Eine Studentin. Peter Schmidt

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Eine Studentin - Peter Schmidt

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was eigent­lich um diese Jah­res­zeit nur per Kurz­trip in die Kari­bik mög­lich war – oder mit­tels Son­nen­bank.

      Irgendwie komische Vorstellung, dass er sich un­ter einem UV-Strah­ler re­kelte …

      Mit einem Mal wurde ihr Ver­langen unwi­der­steh­lich, sich endlich Klar­heit dar­über zu ver­schaf­fen, was genau er eigent­lich trieb. War er mit sei­ner As­sis­ten­tin Anna Schwartz zu­sam­men?

      An diesem Tag blieb sie so lange in der Cafe­teria, bis Hol­lan­do das Uni­ver­si­täts­ge­bäude ver­ließ. Sie folgte ihm vor­sich­tig am Se­kre­ta­riat ent­lang über den Vor­platz – im­mer in aus­rei­chen­der Ent­fer­nung – und dann über die Fuß­gän­ger­brücke zum Ein­kaufs-Cen­ter. Hol­lando steu­erte ziel­stre­big auf eine kleine Trat­to­ria zu.

      Das ist also ihr Liebesnest, dachte sie.

      Es war ein ita­lie­ni­sches Spezi­ali­tä­tenlo­kal. Rote Leder­pols­ter, ge­müt­liches Am­biente, trotz­dem ex­klusiv. Die ein­fachste Me­tho­de, um Frau­en zu im­po­nie­ren.

      In der Stein­zeit hat­ten Jä­ger mit rei­cher Beute punk­ten kön­nen, jetzt brauch­te man weder Pfeil und Bo­gen noch Mus­keln, son­dern nur noch ein aus­reichen­des Bank­konto und die In­for­ma­tion, wo ein Platz zum Stell­dich­ein zu fin­den war, der Ein­druck machte …

      Hollando nahm an einem Tisch weit von der Theke Platz. Doch zu ihrer Ver­blüf­fung be­stellte er nur eine Karte. Keine Spur von Anna Schwartz.

      Carolin wechselte sicherheitshalber zum Ge­schäfts­ein­gang ge­gen­über, weil es zu ris­kant war, dau­ernd durch das Sei­ten­fens­ter des Lo­kals zu blicken.

      Er bestellte nur ein kleines Gericht ohne Beila­ge und sah während des Essens kein ein­ziges Mal auf die Uhr – merk­würdig …

      Caro­lin hatte an­ge­nom­men, dass er da­nach mit Anna ein Taxi neh­men würde, wo­hin auch im­mer. Aber statt­des­sen kehrte Hol­lan­do auf dem­sel­ben Weg zur Uni­ver­sität zu­rück.

      Was hatte das zu be­deu­ten?

      Hollando fuhr hinauf zum Re­search De­part­ment of Neu­ro­science, wo auch ihr Ar­beits­kreis tagte. Durch das Ober­licht in den Tü­ren sah sie vom Fahr­stuhl aus, dass Licht im In­sti­tut brannte.

      Aber nicht lange, dann ver­löschte es wieder …

      Hatte er sich etwa im Institut schla­fen ge­legt? Gab es dort überhaupt so etwas wie eine Couch? Nach ihrer Erinnerung nicht. Oder war er jetzt im hinte­ren Be­reich, wo sich der Mag­net­re­so­nanz-To­mo­graph be­fan­d?

      War dort ihr Liebes­nest?

      Carolin öff­nete die Außentür eines der nur fuß­brei­ten Bal­kone im Trep­pen­haus, eigent­lich nur ein stei­ner­ner Vor­sprung, und beug­te sich so weit übers Ge­län­der, dass sie seit­lich in die Fens­ter des In­sti­tuts se­hen konnte.

      Nirgends Licht …

      Was, zum Teufel, stimmt hier nicht?

      Er konnte auf gar keinen Fall die Etage ver­las­sen ha­ben, ohne dass sie es be­merkt hätte.

      Wie alle Studenten und Mitarbei­ter im en­ge­ren Ar­beits­kreis – und wohl auch seine As­sis­ten­tin An­na Schwartz – be­saß Ca­ro­lin einen Schlüs­sel zum In­stitut, für den Fall, dass dort ohne Pro­fes­sor Hol­lando ge­arbei­tet wurde.

