Geliebter Unhold. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebter Unhold - Billy Remie страница 18
»Wir haben doch auch einen Prinzen«, scherzte eine Magierin und lächelte Kacey zu. »Er spricht für uns bei den Versammlungen und er gehört zum Kaiserhaus.«
Er lächelte zurück, musste sich jedoch dazu zwingen, denn eigentlich war er nur ein Bastard, und so sehr sein Vater und seine Stiefmutter sich auch bemühten, ihn aufzunehmen, spürte er doch noch immer, dass er nicht vollwertig zur Kaiserfamilie gehörte. Nur zum Teil, einem großzügigen Teil, für den er sich dankbar zeigen musste. Doch je mehr die Unruhen sich verstärkten, je mehr spürte er, dass die Bürger ihn mehr und mehr als Magier wahrnahmen, denn als Sohn des Kaisers. Was vermutlich auch ein wenig daran lag, dass Kacey wie sein Großvater ein Luzianer war, während sein eigener Vater, Kaiser Eagle, nur die Gene seiner Mutter besaß und somit als Mensch geboren worden war. Kacey war im Palast der einzige Prinz, dessen Blut luzianisch war.
»Ich meine ja nur.« Der Student wirkte vorsichtig, als ob er das, was er dachte, unbedingt sagen wollte, aber wusste, dass seine Worte ihn nicht bei allen beliebt machen würden. »In Nohva wird unseresgleichen angegriffen, gejagt, und wir sitzen hier und müssen tatsächlich noch mit dem Kaiser und dem Rat darüber diskutieren, ob wir uns selbst schützen dürfen, obwohl die Hexenjäger bereits hier Anhänger gefunden haben?«
»Nun ja, sie fürchten, wir könnten unsere Magie gegen sie wenden«, erklärte Kacey. Insgeheim fiel es ihm schwer, noch Rechtfertigungen für das Verhalten der Bürger zu finden.
»Aber wir sind doch alle gleich!«, entgegnete der junge Mann aufgebracht. »Wir sind alle ein Volk, warum sollten wir gegen uns selbst kämpfen? Unser Schutz ist doch auch der Schutz des gesamten Reichs!«
»Ja, das ist wohl wahr. Und wir müssen darauf vertrauen, dass der Rat dementsprechend entscheidet.«
»Aber Ihr glaubt nicht daran.«
»Das habe ich nicht gesagt«, warf Kacey schnell ein und lächelte nachsichtig. »Ich sage nur, dass wir derzeitig nur abwarten können.«
»Oder wir tun es einfach«, forderte der enthusiastische Magier, »sie müssen ja nicht wissen, dass wir uns vorbereiten. Niemand bekommt mir, was wir hier tun.« Seine Augen leuchteten und er wartete gespannt auf Kaceys Erwiderung. »So wie Ihr das Alptraumfeld beschworen habt, obwohl der Zauber dazu in dem verbotenen Teil der Bibliothek untergebracht war. Niemand wird wissen, was wir in den Vorlesungen lernen.«
Der Zauber für das Alptraumfeld hatte Xaith aus dem verbotenen Teil entwendet und auf Kaceys Tisch liegen lassen. Es war ein Band über allerlei verrufene Zauberei, darunter auch, wie man totes Gewebe wieder lebendig macht. Ein Buch, das Kacey längst hätte zurückschmuggeln müssen, wovon ihn seine verdammte, gefährliche Neugierde abgehalten hatte.
»Wir brauchen keine Zustimmung, wenn wir uns selbst schützen müssen!«
Wie gerne er ihm zustimmen würde. Doch Kacey wich ihm gekonnt aus: »Es würde sicher nicht jedem gefallen, wenn wir verbotene Zauberei in der Akademie lehren und somit alle, die hier Schutz suchen, zu Mittätern machen.«
Der junge Mann seufzte enttäuscht, er schüttelte den Kopf. »Ich denke, wir sollten uns wehren und diesen Hexenjägern zeigen, dass wir nicht hilflos sind. Genau wie der dunkle Prinz in Nohva!«
»Riath«, - Kacey konnte nicht erklären warum, aber er hasste es, wenn Riath als dunkler Prinz bezeichnet wurde - »hat gewiss seine Gründe gehabt, zurückzuschlagen. Sie haben ihm keine Wahl gelassen, Gewalt ist ausgebrochen und er kam mit einer Armee, um die Ausschreitungen zu beenden.«
Der Student sah ihn mit klugen Augen direkt an. »Und hätten nicht viel mehr Menschenleben gerettet werden können, hätte König Wexmell ihm gestattet, seine Übermacht schon zuvor einzusetzen, um die Ausschreitungen gar erst zu verhindern?«
Kacey wusste, dass er eine Position besetzte, die ihm die Pflicht auferlegte, seine jungen Schüler zu besänftigen und ihnen mit weisem Rat zu begegnen. Doch er nickte, bevor er sich davon abhalten konnte. Er war nur ein paar Jahre älter als sie, hatte seine Prüfungen schneller abgeschlossen als je ein Magier vor ihm, war der jüngste Oberste Magister aller Zeiten und hatte jeden Abschluss mit Bestleistung absolviert. Sie sahen zu ihm auf, und sein Herz war genauso jung und feurig wie ihres, wenn es darum ging, ihre Zunft in Schutz zu nehmen.
