Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen

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Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen Das Vermächtnis aus der Vergangenheit

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erst einmal mehrere zusammenhängende Sätze gesprochen, als er im Cafe auftauchte und alle Schuld auf sich nahm, um Erik in ein besseres Licht zu rücken. Sowieso hatte er bisher nur mit mir geredet, wenn es um Erik ging.

      Nun sitzt er an unserem Tisch, redet wie ein Buch und bringt uns immer wieder zum Lachen und ich kann sogar einige Zeit Tim vergessen.

      Es ist Freitag und Ellen bringt mich zur Arbeit. Mir wird klar, dass wirklich alle Überwachungsmaßnahmen wieder verschärft wurden und Ellen brummt nur auf meinen Kommentar diesbezüglich, dass sie mich nicht einen Schritt allein gehen lässt, solange dieser Spinner Tim da draußen ist.

      Ich will ihr klarmachen, dass sie dann ihr Leben lang an meiner Seite verbringen muss, lasse es aber, weil es mir eigentlich lieber ist, wenn immer jemand in meiner Nähe ist. Ich träume schon nachts von seinen Worten: „Ich werde dich holen … bald!“

      Es ist fast eine Woche her, dass diese Al Kimiys mich verschleppten und ich habe von ihnen seitdem nichts mehr gehört. Ich weiß nicht, was sie von mir erwarten. Nicht mal eine Adresse oder Telefonnummer habe ich, an die ich mich wenden könnte, wenn ich Fragen habe. Und ich habe Fragen. Vor allem will ich wissen, was sie meinen, was mein weiterer Einsatz dafür sein soll, dass Erik wieder bei mir ist und Ellen und Daniel wieder ein nettes, normales Leben führen können. Übermorgen kommen die Eltern aus ihrem Urlaub wieder und es wäre die Hölle, wenn Ellen und Erik noch in der JVA säßen, mal ganz davon abgesehen, dass Erik sowieso durchgedreht wäre. Das war mir meine Zusage, dass mich dieser Verein zu seinen Jüngern zählen darf, wert. Aber jetzt? Ich bin wohl zum Abwarten verdammt.

      „Dann bis morgen! Daniel und ich schlafen in der Villa. Ich glaube, Daniel will endlich wieder in seinem Bett schlafen. Aber die zwei Nächte wird er wohl noch aushalten. Und ich muss sehen, dass alles in der Hütte in Ordnung ist, damit Mum und Dad keinen Herzinfarkt bekommen“, sagt Ellen mürrisch.

      Ihr ist dieser Aufwand schon wieder viel zu viel. Sie fügt in unveränderter Tonlage hinzu: „Erik holt dich heute Abend ab. Also warte, bis er da ist.“

      Ich antworte ihr lächelnd: „Mache ich! Gut, dann bis morgen … oder Sonntag.“

      Als ich in das Cafe trete, fällt mir gleich auf, dass noch mehr Weihnachtsschmuck angebracht wurde und es überall leuchtet und glitzert. Ich komme mir vor wie bei Tausend und einer Nacht.

      „Hallo Carolin!“, ruft Alessia von der Theke her mir zu: „Und, wie findest du das?“

      „Wunderschön!“

      Auf jedem Tisch steht ein kleines Glas mit bunten Kerzen und kleinen Kugeln, die im Kerzenlicht in verschiedenen Farben schimmern. An den Wänden hängen an bunten Bändern Weihnachtskugeln in Rot und Gold. In den Fenstern leuchten zusätzlich zu den Lichterketten auch noch Sterne mit Leuchtdioden. Eine Lichterkette beleuchtet das Kuchenbuffet.

      „Ja? Findest du? Du musst dich schließlich auch wohlfühlen.“

      Alessia hat aufgehört noch weitere Mitarbeiter zu suchen. Im Winter ist sowieso nicht viel los und sie möchte dann nur mich als Hilfskraft in ihrem Cafe haben.

      Ich fühle mich bei ihr wirklich wohl und dass sie mich so lieb integriert, gibt mir ein gutes Gefühl und lässt mich immer gerne wiederkommen.

      „Und, wo geht es heute hin?“, frage ich sie, während ich mich umziehe.

      „Erst bin ich bei den Kleinen und später treffe ich mich noch mit deiner Mutter zum Essen.“

      Ach ja! Das Treffen von meiner Mutter mit Alessia!

