Mein Lieber Sohn und Kamerad. Eberhard Schiel

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Mein Lieber Sohn und Kamerad - Eberhard Schiel

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      Heute habe ich eine liebe Bitte an Dich. In Stralsund sind doch Reserve-Lazarette. Ich denke da an Rühe. Frage doch bitte in einem solchen Lazarett nach, ob dort noch Platz ist. Wenn dies der Fall ist, laße Dir bitte eine Bescheinigung ausstellen darüber. Diese Bescheinigung benötige ich, um von hier nach Stralsund zu kommen. Je eher Du es mir besorgst, desto eher komme ich heim. Sonst muß ich bis zur völligen Genesung hier bleiben. Es gefällt mir hier zwar tadellos, wäre aber lieber zu Hause. Für baldige Erledigung danke ich Dir jetzt schon.

      Gottbefohlen

      Dein Willy

      VON WILLI PUCHERT (29)

      Lazarett Bochum 5, 8. November 1914

      Lieber Freund!

      Mit großer Freude erhielt ich heute die mir gesandten Zeitungen. Es war eine höchstwillkommene Abwechslung, für die ich Dir bestens danke. Hoffentlich gelingt es Dir bald, die Bescheinigung zu erhalten. Daß mein Onkel nach Rußland versetzt ist, war mir etwas Neues. Ernst Ulbrich schrieb mir, daß wieder 260 Kriegsfreiwillige und Verwundete ins Feld gezogen sind. Sind Vereinsbrüder mit? Wo ist Otto Pögler jetzt? Heute war ich endlich mal wieder im Gottesdienst. Der Pastor ist Leiter des Jünglingsvereins. Er hält die abendliche Andacht im Lazarett. Gottbefohlen.

      Dein Willy

      AN OTTO PÖGLER (30)

      Stralsund, 9.11.1914

      Lieber Otto!

      Zurückdenkend an die schönen Tage, die wir durch den Jünglingsverein bei Aufführungen der "Quitzows" sowie auch bei anderen Veranstaltungen erlebt haben, zu gleicher Zeit auch gedenkend, wie oft Du mir mit Rat und Tat in der Fabrik beigestanden hast, wofür ich jetzt noch danke, sende ich Dir herzliche Grüße aus Stralsund. W. Puchert liegt verwundet in Bochum. Er erhielt einen Granatsplitter im linken Oberarm. Alfred Meißner liegt auch schon zu Hause, da er einen Schuß von der Granate in die Seite erhielt. W. Puchert wünscht schnellstens geheilt zu werden, damit er sich für seine Schmerzen rächen kann. Nun herzlichen Gruß. Gottbefohlen.

      Dein Otto Schiel

      AN WILLI PUCHERT (31)

      Stralsund, 9.11.1914

      Lieber Willi,

      Schönen Dank für Deinen am Buß+Bettag erhaltenen Brief. Der Zwist im Verein hat sich schon wieder fast ganz gelegt. Nur fragt es sich, ob der Schütt wieder mit macht. Augenblicklich hat er nämlich ein schlimmes Auge. Raddas mcht nicht mit uns gemeinsame Sache, sondern ist in der anderen Kompagnie geblieben. Kruse und Luther sind jetzt sogar Korporalschaftsführer geworden. Daß K. Schütt einen Freund in der Komp. hatte, glaube ich nicht. Soviel ich weiß, ist auch Lüders nicht in der Jugendwehr. Der einzige Grund über den Kompagniewechsel zu murren, wäre der, daß der Zugführer ein nicht ganz einwandfreier Mensch ist. Daran hat aber keiner gedacht, außer Willi Raddas, und gerade er hat doch am wenigsten Recht, sich darüber aufzuhalten, daß der Zugführer vielleicht etwas zu viel trinkt, oder sich derb militärisch ausdrückt. In der nächsten Sitzung des Vorstands soll Raddas dann endlich gestrichen werden. Vor 1 Jahr saßen wir und übten "Blücher in Teterow", und nur nach einem Jahr, wie anders ist alles gekommen. Am Totenfest werden wir auch wieder Blätter verteilen. Vielleicht wird es Dir nun doch gelingen, nach Stralsund zu kommen. Alfred wird vielleicht bald wieder fort kommen. Er wurde am 31. 10. verwundet. Sie trugen einen verwundeten Unteroffizier aus dem Schützengraben heraus und wurden nun die Zielscheibe für die Schrapnells und Granaten. Sein Kamerad erhielt einen Granatsplitter in den Schädel und stürzte tot hin, während Alfred nur eine leichte Verwundung in der rechten Seite erlitt. Der Unteroffizier aber blieb unbehelligt. Das Frostwetter hält auch in Stralsund an, nur daß es hier noch nicht schneit. Es ist 4 Uhr, und es fällt der erste Schnee. Otto Pögler liegt nicht in Hessen, sondern in Westphalen in einem Pensionat für Mädchen. Im Lazarett Rühe sind gar keine Deutschen, nur feindliche Verwundete. Nun zu den Franzosen: Es ist so, wie ich Dir schon in einem Briefe schrieb, den Du aber wegen Deiner Verwundung noch nicht erhalten hast. Es ist kein Wunder, wenn wir erst Frankreich klein gemacht haben, es dann trotz der Abmachung einen Einzelfrieden schließen wird, um vielleicht gegen England, seinen Freund, der Verderben schuf, zu kämpfen. Ja, der Franzose ist der Anständige unter unsern Feinden, nur er kämpft für Heimat, Vaterland, für seine schöne Normandie. Wie die gefangenen Franzosen von uns behandelt werden, schrieb ich ja auch. Unsere Soldaten achten die verwundeten Kameraden und wünschen ihnen gute Besserung. Das ist etwas, was uns der Franzose als Beweis anführt, daß wir keine Barbaren sind. Nun herzliche Grüße von Eltern und Geschwistern

