Der unerwünschte Zusammenhang von Sex und Liebe. J. D. Möckli
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Читать онлайн книгу Der unerwünschte Zusammenhang von Sex und Liebe - J. D. Möckli страница 6
»Danke, Samantha«, erwidert Darius immer noch strahlend lächelnd und setzt sich auf das überraschend bequeme Sofa. Es ist neu und steht an der Wand, die sich direkt gegenüber ihres Schreibtisches befindet.
Die wenigen Minuten vergehen viel zu schnell. Schon nickt Samantha ihm zu: »Du kannst jetzt reingehen.«
Sich straffend, steht Darius auf und folgt ihr die paar Schritte bis zu der weiß gestrichenen Tür, an die Samantha jetzt klopft, bevor sie diese für ihn öffnet.
»Mister Mitchell? Darius Harper ist da.« Sie lässt ihn eintreten.
Nur am Rande hört Darius hinter sich die Tür ins Schloss fallen, zu sehr ist sein Blick von der Silhouette des Mannes gefesselt, der mit dem Rücken zu ihm hinter dem Ebenholzschreibtisch steht und mit ineinander verschränkten Händen aus dem Panoramafenster blickt. Ein ungutes Gefühl macht sich in seiner Magengrube breit, als er die hellbraunen Haare und Statur Mitchells mustert. Irgendwie kommt ihm diese Rückenansicht verdammt bekannt vor und er spürt richtiggehend, wie der Klumpen in seinem Magen immer grösser und schwerer wird, je länger er hier steht. Das kann doch nicht …
»Mister Harper, ich nehme an, Sie wissen, weshalb Sie hier sind?« Wendet sich Mitchell langsam um, nur um mitten in der Bewegung inne zu halten, als sein Blick auf … die Person fällt, die ihn seit dem Wochenende in seinen Gedanken verfolgt.
»DU!«, rufen sie gleichzeitig aus, während sie sich geschockt anstarren und die Zeit von einer Sekunde auf die andere stehenzubleiben scheint.
Darius hat schlagartig die Bilder vor Augen, wie er Steves Handgelenke ans Kopfende seines Bettes gefesselt hat und … wird aus seinen Gedanken gerissen.
Steve räuspert sich. »Nun … setzen Sie sich. Wir müssen … über Ihre aktuelle Leistungsbewertung sprechen«, sagt er mit kratzender Stimme und lässt sich in den ledernen Chefsessel sinken. Er schlägt die Mappe auf, die vor ihm liegt und starrt den Inhalt an. Sich fragend, wie er sich mit nur einer Nacht in so einen Schlamassel manövrieren konnte.
»Ja … tun wir das!« Darius fängt sich als Erster. »Denn sie ist absolut unfair und entspricht in keinem einzigen Punkt der Wahrheit!« Er legt seine eigene Mappe auf den Tisch. »Ich habe hier meine Leistungsbewertungen der letzten fünf Jahre ausgedruckt und nicht ein einziges Mal so eine schlechte Bewertung bekommen. In keinem einzigen Punkt. Meine früheren Abteilungsleiter waren mit meiner Arbeit immer sehr zufrieden und haben mich auch zu externen Präsentationen geschickt, wenn sie selbst verhindert waren.« Er hat sich so richtig in Rage geredet und ist lauter geworden. Stößt nun aber die Luft aus und atmet so ruhig er kann durch.
Vollkommen ruhig lässt Steve Darius wüten, während er sich den Ausdruck ausführlich ansieht, obwohl er Kopien davon bereits in seiner eigenen Mappe hat, aber das muss Darius ja nicht wissen.
»Ich will niemanden schlecht machen, aber wie ist es möglich, dass ich plötzlich so hundsmiserabel bewertet werde, aber von den Kunden nie auch nur eine Klage bekommen habe?«, fragt Darius leise, als er die Stille nicht mehr aushält.
Ernst schließt Steve die Mappe und schiebt sie zur Seite. »Entweder sind Sie vorher viel zu gut bewertet worden oder Jones hat mit Ihnen ein Problem. Allerdings kann ich das so nicht beurteilen.« Er lehnt sich seufzend zurück. »Bis zur endgültigen Leistungsbewertung am Jahresende, werden Sie alle Arbeiten und Berichte nicht nur an Ihren direkten Vorgesetzten, sondern auch an mich schicken. Zusätzlich werden wir uns jeden Freitag um fünfzehn Uhr zusammensetzen und die Qualität Ihrer Arbeit und Berichte besprechen. Okay?«
Schweigend sitzt Darius da und versucht zu verstehen, was Steve ihm da gerade gesagt hat. »Heißt das, dass ich nicht entlassen bin?«, rutscht es ihm raus.
