Mein Lieber Sohn und Kamerad. Eberhard Schiel

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Mein Lieber Sohn und Kamerad - Eberhard Schiel

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sich mit ihrem Merci oder auch Danke. Ein sehr gutes Licht, wie die Gefangenen in Deutschland behandelt werden, wirft folgendes: der Verwundetentransport wurde von Soldaten hier her geleitet. Als wir die Schwerverwundeten fortschafften, verabschiedeten sich Franzosen und unsere Soldaten in ganz kameradschaftlicher Weise. Ein deutscher Soldat sagte noch zu dem Franzosen, den ich trug: "Wünsche gute Besserung, Kamerad!" Freundlich nickte der Feind, um bald von uns fortgetragen zu werden. Heute kamen Landwehrleute mit 1 russischem Hauptmann und einem Lieutnant durch die Straßen. Endlich merkt man auch hier etwas mehr vom Krieg. - Nach Aussage Herrn Dietes werden wir bald wieder einen Elternabend veranstalten. Sonntag haben wir 4 Mitglieder aufgenommen. Hans verbringt seine Ferien bei Onkel und Tante in Gehlsdorf bei Rostock. Mutter und Trude, auch Lieselotte waren von Mittwoch bis Sonntag auf Besuch in Lüssow. W. Zenk ist abgeschwommen und tut auf der Straße, als hätte er Herrn Diete nie gekannt. Am Sonnabend war Großfeuer in der Brauerei von Rubarth, Mönchstr. Rotbarth ist kein Soldat mehr, da er sich beim Marschieren die Knochen aus den Gelenken trat. Aber nun behüt Dich Gott. Alle Zeit zeige Deinen Feinden deutsche Keile, aber auch unsere Großmut.

      Dein ewig treuer Otto

      AN ALFRED MEISSNER (19)

      Stralsund, 13.10.1914

      Mein lieber Alfred!

      Du wirst schon in Feindesland sein, wenn Dich meine Karte erreicht. Herzlichen Dank für das Bild und die lieben Zeilen. Auch Willi Puchert teilt mit ganzem Herzen die Freude über Dein Verhalten. Sonntag um 11 Uhr lief ein Zug mit 190 Verwundeten hier ein. Es war die reinste Völkerschau. Engländer, Belgier, Franzosen, Turkos und Zuaven. Die Franzosen haben tatsächlich noch ihre roten Hosen und den blauen Frack. Auch französische Offiziere waren darunter. Die Schwarzen sahen jämmerlich aus. Sie froren auch, was sich ja denken läßt. Die Franzosen sind aber freundlich. Sie grüßten die deutschen Offiziere und Schutzleute und bedankten sich, als wir sie von den Tragen aufs Bett setzten, mit ihrem Mersi oder auch Danke...Wir behandeln sie als Kriegs-kameraden und die französischen Zeitungen berichten von deutschen Barbaren? Versetzt den Feinden deutsche Keile, aber auch unsere Großmut. Nächstes Mal berichtet mehr

      Dein getreuer Otto

      AN MINNA REINIGER (20)

      Stralsund, 15.10.1914

      Mit Deiner Karte vom 6/10. hat Du mich sehr erfreut. Ich dachte, Du hättest mich schon vergessen. Wenn ich noch mal eine Karte von Dir haben soll, dann schreibe doch bitte etwas früher. Aber Kanonenfieber habe ich noch lange nicht. Bin bereits als Krankenpfleger ausgebildet und Mitglied der Sanitätskolonne vom Roten Kreuz. Da man aber von 17 Jahren an militärpflichtig ist, kommt man als Sanitäter grundsätzlich nicht ins Feld. W. Steinfatt und W. Puchert sind schon im Feld. W. Neels fährt heute. Alfred Schmidt wohnt jetzt in Lübeck. In der Hoffnung, bald wieder ein Lebenszeichen von Dir zu erhalten, verbleibt

      Otto Schiel

      VON WILLI PUCHERT (21)

      Landegem (Belgien) 15.10. 1914

      Lieber Otto!

      Heute abend in der Ruhe finde ich Gelegenheit, Dir zu schreiben. Als Ueberschrift...ich unterbreche, weil eben eine feindliche Patrouille der Kavallerie gemeldet wird.