      Gottbefohlen Dein Otto

      VON WILLI PUCHERT (32)

      Lazarett Bochum 513.11. 1914

      Lieber Otto!

      Deinen lieben Brief vom 10. habe ich erhalten. Ebenso die Zeitungen, für welche ich Dir bestens danke. Mit dem Kommen wird es vorläufig nichts werden. Aus dem Lazarett kommt keiner so heraus. Ich muß hier bis zur Ausheilung bleiben. Diese wird immerhin noch vier Wochen in Anspruch nehmen. Die Ausgeheilten werden alsdann in ihre Garnison entlassen. Am Mittwoch kommender Woche gehen die ersten 13 Mann fort, in ihre Garnisonen. Wenn ich so ohne Weiteres von hier fortfahren könnte, so würde ich dort schon unterkommen. Der Oberstabsarzt, den wir herholten, ist ein äußerst unzugänglicher Herr. Nun, ich will alles mögliche versuchen, um nach Hause zu kommen. Schließlich, wenn es nicht anders geht, bleibe ich eben so lange hier. Hier fehlt uns absolut nichts. Im nachfolgenden werde ich versuchen, Dir unseren Tagesbetrieb zu schildern: Morgens 7 oder 1/2 8 Uhr erwachst du von einem fürchterlichen Radau. Die Frauen heizen ein! Und zwar so geräuschvoll, daß du unmöglich noch schlafen kannst. Dann das Ankleiden. Es geht etwas langsam mit einem Arm, aber es muß gehen. Nachdem du dich gewaschen hast, wird es langsam Zeit zum Kaffeetrinken. Dann beginnt das Reinemachen. Hilfskräfte haben die hier mehr wie genug. Junge Damen in Fülle. So, um 9 Uhr sind die Fräuleins mit dem Reinemachen fertig. Dann setzt man sich bei seinem Bett hin, um zu lesen. Zu lesen habe ich mehr wie genug. Die jungen Damen brachten mir Schiller, Reuter, Romane, Ullsteinbücher u. dgl. Sonderbar, daß sie gerade mir immer diese Bücher bringen. Eine Mandoline brachten sie, weil ich einmal verraten hatte, daß ich etwas Mandoline spiele. Blumen, Aepfel, alles bringen sie. Mittlerweile ist es Mittag geworden. Nachmittag wird ein Schläfchen gehalten, bis zum Kaffee. Nach dem Kaffee spiele oder lese ich, damit ist es auch schon Abend. Nach dem Abendessen kommt der Herr Pastor. Ein äußerst netter Herr. Er ist auch Leiter des Jünglingsvereins. Er hält jeden Abend Andacht. Dann legt man sich schlafen. Da kannst Du Dir also unser Schlemmerleben vorstellen. Heute nachmittag besuchten wir die Zeche. - Grüße bitte Deine Eltern und Geschwister herzlichst so wie alle Vereinsbrüder. Gottbefohlen Willy

      AN WILLI PUCHERT (33)

      Stralsund, 16.11.1914

      Lieber Freund!

      Für Deinen erhaltenen Brief herzlichen Dank. Habe mich sehr gefreut. Also, da hast Du wohl alles, was Du wünscht in Bochum. Nur das Unersetzliche fehlt, die Heimat. Es ist zu schade, daß Du nicht kommen kannst. Es ist auch wirklich merkwürdig, daß aus Euerm Lazarett alles bis zur völligen Genesung bleiben muß. Hier in Stralsund sind Verwundete, die noch viel schwerer verletzt sind wie Du. Nun ist es auch fraglich, ob Du nach Deiner Gesundung noch mal nach Stralsund kommst, denn Dein Ersatz-Bataillon ist das Grenadierregiment Nr. IV (König Friedrich Wilhelm II ?). Es könnte nur möglich sein, daß Du einen kurzen Erholungsurlaub nach Stralsund erhältst. Das wäre ja schade, aber wenn es so kommt, ist nichts dran zu ändern. Es wäre ja schön, wenn wir Weihnachten zusammen feiern könnten. Nun ist auch Otto Pögler verwundet, aber nur

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