Steintränen. Manja Gautschi

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Steintränen - Manja Gautschi страница 11

Steintränen - Manja Gautschi Steintränen

Скачать книгу

Schmerzen mehr, einfach weg. „Wie ist das möglich?! Meine Schmerzen sind alle weg. Ja! Weg! Plötzlich. Hein?!“ Joret bewegte erstaunt seine plötzlich schmerzfreie Schulter, die ihn seit Tagen geplagt hatte.

      Zufrieden lächelte Boris, trank einen Schluck Tee, schloss die Augen. „Nicht der richtige Moment für Erklärungen, hatte ich gesagt. Später einmal. Und dass ihr mir das bloss niemandem erzählt. Wenn das die Leute wüssten, würden sie von überall her kommen und mich um Heilung bitten. Lasst euch gewarnt sein. Zuviel Wissen kann auch gefährlich werden.“ bestimmte Boris und fuhr fort:

      „Also, erstens: Ich kann nicht den ganzen Tag lang ‚nur’ Leute heilen. Ich habe jede Menge anderer Aufgaben.

      Zweitens: Ja, ich kann alles heilen. Ich habe die Kontrolle über die Macht der Steintränen, die, wie ihr alle wisst, heilende Kräfte haben. Aber je nach Schwere der Krankheit oder Verletzung kommt es bei der Heilung zu einer Verbindung mit mir. Ähnlich wie mit den Schlüsselträgern. Das geht nicht. Stellt euch diese Katastrophe vor! Mit der Zeit wären alle mit mir verbunden und wenn ich dann sterbe, sterben alle mit mir! Man könnte zusammen mit mir das gesamte Volk ausrotten. Das Terra Sonnensystem würde sich freuen.

      Und Drittens: Ab jetzt erwarte ich von euch allen hier, dass ihr mir verdammt noch mal so viel eigene Selbstverantwortung zugesteht, dass wenn ich sage ‚Es geht mir gut’, es mir auch glaubt. Ich habe schon genug mit mir selbst zu kämpfen, alle diese neuen Sinne zu verstehen und sie verwenden zu lernen. Dann alle diese neue Verantwortung hier! Glaubt mir, ich wäre lieber in meiner Apotheke am Ansetzten der Schilfgras-Essenz. In Ruhe, alleine im Arbeitsraum! Ich habe niemanden, den ich um Hilfe bitten kann. Es gibt niemanden! Was wünschte ich, Zylin wäre hier. Er kannte sich mit solchen Dingen noch am ehesten aus. Aber er musste sich ja umbringen lassen! Dieser grüne Mistkerl!“

      Boris brauste unerwartet auf. Eben war er noch die Ruhe selbst gewesen und nun diese Wut. Er hatte seit dem Vorfall im Wald mit niemandem darüber gesprochen. War alles so drunter und drüber gegangen. Hatte sich um Mara und alle anderen gekümmert und sich selbst in den Hintergrund gestellt.

      „Was denkt ihr, wie unmöglich es ist, nicht mehr schlafen zu können?! Wie soll ich mich erholen? Auch meine Geduld hat ihre Grenzen! Ich muss bei jeder Bewegung aufpassen, dass ich es sachte tue, sonst ist es gleich kaputt oder ich flieg auf die Nase!“ Boris hob seinen linken Arm, vergass dabei die Armlehne loszulassen und so riss er sie einfach aus. Ganz mühelos. Er hielt inne, betrachtete die Armlehne in seiner Hand und meinte „Da, seht ihr? Verflucht noch eins.“ dann zerdrückte er die massive Holzlehne wie Papier. Die Teile bröselten zu Boden. Die Anwesenden blickten erschrocken mit offenen Mündern zum Stadtmeister von Rupes.

      ‚Ich glaube nur, was ich sehe’ hatte Joret gesagt. Und nun hatte er GESEHEN und gespürt, definitiv. Alles was Boris gesagt hatte, entsprach der absoluten Wahrheit. Keine Übertreibungen, keine Erfindungen. Wie es sein konnte, konnte er sich nicht erklären, aber es war definitiv so. Und dass da neben ihm immer noch sein Freund sass, mit all seinen Gedanken und Emotionen, bemerkte er nun auch. Er bedauerte, ihm nicht geglaubt zu haben.

      „Ist ja gut!“ konterte Joret heftig. Er wollte zur Beruhigung Boris seine Hand auf die Schulter legen, hielt dann aber an. ‚Durfte er das überhaupt?’ er zögerte. „Ich beruhige mich schon wieder.“ sagte Boris, griff Jorets Hand um sie zu Joret zurück zu stossen. „Tut mir leid. Aber das musste mal raus. Ist alles etwas viel im Moment.“

      Joret rieb sich das Handgelenk, Boris hatte etwas zu kräftig gehalten. „Entschuldige.“ Joret winkte ab „Kein Problem, ich hab’s wohl verdient.“ „Blödsinn!“ meldete sich Sora dazwischen. Sie war aufgestanden um Tee nachzugiessen. „Wer möchte noch Tee?“

      Alle liessen sich nochmals Tee einschenken. Sassen beinahe schon andächtig schweigend am Tisch. Boris ‚Ausbruch’ hallte irgendwie nach. Jedenfalls war nun geklärt, dass Boris gesundheitlich KEIN Problem hatte.

