Steintränen. Manja Gautschi

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Steintränen - Manja Gautschi Steintränen

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wusch sich derweil seine Hände, desinfizierte sie und zog sich neue Latexhandschuhe über. Ein fragender Blick zu Dr. Kitel, der aufmerksam beobachtete, was Ralph tat.

      Tatsächlich, ein letzter Hauch Leben war zu spüren. Ein zarter Herzschlag, einer auf vielleicht 10 Minuten. Und die Wunde war definitiv kälter als das umliegende Gewebe. Eine feine, aber spürbare Temperaturdifferenz, die Aufschluss darüber gab, wie weit der Verlust seiner Lebensenergie bereits vorangeschritten war. Denn, im Gegensatz zu allen anderen Anwesenden, wusste Ralph um die Energiepunkte eines Wakaners. Wurde so eine Stelle getroffen, floss durch die Wunde Lebensenergie aus. Das war nicht zu sehen, aber spürbar. Ganz frische Wunden wurden daher erst sehr heiss. Wurde das Gewebe kälter, näherte sich der Prozess dem Ende. Im Inneren konnte Ralph noch einen Rest der ursprünglichen Hitze spüren. Nicht mehr viel und dieser Wakaner würde endgültig tot sein, war es aber definitiv noch nicht, ein Funke Hoffnung, ein letzter Krümmel vorhandener Energie. Nicht messbar mit Geräten.

      Ralph nahm seine Hand weg. Sah Dr. Kitel böse an. „Wie alt ist diese Wunde?“ „Schätzungsweise 4 Tage“ „4 Tage?!“ Ralph war überrascht. Sowas überlebte kein Wakaner 4 Tage lang. Wer war der Kerl?! Er hatte schon viele Wakaner gesehen und behandelt. Aber noch nie einen mit 6 Kiemenpaaren und solcher Stärke. Vielleicht überlebt er tatsächlich. Nur, wie war sowas möglich? Was wurde hier gespielt? Ein mit Serum gedoppter Wakaner? Ein kranker Versuch mit Genmanipulation? War das hier eine Art Laborversuch?

      Fragen über Fragen, Ralph musste sich sammeln.

      „Also gut“ fing Ralph an. Alle hingen an seinen Lippen „Ihr müsst die Wunde, auch alle anderen, mit reinem Steintränensand füllen.“ „Blödsinn! Das verbrennt die Haut. Und ist teuer.“ bemerkte Kitel kopfschüttelnd „Wollen wir hier ernsthaft über Kosten diskutieren? Ah! Tut was ihr wollt.“ Ralph verdrehte die Augen, fuhr fort „Der Sand wird das Blut aufsaugen und die Blutung stoppen. Und NUR der Sand kann das jetzt noch. Nähfäden lösen sich auf oder werden zerfressen, egal was ihr nehmt. Ist die Blutung einigermassen gestoppt, hilft der Sand die Wunden zu heilen. Glaubt mir, einem Wakaner verbrennt es NICHT die Haut. Dann erst könnt ihr nähen, wenn's überhaupt noch nötig ist. Heilt die Wunde am Bein, heilen die anderen auch, so wie man es von einem Wakaner gewohnt ist. Und weil die Wunden schon so alt sind, wird es wohl nötig sein, ihn in einem Wassertank regenerieren zu lassen. Seine Atmung wird sich automatisch anpassen, denke ich, hoffe ich. Anders werdet ihr diesen enormen Blutverlust nicht auffangen können. 4 Tage!“ er streckte Janus seine blutige rechte Hand hin „Und bitte einmal waschen oder mir meine andere Hand zur Verfügung stellen, damit ich es selbst tun kann.“

      Während sich Janus entschloss, Ralph lieber selbst die Hände waschen zu lassen, wies Dr. Kitel Phil an Steintränensand aus dem Lager zu holen und seine beiden Kollegen einen Tank bereit zu stellen.

      Am Waschtrog neben Simone und Isara reinigte sich Ralph seine Hand. Wakanerblut war extrem klebrig. Mit gewöhnlicher Seife nicht wirklich zu entfernen. Der medizinische Alkohol half da mehr.

      „Verrätst du uns, was es mit diesem Handauflegen in sich hat? Und warum gerade die Stichwunde am Oberschenkel? Dein Finger hätte auch in eine Schusswunde gepasst?“ wollte Kitel wissen, er war neugierig. Schliesslich hatte er Ralph Auersson aus genau diesem Grund hierherbringen lassen. Sein Wissen über Wakaner war in der ganzen Armee bekannt.

      Ohne sich umzudrehen antwortete Ralph „Ich habe schon ein Versprechen gebrochen und zuviel gesagt. Und das nur dieser armen Seele wegen, wo ich nicht einmal sicher bin, ob es überhaupt richtig war. Vielleicht hätte ich ihn einfach sterben lassen sollen. ‚Es kommt immer alles so, wie es kommen soll. Hab Vertrauen.’ sagte mir mal jemand. Wer weiss.“ Ralph nahm ein Handtuch, trocknete sich seine Hände ab, drehte sich um, sah Kitel an „Wer ist er überhaupt?“ Kitel lächelte schadenfroh „Wenn ich es dir sage, beantwortest du dann dafür meine Frage?

