Mein Lieber Sohn und Kamerad. Eberhard Schiel

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Mein Lieber Sohn und Kamerad - Eberhard Schiel

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seine Hose zerrissen, das Bein aber nur sehr leicht verbrannt. Vorher platzte ja eine Granate in einem Hause, in dem sich auch Walter Steinfatt befand. Drei Mann wurden getötet, 12 Mann verwundet und unser Walter Steinfatt blieb unverletzt. Er schrieb nach Hause, daß auch Du kurz vorher in dem Gebäude gewesen seiest. Ich freue mich, endlich öfters mal im Dienst des Roten Kreuzes zu stehen. In der Bahnhofswache tut man viel Gutes und hört manch Neues. Ein Schauder konnte einem überlaufen, als einige ostpreußische Soldaten von den selbst gesehenen Greueltaten der Russen erzählten. Am Freitag um 3/4 6 Uhr wurde ich telephonisch zum Bahnhof bestellt. Als ich ankam, herrschte hier reges Leben und Treiben. Es sollten nämlich 4000 ostpreußische Flüchtlinge durchfahren. Fortwährend kamen Schlächter mit Körben voll Knackwurst, Lungwurst und Leberwurst. Körbe voll Brot wurden gebracht und große Mengen Butter und Schmalz. In der Bahnhofswirtschaft wurde Kaffee und Milch gekocht und die Würste gebrüht. Bei uns in der Wachstube hatten wir eine Brotschneide-Maschine. Einer hält sie fest und der Andere schneidet. Die Helferinnen beschmieren dann die Stullen. Andere schneiden Stullen mit dem Messer ab und zwei unserer Leute waschen Tassen ab. So hat jeder seine Beschäftigung. Auf dem Bahnhof wurden dann drei große Handwagen beladen mit Lebensmitteln. Alles wird geregelt. Der eine Wagen fährt bis zum Ende des Zuges, der zweite nimmt die Mitte, und der Letzte den Anfang. Schließlich brauste der Zug heran. Die Wagen fahren los und nun werden an die hungrigen Menschen, die seit Mittags nicht gegessen hatten, Lebensmittel verteilt. Im Nu ist mein Korb geleert. Wir konnten nicht schnell genug arbeiten, um 3 Züge abzufertigen. Aber schließlich, um 10 1/2 Uhr ist die Arbeit beendet. Aber wie sehe ich aus. Die Stiefel und meine Sonntagshose bis oben mit Schmutz bedeckt und durchnäßt, aber was ist das im Vergleich zu dem Jammer und Elend, welches zu sehen und zu hören ich eben Gelegenheit hatte.

      Am anderen Morgen um 5 Uhr wird schon wieder aufgestanden, will ich doch um 5 1/2 Uhr auf dem Bahnhof sein, um einen Verwundeten-Transport von 90 Russen abzuholen. Hier hatten wir nicht viel Arbeit, da die meisten leichter verletzt waren. Am Sonntag von 4-8 Uhr hatte ich Bahnhofswache, und nun sitze ich schon wieder als Wachmann auf dem Bahnhof. Heute wird Gerhard und ich in einem Vaterländischen Abend, den der evgl. Bund veranstaltet, ein Gedicht vortragen. So arbeiten wir auch immer für das Vaterland und wie schon gesagt, eine größere Freude kenne ich jetzt kaum, als für das Vaterland zu arbeiten. Ich würde auch wegen meines Leistenbruchs nicht mit in die Etappe kommen. Nächstens gehen wieder 2 Mann fort von uns. Nun Gottbefohlen, im Herrn verbunden, Otto

      VON WILLI PUCHERT (34)

      Lazarett Bochum 5, 16. November 1914

      Lieber Otto!

      Deine liebe Karte vom 13. erhielt ich gestern. Ich danke Dir. Schade um den Herrn Gillmann. Er hätte noch manchen Segen bringen können, hätte er weiter gelebt. Mit Bedauern nehme ich von den Streitigkeiten im Verein Kenntnis. Ich finde es auch ganz richtig, daß unsere Vereinsbrüder in eine Kompagnie kommen. Die Sache wird dann doch viel einheitlicher. Daß Einigen dies nicht paßt, glaube ich gern. Nur verstehe ich diese Herrschaften nicht recht. Es bleibt doch einerlei, in welcher Komp. man ist. Oder hat z.B. Karl Schütt in seiner ursprünglichen einen Freund, von dem er sich trennen will. Wie z.B. Karl Lüders? Von derartigen Freunden sollte er lieber laßen. - Wir haben jetzt einen neuen Oberarzt bekommen. Ich hoffe deshalb, daß es mir gelingen wird, jetzt nach Stralsund zu kommen. Alfred ist auch verwundet? Herr Diete schrieb es mir gestern. Wo ist er denn verwundet und warum? Gestern hat es hier schon geschneit. An Karl Schütt werde ich schreiben, wir werden ihn schon dem Verein erhalten. Grüße bitte herzlichst Deine Eltern und Geschwister, sowie alle Vereinsbrüder.

      Gottbefohlen

      Dein Willy

      Einliegendes Gedicht war in einer Bochumer Zeitung. Wie findest Du es?

