Der unerwünschte Zusammenhang von Sex und Liebe. J. D. Möckli

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Der unerwünschte Zusammenhang von Sex und Liebe - J. D. Möckli Tonum

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Uhrzeit ist er der Einzige, der hier wartet, und es wäre nicht das erste Mal, dass der Bus einfach vorbeifährt, weil der Fahrer ihn übersieht.

      Als er einsteigt, lächelt er den Fahrer freundlich an. »Guten Abend. Danke fürs Mitnehmen«, begrüßt er den alten Mann.

      Der winkt lachend ab. »Ich mache nur meinen Job und wenn Sie sich nicht im Unterstand verstecken, dann kann ich Sie ja auch nicht übersehen.«

      Die STM liegt am äußersten Stadtrand von Ninechurch. Es ist eine ziemlich lange Fahrt, die mit einem Auto deutlich kürzer wäre, aber er genießt diese Zeit der Ruhe und kann zudem noch die Aussicht auf den Narden genießen, auf dessen höchstem Punkt die Rundfestung Tonum über die Stadt und den Hafen wacht. Heute sieht die Festung im Licht der durchbrechenden Sonnenstrahlen besonders mystisch aus, weshalb er spontan sein Handy zückt und ein paar Fotos schießt, obwohl die Bilder nie die Magie der im abendlichen Sonnenlicht glitzernden Festung wiedergeben können.

      Als der Bus schließlich an Darius’ Haltestelle anhält, steht die Sonne schon so tief am Himmel, dass sie von diesem Teil der Insel aus nicht mehr zu sehen ist. Am liebsten würde er jetzt direkt nach Hause und dann ins Uranus gehen, aber der Kühlschrank in seiner Küche ist so leer, dass die weißen Mäuse in den einzelnen Fächern Salsa tanzen könnten. Zum Glück liegt der nächste Tesco direkt auf dem Weg zu seiner Wohnung.

      Durch die Regalreihen des kleinen Ladens schlendernd, überlegt Darius, ob er sich nicht eine oder sogar zwei Flaschen Scotch leisten sollte. Aber eigentlich macht es ihm keinen Spaß, sich alleine zu betrinken, weshalb er sich das Geld lieber für das Uranus aufspart. Mit dem vollen Einkaufskorb geht er an den Spirituosen vorbei direkt zur Kasse, wo ihn die schon ältere, aber sehr nette Kassiererin mit einem freundlichen Lächeln begrüßt und ihm sogar dabei hilft, die Lebensmittel auf die beiden Tüten zu verteilen.

      Die überraschend schweren Plastiktüten durch die Gassen schleppend, nähert er sich langsam dem altehrwürdigen Gebäude, in dem in der zweiten Etage seine kleine Zweizimmerwohnung liegt, die sogar über einen winzigen Balkon verfügt, auf dem er schon in der ein oder anderen heißen Sommernacht mithilfe einer Luftmatratze geschlafen hat.

      Als er das aus roten Backsteinen erbaute Haus erreicht hat, betritt er den mit grauen Steinplatten gefliesten Flur. Bevor er jedoch hoch in seine Wohnung geht, macht Darius noch einen kleinen Zwischenstopp bei den Briefkästen und holt die Post raus. Er sieht die vielen Briefe nur kurz durch, die meisten enthalten vermutlich Rechnungen, doch dann bleibt ihm das Herz für einen Moment stehen: ein Brief von der STM! Er zögert, überlegt, ob er den Brief gleich hier im Hausflur öffnen soll, dann reißt er den Umschlag mit zitternden Fingern kurzentschlossen auf und zerrt das Schreiben heraus. Erleichtert schließt er für eine Sekunde die Augen und atmet tief durch. – Es ist nur die monatliche Lohnabrechnung.

      Mit noch immer deutlich schnellerem Herzschlag stopft er die Briefe in eine der Einkaufstüten und geht zur Treppe.

      Gute vierzig Stufen später steht er vor seiner Wohnungstür und muss unwillkürlich schmunzeln, als er sie aufschließt und daran denkt, wie ungeschickt er sich angestellt hat, als er knutschend versuchte, das Schlüsselloch zu treffen.

      Er bringt die Tüten in die Küche und schiebt eine Tiefkühlpizza in den Ofen. Dann zieht er die Schuhe aus und legt den Schlüsselbund auf den schmalen eichenholzfarbenen Schuhschrank, welcher im Flur direkt neben der Tür steht. Erst jetzt räumt er die Einkäufe weg und deckt den Tisch, denn darauf legt er Wert, auch wenn es heute nur ein Fertiggericht gibt.

