Steintränen. Manja Gautschi
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5 - Geisterplanet - Mara & Torns
Zum ersten Mal seit ihrer Entführung wieder alleine unterwegs. Genauer: Alleine mit Custa. Die Winde fingen an kälter zu werden. Steinweltens Herbst waren immer schon von kurzer Dauer.
Mara musste die Zeit nutzen, denn in drei Tagen begann die Schule wieder. Dann würde Kero nicht mehr so oft in der Apotheke bedienen können und sie hätte keine Zeit mehr um tagsüber Sammeln zu gehen. Boris fiel ja aus. Dessen Abreise war für den nächsten Tag geplant und Aron wird ihn begleiten.
Und doch fühlte sich Mara wieder Zuhause und geborgen. Mehr denn je, denn die gute Energie in der Luft gefiel ihr, Zylins Ratschlägen und Anweisungen konnte sie immer mehr abgewinnen und genoss die neuen Eindrücke. Alles prasselte verstärkt auf sie ein: Der Duft, die Geräusche, die Farben und die Berührungen auf der Haut. Mit Custa kommunizieren zu können war da das Pünktchen auf dem ‚i’. Maras Herz strahlte, trotz der Trauer um Zylin.
Heute waren die Lila Moosblüten an der Reihe. Schilfgras hatte sie genug und da die ersten Blätter zu Boden gefallen waren, war es jetzt Zeit die Lila Moosblüten zu ernten. Sie sind am besten, wenn sie noch ganz frisch sind. Die klebrige Substanz an den Blütenblättern, das Blütenharz, hilft als Saft wunderbar bei Halsschmerzen und Husten. Das Moos hat es gerne feucht und dunkel, daher findet es sich nur im dichten Wald, wo es nicht viel Sonnenlicht bis zum Boden schafft.
Die Blüten zu finden war schwer. In Rotsand gab es deshalb schon einige Plantagen und andere stellten die Substanz synthetisch her. Und weil das Moos bei zu viel Feuchtigkeit in der Luft auch noch giftigen Dampf absonderte, gab es immer weniger, die sich die Mühe machten, wild wachsende Blüten zu sammeln und zu verarbeiten. Neben Mara und Boris waren es vielleicht noch eine Handvoll weiterer Rupianer, die die Blüten sammelten. Zwischen ihnen gab eine ungeschriebene Verteilung der Gebiete, sodass sie sich nicht in die Quere kamen.
Früher hatte es regelrechte Kleinkriege um die Blüten gegeben. Boris war es gewesen, der sich mit allen zusammengesetzt hatte um diese unsinnigen Streitereien zu bereden und zu regeln. Der Wald gehöre der Stadt und alle dürfen ihn nutzen. Gleichermassen. Es müsse doch möglich sein, diesen Kindergarten zu unterlassen!
Und es ging. Zwar erst nachdem Mara zwei von ihnen verprügelt hatte. Die beiden hielten nicht viel von Frauen und Mara erwischte die beiden beim Ernten in ihrem Bereich. Björn und Henrik wollten sich darauf Mara schnappen und an einen Baum binden. Stattdessen wurden sie von Mara verprügelt und landeten im See. Die beiden sind deswegen zum Gespött in Rupes geworden: Zwei Männer gegen eine Frau! Wie besoffen mussten die gewesen sein, hiess es. Seither genoss Mara den Respekt der anderen Sammler und es herrschte Ruhe.
‚Und das alles wegen dieser Blüten’ schmunzelte Mara während sie die erste Blüte vor sich betrachtete. Hinter sich Custa, die mit gespitzten Ohren darauf wartete, eine zu essen. ‚Darf ich? Darf ich? Darf ich?’ bettelte sie inständig. Custa liebte die Blüten, aber Mara hatte es ihr verboten, sie von den Stämmen zu essen ohne Maras Erlaubnis. Custa hätte alle Blüten gefressen und es wären keine mehr für Mara übriggeblieben und auch keine mehr für das Moos selbst um sich fortzupflanzen. So hätte es Jahr für Jahr immer weniger davon gegeben, ausser Custa würde im Wald leben, dann hätte sie die nötigen Blütenteile irgendwo im Wald wieder hinterlassen, aber nur als Waldbesucher ging das nicht. Also wartete Custa darauf, dass ihr Mara eine Baumgruppe frei gab, die sie abfressen durfte. Meistens gleich die erste Gruppe, das wusste Custa und war entsprechend ungeduldig.
