt. Man erfand Maschinen, man produzierte, man machte Geschäfte, man kaufte und niemand wusste, warum wir diese oder jene Maschine oder diese Geräte brauchten. Wer etwas erfand, das eigentlich niemand brauchen konnte, der organisiert einfach eine intensive Werbekampagne und schon lief das Geschäft. Jeder kaufte das Gerät, auch wenn er es nur ein, zwei Male brauchte. Noch schlimmer war, dass man so billig wie nur irgendwie möglich produzieren musste. Kosten für den Umweltschutz, waren Ausgaben, welche das Produkt nur teuer machten, aber nichts einbrachten. Die Ursache der Umweltprobleme

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