Steintränen. Manja Gautschi
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Steintränen - Manja Gautschi страница 21
„Keine Entschuldigungen, keine Angst. Bitte. Sie haben mir nichts erzählt, was ich nicht schon gewusst hätte. Also, ausser das über die Person selbst, natürlich. Aber seien Sie unbesorgt, weder Kitel noch irgendjemand sonst wird von mir auch nur ein Wort davon erfahren. Bitte, beruhigen Sie sich. Vielleicht beruhigt es Sie zu wissen, dass es noch mehr Menschen gibt, denen Wakaner ‚Dinge’ anvertrauen. Ich weiss nicht, wie sie sich diese Menschen aussuchen, aber wir sind mit Sicherheit nicht die Einzigen.“
Schnieff... Schnieff... „Meinen Sie?“ „Ganz bestimmt. Und es ist schwer, dieses Wissen mit niemandem teilen zu können, zu dürfen. Ich weiss, wovon ich spreche. Aber es ist wichtig. Sie sehen ja selbst: Kaum wissen die Falschen zu viel, forschen sie an einem Serum herum und gehen dafür über Leichen. Machen nicht einmal vor den eigenen Leuten Halt.“ Isara nickte. Sie versuchte gar nicht mehr ihre Fassung zu finden. Schnieff... Schnieff... riss noch mehr Toilettenpapier von der Rolle.
„Und?“ wechselte Ralph das Thema „Wie haben Sie sich entschieden?“ „Wie? Entschieden?“ „Na vorhin sagten Sie, er würde ihnen die Möglichkeit erhalten, sich weiterhin selbst entscheiden zu können. Was für eine Entscheidung?“ „Oh, ja.“ Isaras Gesicht verriet eindeutig, dass sie nicht sicher war, ob sie es erzählen sollte. Ralph hob die Hände „Wenn Sie es nicht sagen wollen, lassen Sie’s. Ich bin nur schrecklich unhöflich und neugierig.“
„Das ist kompliziert.“ Ralph lächelte „Ja, sagten Sie bereits. Hab ich verstanden.“ „Wo soll ich anfangen. Ich meine... ich muss das erklären. Es ist so... ich habe noch mit niemandem darüber gesprochen. Er hatte es wohl in meinen Gedanken gesehen, oder so. Als er...“ Isara deutete wieder auf ihren Bauch „...na Sie wissen schon.“ Ralph nickte „Verstehe“.
Schnieff...Schnieff...“Also, es ist so...äh“ Isara sah ihr Gegenüber und Janus an der Tür nochmals ganz genau an. Konnte sie den beiden wirklich trauen? Sie beugte sich vor und flüsterte „Es ist so... als ich anfing für das Terra Sonnensystem zu arbeiten, stand ich voll und ganz hinter dem Terra Sonnensystem. Fand, was die tun ist eine gute Sache. Wirklich.“ Ralph hob seine linke Augenbraue, so eine Ahnung machte sich in ihm breit. „Dann traf ich Zylin, in Sarg. Da fing es an. Ich meine, die Wachen dort sind keine schlechten Menschen. Und Martin war wirklich fair, immer. Aber trotzdem.“ sie schüttelte den Kopf „Ich weiss mittlerweile, dass er unschuldig eingesperrt worden war!“
‚Oh’ dachte Ralph, jetzt war klar, dass sich der Wakaner nicht als Wärter, sondern sich als Gefangener in Sarg aufgehalten hatte. Wie ungewöhnlich, erklärte aber, dass er noch da und nicht wie alle anderen verschollen war.
„Dann dieser Auftrag auf Steinwelten. Wir wurden belogen, benutzt und hintergangen. Von unseren eigenen Vorgesetzten. Und dieser William...also mit dem stimmt was nicht. Ich war mir bald schon nicht mehr sicher, auf welcher Seite ich stehen soll. Verstehen Sie was ich meine?“ langsames Kopfnicken von Ralph, ‚Oh ja, er verstand.’
