Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen
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Читать онлайн книгу Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen страница 18
Daniel ruft ein lautes: „Hallo!“, vom Gang in die Wohnung und ich reiße das Handy aus Ellens Hand und mache es schnell aus. Eilig lasse ich es in der Küchenschublade verschwinden.
Wenigstens schleicht Daniel sich nicht in die Wohnung, wie Erik das immer tut. Von ihm höre ich auch diesmal nichts, bis er im Türrahmen erscheint und Ellen ihm ein: „Hi!“, zuruft.
Er kommt zu mir, gibt mir einen Kuss und setzt sich neben mich auf einen Stuhl. Mit dunkler Stimme raunt er: „Was macht ihr?“
Ellen antwortet ihm: „Nichts! Quatschen! Und auf euch warten.“ Sie schenkt ihrem Bruder ein Lächeln und lässt sich von Daniel von hinten umarmen und küssen. Er hatte wohl einen Abstecher zur Toilette gemacht.
„Kaffee oder lieber etwas anderes?“, frage ich schnell und Erik antwortet: „Kaffee wäre nicht schlecht.“
Ich stehe auf und gebe Wasser in den Behälter und lege ein Pat ein. Für mich setze ich Wasser für meinen Tee auf. Der erste Kaffee läuft sprudelnd in eine Tasse und ich höre nur mit halbem Ohr zu, was am Tisch geredet wird. Meine Gedanken kreisen um Tims SMSen. Ich hatte heute Morgen gleich so geschockt reagiert, dass mir der eigentliche Sinn von vielem verborgen blieb. Zum Beispiel, dass er schreibt, dass er mich holen wird … bald!
Ich sehe Erik an, der mich zu beobachten scheint. Sieht er mir an, wie sehr mich die SMSen immer noch beunruhigen?
Im selben Moment fällt mir die Stille im Raum auf und mir wird bewusst, dass auch Ellen und Daniel mich ansehen. „Was?“, frage ich aus einem Reflex heraus.
„Essen?“, fragt Ellen. „Möchtest du auch etwas?“
Ich sehe Erik an, weil ich nicht weiß, was er geantwortet hat.
„Bestellt ihr eine Hawaipizza mit“, sagt er nur und ich nicke brav.
Mein Teewasser kocht und ich gieße meine Tasse mit Kräutertee auf. Der Kaffee läuft in die zweite Tasse und ich stelle Zucker und Milch auf den Tisch. Die vollen Tassen vor Erik und Ellen stellend, gebe ich den dritten Pat in die Maschine und fülle die dritte Tasse für Daniel. Meinen Tee zum Tisch balancierend, muss ich feststellen, dass meine Hände zittern. Als ich mich hinsetzen will, zieht Erik mich auf seinen Schoß, während Daniel zu seiner Jacke geht und den Pizzaservice anruft.
„Hey, Schatz!“, raunt er leise und mit sanftem Blick, der mich gleich wieder Ellen ansehen lässt. Noch immer reagiere ich so, weil ich nicht weiß, wie weit sie sich schon daran gewöhnt hat, ihren Bruder so zu sehen.
Ich sehe Erik wieder an und antworte auf seine nicht gestellte Frage: „Es geht mir gut! Ehrlich!“
Er nickt leicht, aber seine Augen scheinen mir nicht ganz glauben zu wollen. Seine Arme legen sich fester um meinen Bauch und ich würde ihn gerne küssen und diese Sorgenfalte auf seiner Stirn wegwischen. Aber weil Ellen neben uns sitzt, ist mir das etwas unangenehm. So versuche ich mich von seinem Schoß zu hieven, um den letzten Kaffee zu holen, als Daniel wieder in der Küche erscheint und sagt: „Bleib sitzen, solange der Stuhl das mit sich machen lässt.“ Er grinst frech und holt sich seine Tasse.
„Danke!“, sage ich und er beginnt sogar die Teller für die Pizzas, die in kürze geliefert werden sollen, auf den Tisch zu stellen und Besteck dazuzulegen.
Ellen sieht ihm zu, rührt sich aber nicht und ich denke mir, sie und ihr Bruder sind von einem anderen Stern. Anders kann es nicht sein.
