Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen
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Da die anderen auch zu uns stoßen, beenden wir das Thema. Aber Ellen scheint mit etwas zu kämpfen. Aber sie sagt nichts mehr dazu.
Ich koche nach einem schönen, ruhigen, mit Kerzenlicht und guter Musik ausgefüllten Nachmittag unser Abendessen. Es gibt gefüllte Eierpfannkuchen.
Erik kommt nach Hause und rauscht in die Küche, wo ich gerade nach dem Lied Wish you are here von Pink Floyd, das aus einem You Tube Mix gespielt wird, tanze. Dabei fülle ich mit schmierigen Fingern Käse und gekochten Schinken in die mit Frischkäse bestrichenen Eierpfannkuchen.
„Hallo Schatz!“, sagt er und küsst mich auf die Wange.
„Hey, dein Timing ist perfekt! Wir können gleich essen.“
Für uns ein Bier und ein Alster aus dem Kühlschrank holend, deckt er den Tisch und ich wasche mir die Hände, bevor ich die Pfannkuchen auf den Tisch stelle.
„Und, wie war es in der Schule?“
Ich grinse ihn an. „Ich habe heute eine eins bekommen und du warst fast gar nicht beteiligt.“
„Fast gar nicht?“, fragt er und lädt sich hungrig zwei Pfannkuchenrollen auf seinen Teller.
„Wir haben heute unseren Brief wiederbekommen. Meiner war wohl der Beste, und der war an dich.“
Erik sieht auf und seine braunen Augen funkeln gut gelaunt. „Ich trage ihn auch immer bei mir“, raunt er und stopft sich hungrig den Mund voll.
„Echt?“, frage ich verdattert.
Er nickt, aber ich glaube ihm kein Wort. „Ach komm! Du trägst den doch nicht immer bei dir?“
Er lässt sein Besteck neben den Teller gleiten, steht auf, zieht seine Brieftasche aus der Hosentasche und holt aus einem Fach den kleingefalteten Brief.
„Wow!“, hauche ich beeindruckt.
„Ich glaube, ich kann ihn auswendig“, meint Erik und setzt sich wieder. Den zusammengefalteten Brief legt er auf den Tisch und verdeckt ihn mit seiner Hand, wie einen Schatz. Sein Blick versenkt sich in meinen und er raunt leise, meinen Brief rezitierend: „Ich schreibe dir diese Worte, weil du der Einzige bist, der sie verdient.“ Sein Blick wird sanft und seine Augen glänzend. „Unglaublich! Diese wenigen Worte sind schon wie eine Droge für mich, weil ich weiß, welche Worte es sein werden, die folgen.“ Leise gibt er den Inhalt meines Briefes wieder. „Sie erzählen von Gefühlen, die ich nie vorher kannte, so unglaublich tief in mich hineinreichend, so schmerzhaft, wenn ich denke, sie werden nicht erwidert und so süß, wenn du sie mit mir teilst. Ich will diese Gefühle ein Leben lang.“ Er schluckt. „Diese Worte kann ich so unterschreiben, denn sie gelten auch für mich, seit ich dich kenne.“ Seine Hand verstärkt den Druck auf den Brief und seine andere legt sich auf meinen Arm.
„Sie erzählen von Liebe, die mich wie ein Nebel durchdringt und wenn ich an dein Gesicht denke, spüre ich eine Wärme in mir aufsteigen, die alle Kälte des Lebens verjagt. Wenn ich daran denke, wie du mich in deinen Armen hältst und unsere Körper verschmelzen lässt, wird diese Wärme zur Hitze, die selbst die Antarktis schmelzen kann, und wenn du mich an dich ziehst, damit keiner mir zu nahekommt, spüre ich, dass wir zusammengehören. Ich will diese Liebe ein Leben lang.“
Er schüttelt ergeben den Kopf und sagt: „Das sind die Worte, die mir zeigen, dass du alles an mir liebst und mich nimmst wie ich bin, mit meinen Narben und allem, was sonst keiner so lieben kann wie du.“
Ich schlucke. Ich muss mein Besteck ablegen, weil meine Hände etwas zittrig werden.
