Hans Christian Andersen - Gesammelte Werke. Hans Christian Andersen

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Hans Christian Andersen - Gesammelte Werke - Hans Christian Andersen

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über die Lande des Nordens; aber ein Geschlecht nach dem andern ist Staub geworden, ganze Reihen der Mächtigen des Augenblicks sind vergessen, vergessen wie diejenigen, die jetzt schon unter dem Hügel schlummern, auf welchem der vermögende Höcker, auf dessen Grund und Boden er sich befindet, eine Bank gezimmert hat, um dort zu sitzen und über sein flaches wogendes Kornfeld hinauszuschauen.

      »Nach Europa!« rufen die jungen Söhne Amerika's – »nach dem Lande der Väter, dem herrlichen Lande der Denkmäler und der Phantasie, nach Europa!«

      Das Luftschiff kommt; es ist mit Reisenden überfüllt, denn die Fahrt ist schneller als zur See, der elektromagnetische Draht unter dem Weltmeere hat bereits telegraphirt, wie groß die Luftkarawane ist, schon ist Europa in Sicht, es ist die Küste von Irland, die man erblickt, aber die Passagiere schlafen noch, sie wollten erst dann geweckt sein, wenn sie gerade über England sind; dort betreten sie den Boden Europa's im Lande Shakespeare's, wie es bei den Söhnen des Geistes heißt, – im Lande der Politik, im Lande der Maschinen, – so nennen es Andere.

      Hier verweilt man einen ganzen Tag, so viel Zeit hat das geschäftige Geschlecht auf das große England und Schottland zu verwenden.

Illustration: Hutschenreuter/Petersen

      Die Fahrt geht weiter durch den Canal-Tunnel nach Frankreich, dem Lande Karl's des Großen und Napoleon's; Moliere wird genannt, die Gelehrten reden von einer classischen Schule des fernen Alterthums, es wird gejubelt und man läßt Helden, Dichter und Männer der Wissenschaft hoch leben, die unsere Zeit nicht kennt, die aber auf dem Krater Europa's, Paris, geboren werden sollen.

      Der Luftdampfer fliegt über das Land hin, von welchem Columbus ausging, wo Cortez geboren wurde, und wo Calderon Dramen in wogenden Versen sang; reizende schwarzäugige Frauen wohnen noch in den blühenden Thälern, und die ältesten Lieder nennen den Cid und Alhambra.

      Durch die Luft über das Meer nach Italien, dorthin, wo die alte ewige Roma lag; es ist verschwunden, die Campagna ist verödet: von der Peterskirche zeigt man eine einsame übrig gebliebene Mauerruine, aber man zweifelt an ihrer Echtheit.

      Nach Griechenland, um eine Nacht in dem reichen Hôtel, hoch am Gipfel des Olymps, zu schlafen, dann ist man da gewesen; die Fahrt geht weiter zum Bosporus, um dort einige Stunden auszuruhen und die Stätte zu sehen, wo Byzanz lag; dort, wo die Sage vom Garten des Harems zur Zeit der Türken spricht, spannen arme Fischer ihre Netze aus.

      Ueber die Reste mächtiger Städte an der starken Donau, Städte, die unsere Zeit nicht kannte, fliegt man dahin; aber hier und da – an den reichen Stätten der Denkmäler, derer, die entstehen, und welche die Zeit gebären wird – hier und da läßt die Luftkarawane sich nieder und hebt sich wieder.

      Dort unten liegt Deutschland – das einst von dem dichtesten Netze von Eisenbahnen und Canälen umsponnen war – die Länder, wo Luther sprach, Goethe sang, und Mozart einst das Scepter der Töne führte! Große Namen strahlen in Wissenschaft und Kunst, Namen, die wir nicht kennen. Einen Tag Aufenthalt für Deutschland, und einen für den Norden, für das Vaterland Oersted's und für das Linné's, und für Norwegen, das Land der alten Helden und der jungen Normannen.

      Island wird auf der Rückfahrt mitgenommen; der Geyser siedet nicht mehr, Hekla ist erloschen, aber eine ewige Steintafel der Saga, wurzelt die starke Felseninsel inmitten des brausenden Meeres.