      Seufzend stellte Boris seine Tasse hin und stand auf. Er ging zum Fenster und öffnete es. Atmete die Luft von draussen tief ein. Sein dunkelblauer Mantel bewegte sich fein im hereinkommenden Wind. Die kunstvollen Verzierungen glitzerten im Sonnenlicht.

      Das Fenster öffnete sich zum grossen Platz hin. Stimmen und Geräusche vom Markttreiben waren zu hören.

      „Also“ fing Boris an „Unsere beiden Wachcorps bleiben wo sie sind, vorbereitet für einen Angriff. Ich werde auf meine geplante Stadtmeisterreise gehen. Zu Pferd und auf rupianischer Flussseite, nicht auf dem Wasser. Esmar und Sora stellen ein geeignetes Wachteam aus rupianischen Wachen zusammen. Als zusätzliche Begleitperson wird uns Aron De Grafenstein begleiten. Ich hätte Jürg auch gerne dabeigehabt, aber auch das hatte er nicht gewollt. Die anderen beiden Schlüsselträger Kantorx Ildric und Berte Di Gersson hingegen, werden mich begleiten. Hier wird mich Macto vom Gross vertreten, falls ihr etwas benötigt, wendet euch an ihn. Sora und Esmar werden auch hierbleiben und die Wachen koordinieren.“ Boris drehte sich um, sah wieder zum Raum hinein „Ehrlich gesagt, freue ich mich auf die Reise. Es wird mir etwas Zeit verschaffen, mich zu sammeln und zu beruhigen. Ich kann mir ein Bild von den Zuständen in den Ortschaften machen, mit den Leuten reden. Und da es Winter wird, denke ich nicht, dass das Terra Sonnensystem grosse Sprünge macht. Viele Leute im Winter, bedeutet ein Mehraufwand für Wärme und Lebensmittel. Und ohne Gleiter, müssen sie wohl oder übel alles auf dem Landweg transportieren. Also glaube ich nicht an einen Grossangriff in nächster Zeit. Zu kalt.“

      Zustimmendes Nicken am Tisch.

      „Die einzige Sorge, die ich mir mache ist: Wenn sie tatsächlich dieses Serum zur Verfügung haben, ist es möglich, dass sie mit sehr wenigen Leuten angreifen können. Mit so wenigen, dass ich die Gruppe wegen der kleinen Grösse für nicht gefährlich einschätze, sie es aber sind. Wir haben zu wenig Leute, um sie überall zu positionieren. Ich bin heilfroh, dass der Weg zwischen Rupes und Rotsand frei ist. Wenigstens das, so brauchen wir uns nicht darum kümmern.“ Boris sah in die Runde. „Einwände? Ergänzungen?“

      Barra und Joret wechselten kurz die Blicke. „Von mir aus nichts. Wir werden uns nach deiner Rückkehr wieder sprechen. Bis dahin, werden wir die anderen Stadtherren informieren, sowie die Bevölkerung.“ sagte Barra und Joret ergänzte „Einverstanden. So machen wir’s. Eine Gruppe unserer Leute wird hierbleiben, um sich um Transfers zwischen den Städten zu kümmern und ich werde vor unserer Abreise in knapp 2 Stunden noch mit Aron sprechen. Und wegen des Serums, denke ich, brauchen wir uns keine Sorgen machen. Laut Ilrimi und Aron hätten sie dafür Sa lebend benötigt. Sie haben seinen Leichnam zwar mitgenommen, aber der war tot. Definitiv. Tom hat die Aufräumarbeiten im Wald beaufsichtig und dokumentiert. Ich habe die Bilder gesehen.“ Joret schüttelte den Kopf „Wenn er nicht an den Verletzungen selbst gestorben ist, dann am Blutverlust, so eine Schweinerei habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Boris, seit Aquawald nicht mehr. Tot. Ergo, kein Serum.“

      Boris nickte „Ja, ich weiss schon, wir waren dabei.“ Joret hob die Arme „Ich geb auf. Dieser Tag will nicht mit unglaublichen Überraschungen aufhören. Ich frage gar nicht erst. Du warst dabei?! In Ordnung.“ und dann klang seine Stimme beleidigt und enttäuscht „Ich hatte eigentlich geglaubt, wir seien so etwas wie ‚Freunde’, Boris. Warum erzählst du mir solche Dinge nicht mehr? Vertraust DU MIR überhaupt noch?!

      „Natürlich vertraue ich dir! Ich vertraue euch allen hier, sonst hätte ich euch nicht all diese Dinge erzählt! Wie dir offensichtlich entgangen ist, hatten wir in den letzten Tagen keinen einzigen Moment Zeit um uns alleine miteinander zu unterhalten! Wann also hätte ich es dir erzählen sollen?!“ erwiderte Boris energisch, er war zwar wieder ruhig, aber immer noch

Скачать книгу