      „Nah, dann viel Spaß!“, sage ich mit einem ironischen Unterton und binde mir die Schürze um.

      „Das werden wir bestimmt haben“, sagt sie lächelnd.

      Ich überlege kurz, was mein Vater wohl an diesem Abend macht und beschließe, ihn am Abend anzurufen.

      Wenig später verlässt Alessia das Cafe und wirft mir einen Handkuss zu.

      Ich winke zurück, die letzten Torten aufschneidend, die noch nicht angeschnitten sind.

      Die ersten Gäste geben sich mit Alessia die Türklinke in die Hand und ich lächele ihnen freundlich entgegen. Somit beginnt mein Arbeitstag.

      Gegen sechs kommt Erik und setzt sich auf seinen Stammplatz.

      Ich bringe ihm einen Cappuccino und ein Stück meiner Lieblingstorte, die er auch gerne isst.

      „Danke Schatz!“, flüstert er und zwinkert mir zu. Seine Hand wandert kurz an meinem Bein hoch und ich mache einen Schritt zu Seite, damit sie nicht zu tief unter meinen Rock gleitet, was ihm ein süffisantes Grinsen entlockt.

      „Wie wäre es mit einem Kuss zur Begrüßung?“, raunt er spitzbübisch und ich sehe zu dem Pärchen hinüber, das noch in Ruhe einen Jägertee trinkt, den wir im Winter mit im Programm haben, und mit sichtlichem Appetit die Schinkenbrote isst. Alessia hat für die kalte Jahreszeit selbstgebackenes Brot mit Schinken oder Käse mit auf die Karte genommen, und ich freue mich immer, wenn jemand das bestellt. Dann hole ich die einzeln entnehmbaren Brotscheiben aus dem Gefrierschrank, taue sie in der Mikrowelle auf, was sie wie frisches Brot wirken lässt, beschmiere sie mit Butter und belege sie mit der vorgegebenen Menge Schinkenscheiben oder Käsescheiben, schneide ein paar Gurkenscheiben ab und platziere sie oben auf dem Brot und schneide eine Tomate in Viertel und garniere den Teller damit. Das macht mir Spaß und ist mal etwas Abwechslung.

      „Nichts da. Ich habe noch Gäste“, flüstere ich zurück und gehe wieder hinter den Tresen. Ich räume die Spülmaschine aus und beginne mit dem abendlichen Aufräumen, das ich besser mache als alle meine Vorgängerinnen, hatte Alessia mir noch in der letzten Woche versichert. Ich kann nur hoffen, sie erzählt das auch meiner Mutter, damit die mal ein wenig stolz auf mich ist.

      Die Gäste winken mir zu und ich gehe kassieren. Sie loben das besonders leckere Brot und ich erkläre ihnen, dass wir es selbst backen.

      Dann gehen sie und ich räume den Tisch ab.

      Erik sieht mir zu, in seinem Stuhl lässig nach hinten gelehnt, die langen Beine bis weit unter den Tisch gestreckt und seine Arme vor der Brust verschränkt. Seine Augen funkeln in dem Licht der Weihnachtsbeleuchtung.

      Ich gehe zu ihm und räume auch seinen Tisch ab, während er mich nur ansieht. Als ich mich umdrehe und zur Theke gehe, spüre ich einen Druck am Bauch und weiß, dass Erik wieder sein liebstes Spiel spielt. Kellnerin ausziehen … zumindest die Schürze.

      Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, den er grinsend ignoriert.

      Als das Geschirr in die Spülmaschine geräumt ist, schiebe ich die Kuchen zusammen, räume die Milch und die Butter in den Kühlschrank, reinige die Kaffeemaschine und die Arbeitsplatten, und als alles wieder blinkt und blitzt sehe ich Erik an, der immer noch auf seinem Stuhl sitzt und mit seinem Handy spielt.

      „Hey, junger Mann!“, rufe ich ihm zu und er sieht auf. „Wie wäre es mal mit etwas Mithilfe? Du kannst die Kerzen auspusten und die Lichterketten ausmachen.“

      Erik steht auf und beginnt die Kerzen überall zu löschen und die Lichterkettenstecker aus den Steckdosen zu ziehen.

      „Bitte lass die Sterne an. Die brennen die Nacht über durch.“

      Ich folge ihm und schaue noch

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