Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen

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Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen Das Vermächtnis aus der Vergangenheit

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Brauchen Männer so etwas permanent?

      Das hebt nicht gerade meine Stimmung und ich schalte den Fernseher wieder aus.

      Wenigstens habe ich gute Musik auf meinem Laptop und ich lasse mich davon berieseln. Aber ich bleibe unruhig und verunsichert und dann fällt mir Tim ein. Ich kann ihn also nicht mehr erreichen. Das hat er mit seiner neuen Nummer so gewollt, sonst hätte ich ihm jetzt antworten können, wo ich allein bin und Erik sich woanders vergnügt …

      Ich gehe ins Schlafzimmer zurück und nehme das Handy aus meiner Nachtischschublade. Ich drücke es unschlüssig an, ob ich mir seine SMSen wirklich noch mal antun soll und denke mir im selben Augenblick, dass die bestimmt schon von Erik gelöscht wurden.

      Als das Handy nach der Pineingabe aufbrummt und eine neue SMS anzeigt, bekomme ich fast einen Herzschlag. Ich sehe mich im Zimmer um, ob da irgendwo ein guter Geist ist, der mich davon abhält, die jetzt zu öffnen. Aber nichts will mich hindern und ich muss es wohl wagen. Ich weiß nicht von wem die ist, weil kein Name angezeigt wird, sondern nur eine Nummer und ich lese: „Ich kann nicht! Ich muss dir meine neue Nummer geben und wissen, dass du mich erreichen kannst. Ohne diese geringe Chance auf einen Kontakt fühle ich mich völlig allein. Ich brauche dich! Meine Sonne…“

      Ich lese die SMS noch einmal, die wirklich die einzige verbliebene auf dem Handy ist, weil Erik wohl alle anderen löschte. Wahrscheinlich geht er davon aus, dass Tim nach der Änderung seiner Handynummer nicht mehr schreiben wird.

      Ich starre auf die Zeilen und weiß nicht was ich tun soll. Als wäre da etwas in mir, das nicht so denkt wie ich, drücke ich auf Antworten. Ich bin völlig unschlüssig, was ich ihm schreiben soll. Und dann drücken meine Finger die kleinen Tasten. „Tim, du müsstest nicht allein sein, wenn du einsehen würdest, dass wir nicht zusammen sein können. Nicht in Alfhausen, nicht in Wolfsburg und nicht auf einer einsamen Insel. Für uns gibt es keine Zukunft als Paar, denn wir dürfen keinem kleinen Menschen das antun, was wir durchmachen mussten. Wenn du das akzeptieren kannst, können wir uns zumindest als Freunde mal schreiben oder telefonieren.“

      Ich verschicke die SMS mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube und bereue es in dem Moment schon, als sie versendet ist. Erik wird ausflippen! Aber er ist weit weg und ich stehe mit meinen Problemen letztendlich immer allein da. Vielleicht ist das ein Weg, sie zu lösen?

      Aber im selben Moment weiß ich, dass es hoffnungslos ist. Selbst wenn Tim meine Freundschaft so wichtig wäre, dass er auf alles andere verzichten würde, wäre Erik keine Sekunde damit einverstanden, dass ich noch irgendetwas mit ihm zu tun habe.

      Ich lasse die Musik an und lege mich in Eriks Bett zurück. Mit der Musik von meinem Laptop ist die Wohnung nicht so unerträglich still und meine Gedanken nicht so erschreckend laut.

      Ich überlege, ob ich das Handy wieder ausmachen soll. Da es mitten in der Nacht ist wird Tim vor morgen nicht reagieren.

      Mir fällt ein, dass ich gar nicht weiß, wann er seine SMS geschrieben hatte und ich gehe nochmals hinein und sehe, dass er sie am vergangenen Abend verschickte. Ich lösche sie, damit Erik sie nicht findet. Da ist die neue Nummer von Tim drauf und ich möchte sie nicht in Eriks Hand wissen. So lösche ich auch meine SMS an Tim und das Handy ist gesäubert. In dem Moment vibriert es in meiner Hand und meldet eine ankommende SMS.

      Ich lasse das Telefon fallen, als wäre es heiß und starre es an, während der Klingelton erstirbt.

