Der verborgene Erbe. Billy Remie

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Der verborgene Erbe - Billy Remie Legenden aus Nohva 5

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Mit mir hat das nichts zu tun, gewiss nicht, da überschätzt du seine Gefühle für mich.«

      Arrav hätte beinahe Mitleid mit Cohen gehabt, der so unglücklich verliebt schien, doch das Mitleid hatte sich nicht auf Cohens verletzte Gefühle bezogen. Cohen war es, der sich täuschte, denn Arrav sah als Außenstehender mehr als deutlich, wie vernarrt der Blutdrache in Cohen war. Doch da Cohen ihm ohnehin nicht glauben wollte, mischte er sich bei den beiden nicht ein. Er wusste, dass er gegen den Blutdrachen keine Chance hatte, und zog sich würdevoll als Geschlagener zurück, außerdem hatte er die beiden mehr als einmal zusammen beobachtetet und eines schlagartig begriffen.

      Was er suchte, würde Cohen ihm nicht geben können. Und das verwirrte ihn sehr.

      Diese Verwirrung trug Schuld daran, dass er seit einigen Tagen nicht schlafen konnte, und nächtliche Gänge zur Küche unternahm. Dort fand er, was seine Gedanken lähmte und ihm beim Wiedereinschlafen half. Als er in die dunkle Küche kam, entzündete er eine einzelne Kerze auf einem Tisch und goss sich Wein ein.

      Wein, wie er ihn noch nie getrunken hatte. Stark und vollmundig. Würzig. Nicht wie diese gepantschte Brühe, die er sein Leben lang getrunken hatte. Seit Wochen kam er nicht los von dem roten Getränk, allein dafür hatte sich sein Verrat an Rahff gelohnt. Doch Arrav respektierte Rahff als Mann natürlich weiterhin, immerhin verdankte er ihm sein Leben. Ohne Rahff hätte Arrav nie das erwachsenen Alter erreicht. Trotzdem bereute er seinen Entschluss, ihn zu verraten, keineswegs. Er wusste, genau wie Rahff es hätte wissen müssen, dass er gar keine andere Wahl gehabt hatte, wenn er ein besseres Leben führen wollte.

      Und wer würde nicht gerne aus dem Dreck steigen, wenn er darin badete?

      Als die Tür zur Küche leise quietschend geöffnet wurde, zuckte Arrav unwillkürlich ertappt mit dem Becherrand am Mund zusammen.

      Er erkannte den anderen Mann sofort, drehte diesem dem Rücken zu und zog den leichten, seidenen Morgenmantel vor der nackten Brust zusammen. Er fühlte sich seltsam entblößt, so knapp bekleidet, er hatte nicht damit gerechnet, zu dieser Stunde noch jemandem zu begegnen.

      »Oh.« Eagle stockte überrascht an der Tür. »Vergebung, ich wusste nicht, dass jemand hier ist.«

      »Ich muss um Vergebung bitten, Eure Hoheit.« Arrav hielt den Morgenmantel mit einer Hand fest zusammen, als er sich umdrehte und leicht den Kopf ergebend neigte. »Ich bin es, der Euren Wein ohne Euch kostet.«

      Lächelnd trat Eagle gänzlich ein und ließ die Tür leise wieder zufallen. Es war ihm jedes Mal deutlich anzusehen, dass er den Respekt genoss, der ihm nun zuteilwurde. Arrav hielt deswegen nicht weniger von ihm, Eagle besaß genug Charme, um durch das Genießen der Aufmerksamkeit, die man ihm schenkte, nicht arrogant zu wirken.

      »Es ist unser aller Wein«, warf Eagle großzügig ein.

      Arrav wusste, dass es ihm gestattet war, sich alles aus der Küche zu nehmen, was sein Magen begehrte, doch er wollte zeigen, dass er das nicht als selbstverständlich hinnahm.

      »Außerdem trinkt Ihr das falsche Zeug.« Eagle ging an dem verwunderten Arrav mit einem beinahe überheblichen Schmunzeln vorbei, bückte sich nach einer Schranktür zu Arravs Füßen und riss sie auf. Eine kurze Weile kniete der Prinz vor dem Schrank und räumte einige Töpfe und Pfannen aus, die schon deutliche Gebrauchsspuren aufwiesen, ehe er genug Platz geschaffen hatte, um sich weit in den Schrank zu lehnen. Ein Knacken und Poltern war zu hören, als der Erbe eine Geheimtür öffnete. Kurz darauf kam er wieder hervor und hielt eine verstaubte Flasche in der Hand, der Korken war noch unversehrt.