Erik sieht mir tief in die Augen, sich ein wenig über den Tisch beugend und raunt: „Und sie erzählen von dem Schmerz, wenn wir uns dem Leben nicht gewachsen fühlen, das uns immer wieder mit Problemen überhäuft. Dieser Schmerz versucht das Gefühl und die Liebe zu mindern und mich von dir fern zu halten. Aber er kann mich verbrennen, er kann mich zerstückeln oder mich quälen, bis ich ohnmächtig werde … aber er wird nie die Kraft aufbringen, mich von dir zu trennen. Denn das wäre ein Schmerz, der mit nichts vergleichbar mich vernichten würde.
Ich liebe dich mehr als mein Leben, mehr als meine Freiheit, mehr als irgendetwas auf dieser Welt … ja, das tue ich“, sagt er feierlich, legt seine Hand unter mein Kinn und küsst mich.
Als er mich wieder loslässt, bin ich nur noch scheinbar feste Materie. Gefühlt bin ich eher Schmelzkäse bei hundert Grad.
„Und jetzt essen wir“, raunt er mit der gleichen sanften Stimmlage, wie er den letzten Satz meines Briefes vorgetragen hatte, ohne auch nur einen Blick auf den Zettel werfen zu müssen. Den Brief steckt er wieder sorgsam in seine Geldbörse zurück, nimmt das Besteck und schneidet sich ein großes Stück Pfannkuchen ab.
„Du bist nicht nur die süßeste, liebste, tollste und schönste Frau, sondern kannst auch echt gut kochen. Dich gebe ich um nichts auf der Welt wieder her“, säuselt er und grinst frech.
„Ich dich auch nicht“, antworte ich verlegen und nehme auch wieder das Besteck in die Hand, von seinen Worten und dem Gedanken gefesselt, dass ihm der Brief und dessen Inhalt wirklich etwas bedeutet. Und mir wird wieder einmal mit einem Schlag in den Magen klar, wie sehr er sich verändert hat und wie viel mir an ihm liegt.
„Hey, was ist los?“, fragt er unsicher, als er sieht, dass ich kaum esse.
„Nichts! Alles in Ordnung“, raune ich leise und sehe doch in seinen Augen Besorgnis aufblitzen. „Ich bin nur wieder völlig baff, wie sehr du dich verändert hast und wieviel Liebe du mir entgegenbringst.“
„Du mir doch auch!“, entgegnet er nur und schlägt mit seiner Gabel an meine. „Deswegen kannst du trotzdem etwas essen.“
Ich schenke ihm ein Lächeln und esse weiter, damit seine Sorgenfalte auf der Stirn wieder verschwindet.
Nach dem Essen hilft er mir abzuwaschen. Wir wollen es uns gerade auf dem Sofa gemütlich machen, als sein Handy klingelt und er den Anruf entgegennimmt. Das Gespräch ist kurz und als er zu mir ans Sofa kommt, raunt er: „Das war Daniel! Ich soll mit ihm noch mal etwas nachschauen fahren. Soll ich dich mit zur Villa nehmen? Dann kannst du Ellen ein wenig Gesellschaft leisten, bis wir wieder zurück sind.“
Kurz finde ich die Idee gut. Doch dann erwidere ich, dass ich besser zu Hause bleibe und etwas für die Fahrschule lerne. Schließlich möchte ich bei den nächsten Fragebögen nicht mehr so dumm dastehen.
Erik sieht mich beunruhigt an und brummt: „Okay, aber Ellen, Daniel und ich haben einen Schlüssel. Du machst niemandem sonst die Tür unten auf, verstanden?“
„Okay!“, sagte ich nur und finde diese Anordnung wieder einmal ein wenig übertrieben. Aber ich sage nichts und begleite ihn zur Tür.
Er küsst mich. „Dann bis später, mein kleiner Streber.“
„Ja, bis später! Wenn es bei dir spät wird, findest du mich da …“ Ich zeige hinter mich zur Schlafzimmertür.
„In Ordnung! Aber du weißt ja, ich finde dich sowieso. Immer und überall!“ Er küsst mich noch einmal und geht.
Ich frage lieber nicht, was er mit Daniel vorhat. Wenn ich darüber etwas wissen soll, dann würde er es mir von sich aus sagen.
Ich