»Nein, natürlich sind Sie nicht entlassen«, bestätigt Steve und schenkt seinem Angestellten ein Lächeln, der plötzlich um Tonnen leichter zu sein scheint.
Tatsächlich fühlt sich Darius mit einem Schlag so erleichtert, dass er schweben könnte. »Ich danke Ihnen, Mister Mitchell. Ich werde Sie nicht enttäuschen«, verspricht er strahlend.
»Gut, dann gehen Sie jetzt zurück an Ihre Arbeit. Den ersten Termin setze ich auf Freitag nächster Woche an.« Legt Steve fest und trägt den Termin als dauerhaft in seinem Kalender ein. »Ich schicke Ihnen den Termin noch per E-Mail zu. Auf Wiedersehen, Darius.« Er steht auf und reicht ihm die Hand.
Darius springt auf und schüttelt sie. »Vielen Dank und auf Wiedersehen«, sagt er, immer noch erleichtert strahlend und muss sich beherrschen, dass er vor Freude nicht aus dem Büro tanzt.
***
Bester Laune setzt sich Darius wieder hinter seinen Schreibtisch und bestätigt als erstes den Freitagstermin. Dann erklärt er kurz, dass der neue Chef sich selbst ein Bild seiner Leistung machen wird und ein prima Kerl sei.
Harold nickt ihm zufrieden zu. »Siehst du, alles halb so wild.«
Voll motiviert liest Darius sich den neuesten Auftrag durch. Dabei handelt es sich um eine Stofftierwerbung, die in einem Spielzeugkatalog abgedruckt werden soll. Er macht sich ein paar Notizen und fertigt einige einfache Bleistiftskizzen an.
Um kurz nach zwölf erhebt sich Darius und will in die Kantine. Harold und Sebastian sind schon vorgegangen. Er will das Büro gerade verlassen, da hält ihn eine innere Stimme zurück. Einer plötzlichen Eingebung folgend schließt er seine Unterlagen im Schreibtisch ein und aktiviert den Sperrbildschirm, der nur mit Passworteingabe deaktiviert werden kann. Normalerweise macht er das nicht und es fühlt sich falsch an, aber dennoch ist er nun deutlich entspannter, als er in den Flur tritt und sich auf den Weg in die Kantine macht.
Dort angekommen stellt er sich geduldig ans Ende der Schlange. Es macht ihm nichts aus, dass er warten muss, kann er doch so in aller Ruhe die beiden Tagesmenus studieren. Heute nimmt er Kartoffelauflauf mit Würstchen und einen gemischten Salat. Als Dessert gönnt er sich einen Fruchtsalat und als Getränk, einen Apfelsaft.
Mit dem vollen Tablett geht Darius durch die in warmen Farben gehaltene Kantine, bis er seinen üblichen Tisch erreicht hat, wo Harold schon auf ihn wartet. Mit hochgezogener Augenbraue registriert er, dass sein Kollege sich für das vegetarische Menu entschieden hat. »Machst du wieder eine Diät?«, fragt er ihn mit sanfter Stimme, als er sich lächelnd hinsetzt.
Betrübt nickt Harold und blickt dabei sehnsüchtig auf Darius Teller. »Ja, mein Arzt hat gesagt, dass ich mehr auf meine Ernährung achten muss. Zu viel Cholesterin und der Blutzucker ist wohl auch nicht gerade der Beste«, murrt er und wendet sich wieder seinem Gemüseauflauf mit dem Tofuschnitzel als Beilage zu. »Es ist eigentlich ganz in Ordnung, aber richtiges Fleisch kann man einfach nicht ersetzen.«
Voller Verständnis nickt Darius. »Da sagst du was. Das nachgemachte Zeugs schmeckt einfach nicht so gut, wie das Original«, stimmt er ihm aus voller Überzeugung heraus zu. Irgendwie hat er ja schon Mitleid mit seinem Kollegen. »Dennoch werde ich ab morgen auch das vegetarische Menu nehmen. Dann hast du es wenigstens etwas leichter«, schlägt er zu seiner eigenen Überraschung vor. Er will die Worte schon zurücknehmen, aber dann trifft ihn der freudig überraschte Blick von Harold.
»Wirklich?