      »Wein aus Gino, aus dem letzten Jahrhundert«, verkündete Eagle und ging, sein Chaos einfach hinterlassend, zum Tisch mit der Kerze. Auf dem Weg dorthin, nahm er noch einen Becher auf.

      Er setzte sich mit dem Gesicht zu Arrav, der ihn nur reglos beobachtet hatte.

      Arrav hatte das Gefühl, gehen zu müssen. Gegenüber Adeligen fühlte er sich stets unwohl, weil er das Talent besaß, andere vor den Kopf zu stoßen. Er sagte gerne das, was er dachte, ohne sich darüber Sorgen zu machen, ob es jemanden beleidigte. Unter seines Gleichen möge das durchgehen, denn sollte er jemanden verärgern, artete es höchstens in einer Prügelei aus – und er wusste sich gelegentlich auch zu wehren. Bei Adeligen hingegen konnte schnell mal der eigene Kopf rollen, dabei musste die Beleidigung nicht einmal gewollt gewesen sein, es genügte schon, wenn dem Adeligen der Blick nicht gefiel, mit dem man ihn ansah. Er wollte seinen neuen Herrscher nicht schon jetzt verärgern, also hielt er lieber Abstand, obwohl er gern gewusst hätte, für wen er nun eigentlich kämpfte.

      Arrav kippte den Inhalt seines Bechers in den Rachen und wollte gehen, doch gerade als er den Becher abstellen wollte, deutete Eagle auf den freien Stuhl ihm gegenüber.

      »Setzt Euch«, bat Eagle, »und trinkt mit mir das gute Zeug.«

      Doch Arrav zögerte unschlüssig, überlegte, wie er höfflich ablehnen konnte.

      Eagle schien enttäuscht, als er Arravs Weigerung spürte. Er stützte die Arme auf den Tisch und ließ den Kopf hängen.

      Sein melancholischer Blick traf die gekerbte Tischplatte, doch er stach Arrav mitten ins Herz. Plötzlich schien der junge Mann älter zu sein als der jahrhundertalte Wein auf seinem Tisch. Arrav nahm sich ein Herz und ging zu ihm. Überrascht hob Eagle den Blick, als der Stuhl ihm gegenüber leise über den Boden gezogen wurde, und Arrav sich setzte.

      Lächelnd griff er zur Flasche und entkorkte sie.

      »Arrav, richtig? Cohens Freund.«

      Arrav nickte stumm, er schob den Becher über den Tisch.

      Eagle nickte schmunzelnd auf Arravs Brust, die unter dem Morgenmantel von der leuchtenden Kerze angestrahlt wurde. »Ihr wisst, dass Ihr einen Morgenmantel für unsere weiblichen Gäste tragt?«

      Das bestickte Blumenmuster und die schöne hellgefärbte Seide hatten ihn einen gewissen Aufschluss darauf gegeben, ja.

      »Ich habe mich wohl vergriffen.« Arrav lief rot an, er strich sich verlegen sein schulterlanges Haar hinter die Ohren. »Schlaftrunken wie ich war, griff ich nach dem erstbesten Kleidungstück, das ich im Schrank vorfand.«

      Eagle nickte nur.

      »Ich sehe Euch öfter nächtlich zur Küche gehen«, bemerkte Eagle dann, während er erst Arravs Becher füllte, und dann seinen eigenen. Er stellte die Flasche behutsam ab. »Welche Sorgen treiben Euch umher? Seid Ihr nicht mehr sicher, ob Ihr hier sein solltet?«

      Arrav umfasste den Becher und führte ihn zu den Lippen, während er verneinend den Kopf schüttelte. Er kostete einen Schluck und musste den Drang niederringen, genüsslich zu stöhnen. Der Wein war ganz sanft auf seiner Zunge, liebkoste seinen Gaumen und entfaltete in seinem Rachen einen lieblichen Geschmack, der alle Sinne berauschte. Ein gefährlicher Tropfen, zu süß, um seine gewaltige Stärke zu bemerken.

      Arrav sah Eagle in die Augen, als er schwor: »Ich stehe mit dem Herzen hinter meiner Entscheidung, für Euch zu kämpfen, mein Prinz.«

      Der Kerzenschein zuckte über Eagles trauriges Lächeln. »Wohl eher bleibt Ihr, um für Cohen, Euren Freund und Kommandanten, zu kämpfen.«

      »Mag sein, dass meine Entscheidung fiel, weil ich Cohens Urteil vertraute, aber welchen Unterschied macht das? Ich bin hier, mein Schwert wird für Euch Blut vergießen.«

      Eagle starrte nachdenklich in seinen

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