Daniel zwinkert mir zu, als hätte er meine Gedanken erraten.
„Ich gehe am Wochenende vielleicht schon mal Autofahren üben“, wirft Ellen in die Runde, während Daniel sich wieder an den Tisch setzt.
Ich sehe sie entsetzt an. Warum muss sie das ausgerechnet hier ansprechen?
Sie schenkt Daniel ein Lächeln und erklärt: „Welche, die auch mit uns in die Fahrschule gehen, haben außerhalb der Stadt ein großes Privatgelände und einen alten Golf, mit dem wir üben dürfen.“
Ich bin platt, dass sie das so locker anzubringen wagt.
Und ich bin noch viel platter als Daniel zurücklächelt und sagt: „Hm, das hört sich vernünftig an. Das wäre wirklich eine gute Möglichkeit schon mal ein bisschen Verständnis fürs Fahren zu bekommen.“
Erik sieht mich an. „Aber wir beide üben zusammen, oder?“
Ich will gerade nicken, als Ellen brummt: „Ja, meinst du denn, ich gehe da allein hin? Carolin kann erst da üben und dann in den Mustang steigen.“
Ganz im Gegensatz zu Daniel fragt Erik: „Was sind das für Leute? Kennen wir die?“
Ellen verdreht die Augen und antwortet: „Neee! Aber das ist ja auch egal.“
„Mir nicht!“, knurrt Erik. „Außerdem kommen am Wochenende unsere Eltern wieder und wollen bestimmt, dass wir da eben auflaufen.“
Ich sehe Ellen an und bin fast versucht zu erwähnen, dass sie ihre Fahrstunden mit dem Typ machen will, für den Daniel und Erik noch am Dienstag die große Show abgezogen haben. Ellen ist schon ein Luder und vollkommen auf sich bedacht.
Ich halte aber den Mund.
„Ich habe ja auch gesagt, ich schau mal. Vielleicht machen wir es auch eine Woche später. Mal sehen, was er sagt.“
Daniel trinkt seinen Kaffee, Ellen nimmt auch einen Schluck und ich sitze auf Eriks Schoß und halte den Atem an. Vorsichtig sehe ich von Ellen zu Daniel, als Erik reagiert: „Er?“
Ich wusste es! Auch wenn Daniel nie wirklich etwas mitbekommt und Ellen deswegen unvorsichtig ist … Erik entgehen solche Patzer nicht.
Ellen sieht auf und weiß in dem Moment, dass sie einen Fehler gemacht hat. Sie wird mich nicht mitnehmen können, wenn es sich bei der Geschichte um einen Er handelt.
„Ja, da ist auch ein Kerl dabei. Der ruft mich dann an, wann die da wieder hinfahren.“
Daniel wirkt immer noch völlig unbeteiligt und Erik nickt nur. Ich weiß schon, er wird das noch mit mir unter vier Augen klären. Danke Ellen!
Es klingelt und Daniel steht auf, um die Pizzas in Empfang zu nehmen. Erik reicht ihm einen fünfzig Euro Schein und ich frage mich langsam, ob er die im Keller selbst druckt.
Ich schiebe mich von seinem Schoß herunter und folge Daniel, um ihm zu helfen. Mit den Kisten komme ich in die Küche zurück, während Daniel noch zahlt.
„Danke Schatz!“, sage ich und gebe Erik einen Kuss auf die Wange.
„Wofür?“
„Für das hier“, sage ich und winke mit den Pizzaschachteln, bevor ich sie auf den Küchenschrank gleiten lasse.
Ich öffne sie nacheinander und gebe die Pizzas auf die Teller. Ellen bekommt wie immer eine Tunfischpizza, Erik hat Salami und Pilze und Daniel eine mit Artischocken, Kapern und Pilzen. Erik hatte für mich eine Hawaipizza bestellt, die auch am Leckersten aussieht.
Das Thema Autofahren ist beendet und Daniel erzählt von ihrem Tag in der Uni. Ich lausche ihm, weil ich von Erik nur selten etwas