Geliebter Unhold. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebter Unhold - Billy Remie страница 14
Sie zögerte noch, doch dann hörte er, wie sie sich entfernte und ihren Umhang vom Nagel nahm. Er konnte noch hören, dass sie etwas sagte, vermutlich verabschiedete sie sich, aber er verstand die Worte nicht mehr, denn in seinem Kopf dröhnte es.
»Neiiiiiiin!«, knurrte er leise und nahm den Kampf gegen sein Innerstes auf. Er stolperte zum Bett und zog sich darauf wie ein verletzter Panther auf seinen Ast. Er wusste nicht, was er tun sollte, er wusste nur, dass er das, was in ihm vorging, aufhalten musste. Und das konnte er vielleicht nur, indem er sich dem Schmerz entgegenstellte. Es fühlte sich an, als ob sich ein Loch in seine Brust brannte, und gleichzeitig saß ein Drache in seinem Geist hinter dicken Gittern und wütete.
Vor knapp acht Jahren hatte Sarsar, Riaths und Xaiths Bruder, in Zadest im Gewölbe eines Turmes, die außer Kontrolle geratene Magie eines Götterportals auf die damals Anwesenden übertragen und sie mit einem Siegel verschlossen, damit sie niemals in falsche Hände geraten konnte. Sie alle, Kacey eingeschlossen, waren Gefäße, Gefängnisse für eine intelligente, gefährliche Macht.
Und genau diese Magie versuchte nun das Siegel zu brechen und Kaceys Verstand zu übernehmen.
~3~
»Urgh… ich glaub, er hat schon wieder gekackt.«
»Jetzt schieb es nicht auf den Schreihals.«
»He! Ich war das nicht!«, empörte sich Siderius, während er unbeholfen hinter Xaith über Wurzeln und Felsen durch die unwirtliche Wildnis stolperte. Er hatte Mühen, mit ihm mitzuhalten, dabei liefen sie in einem gemäßigten Schritt, immerhin war Xaith selbst noch geschwächt. Doch seinen Begleiter fehlten motorische Fähigkeiten und er litt offensichtlich unter einer Gleichgewichtsstörung, denn anders konnte er sich wirklich nicht erklären, warum der Junge bei jedem dritten Schritt stolperte oder taumelte.
Wie band er sich morgens eigentlich allein die Schuhe zu?
Kinder waren so anstrengend. Und doch zog er sie irgendwie magisch an, er hatte bereits zwei davon an der Backe, und einen davon ganz ungewollt. Nun ja, den Schreihals hatte er sich natürlich selbst zuzuschreiben, er hätte den Bengel ja auch in der Mutter sterben lassen können, aber er brauchte ihn für zweierlei Dinge. Und auch wenn er es nur widerwillig zugeben wollte, selbst wenn er ihn nicht bräuchte, hätte er ihn wohl kaum einfach im Leib der toten Mutter sterben lassen können, denn der Bengel war am Ende ja doch sein Neffe – und trug von allen am wenigsten Schuld an irgendetwas.
Ebenso sein Zwilling, den Xaith in der Hoffnung bei Desith und Vynsu gelassen hatte, dass er eine sichere Kindheit bekommen würde. Vielleicht sogar ein sicheres Leben, wenn Desith sich ein Herz fasste und niemals jemanden verriet, wessen Kind er Unterschlupf gewährte. Wenn Desith… in der Lage war, den Hass auf Riath nicht auf dessen Sohn zu übertragen. Doch Xaith war zuversichtlich, denn die Mutter der Kinder war Desith Schwester gewesen, so waren sie auch Desiths Neffen.
Lohna – Desiths Zwillingsschwester – hatte ihn gebeten, als er ihr half, in das Geburtenhaus in Carapuhr zu flüchten: »Bring die Kinder zu Desith, wenn ich die Geburt nicht überlebe. Bring sie zu ihm, ich weiß, er wird sie lieben, weil sie ein Teil von mir sind. Nur er wird sie beschützen.« Sie hatte gewusst, dass sie sterben würde, Vynsus Kinder Aegir und Heda hätten ihr bei der Niederkunft schon beinahe das Leben gekostet, doch Riath hatte ihr kein einzelnes Kind gemacht, sondern Drillinge. Xaith hatte zwei retten können, doch Riath wusste nur von einem. Und er wollte, dass es so blieb.