      Was, wenn sie jetzt trotz der späten Stunde ein­fach hi­nein­ging? Und be­haup­tete, sie ha­be ir­gendet­was ver­ges­sen, falls sie ihn dort an­traf? Ih­ren Haus­schlüs­sel oder ihr Por­te­mon­naie? Eine Semi­narar­beit?

      Carolin schloss auf und schob vor­sichtig – Zen­ti­me­ter um Zen­ti­me­ter – die Tür nach in­nen. Ihre Hand suchte nach dem Licht­schal­ter.

      Vor ihr befand sich der runde Tisch, an dem ihr Ar­beits­kreis tagte. Die Durchgänge zu den beiden hin­teren Räumen waren offen und besaßen keine Türen.

      Sie zuckte unwillkürlich zusammen – doch dann hat­te sie sich auch schon wie­der in der Gewalt.

      Nein, der schat­ten­ar­tige Um­riss im hintersten Raum war kein mensch­licher Kör­per, son­dern nur die ge­wal­tige Trom­mel des Mag­net­re­so­nanz-To­mo­gra­phen.

       Sei nicht albern, Carolin … wir sind hier nicht im Kabinett des Dok­tor Ma­buse …

      Im hinteren Raum gab es keine Fens­ter, auch keine wei­teren Türen.

      An den glatt ver­putz­ten Wän­den ne­ben dem To­mo­gra­phen hin­gen Schau­ta­feln für die Be­die­nung des Ge­räts und Auf­nahmen von ehemaligen Pati­enten. Rechts vor den Kleider­schränken und Regalen der Mit­arbeiter stan­den zwei Ar­beits­ti­sche mit Stüh­len.

      Ihr Blick wanderte nach­denk­lich zur De­cke … nir­gends eine Klappe, nicht einmal ein Um­riss davon, auch keine Lei­ter wie in man­chen Ober­ge­schossen.

      Der Tomograph wog über fünf Ton­nen. Sie erin­nerte sich, dass er sei­ner­zeit we­gen sei­ner ungewöhnlichen Grö­ße und Schwe­re per Kran durch eine pro­viso­rische Öff­nung in der Decke oder Außen­wand ge­hievt wor­den war. Es hat­te so­gar in den Zei­tun­gen ge­stan­den, samt Foto der spek­taku­lä­ren Ak­tion.

      Professorchen hat sich anschei­nend in Luft auf­gelöst, dach­te sie rat­los.

      Carolin nannte das Mädchen, das sie vor Ro­bert in der klei­nen fen­sterlo­sen Kam­mer hin­ter ihrem Schlaf­zim­mer ver­steckte, Lena, weil es sich im­mer noch nicht an sei­nen Namen erin­nerte. Da­für war es so anhäng­lich, als sei sie ihre leibli­che Mutter. Es muss­te ein fürch­terli­ches Ge­fühl sein, nicht zu wis­sen, was mit einem pas­siert war und woher man kam …

      Die andere „Lena“ war die Tochter der Haus­hälte­rin ihrer El­tern ge­we­sen. Das glei­che hell­blon­de Haar, die­sel­ben was­ser­blauen Augen. Wenn die jüngere Lena in der Kü­che am Tisch saß und Son­nen­licht durchs Fens­ter fiel, war Caro­lin im­mer er­staunt über ihre Ähn­lich­keit.

      Was, wenn es einfach nur eine Tochter der äl­te­ren Le­na ist?, dach­te sie. Das wäre aller­dings ein un­glaub­li­cher Zu­fall. Aber es wür­de er­klä­ren, wie­so sie das Mäd­chen bei ih­rem mor­gend­li­chen Lauf­trai­ning am Stau­wehr ent­deckt hatte. Lenas El­tern wa­ren ir­gend­wann auf die an­dere Sei­te des Sees ge­zo­gen, weil sie dort ein klei­nes Haus ge­erbt hat­ten.

      „Wenn du in deinem Zimmer bist und in der Woh­nung eine Män­ner­stimme hörst, dann schließ dich ein und gib kei­ne Antwort“, schärf­te Caro­lin ihr ein. „Das ist dann mein Bru­der Robert. Er wohnt unter uns und ar­bei­tet bei der Kri­mi­nal­poli­zei. Ro­bert müsste dich aus­fra­gen und in ein Heim stecken, wenn man deine El­tern nicht fin­det. Hast du mich ver­stan­den?“

      Lena nickte zwar, aber Carolin war nicht ganz si­cher, ob sie wirk­lich begriff, worum es ging.

      „Vielleicht

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