      „Touché“ auch Ralph lächelte, nickte Isara und Simone zu, ging zurück zu Janus. Also er machte einen Schritt, denn Janus war nicht von seiner Seite gewichen, stand schon bereit. Ralph drehte sich um und liess sich die Hände hinter dem Rücken wieder fesseln. Fertig damit, griff der Wächter in Ralphs Hosentasche. Simone und Isara beobachteten das mit Befremden ‚Was sollte das?’. Ralph sah die beiden Frauen an, lächelte mit geschlossenem Mund „Das da gehört nicht dir.“ sagte Janus und zog unter den nun staunenden Augen derselben eine kleine Verbandsschere aus Ralphs Hosentasche heraus, legte die Schere zurück auf den Rand des Waschbeckens. „Ein Versuch war’s wert.“ kommentierte Ralph. „Ja, ja. Nicht JETZT und HIER sagtest du. Aber später ganz sicher. Ich hatte schon verstanden.“ sagte Janus ironisch und zusammen mit seinem Kollegen führte er Ralph wieder weg. Diesmal wehrte sich Ralph nicht, als ihn die beiden an den Armen packten. Das hätte Janus in der Situation unnötig wütend gemacht, nach der Sache mit der Schere. Ralph kannte die Grenzen seiner Aufpasser ganz genau.

      „Moment!“ rief Kitel, die drei standen im Türrahmen. Janus drehte sich um, Ralph blickte in den Gang „Ihr könnt die Temperatur der Schnittwunde am Bein überwachen. Sie sollte von jetzt an nicht mehr sinken, sondern langsam wieder steigen. Irgendwann, so ab 33° Celsius, werden seine Vitalfunktionen wieder messbar und angezeigt. Aber fragt mich nicht wie lange es dauern wird. Es ist schon ein Ding der Unmöglichkeit, dass er überhaupt überlebt.“ damit verliess Ralph dieses Schlachtfeld.

      Gesagt, getan. Wenig später starrten die vier Kittelträger in ein grosses Aquarium. Nur das darin keine Fische, sondern ein lebloser Körper eines Wakaners lag. Es sah ungewohnt aus, denn der Körper eines Wakaners schwimmt nicht, er lag einfach so da, als ob kein Wasser vorhanden wäre.

      Die Steintränen hatten tatsächlich die Blutungen zum Stillstand gebracht. Zusammen mit dem Blut eine Art Gelee gebildet. Zur Sicherheit hatten sie einen Sauerstoffschlauch durch die Nase eingeführt, aber die Kiemen hatten wie erhofft angefangen zu arbeiten, sobald der Kopf unter Wasser getaucht worden war. Man hatte sehen können, dass sie sich im Wasser leicht öffneten und ein ruckartiger Atemzug mit gleichzeitigem Luftausstos aus der Lunge gaben die endgültige Sicherheit, dass der Wakaner tatsächlich noch lebte. Die Anzeigen blieben jedoch weiterhin tot. Die Körpertemperatur wurde mit 24° Celsius angegeben. Phil fror es bei der Vorstellung, so kalt zu haben.

      Dunkelgrüne Latexfesseln um Hals, Lende, Hand- und Fussgelenken hielten den Körper in seiner Position fixiert und bedeckten wenigstens den Intimbereich, gaben dem Mann ein Minimum an Würde zurück, dachte Phil.

      So staunend beobachteten die Forscher den leblosen Körper. Nun hiess es ‚Warten’.

      Dr. Kitel kontrollierte die Infusionszugänge, die beiden Katheter und die Anzeigen. Alles in Ordnung. Die Wasserzirkulation, Sauerstoffzufuhr lief. Wirkte stabil.

      „Also dann“ sagte er „Phil stellt den Plan für die Überwachung auf. Ich will, dass er rund um die Uhr unter Beobachtung steht. Sollte sich irgendetwas zum Schlechteren verändern, müssen wir schnellst möglichst reagieren können. Andererseits wissen wir nicht, wie er reagiert, sollte er aufwachen." alle nickten. Einer der beiden anderen fügte an "Ich hoffe, es gibt keine verzögerte Sepsis. Die Kugeln waren so lange im Körper." allgemeines Nicken.

      "Was ist mit Ralph?" wollte Phil wissen "Was soll mit ihm sein?" stellte Dr. Kitel die Gegenfrage. "Vielleicht wäre es sinnvoll, ihn doch nicht morgen schon abreisen zu lassen." "Natürlich. Ich werde den Transport fürs Erste absagen. Möglicherweise wird er uns nochmals nützlich sein. Sonst noch was?"

      "Ähem, ich hätte eine Bitte" alle drehten sich zu Isara um, die immer noch mit Simone zusammen beim Waschtrog neben der Tür stand. "Euch hätte

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