Xaith konnte Lohnas Bitte am Ende nur zum Teil erfüllen, doch er hoffte, dass sie Desiths Wut auf Riath nicht unterschätzt hatte.
»Können wir anhalten und ihn frisch machen?« Siderius klang nasal, als ob er krampfhaft versuchte, nicht durch die Nase einzuatmen. »Ich glaube, ich muss mich übergeben.«
Xaith verdrehte die Augen. »Ein Stück weiter noch, ich höre in der Nähe ein leises Plätschern«, beschloss er und führte Baron – seinen ruhigen Fuchshengst – weiter den steinigen Trampelpfad entlang. Über den Baumkronen hörte er das dunkle, kratzige Schreien seiner Raben, die seinen Willen spürten und abbogen, um ihm die Richtung zum Bach zu weisen. Die schwüle Luft schmeckte bereits nach klarem Wasser.
Siderius blieb einen Moment hinter ihm stehen und legte den Kopf schief, um zu lauschen. Sein junges Gesicht war dabei zu einem »Hä« verzogen, und er lief verwirrt weiter. »Wie kannst du das hören? Ich höre gar nichts.«
»Weil du dich nicht anstrengst.« Xaith suchte den von Baumkronen verdeckten Himmel ab und konnte durch die raschelnden Blätter Petalits weißes und Gagats schwarzes Federkleid entdecken.
»Ich strenge mich an!« Siderius stolperte zu ihm auf, beide Arme um das stinkende Bündel geschlungen, das er mit einem Tuch eng an seine Brust gebunden hatte.
Sie wechselten sich mit dem Tragen des Bengels natürlich ab. Irgendwann zumindest. Wenn und falls ihm danach war. Vielleicht. Gegen Abend.
Möglicherweise.
»Du könntest den Kleinen auch mal nehmen«, beschwerte sich der Junge, als hätte er seine Gedanken erraten, und keuchte vor Anstrengung, als Xaith ihn und das Pferd durch die Bäume führte.
»Nein, ich bin noch zu geschwächt von den magischen Anstrengung der letzten Wochen«, gab er trocken und unverfroren zurück.
Er konnte förmlich den angepissten Blick des Jungen im Nacken spüren. »Ich habe gesehen, wie du zig Portale geöffnet und dich danach noch in einen Schwarm Motten verwandelt hast!«
»Lerne, die Erwachsenen zu ehren.«
»Was?«, bellte der Junge verständnislos.
Xaith verdrehte die Augen und brummte entnervt, dann versuchte er, sich so auszudrückte, dass selbst ein Dummkopf ihn verstehen konnte: »Ich bin älter, also bist du am Arsch.«
Endlich hielt Siderius die Klappe, mahlte grimmig mit den Kiefern, aber er hielt die Klappe, und süße, wundervolle Ruhe drang in Xaiths Ohren. Nun ja, von diesen lauten Brüllaffen, den schnatternden Papageien und Siderius` lautem Schnaufen abgesehen.
Aber immerhin wurde das Plätschern lauter und endlich schimmerte ein kristallblauer Bach durch das dichte Unterholz hervor. Petalit und Gagat saßen auf einem Felsen im fließendem Wasser und putzten sich gegenseitig das schimmernde Federkleid.
Die Wahrheit, die er seinem Begleiter nicht unter die Nase reiben wollte, war, dass er sich wirklich geschwächt fühlte und sich schonen musste, denn bald würden sie die letzte Etappe erreichen. Was bedeutete, dass sie eigentlich dorthin zurückgingen, wo alles angefangen hatte, um es zu vollenden.
Doch er wusste gar nicht, ob das, was er sich vorgenommen hatte, am Ende auch Früchte trug.
Er wusste es einfach nicht – und wollte nicht darüber nachdenken, was geschah, sollte er scheitern.
Oder sollte er Erfolg haben.
*~*~*
Sie schöpften etwas Wasser und lösten den kleinen, gusseisernen Topf, der während ihrer Reise an Barons Flanke am Sattel befestigt war, um es über einem kleinen Feuer abzukochen. Zwar wirkte der Bach klar und sauber, aber er wollte sicher gehen, denn er säuberte damit den Arsch des Neugeborenen.
Die