Winnetou Band 1. Karl May

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Winnetou Band 1 - Karl May Winnetou

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Gewehre auf; es war leider abgeschossen. Ich drehte es um, sprang

       über den Büffel hinüber und versetzte dem Bären aus allen mir zu Gebote stehenden Kräften einen

       Kolbenhieb gegen den Schädel. Lächerlich! Das Gewehr zerplitterte wie Glas in meinen Händen; so

       einem Schädel ist nicht einmal mit einem Schlachtbeile beizukommen; aber ich hatte doch den Erfolg,

       den Grizzly von seinem Opfer abzulenken. Er drehte den Kopf nach mir um, nicht etwa schnell, wie es

       bei einem katzen- oder hundeartigen Raubtiere der Fall gewesen wäre, sondern langsam, als ob er über

       meinen dummen Angriff ganz verwundert sei. Mich mit seinen kleinen Augen messend, schien er zu

       überlegen, ob er bei seinem bisherigen Opfer bleiben oder mich anpacken solle; diese wenige [wenigen]

       Augenblicke retteten mir das Leben, denn es kam mir ein Gedanke, der einzige, der mir in der Lage, in

       welcher ich mich befand, Hilfe bringen konnte. Ich riß den einen Revolver heraus, sprang ganz nahe zu

       dem Bären heran, welcher mir zwar seinen Kopf, sonst aber den Rücken zukehrte, und schoß ihn ein-,

       zwei-, drei-, viermal in die Augen, so wie ich nicht weit von hier dem zweiten Büffelbullen zwei Schüsse

       in die Augen gegeben hatte. Dies geschah natürlich so schnell, wie es mir möglich war; dann sprang ich

       weit zur Seite und blieb da beobachtend stehen, indem ich nun das Bowiemesser zog.

       Wäre ich stehen geblieben, so hätte ich es mit dem Leben bezahlt, denn das geblendete Raubtier ließ

       rasch vom Baume ab und warf sich nach der Stelle, an welcher ich mich einen Moment vorher befunden

       hatte. Ich war weg, und nun begann der Bär, unter giftigem Fauchen und wütenden Tatzenschlägen nach

       mir zu suchen. Er gebärdete sich wie wahnsinnig, drehte sich mit allen Vieren um sich selbst, riß die Erde

       auf, machte, mit den Vorderpranken weit um sich langend, Sprünge nach allen Seiten, um mich zu finden,

       konnte mich aber nicht erwischen, da ich zu meinem Glücke gut getroffen hatte. Vielleicht hätte ihm der

       Geruch als Führer zu ihm [mir] dienen können; aber er war rasend vor Wut, und dies verhinderte ihn,

       ruhig seinen Sinnen, seinem Instinkt zu folgen.

       [Illustration Nr. 6: Ein Grizzly bäumt sich auf]

       Endlich richtete er seine Aufmerksamkeit mehr auf seine Verletzungen als auf denjenigen, dem er sie zu

       verdanken hatte. Er setzte sich nieder, richtete sich in dieser Stellung auf und fuhr sich schnaubend und

       zähnefletschend mit den Vordertatzen über die Augen. Schnell stand ich neben ihm, holte aus und stieß

       ihm das Messer zweimal zwischen die Rippen. Er griff augenblicklich nach mir, aber ich war schon

       wieder fort. Ich hatte das Herz nicht getroffen, und das Suchen nach mir begann mit erneuter und

       verdoppelter Wut. Dies dauerte wohl zehn Minuten lang. Er verlor dabei viel Blut und wurde sichtlich

       matt. Dann setzte er sich wieder aufrecht hin, um sich nach den Augen zu langen. Dies gab mir

       Gelegenheit zu zwei weiteren, schnell aufeinander folgenden Messerstößen, und diesmal traf ich besser;

       er sank, während ich rasch wieder zur Seite gesprungen war, vorn nieder, lief taumelnd und fauchend

       einige Schritte vorwärts, dann zur Seite und wieder zurück, wollte sich abermals aufrichten, hatte aber

       nicht die Kraft dazu, sondern fiel hin und kollerte im vergeblichen Bemühen, auf die Beine zu kommen,

       einige Male hin und her, bis er sich lang ausstreckte und dann ruhig liegen blieb.

       »Gott sei Dank!« schrie Rattler von seinem Baume herab. »Die Bestie ist tot. Das war eine schreckliche

       Gefahr, in der wir uns befanden.«

       »Wüßte nicht, worin das Schreckliche für Euch liegen sollte,« antwortete ich. »Ihr hattet ja sehr gut für

       Eure Sicherheit gesorgt. Jetzt könnt Ihr herunterkommen.«

       »Nein, nein, noch nicht. Untersucht vorher den Grizzly, ob er wirklich tot ist.«

       »Er ist tot.«

       »Das könnt Ihr nicht behaupten. Ihr habt gar keine Ahnung, welch ein zähes Leben so ein Vieh hat. Also

       untersucht ihn doch!«

       »Für Euch etwa? Wenn Ihr wissen wollt, ob er noch lebt, so untersucht ihn selbst; Ihr seid ja ein

       berühmter Westmann, während ich nur ein Greenhorn bin.«

       Ich wendete mich nun zu seinem Kameraden, welcher noch immer in der vorhin beschriebenen Lage an

       dem Baume hing. Er hatte zu heulen aufgehört, und bewegte sich nicht mehr. Sein Gesicht war verzerrt,

       und seine weit offenen Augen stierten verglast zu mir herab. Das Fleisch war ihm bis auf die Knochen

       von den Schenkeln gerissen, und die Eingeweide quollten [quollen] ihm aus dem Unterleibe. Ich

       beherrschte mein Grauen und rief ihm zu:

       »Laßt fahren, Sir! Ich werde Euch herunternehmen.«

       Er antwortete nicht, und keine noch so leise Bewegung verriet, daß er mich verstanden habe. Ich bat seine

       Kameraden, von den Bäumen herabzusteigen und mir zu helfen. Diese berühmten "Westmänner" waren

       nicht eher dazu zu bewegen, als bis ich den Bären einige Male hin- und hergewendet und ihnen dadurch

       bewiesen hatte, daß er wirklich tot sei. Dann erst getrauten sie sich herunter und halfen mir, den so

       gräßlich Verstümmelten auf die Erde zu bringen. Dies hatte seine Schwierigkeiten, denn seine Arme

       hielten den Baum so fest umschlungen, daß wir sie nur mit Anwendung von Gewalt losbringen konnten.

       Er war tot.

       Dieses schreckliche Ende schien aber seine Kameraden nicht im geringsten anzugreifen, denn sie

       wendeten sich gleichgültig von ihm ab und dem Bären zu, und ihr Anführer sagte:

       »Jetzt wird es umgekehrt: Vorhin hat der Bär uns fressen wollen, nun wird er von uns gefressen werden.

       Rasch, ihr Leute, das Fell herunter, daß wir zu dem Schinken und den Tatzen kommen!«

       Er zog sein Messer und kniete nieder, um seinen Worten die Tat folgen zu lassen; da aber bemerkte ich

      

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