Steintränen. Manja Gautschi
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So wurde die Gruppe also von einer Stadtwache angehalten und begrüsst. Tom per Funk informiert.
„Willkommen in Rotsand.“ „Guten Tag, gibt’s Probleme?“ wollte Torns gleich wissen. „Nein. Kein Problem.“ Bachschaum drückte sich mit seinem Pferd neben Torns und Sol durch. „Einen wunderschönen guten Tag. Wie nett, dass wir persönlich empfangen werden.“
Man sah der Stadtwache, ein junger Mann mit Solarwagen, an, dass er von Bachschaums überschwinglich freundlicher Begrüssung etwas irritiert war. Torns abweisende Art hatte er erwartet, aber nicht das. ‚Merkwürdig’ fand er.
„Mein Name ist Steinse, ich bin von der Stadtwache von Rotsand. Sie haben sich im grossen Gästehaus beim Flughafen Zimmer reserviert. Ich begleite Sie dahin. Bitte folgen Sie mir.“ damit stieg er in seinen Solarwagen und fuhr im Schritttempo den Reitern voraus.
„Das ist eine Frechheit.“ beschwerte sich Torns. Bachschaum zuckte mit den Schultern „Wieso? Solange wir nicht festgenommen werden.“ Torns sah zu Sol „Wusstet ihr davon?“ Sol schüttelte den Kopf „Nein.“ Torns blickte zu Djorak „Was siehst du mich an.“ Djorak hob die Schultern „Ich wusste nichts davon. Ein Kindermädchen. Ist doch nett?“
In gemächlichem Tempo ritten sie hinter dem kleinen Solarwagen in die Stadt Rotsand hinein. Der Handelsweg von und zu Rupes bildete bis zum ersten Vorort Rotsands die Hauptstrasse. Ab da gab es vermehrt Abzweigungen und nun in Rotsand selbst, verlief sich der Handelsweg, verzweigte sich in viele verschiedene Richtungen. Plötzlich gab es Verkehr: Solarwagen, Kutschen, Reiter. Es wurde gedrängter. Fussgänger, auf die Strasse gestuhlte Restaurants, ab und an Marktstände. Ein buntes, lebendiges Treiben, wie an jedem Werktag. Die Strassen und Wege waren gepresst. Auf Steinwelten gab es keinen Teer. Dafür war es möglich, den sandig, steinigen Untergrund unter Zugabe eines chemischen Bindemittels so zu pressen, dass er sich im Regen nicht mehr aufweichte. Von Zeit zu Zeit musste nachbehandelt werden und zwischendurch schafften es ein paar hartnäckige Gräser sich anzusiedeln. Alles in allem aber ein sehr angenehmer und pflegeleichter Untergrund, der sich, wenn nicht nachbehandelt wurde, einfach wieder zu gewöhnlichem Boden wurde. Bachschaum war fasziniert.
Auf dem Marktplatz traf die Gruppe auf Tom und ein paar seiner Leute. Sie hielten an. Steinse salutierte.
„Willkommen in Rotsand.“ begann Tom das Gespräch in ziemlich unfreundlichem Tonfall und bevor jemand etwas sagen konnte „Ich bin Leiter der Stadtwachen, Oberleutnant Laertens. Sollten Sie während Ihres Aufenthaltes hier in Rotsand Fragen oder Probleme haben, wenden Sie sich an mich.“ während er sprach, begutachtete er die eingetroffenen Gäste. Zwei hatten sich bereits angemeldet: Captain Markus Sol und ein Commander Djorak Ikrov. Sol erkannte er, Ikrov nicht. Dafür William Cullen. Dann waren noch die beiden rupianischen Begleitsoldaten und 4 Terra Sonnensystemsoldaten. Ein wenig neidisch begutachtete Tom die Uniformen. Insgeheim bewunderte er die Soldaten des Terra Sonnensystems. Er mochte ihre Stärke. Nur der eine Typ mit dem Pferdeschwanz irritierte ihn, der passte so gar nicht in die Gruppe. Offensichtlich war das Terra Sonnensystem toleranter als man ihm nachsagte.
Bachschaum nutzte die kleine Pause, stieg ab und reichte Tom seine Hand „Sehr erfreut. Peter Bachschaum. Regent des Terra Sonnensystems.“ Tom erwiderte den Händedruck und während sie Hände schüttelten sagte er „Meine Männer werden sich um ihre Pferde kümmern. Sie werden Sie bei Ihrer Abreise wohl auf zurückerhalten. Ist eine reine Vorsichtsmassnahme.“ ‚Oje’ dachte Bachschaum ‚Richard wird ausrasten’.
„Das ist eine bodenlose Frechheit. Bestimmt nicht! Ihr legt es wohl darauf an. Wie stellt ihr euch das vor?! Sollen wir zu Fuss gehen?!“ Torns Gesicht glühte, er hatte so etwas von genug. Schon dieses Theater überhaupt sich die Mühe zu machen um hierher zu reiten um eine eventuell ‚friedliche’ Lösung zu finden, die es nicht geben wird, so stur wie die sind.
