Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen

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Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen Das Vermächtnis aus der Vergangenheit

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nicht angerührt haben. Das wüsstest du. Glaub mir! Und du kannst nicht schwanger werden. Ich bin so froh darüber.“

      Ich sehe ihn verdattert an. Also weiß er, was Tim damit meinte, als er schrieb, dass er mich gesehen hat und berühren konnte.

      „Oder hast du mir etwas verschwiegen?“, raunt Erik leise.

      „Nein, ich schwöre dir, dass Tim dagewesen sein soll, davon weiß ich nichts. Ich bin irgendwann wach geworden und dieser Typ war da. Ich konnte ihn nur hören und nicht sehen, und er hat nichts von Tim gesagt. Und er hat mich nicht angepackt. Das hätten die nicht zugelassen“, sage ich mit einer falschen Überzeugung, die Erik in Sicherheit wiegen soll. Er soll keine Minute denken, dass Tim die Möglichkeit genutzt haben könnte. „Ich wüsste das sonst“, füge ich noch hinzu, seinen Wortlaut wiederholend. Aber mir ist klar, dass ich nichts weiß und das schreckliche Gefühl, dass Tim mich erneut für sich gehabt haben könnte, muss ich verdrängen, sowie die Wut, die mit diesem Gedanken in mir hochkriecht.

      „Ich hasse den Typ. Verdammt! Er soll mich endlich in Ruhe lassen!“, heule ich resigniert auf.

      Erik sagt nichts und ich stehe auf. Die Tränen, die sich über mein Gesicht stehlen, wische ich brüsk weg. „Ich gehe duschen. Ich muss zur Schule und heute Nachmittag in die Fahrschule. Mir geht es gut.“ Gedankenfetzen, die aus meinem Mund dringen und heile Welt suggerieren sollen.

      Erik steht auch auf und greift nach meinem Arm. Er zieht mich erneut an sich und streicht mir meine Haare aus dem Gesicht.

      „Du bist ganz durcheinander. Er hat dich nicht angefasst. Ganz bestimmt nicht. Das wüsstest du!“, redet er mir und sich noch einmal ein.

      „Ich weiß!“, antworte ich und lehne mich an ihn.

      „Ich liebe dich! Das ist wichtig. Daran sollst du immer denken. Egal, was dir passiert. Vergiss das nie und verliere das nie aus dem Blick“, höre ich Erik an meinem Ohr raunen und bin entsetzt. Wo er sonst schon bei einem Telefongespräch abdreht, scheint er mir gerade klarmachen zu wollen, dass, egal was mir passiert, er mich liebt und egal was ich ertragen muss, ich daran denken soll.

      „Ich muss duschen“, raune ich, löse mich aus seinem Griff und gehe ins Badezimmer.

      Das heiße Wasser tut mir gut und vertreibt den Schock darüber, dass ich vielleicht Tim ausgeliefert war. Ich suche in meinem Kopf und meinen Gefühlen nach einem Hinweis darauf. Aber da ist nichts! Gar nichts! Und ich war vollständig angezogen, als ich wach wurde …

      Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass es kein Zufall war, dass Tim zur gleichen Zeit am gleichen Ort war und man mich für Stunden lahmgelegt hatte. So sehr sich alles in mir dagegen sträubt, so habe ich doch nicht das Gefühl, dass sie diese Chance ungenutzt verstreichen ließen.

      Mit aller Macht versuche ich die Gedanken in ruhigere Gewässer zu lenken, um nicht völlig auszurasten.

      Ich muss zur Schule gehen. Nur dort habe ich die nötige Ablenkung und kann vielleicht mit Ellen darüber sprechen. Vielleicht sieht sie einige Zusammenhänge, die mir verborgen bleiben.

      Erik ist schon angezogen und hat eine Tasse Kaffee in der Hand, als ich mit einem um den Körper geschlungenen Handtuch an ihm vorbeigehe. Er sieht mir ins Gesicht, seinen Kopf etwas zur Seite geneigt und ich versuche ihm ein Lächeln zu schenken.

      „Hey, mein Schatz! Es ist echt besser, du bleibst heute hier. Wenn du willst, bleibe ich auch“, ruft er mir hinterher.

      „Nein, wir gehen. Beide! Ich komme klar! Gar kein Problem“, antworte ich ihm und mache einen auf zuversichtlich. „Aber du kannst schon fahren. Ich nehme den Bus! Es reicht, wenn ich zu spät komme … wegen meinem Scheiß“, knurre ich den letzten Satz viel leiser als die anderen. Erik soll ihn gar nicht hören.