      16. Oktober 1914

      Mit der feindlichen Patrouille war es nichts. Wenn es wirklich eine gewesen sein sollte? Unsere Sorgen waren umsonst. Als Ueberschrift über diesen Brief möchte ich das Sprüchlein setzen: "Ein furchtbar wütend Schrecknis ist der Krieg!" Dieser Spruch hat seine volle Berechtigung. Doch laß mich der Reihe nach erzählen: Sonntag morgens 3 Uhr wurde geweckt. Um 5 Uhr standen wir auf dem Bahnhof. Abfahrt war 1/2 6 Uhr. Wir machten es uns im Bahnwagen (natürlich ein Viehwagen) bequem, denn es wurde eine lange Fahrt. In ca. 60 Stunden. Dienstag Nachmittag waren wir in Alost, wo wir die Bahn verließen. Unsere Fahrt ging über Nauen, Wittenberge, Hamburg, Harburg, Osnabrück, Münster, und von dort weiter nach Recklinghausen, Oberhausen, der Grenze zu. Diese passierten wir in der Nacht vom Montag zum Dienstag. Wie wir Dienstag morgens aufwachten, waren wir in Belgien. Als wir es merkten, war es mit dem Schlafen natürlich aus. Jedermann wollte sich das Land ansehen. Der Teil Belgiens, den wir anfangs durchfuhren, war sehr gebirgig. Hier hatte es schon gefroren. Wir hatten Gelegenheit, famose Landschaftsbilder zu sehen. Später wurde das Land aber eben, auch reizloser. Jetzt mehrten sich auch die Ortschaften. Allenthalben sah man schon die Schrecknisse und Verwüstungen des Krieges. In den meisten Orten sah man zerstörte Häuser, wahrscheinlich die der Franktireurs. An anderer Stelle auch einfache Soldatengräber bei den Schützengräben, mit einem schlichten Holzkreuz, dieses noch behauen und mit Blumen geschmückt. Als erste größere Stadt kam Lüttich. Eine schöne Stadt, aber auch hier, besonders in den Vorstädten, zerstörte Häuser. Weiter ging die Fahrt nach Löwen. Jetzt konnte ich mit eigenen Augen sehen, was hier geschehen. Ganze Straßen sind zerstört. Überall Grauen und Zerstörung. Aber es ist ja ein gerechtes Strafgericht gewesen, das hier unsere braven Kameraden vollzogen. Die Kirche ist unversehrt. Dann ging es durch Brüssel, der Hauptstadt, bis nach Alost, unserer Endstation. Weiter zu Fuß nach Crondegem, wo wir abends um 6 Uhr Ortsquartier bezogen. Das Quartiernehmen geht schnell. Das Haus und die Scheune werden angesehen und sofort 10-20 Mann, je nach dem, einquartiert. Die Einwohner sind fast überall, jedenfalls in den Ortschaften, durch welche wir marschierten, äußerst furchtsam. Verständigen können wir uns ganz gut auf plattdeutsch. Sie geben gerne, was sie haben. Am Mittwoch ging es weiter nach Melle. Hier bezogen wir wieder Ortsquartier. Abends, wir waren gerade ins Heu gekrochen, da ertönten Schüsse. Alarm! Schnell heraus aus dem Heu, Mantel gerollt, Helm auf, umgeschnallt und raus. Civilpersonen hatten sich der Bagage genähert und auf Anruf nicht gestanden. Es wurde geschossen, aber nachher zeigte sich nichts mehr. Am anderen Morgen marschierten wir nach Gent. Es ist dieses eine schöne Stadt. Aber sehr wenig Einwohner. Die meisten sind geflüchtet. Auf der Straße von Melle nach Gent begegneten uns ganze Schwärme von Flüchtlingen, welche mit wenig Habe sich in Sicherheit brachten. Gestern Mittag erreichten wir Landegem. Wir waren mit unserer Korporalschaft einquartiert. Uns gegenüber stand ein neues Haus. Hier fanden wir alles, was unser Herz begehrte. Konnten in Betten schlafen, etwas, was wir bisher in Belgien noch nicht hatten. 2 Hühner kauften wir uns, etwas Butter und dann ging die Kocherei los. Um 3 Uhr fingen wir an und um 7 Uhr hatten wir ein tadelloses Abendessen. Huhn, Brühe und Kartoffeln. Bald gingen wir schlafen. Heute ist Ruhetag. Jetzt weiß ich vorläufig nichts weiter zu berichten. Grüße bitte Herrn Diete, alle Vereinsbrüder und alle Bekannten. Wie geht es Deinen Eltern? Grüße sie bitte herzlichst Brudergruß und Gottbefohlen

      Dein Willy

      Essen und Obst gibt es hier reichlich!

      AN WILLI NEELS (22)

      Stralsund, 20.10.1914

      Lieber Willi!

      Besten Dank für Deine Karte. Ich habe noch immer keine Karte von W. Puchert. Wo mögen die stecken? Stettin ist doch wohl eine schöne Stadt, was? Also, am 22. rückt ihr aus, und so großartig. Da erlebst Du ja ordentlich etwas. Ich weiß leider nicht, ob meine Karte Dich noch in Stettin oder gar nicht mehr erreichen wird, denn die Adresse ist doch ganz unvollständig. Schreibe bitte deshalb genau die exakte Adresse, Armeekorps, Division, Batl. und Komp. Nun viel Glück im Felde. Wenn Strapazen kommen und Nöte, dann denk daran, was Du im Verein gelernt hast-vertraue auf Gott, er verläßt Dich nicht. Größer als der Helfer ist die Not ja nicht. Gottbefohlen.

      Dein getreuer Otto

      VON WILLI PUCHERT (23)

      Im Schützengraben, 25.10. 1914

      Lieber Otto!

      Im

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