Lächelnd drehte sich Mara um, knuddelte ihre Wellenterstute, die den Kopf wegzog ‚Lass!’. Mara grinste, zupfte die erste Blüte ab, steckte sie sich ins Haar und flüsterte Custa zu „Dann lass es dir schmecken.“
Gesagt, getan, Custa stürzte sich auf das Moos, leckte die Blüten, zupfte sie ab. Für die nächste Stunde würde sie damit beschäftigt sein und Mara konnte in Ruhe ihre Sammelbeutel füllen.
Der Morgen war perfekt! Es ging ihr richtig gut. Die Luft roch noch nie so farbig! Der Wald sah wunderschön aus. Die vielen Geräusche wirkten beruhigend. Alles in Ordnung. So könnte es bleiben.
Gegen Mittag hatte Mara genug Blüten zusammen. Custa war unterdessen unter den Bäumen eingeschlafen. Sie sah lustig aus mit ihrer violetten Nase. Sie hatte wieder einmal die beruhigende Wirkung der Blüten unterschätzt, zu viele davon vertilgt und war eingeschlafen. Kleinere Tiere, denen das passierte, zahlten oft mit ihrem Leben dafür, denn in der Nähe von diesen Bäumen hausten gerne kleinere Rudel von Blauohren, die die schlafenden Tiere nur allzu gerne einfach einsammelten und frassen.
Konnte Custa oder einem Gugda nicht geschehen, denn sie waren zu gross. Aber wenn sie Pech hatten, fing es während sie schliefen an zu regnen und da sie neben einem Giftdampf produzierenden Moos schliefen, würde so ein Nickerchen auch für diese grossen Tiere tödlich enden. Ein Festmahl für Blauohren, die im Herbst ihre Jungen gross zogen.
Zärtlich kraulte Mara Custa zwischen den Ohren um sie aufzuwecken.
Wie immer besuchten die beiden vor ihrer Heimreise Zylins ‚Gedenkstätte’. Mara legte die Blüte aus ihrem Haar auf die dunkle Stelle. Sofort wollte Custa die Blüte schnappen, erhielt von Mara einen Klapps „He! Lass die liegen, du Vielfrass. Ist nicht deine.“
Dann machten sie sich auf nach Hause.
Weil es wirklich schon kälter geworden war, zog sich Mara den dunkelgrünen Pullover über. Auch wenn es für sie eigentlich unnötig war, weil sie nicht so kälteempflindlich war wie andere, empfand es Mara als gemütlicher, kuscheliger und es fühlte sich geborgener an. Sie sass bereits auf Custa und hatten den Wald schon verlassen. Im Wald war’s wärmer gewesen. Brr.... ein Windstoss hatte Mara erfasst. So war sie damit beschäftig, ohne anzuhalten erst den Mantel auszuziehen, irgendwie über Custas Nacken zu legen, sodass er nicht hinunterfiel, den Pullover aus der Tasche zu kramen und ihn sich über den Kopf zu stülpen. Dann wieder in den Mantel, alles richten, damit’s passt.
Mara hatte schon bemerkt, dass ihr Leute auf dem Weg entgegenritten, war normal, der Weg war benutzt. Sie hatte sich nicht weiter darum gekümmert, eben, der Pullover... erschreckte nun allerdings heftig, denn es waren Soldaten vom Terra Sonnensystem! Nicht dieselben wie damals im Wald natürlich, darum hatte auch Custa im ersten Moment nicht reagiert, aber es waren Soldaten vom Terra Sonnensystem!
Unweigerlich sprang ihr Herz, Custa spannte sich darauf an, hob den Kopf. ‚Nicht knurren Custa! Sie dürfen doch nicht sehen, dass du kein Pferd bist!’ fiel Mara ein.
Ganz genau beobachtete Mara die Gruppe von 8 Reitern. Vorne weg ein älterer, sehr steifer Mann in einer Uniform, die aus Stahl zu sein schien, so steif wie der aussah. Neben ihm ein jüngerer, dickerer, recht unsportlicher Typ mit Brille in ziviler Kleidung. Der Rest alles Soldaten, plus drei Packpferde. ‚Was taten die hier?! Was sollte Mara tun?!’
Panik würde nicht helfen, beschloss Mara. Dachte nach, die Gruppe kam in gemächlichem Schritt näher. Sie konnte spüren und sehen, dass sie der ältere Mann mit seinem Blick fixierte. Er blickte irgendwie böse, während der andere fröhlich und zufrieden lächelte. Offenbar genoss er seine Reise.
‚Geh weiter!’ befahl Mara als Custa steif stehenblieb, die Gruppe fixierte, den Pferden Angst machte. Funktionierte prima, mehr als