      „Poor, bitte nicht“, hauche ich, weil ich mit einer Antwort nicht so schnell gerechnet hatte. Mein Herz schlägt mir bis in den Hals und ich hebe das Handy auf und öffne die SMS mit zittrigen Fingern. Entsetzt lese ich: „ICH AKZEPTIERE! Und rufe dich an.

      Im selben Moment hallt das Lied „Three Words“ durch mein Schlafzimmer und ich starre auf das Display.

      Tim ruft mich an. Und er will akzeptieren.

      Ich muss abnehmen, um meine Aussage nicht hinfällig werden zu lassen.

      Ganz tief in meinem Hinterkopf dröhnt die Frage: Wie geht das, dass seine neue Nummer auch unser altes Lied als Klingelton abspielt?

      Mein Magen dreht sich und ich weiß nicht mal, ob ich eine Stimme habe, als ich mit zittrigen Fingern den Knopf drücke und ein „Ja!“, hauche.

      Mit dem Ersterben des lauten Klingelsounds höre ich nur noch meine leise Musik aus dem Wohnzimmer und sonst nichts. Die andere Seite der Leitung scheint tot zu sein.

      Ich überlege schon, ob ich angesichts dessen auflegen darf, als Tim in sein Handy flüstert: „Carolin?“

      Ihm scheint seine Stimme auch einen Streich spielen zu wollen und seine Unsicherheit gibt mir ein wenig meiner Sicherheit zurück.

      „Tim! Hallo!“, raune ich etwas lauter.

      „Hallo!“, kommt nur wie ein Echo.

      Ich räuspere mich und überlege angestrengt, was ich sagen soll. Dann murmele ich: „Ich bin ein wenig erstaunt, dass trotz deiner neuen Nummer Three Words als Klingelton auf meinem Handy abgespielt wird.“

      Kurz ist es wieder still in der Leitung. Dann höre ich ihn leise antworten: „Weil das unser Lied ist und ich habe meine Mittel.“

      Seine Worte verwirren mich und ich denke, das ist kein gutes Thema.

      „Aha!“, raune ich nur und schwenke um. „Wie geht es mit deinem Musical voran?“

      „Oh Mann, Carolin!“, antwortet Tim aber nur, als hätte ich ihn nichts gefragt. „Dass du wieder mit mir sprichst!“ Er klingt völlig am Ende und ich fühle einen winzigen Hauch von Mitleid mit ihm. Aber das verdränge ich sofort.

      „Du hast mir Angst gemacht. Und du hast mir wehgetan!“, zische ich, weil ich ihm das unbedingt vor Augen führen will und er einsehen soll, dass er das nie wieder tun darf.

      „Es tut mir leid. So schrecklich leid. Aber du weißt, was ich für dich empfinde und ich konnte nicht ertragen, dass du dich so aus meiner Wohnung und meinem Leben geschlichen hast“, antwortet er niedergeschlagen.

      „Ich habe mich nicht aus deiner Wohnung geschlichen. Aber es war so schwierig, immer von Osnabrück nach Alfhausen zu gelangen. Da war es ja sogar einfacher, zu mir nach Hause zu fahren. Und mit meiner neuen Arbeit war das Ganze dann gar nicht mehr zu vereinbaren gewesen“, versuche ich ihm zu erklären, ohne Erik ins Spiel zu bringen.

      Die Leitung ist wieder wie tot. Dann trifft eine ungeheuerliche Frage an mein Ohr, gepaart mit einem Fetzen Hoffnung: „Bist du nicht mehr mit Erik zusammen?“

      Das muss für Tim der Grund sein, warum ich mitten in der Nacht mit ihm telefonieren kann.

      Einen Moment weiß ich nicht, was ich antworten soll. Ich möchte ihn nicht verärgern und ich will versuchen, das Beste aus diesem Gespräch für uns herauszuschlagen. Aber ich kann Erik nicht verleugnen.

      „Doch!“, raune ich nur.

      Wieder scheint die Leitung gekappt zu sein und ich frage nach einiger Zeit: „Tim?“

      „Ja!“, höre ich ihn flüstern, wieder mit seiner Stimme kämpfend.

      „Macht ihr noch das Musical?“ Ich will ihn von Erik und mir ablenken.

      „Diese Woche

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