Bachschaum sah Torns an, hob beruhigend die Hand, deutete Torns ihm das Wort zu lassen. Gleichzeitig gesellte sich Djorak neben Torns, legte seine Hand auf dessen Schulter, lächelte „Einfach zu uncharmant.“ er zwinkerte „Uncharmant. Ts..ts..ts“ heftig wischte Torns Djoraks Hand weg „Was erlaubst du dir?!“ musste dabei aber ebenfalls leicht schmunzeln und beruhigte sich. Djorak war der unverschämteste Kerl, den er je getroffen hatte, aber er mochte ihn irgendwie. Es konnte auch sehr erfrischend sein.
„Das ist kein Problem. Ich denke, wir sind alle noch gut zu Fuss. Aber wenn ich vorstellen darf“ Bachschaum drehte sich um, deutete allen abzusteigen und stellte einen nach dem anderen vor. Dass Bachschaum William als Djorak Ikrov vorstellte irritierte Tom, er sagte aber nichts. Nickte nur allen zu und deutete seinerseits seinen Männern, sich den Pferden anzunehmen.
Die beiden Begleitwachen aus Rupes überliessen die Gäste den Rotsander und folgten den Pferden. Sie würden sich bis zur Abreise um sich selbst und die Pferde kümmern, in Rotsand hatten sie ohnehin keine Befugnisse.
Eine angespannte Stimmung herrschte während der Fahrt zum grossen Gästehaus. Tom hatte natürlich nicht vorgehabt ‚zu Fuss’ bis zum Gästehaus zu gehen und deshalb genügend Solarwagen vorbereitet. Es wurde geschwiegen.
Den Soldaten, ob Rotsand oder Terra Sonnensystem, war’s egal. Torns blieb grimmig, ebenso Sol. Die beiden vertraten dieselbe Meinung: Handeln ist besser denn Reden. Während Djorak aufmerksam beobachtete, seine nächsten Schritte plante und es grundsätzliche genoss, denn aus seiner Perspektive lief’s gut, grandios sogar. Er genoss jede Sekunde seiner Genugtuung, seines Erfolges.
Ähnlich wie Djorak beobachtete Bachschaum die Rotsander, nur, dass er es weniger wie ein Raubtier tat, sondern mehr wie ein neugieriges Kind, dass den idealen Moment für einen Streich sucht.
So funktionierte Bachschaums Vorgehensweise. Wenn er etwas war, dann bestimmt kein Kind, auch wenn er manchmal so wirkte. Das wusste Peter Bachschaum sehr wohl. War seine Absicht. ‚Ein Wolf im Schafspelz’ hatte Djorak geschlussfolgert und Bachschaum musste ihm Recht geben, dieses Sprichwort traf es genau auf den Punkt. Also, er wollte vor allem nach Rotsand reisen um sich ein Bild der Region und seiner Bewohner zu machen. Sich unter ihnen aufhalten und sie kennenlernen. Ihre Denkweisen, ihre Gepflogenheiten, ihre Vorlieben, ihre Schwächen. Torns tat dasselbe, nur eben in Bezug auf strategische Kampfhandlungen: wo sind die Wachen, wo Häuser, wo welche Hindernisse, und so weiter.
Nein, Bachschaum konzentrierte sich auf die ‚weichen’ Faktoren. Wenn er einen Wunsch frei gehabt hätte, hätte er sich gewünscht, Gedanken lesen zu können.
Im Gegensatz zu der Aquawaldischen Hauptstadt empfand Bachschaum Rotsand als ‚sehr friedlich’. Die Leute wirkten erschreckend zufrieden, auch wenn der Stadtbetrieb hektisch war. Schon auf dem Weg hierher hatte er bemerkt, dass die Leute zwar Fremden gegenüber skeptisch waren, aber sie waren zufrieden. Es war friedlich. Leider, dachte er. Leider, leider. Zufriedene Menschen waren deutlich schwieriger zu handhaben als unzufriedene, aus diplomatischer Sicht. Er sah keine armen Obdachlose auf den Strassen. Die Häuser befanden sich in gepflegtem Zustand. Eindeutig: der Stadt Rotsand ging’s gut. Der einzige Vorteil, der ihm für das Terra Sonnensystem soweit einfiel, war: Wenn alles tatsächlich so friedlich und zufrieden war, wie es aussah, dann gab es kein kampf- und gewalterprobtes Soldatenheer. Schon gar nicht eines mit Erfahrung. Da nützten auch die modernsten Waffen nicht viel, wenn es Skrupel gab auf den ‚bewussten Kopf’ zu drücken.
‚Naja’ dachte sich Bachschaum ‚Wir werden sehen, möglicherweise kommt doch noch das Eine oder Andere Brauchbare während ihres Aufenthaltes