      Während er darauf wartet, dass sein Abendessen fertig wird, öffnet Darius die restlichen Briefe und stellt leise murrend fest, dass es wirklich nur Rechnungen sind. Er legt sie auf den Rechnungsstapel im Wohnzimmer und die Lohnabrechnung in den dafür vorgesehenen alten Schuhkarton, der gerade so in eine der Schubladen seiner Wohnwand passt, die er sich beim Einzug aus verschiedenen Ikea-Regalelementen selbst zusammengestellt hat. Erschöpft lässt er sich auf das teuerste Möbelstück seiner gesamten Wohnung sinken: das schwarze Ledersofa, dem er bei Natuzzi einfach nicht widerstehen konnte.

      Erst als er das leise Ping des Backofentimers hört, steht er wieder auf und geht fürs Abendessen zurück in die Küche.

      ***

      Frisch geduscht verlässt Darius um kurz nach zwanzig Uhr das Haus und macht sich auf den Weg zum Uranus. Zum Glück ist die Bar nur zwei Straßen von seiner Wohnung entfernt, sodass er schon nach ein paar Minuten das hellblau gestrichene Gebäude erreicht.

      »Hi, Dave, ist schon was los?«, begrüßt er den großen Türsteher, der wie immer einen schwarzen Anzug trägt und mit ernster Miene die Straße überblickt.

      »Hallo, Darius. Das ist ja ein seltener Anblick, dass du mal unter der Woche herkommst«, erwidert Dave erstaunt und öffnet die Tür.

      »Ach, Stress in der Firma. Da brauche ich einfach einen Drink außer der Reihe. Du verstehst?« Darius grinst gespielt und betritt den Vorraum mit Garderobe und Kasse. Hinter dem Garderobentresen steht wie immer Kimberly, die von allen nur Kim genannt wird. Die Blondine ist die einzige weibliche Angestellte der Bar und verwaltet nicht nur die Jacken und Wertsachen, sondern auch die Bezahlkarten.

      Er lächelt ihr gekünstelt zu und zieht seine Jacke aus, legt auch Handy, Schlüsselbund und Brieftasche auf den Tresen. »Hi, Kim. Pass bitte wieder mal auf meine Sachen auf«, sagte er ihr zuzwinkernd, was sie amüsiert den Kopf schütteln lässt, während sie die Wertsachen in einen Stoffbeutel legt, den sie zusammen mit der Jacke über einen Bügel hängt. »Hi, Darius«, begrüßt sie ihn, gibt ihm die Karte und den Chip für den Garderobenplatz. »Du weißt doch, dass ich immer gut auf deine Sachen aufpasse. Schließlich ist das mein Job und wo kämen wir hier denn hin, wenn ich den nicht richtig machen würde!«, entrüstet sie sich gespielt.

      »Ja, ich weiß«, beschwichtigend zwinkert er ihr zu, was sie auflachen lässt. »Nun geh schon rein. Ich sehe dir doch an der Nasenspitze an, dass du nur so vergnügt tust.«

      Ertappt zuckt Darius zusammen und steckt die Karte und den Chip in seine Hosentaschen, ehe er sich zur Doppeltür umwendet, die zur eigentlichen Bar führt. Von hier aus kann man über eine Treppe direkt nach oben auf die Galerie gelangen und dort nach draußen in die Raucherzone gehen, aber darauf hat Darius keine Lust. Er setzt sich lieber auf einen der freien Hocker an der Bar. »Hi, Brian, bekomme ich einen Scotch?«, fragt er mit ernstem Blick, was Brian eine Augenbraue heben lässt.

      »Ist etwas passiert?«, will Brian besorgt wissen, als er ihm den Drink hinstellt.

      »Ach, ich habe nur einen beschissenen Tag gehabt«, weicht Darius aus und trinkt sein Glas in einem Zug leer. »Gib mir bitte noch einen.« Er sieht sich neugierig in der Bar um. »Noch nicht viel los«, brummt er.

      »Ja, aber das ist unter der Woche um diese Zeit normal. Nach neun ist mehr los.« Brian gießt Darius noch einen Scotch ein und beginnt die Zitronen in gleichmäßige Scheiben zu schneiden.

      Schweigend nickt Darius nur und widmet sich seinem Drink. »Sag mal, hast du den Schnuckel im Armanianzug noch einmal gesehen?«, fragt Darius nach einer Weile möglichst desinteressiert und vermeidet es, Brian direkt anzusehen. »Und noch einen Scotch, bitte.«

      Erstaunt hebt Brian den Blick. »Na, da hat es dich aber ganz schön erwischt. Du fragst mich doch sonst nie nach deinen Eroberungen«, scherzt er und senkt den Blick wieder auf die Zitronen. »Nein, ich habe ihn nicht mehr gesehen und auch vorher ist er mir noch nie aufgefallen«, antwortet er und legt das Messer beiseite, um Darius den Scotch einzuschenken.

      »Diese

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