      »In Europa ist doch recht viel zu sehen!« sagte der junge Amerikaner; »und wir haben es in acht Tagen gesehen, und das kann man auch nach der Anleitung des großen Reisenden« – hier wird der Name eines ihrer Zeitgenossen genannt – »in seinem berühmten Werke: Ganz Europa in acht Tagen zu sehen

Illustration: Hutschenreuter/Petersen

      Es war einmal eine Frau, die sich ein ganz kleines Kind sehr wünschte; aber sie wußte nicht, woher sie es nehmen sollte. Da ging sie zu einer alten Hexe und sagte zu ihr: »Ich möchte so herzlich gern ein kleines Kind haben, kannst Du mir nicht sagen, wo ich das bekommen kann?«

      »O, damit wollen wir schon fertig werden!« sagte die Hexe. »Da hast Du ein Gerstenkorn; das ist nicht von der Art, wie die, welche auf des Landmanns Felde wachsen, oder welche die Hühner zu fressen erhalten lege es in einen Blumentopf, so wirst Du was zu sehen bekommen!«

      »Ich danke Dir!« sagte die Frau und gab der Hexe zwölf Schillinge; denn so viel kostete es. Dann ging sie nach Hause und pflanzte das Gerstenkorn; sogleich wuchs da eine herrliche, große Blume, die aussah, wie eine Tulpe, aber die Blätter schlossen sich fest zusammen, als ob sie noch Knospe wäre.

      »Das ist eine schöne Blume!« sagte die Frau und küßte sie auf die rothen und gelben Blätter; aber indem sie darauf küßte, öffnete sich die Blume mit einem Knalle. Es war eine wirkliche Tulpe, wie man nun sehen konnte; aber mitten in der Blume saß auf dem grünen Sammetgriffel ein kleines Mädchen, gar fein und niedlich! Es war kaum einen halben Daumen hoch, und deshalb wurde es Däumelinchen genannt.

      Eine niedliche, lackirte Wallnußschale bekam Däumelinchen zur Wiege, blaue Veilchenblätter waren ihre Matratzen und ein Rosenblatt ihre Decke, Da schlief sie des Nachts, aber am Tage spielte sie auf dem Tische, wo die Frau einen Teller hingestellt und ringsum mit einem Kranze von Blumen belegt hatte, deren Stengel im Wasser standen; darin schwamm ein großes Tulpenblatt, und auf diesem konnte sie sitzen und von der einen Seite des Tellers nach der andern fahren, zum Rudern hatte sie zwei weiße Pferdehaare. Das sah wunderhübsch aus! Sie konnte auch singen, und zwar so zart und fein, wie man es noch nie gehört hatte. –

      Einst als sie Nachts in ihrem schönen Bette lag, kam eine alte Kröte durch das Fenster, in dem eine Scheibe entzwei war, hereingekrochen. Die Kröte war sehr häßlich, groß und naß; sie hüpfte auf den Tisch hinab, wo Däumelinchen lag und unter dem rothen Rosenblatte schlief.

      »Das wäre eine schöne Frau für meinen Sohn!« sagte die Kröte und nahm die Wallnußschale, worin Däumelinchen schlief und hüpfte mit ihr durch's Fenster, in den Garten hinunter.

      Dort floß ein großer, breiter Bach; aber das Ufer war sumpfig und morastig; hier wohnte die Kröte mit ihrem Sohne, Hu! der war häßlich und garstig und glich ganz seiner Mutter. »Koax, loa;, brekkekekex!« Das war Alles, was er sagen konnte, als er die niedliche Kleine in der Wallnußschale erblickte.

      »Sprich nicht so laut, denn sonst erwacht sie!« sagte die alte Kröte. »Sie könnte uns noch entlaufen, denn sie ist so leicht, wie ein Schwanenflaum! wir wollen sie auf eins der breiten Nixenblumenblatter in den Bach setzen; das ist für sie, die so leicht und klein ist, eine Insel! Da kann sie nicht davon laufen, wahrend wir die Staatsstube unter dem Moraste, wo Ihr wohnen und Hausen sollt, in Stand setzen.«

      Draußen in dem Bache wuchsen viele Nixenblumen mit breiten grünen Blättern, welche aussahen, als schwämmen sie oben auf dem Wasser; das Blatt, welches am weitesten lag, war auch das größte; da schwamm die alte Kröte hinaus und setzte die Wallnußschale mit Däumelinchen darauf.

      Das kleine, kleine Däumelinchen erwachte früh Morgens, und als sie sah, wo sie war, fing sie recht bitterlich an zu weinen; denn es war an allen Seiten des großen, grünen Blattes Wasser, und sie konnte nicht an das Land kommen.

      Die alte Kröte saß unten im Moraste und putzte ihre Stube mit Schilf und gelben Fischblattblumen aus; es sollte da recht hübsch für die neue Schwiegertochter werden; dann schwamm sie mit dem häßlichen

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