      AN J. GURR (35)

      Stralsund, 21.11. 1914

      Indem ich für die mir übersandte Karte herzlich danke, schicke ich hiermit die versprochene Photographie. Wie ich schon schrieb, ist sie leider nicht sehr gut geworden. - Walter Steinfatt kämpft schon in Belgien. Ich werde vorläufig nicht eingezogen. Wünsche es aber sehr. Also, Dein Karl ist nun auch schon Soldat. W. Puchert, der Mandolinenspieler, liegt schon verwundet in Bochum, Westphalen. W. Neels steht auch in Belgien dem Feind gegenüber. Ich bin mit + gezeichnet, W. Steinfatt mit *.

      Herzlichen Gruß

      Otto Schiel

      VON WILLI PUCHERT (36)

      Lazarett Bochum 5, 26.11. 1914

      Lieber Otto!

      Deinen lieben Brief vom 19. habe ich erhalten. Besten Dank dafür, auch für die mir gesandten Zeitungen. Wie ist es eigentlich, sind dort noch keine Verlustlisten von unserem Regiment bekanntgegeben? Ich habe nun schon 3 Karten an meine Kompagnie geschrieben, aber noch keine Antwort erhalten. In der einen, mir zugesandten, Zeitung las ich, daß Wilh. Schuldt von meiner Komp. an dem Tag meiner Verwundung gefallen sei. Es war dies der Jüngste in unserer Komp. Ist Walter Steinfatt in ein Feldlazarett gekommen oder bei der Truppe geblieben? Das Gebäude, in dem wir zusammen lagen, ist 8 Tage lang das Ziel feindlicher Granaten gewesen. Das ganze Gehöft wurde von dem Feind beschossen. Die Scheune benutzte die 7. Kompagnie, wir die Stallungen. In den Wohnräumen hatte sich der Bataillonsstab einquartiert. Die Küche wurde von der 3. oder 4. Komp. benutzt. Eines Morgens waren wir eben von unserm 3. Zug aus dem Graben, der ca. 30 m hinter dem Gehöft lag, abgelöst. Wir machten es uns im Stall bequem. Da schlug eine Granate durch die offene Scheunendiele in unsern Stall ein. Kaum 2 m von mir entfernt schlägt sie durch die Wand. Nun habe ich gesehen, wie eigenartig oft die Schüsse kommen. Die beiden Soldaten, die dicht an der Wand lagen, kamen ganz leicht davon, nämlich der eine unverwundet, der andere mit einer harmlosen Beinverletzung. Dagegen mußten die Nächsten dran glauben. Durch diesen Schuß hatten wir 3 Tote und 4 Schwerverletzte, von denen einer kurz darauf gestorben ist. Am Tage vorher schlug eine Granate neben uns in den Unterstand ein, jedoch hatte das Dach des Unterstandes die Wirkung gut aufgehoben. Wir hatten nur einen Leichtverwundeten. Im Schützengraben hatten wir uns es ganz wohnlich eingerichtet. Wir fühlten uns im Graben sicherer wie in den Gebäuden. Ja, mein Garn geht wohl zu weit, ich werde Dir es mündlich weiter erzählen. Mit dem Wegkommen von hier wird es wohl vorläufig nichts. Sei so gut und schicke mir mein Tagebuch. Ich habe jetzt schöne Zeit, meine Erlebnisse niederzuschreiben. Grüße bitte Herrn Diete und alle Vereinsbrüder. Herzliche Grüße an Deine Eltern und Geschwister.

      Gottbefohlen

      Dein Willy

      Einliegend 2 Abzüge, habe ich hier gemacht. Sie sind beide nicht besonders, immer trübe Luft.

      VON WILLI PUCHERT (37)

      Lazarett Bochum 5, 7. Dezember 1914

      Lieber Otto!

      Heute möchte ich Dir wieder ein paar Zeilen schreiben. Deine div. Sachen habe ich alle erhalten. Von Herrn Diete erhielt ich ein Programm zum Stiftungsfest. Auch die Zeitung mit dem Artikel. Es war wohl eine kleinere Feier, aber dennoch weniger schön und wirkungsvoll wird sie wohl nicht gewesen sein. Ich wäre zu gern dabei gewesen. Aber ich muß stille sein, muß lernen, zu verzichten. Gestern hatten wir hier im Lazarett eine kleine Feier. Hier ist es nämlich Sitte, daß am 6. Dezember der Nikolaus kommt. Es ist dasselbe, als wenn bei uns der Knecht Ruprecht am heiiligen Abend kommt. Ein kleines Mädchen, als Waldmann verkleidet, trug ein schönes Weihnachtsgedicht vor. Danach kam der Nikolaus. Mit einer mächtigen Rute. Nun gabs Aepfel, Nüsse, Kuchen. Manch einer, auch ich, erhielt mächtige Hiebe, weil wir angeblich nicht immer artig gewesen wären. Nach einer kleinen Rede, in welcher er uns ermahnte, recht feste die Feinde zu verhauen, verschwand der Nikolaus. Mit dem Liede "O Du fröhliche, O Du selige" klang

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