Luca - Zwischen Nichts und Allem. Billy Remie

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Luca - Zwischen Nichts und Allem - Billy Remie

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mal davon abgesehen, wie ich Sex praktiziere – was ja auch nur mich etwas angeht – sehe ich mich selbst nicht als Klischee. Ich trage keine schrillen Farben, rede nicht mit nasaler Stimme, gehe nicht ständig in Clubs. Mein Aussehen ist für mich auch nicht das Wichtigste. Ich bin ein typischer Normalo, würde ich sagen, allerdings dass ich eben schwul bin. Nicht, dass die Sexualität eines Menschen tatsächlich aussagekräftig für seinen Charakter wäre.

      Ich stehe auf Actionfilme, um so überdrehter, um so geiler. Ich fahre auf Ballerspiele ab, hatte nie eine Barbie und verabscheue Rosa. Ich verwende nur ein einziges Duschbad für Haare und Haut, und es riecht nach Moschus. Ich trage meine Socken so lange, bis meine Mutter sagt, ich solle die Dinger wegschmeißen, sie würde lieber das Haus in Brand stecken, als sie zu waschen. Meine T-Shirts sind weit, dunkel und mit den Covern von Heavy-Metal-Bands geschmückt. Dazu trage ich meistens graue oder schwarze Jeans, die etwas tief liegen, aber derart eng sind, dass sie nicht rutschen können.

      Denn mein Arsch ist so ziemlich das Geilste an meinem kleinen, schmächtigen Körper, weshalb ich ihn gern betonte.

      An mein Haar lasse ich nur Wasser und das Haarfärbemittel meines Vertrauens. Da ich das banale Straßenköterblond meines Schopfes nicht mochte, färbte ich sie immer blauschwarz – schwärzer geht es nicht. Ich trage mein Haar durchgestuft und wild, etwa wie eine von diesen Manga-Figuren. Nicht, dass ich je einen Manga gelesen hätte, aber ich kenne die ein oder andere Anime-Serie und legte meinem Friseur eine Vorlage hin. Er hat nicht schlecht geguckt.

      Die längsten Spitzen waren auf Höhe meines schmalen Kinns, die kürzesten verhingen halb meine silbergrauen Augen. Unter den Fransen trage ich allerdings einen Undercut.

      Ich habe einen Tunnel im Ohr – natürlich das »schwule« Ohr, ich will ja Flagge zeigen – und Piercings in der Unterlippe, Zunge und zwischen den Augenbrauen. Aber nein, ich bin kein schwuler Goth oder Punk oder Emo, oder was es sonst noch so gibt. Ich bin ein Normalo, mit dem Hang zu Piercings.

      Vielleicht wollte ich aber auch nur Aufmerksamkeit erregen. Was mir nicht gelang. Das einzige, das mir gelegentlich Beachtung einbrachte, war meine Sexualität.

      »Hey, Schwuchtel«, wurde ich angesprochen. Dagegen habe ich nichts, ich bin eben der einzige auf meiner Schule, außerdem war ich nicht zimperlich. Ich hatte meinen Freundeskreis, bestehend aus ein paar Videospiel-Nerds und Punk-Kids, da war es mir doch gleich, ob der ein oder andere Spasti auf meiner Schule Witze darüber machte, dass ich mit anderen Jungs vögelte.

      Gerade erst hatte ich eine – für mich – lange Beziehung beendet, weil ich mich einfach nicht mehr darauf konzentrieren konnte. Ich habe ihn nicht auf diese Weise geliebt, wie er mich, und es war nicht fair, dieses Spiel weiter zu treiben. Zumal er noch passiver war als ich, und ich keinen Bock mehr hatte, ihn zu ficken. Hinzu kam meine Besessenheit von meinem Lehrer, sodass ich lieber zu den Fantasien über Mr. Olsson wichste, als mit einem anderen Jungen zu schlafen.

      Meinen Freunden hatte ich erzählt, dass ich meinen Kleinen abgeschossen hatte.

      »Bringst du Mica am Samstag mit?«, hatte Timo, mein alter Kindergarten Freund, gefragt.

      Im Übrigen war er der einzige, der nach meinem ganz offiziellen Outing damals nicht den Kontakt zu mir abgebrochen hatte.

      Wahre Freundschaft eben, und das obwohl ich mir keine bessere staatlich geprüfte Hete als ihn vorstellen konnte, denn in keinem Zimmer hingen so viele nackte Weiber wie in seinem. Der Kerl war absolut auf Brüste fixiert. Weil Mama ihn mit der Flasche fütterte, zogen wir ihn immer auf.