      „Vergiss es! Und es ist nicht nur dein Scheiß! Du gehörst zu mir und somit ist es auch mein Scheiß“, antwortet der zornig, an der Tür zum Schlafzimmer auftauchend.

      Ich ziehe mich schnell an und verzichte auf den Tee, den Erik mir gemacht hat.

      „Bitte Schatz!“, drängt er, dass ich mich eben hinsetzen soll und wenigstens etwas trinke und das Brot esse, das er mir mit Käse schön auf einem Teller angerichtet hat.

      Ich kann seinem beunruhigten Blick nicht standhalten und trinke einige Schlucke und greife mir das Brot. „Ich esse es nachher.“

      „Dann nimm doch bitte den Tee auch mit. Du kannst ihn im Auto trinken.“

      Erik möchte, dass ich im Auto esse und trinke? Oh Mann! In seinem wertvollen Mustang. Dann ist ihm das wirklich wichtig.

      Ich bemühe mich, nicht einen kleinen Krümel oder Tropfen zu verlieren und er schenkt mir ein Lächeln. „Die Tasse nehme ich heute Abend wieder mit hoch. Ich bin beruhigter, wenn du was gegessen hast. Du bist schrecklich blass. Hätte ich gewusst, dass dich die SMSen von Tim so aufregen, dann hätte ich sie gelöscht.“ Erik wirkt betreten, als er hinzufügt: „Ich weiß nun, dass du ihn nicht willst. Ich habe es an deinem Blick gesehen und an deiner Reaktion auf seine letzte SMS. Es tut mir leid, Schatz, dass ich dir da nicht mehr vertraut habe“, raunt er leise.

      Einen Moment bin ich wie vor den Kopf gestoßen. Erik war sich immer noch nicht sicher, dass Tim für mich nicht mehr existiert? Unglaublich!

      „Ich hasse ihn! Und wenn er nicht aufhört, mein Leben aufzumischen und sich weiter einredet, dass wir noch irgendetwas miteinander zu tun haben, dann werde ich noch zum Mörder“, brumme ich wütend. Aber was mich am meisten gegen Tim aufbringt ist die Tatsache, dass er mir die letzte SMS überhaupt geschickt hat. Warum musste er mir schreiben, dass er da war und dass er mich berühren konnte, ohne dass ich das mitbekam. Warum? Wüsste ich das nicht, dann würde es mir besser gehen … viel besser. Wie weit will er noch gehen?

      „Bevor du zum Mörder wirst, werde ich das erledigen“, knurrt Erik.

      „Du darfst gar nichts. Nicht mal den kleinen Finger ausstrecken. Ich will dich auf keinen Fall wegen dem verlieren.“

      Der Mustang hält an der Schule und ich sehe Erik an. „Versprich mir hoch und heilig, dass du nichts gegen ihn unternimmst? Bitte!“, raune ich flehend. Ich fühle eine unsagbare Bedrohung durch Tim, der Erik aus dem Weg haben will. Da bin ich mir sicher.

      „Das kann ich nicht“, antwortet Erik und ich sehe an seinem ernsten Gesicht, dass ich da wirklich zu viel von ihm verlange. „Wenn er dir zu nahekommt, ist es aus mit ihm.“

      Ich beuge mich zu ihm rüber und küsse ihn. „Ich liebe dich und will dich nicht verlieren. Denk da einfach immer dran“, sage ich, bevor ich aussteige und die Autotür zufallen lasse.

      Erik steigt auch aus und ich sehe ihn beunruhigt an. Seine Hand greift nach meinem Arm, als ich auf seine Höhe komme und er zieht mich vor seine Füße. „Ich liebe dich auch und werde brav sein, wenn du über meine Frage nachdenkst, die ich dir gestern gestellt habe.“

      Mir stockt der Atem. Was soll ich ihm antworten? Ich hatte damit gerechnet, dass der Anfall bei Anbruch eines neuen Tages vorbei ist. Aber Eriks Augen funkeln mir entgegen, wie an dem Tag, als ich mit ihm auch hier stand und er mich gerade aus der Schule getragen hatte. Da leuchteten seine Augen auch so, weil er sich sicher war, dass er mich in der Hand hat und mir keine Chance bleibt, mich letztendlich gegen das, was er will, zu wehren.

      „Ich denke darüber nach“, sage ich leise und gebe ihm einen

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