„Hätte er mich in jener Nacht einfach zurückgelassen, hätten mich die anderen sofort als Verräterin deklariert, weggesperrt oder wie Sila, gleich getötet. Er hatte Recht: Die anderen hätten mir meine Entscheidung abgenommen.“ „Und jetzt? Sie sind doch hier? Entscheidung fürs Terra Sonnensystem gefällt?“ Isara schüttelte den Kopf „Nein. Ich werde gehen. Ich bin nur bei ihm geblieben und werde ihm helfen zu fliehen, wie ich kann. Und hoffe, Phil wird mich begleiten. Er muss einfach!“
„Sie wissen, dass Sie von Hochverrat sprechen? Wollen Sie enden wie ich?“ er hob seine Arme. Beschämt senkte Isara ihren Blick „Ich hoffe, es wird nicht dazu kommen. Das mit dem Einsperren, meine ich.“ sie zuckte mit den Achseln „Vermutlich werden sie es ohnehin vorher erfahren, bevor er fliehen kann. Schon dass ich Kitel belog um mit Ihnen sprechen zu können.“ „Belogen?“ „Na ja, ich sagte, vielleicht würden Sie mit mir sprechen, nach dem Vorfall von vorhin. Sie wissen es noch nicht, aber Sie werden morgen, oder besser heute, nicht abreisen können. Und einen anderen Grund mich zu Ihnen zu lassen fiel mir nicht ein. Ich konnte schlecht die Wahrheit sagen. Ich würde umgehend als Versuchskaninchen einen eigenen Käfig erhalten.“ nun sah sie Ralph an, lächelte während sie weitersprach „Aber wirklich, danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben und mich betreffend meinem neuen Körperschmuck beruhigen konnten. Danke.“
„Gern geschehen. Hier eine Kleinigkeit für Kitel, ihretwegen“ er zwinkerte mit einem Auge „Die Wasserinfusion wird besser angenommen, wenn sie Körpertemperatur hat. Für Wakaner liegt das bei gut 39°C. Wenn Sie zusätzlich das Wasser im Tank auf 18°C kühlen, regeneriert der Körper schneller und es ist für ihn angenehmer. Er muss die Temperaturdifferenz nicht selbst herstellen, was ihn weniger Energie kostet. Energie, die er stattdessen für die Heilung verwenden kann.“
Ralphs Blick wurde nachdenklich „Sollte er denn aufwachen, wird er sich nicht freuen, gar nicht. Wakaner können mit Gefangenschaft sehr schlecht umgehen, wissen Sie. Aber wenigstens ist es dann so angenehm als möglich für ihn.“ „Stopp, hören Sie auf!“ bremste Isara „Hätten Sie das nur nicht gesagt!“ entgegnete sie „Eigentlich will ich das Kitel gar nicht sagen. Das war keinesfalls meine Absicht gewesen. Wirklich nicht! Diese Genugtuung will ich Kitel nicht gönnen. Es jetzt aber nicht zu tun, wäre Zylin gegenüber unfair. Sie bringen mich in eine missliche Situation!“
Wieder lächelte Ralph „Da haben Sie wohl Recht. Doch dafür bleibt Ihnen die Möglichkeit offen, mich noch einmal besuchen zu können. Und nun raus hier! Sie sehen müde aus und sollten sich hinlegen. Das sage ich Ihnen als Arzt.“ Isara lächelte zurück, nickte „Ja, da haben Sie Recht. Ich bin hundemüde. Ich habe die letzten Tage kein Auge zu getan. Habe ständig seine Hand gehalten, hatte irgendwie das Gefühl, ihn dadurch in der Welt der Lebenden zu halten. Wie ein kleines Mädchen, das an Wunder glaubt. Sie werden mich bestimmt deswegen auslachen. Aber danke für alles.“
Isara stand auf und ging zur Tür.
Da fing Ralph an schallend zu lachen „Sehen Sie! Sie lachen mich aus.“ meinte Isara und sah schockiert wieder diesen ‚anderen’ Ralph Auersson vor sich.
„Nein, ich lache nicht deswegen.“ „Hein?“ „Sollte es sich je ergeben, muss ich diesen Zylin Sa unbedingt kennen lernen.“ Ralph beruhigte sich, Janus gähnte, ihn hatte das Gespräch offensichtlich keinen Deut interessiert. Isara verstand nicht „Ich verstehe nicht.“ „Vielleicht, ein ander Mal. Gute Nacht.“ verabschiedete sich Ralph definitiv. Janus öffnete die Tür und verliess zusammen mit Isara das Zimmer. Die Tür schloss sich.
Die Hände hinter dem Kopf starrte Ralph zur Decke. Er lag auf dem Bett. Ward immer neugieriger auf diesen ungewöhnlichen Wakaner geworden. Er hoffte, nein er WÜNSCHTE sich, dass er überlebt und sie sich einmal unterhalten könnten.
Vorhin hatte er so lachen müssen, weil Isaras ‚Händehalten’ die simple und logische Antwort auf seine Frage gegeben hatte, warum der Wakaner so ein Risiko eingegangen war. Denn das Wissen über die heilsame Wirkung von reinem wakanischem Blut, war etwas vom Gefährlichsten was es geben konnte, dass ein Wakaner verriet. Das Terra Sonnensystem würde sich darauf stürzen und alle Wakaner ausbluten lassen, die ihnen in die Finger kamen. Bisher wurde die Wirkung immer nur den Steintränen zugeschrieben und dieses Serum verfolgte eine völlig andere Richtung.
Nein, er war dieses Risiko eingegangen, weil er offenbar mit der Möglichkeit gerechnet hatte,