Natürlich hätten Menschen gerettet werden können, hätte man in Nohva früher gehandelt. Doch in einer Ecke seines Herzens wollte er so nicht denken. Er wollte vernünftig sein und ein Sprecher des Friedens, versuchte angestrengt, seine eigene Wut über die Ungerechtigkeit, mit der man seinesgleichen behandelte, niederzuringen und objektiv zu bleiben.
Doch es fiel ihm zunehmenden schwerer und er musste sich mehr denn je eingestehen, dass man nicht immer der war, der man gerne wäre. Das Herz wollte, was es wollte, und seines sehnte sich nach Gerechtigkeit und nach mehr Respekt gegenüber der Magie.
Die Wahrheit war, dass er Riath bewunderte, für das, was er war und für seine Entschlossenheit. Und ja, er hasste sich dafür, denn Riath war kein guter Mann, er intrigierte, er verriet, er ging über Leichen. Das war Kacey genauso bewusst, wie die Tatsache, dass alles nur noch schlimmer kommen würde, wenn die Magier sich gegen ihre Feinde auflehnten.
Denn je mehr man ihnen nachsagte, eine beständige Gefahr für die Normalsterblichen zu sein, je mehr mussten sie zeigen, wie friedlich sie waren.
Riaths Handlungen waren unter den Magiern gefeiert, gelobpreist, aber Kacey wusste, dass sie auch dazu führten, dass sich das Bild des bösen Magiers verstärkte. Dass Riaths Mut zum Einsetzen der Magie dazu führte, dass sie alle noch mehr gefürchtet wurden.
Man hielt Riath bereits für einen Gott – einen Gott, der sie alle in die Knechtschaft zwingen könnte.
Und doch war er auch ein Schild, ein Vorbild, ein … Retter.
Denn für die Magier fühlte es sich derzeit an, als müssten sie sich nackt und mit Kissen als Schilden gegen ein gepanzertes, bis an die Zähne mit scharfen Klingen bewaffnetes Heer stellen. Und wehe dem, der einen Stein warf, um sein Leben zu verteidigen, derjenige würde aufgrund der Tatsache niedergestreckt, dass sich zu wehren für einen Magier immer den Tod bedeutete.
»Der dunkle Prinz«, eine andere Schülerin erhob zaghaft das Wort und suchte Kaceys Blick, »es heißt, er sei ein Dämon oder gar ein Dämonenfürst. Dass man ihn nicht töten kann und dass viele seiner Getreuen ihn mit ihren Seelen speisen und danach willenlose Untote sind. Ist das wahr?«
Alle Blicke ruhten auf ihm, ein halbes Dutzend Studenten warteten auf seine Einschätzung. Er konnte nicht sagen, ob er Furcht oder Begeisterung in die Augen dieser jungen Magier las, es war eine Mischung aus beidem, würde er behaupten.
Riath war unter den Magiern ein Lauffeuer, das in jeden Verstand eingedrungen war. Er war ein lebendiger Mythos, etwas, über das heiß debattiert wurde. War er gut oder böse? War er mächtig oder übertrieben die Geschichten?
Wer war er denn nun, dieser dunkle Prinz.
Kacey hasste es, dass er dieser Tage immer häufiger diesen Namen hörte. Prinz Riath M`Shier, Sohn des Blutdrachen, Erbe Nohvas. Dunkler Hexenprinz. All die Gespräche über ihn, das Geflüster an jeder Ecke der Akademie. Immer wieder die Erinnerung an ihn und das Wissen, dass er Riath auf eine Art kannte, wie es sich seine Schüler nicht vorstellen konnten. Sie wussten, dass Kacey zusammen mit ihm gereist war, dass er mit ihm zusammen das Götterportal geschlossen hatte.