      »Ne«, sagte ich jedenfalls, »hab ihn abgesägt.«

      Mehr gab es nicht zu erklären. Sie nickten. »Cool.«

      Um so neugieriger wurden sie jedoch, als ich jede Pause hoffnungsvoll umherblickte. Vermutlich, weil ich mal klipp und klar gesagt hatte, ich würde niemals jemandem nachgucken, mit dem ich auf dieselbe Schule ging. Erstens, weil ich ihn dann jeden Tag sehen müsste. Zweitens, weil ich, wie erwähnt, der einzige Schwule hier war und ich mich nie in eine Hete vergucken würde.

      Sie witterten, dass ich meine eigenen Regeln gebrochen hatte, und wollten sich lustig machen.

      Ich versuchte, sie zu ignorieren und gab mich cool. Wenn sie stichelten und mich mit den Ellenbogen anstießen, mich angrinsten, zuckte ich gelassen mit den Schultern. Und wenn schon. Aber ich verriet nie, wirklich nie, ganz gleich, wie beharrlich sie waren und mich daran erinnerten, dass Freunde sich alles erzählten, wem meine ganze Aufmerksamkeit galt.

      Ich wollte ihn sehen, aber jedes Mal, wenn ich ihn erblickte, blieb mein Herz vor Freude stehen. Oh Gott, da ist er! Und wenn mich dann auch noch sein Blick streifte, war ich wie festgewurzelt, mir entwich jegliche Beherrschung. Ich wollte mir die Kleider vom Leib reißen und mich ihm vor die Füße werfen.

      »Ich habe nicht gelernt, Mr. Olsson. Das dürfen Sie mir nicht durchgehen lassen.« Und er lächelt mich daraufhin mit einem verschlagenen Schmunzeln an. »Bestraf mich! Begehre mich!«, will ich ihn auffordern. »Denn ich begehre auch dich.«

      Das ich ihn will, konnte ich bereits vom ersten Moment an nicht leugnen, als ich bereits sabbernd mit den Augen an seinem Körper und Gesicht hing, aber je mehr Wochen verstrichen waren, je mehr ich seiner Strenge ausgeliefert gewesen war, je inbrünstiger verzehrte ich mich nach ihm.

      Ich wollte mich an ihm reiben. Ihm meinen Schwanz an den strammen Schenkel drücken und ihm ins Ohr flüstern: »Siehst du, wie steif du mich machst?«

      Dass er unerreichbar schien, machte ihn noch anziehender. Es war Folter, wenn ich ihn sah, aber es war noch tausendfach schlimmer, ihn nicht zu sehen.

      Und mit all diesen Gedanken, Gefühlen und Fantasien war es natürlich noch schwieriger, mich zu konzentrieren. Na immerhin die Hausaufgaben für Geschichte hatte ich stets sporadisch fertig, aber wenn er mich dann ansah und aufforderte, ihm das Arbeitsblatt, den Aufsatz, meine Recherche vorzulegen, behauptete ich, ich hätte es vergessen, dabei lag es unter meinem Block versteckt.

      Plötzlich war ich schüchtern, wollte nicht, dass er wusste, dass ich es wegen ihm tat. Und er schien enttäuscht, wütend, weil ich seine Worte nicht angenommen hatte.

      Auch wieder nur so ein sturer Teenager, schien sein Blick eins ums andere Mal zu sagen. Dabei wollte ich ihn doch vom Gegenteil überzeugen. Mehr noch, ich wollte etwas, worüber ich mich noch einmal mit ihm unterhalten konnte. Wollte ihm zeigen, dass wir die gleichen Interessen hatten, dass ich gescheit bin, und es sich für ihn lohnte, das Wort an mich zu richten, mir zuzuhören.

      Also lernte ich, wenn ich zuhause war. Ich lag im Bett, mein Tablet in der Hand, und las so viel über die Themen, die er mit uns durchnahm, bis mir der Kopf rauchte.

      Trotzdem blieb nichts hängen.

      Meine Gedanken glitten immer wieder ab. Ich sah ihn vor mir an der Tafel, wie sein Rücken sich bewegt, während er Daten an die Tafel schreibt und uns erzählt, welches bedeutendes Ereignis sich an jenem Tag zutrug. Ich sah, wie er am Pult sitzt, sich über Tests beugt, um sie zu korrigieren, und sich mit den langen Fingern das Haar aus der Stirn streicht. Ich sah ausschließlich ihn vor mir, nicht die Worte, die ich las und doch nicht las.

      Also brach ich immer wieder ab, jeden Nachmittag, da ich mich einfältig fühlte. Und das Letzte, womit ich mich auseinandersetzen wollte, war meine angeborene Lernschwäche.

      Deshalb lernte ich ungern, denn wenn ich etwas nicht verstand,

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