Unter den Bäumen des Himmels. Ludwig Wolf
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„Transfer?“
„Transfer?“
Josef wusste nicht was gemeint war.
„You stay in Bangkok?“
„No.“
„Transfer. First just the left side and then right.“
Der Beamte deutete nach hinten. Für Josef sah das verkehrt aus, wenn er zwischen den provisorischen Stellwänden hindurch spähte, er sagte aber nichts. Das war auch gut so, denn das „then right“ leitete ihn haargenau zur unvermeidlichen Gepäck- und Körperkontrolle. Danach wurde dann scharf links abgebogen, und man war wieder auf Kurs. In einer Shopping Mall, in der es alles gab, was Josef überhaupt nicht gebrauchen konnte. Und noch mehr.
Der Mann bellte wie ein Hund und rotierte auf dem elektrischen Putzbuggy inklusive Wischmopp durch die Shoppinghalle. Er hatte eine Glatze und Speckfalten im Genick. Das sah weniger nach Stier denn nach Schweinchen aus. Er steckte in beigen Shorts und einem hellblau linierten Kurzarmhemd. Die Ärmel waren kürzer als die Schweißflecken darunter. „Ich schieße auf euch alle! Ich scheiß euch gleich auf den Putz! Scheiße!“ Das Vokabular war echt beschissen. Der Mann litt entweder an einer speziellen Form von Jetlag, oder er hatte den Bordservice trockengelegt. Mit unabsehbaren Folgen. Ziellos cruiste er zwischen den Shops herum, den Mopp ritterlich vorgestreckt wie eine Lanze. Hektisch drehte er am Lenkrad herum, vollführte viel zu scharfe Kurven, kippte beinah um dabei. Er bumpte herum wie in einem Autoscooter, touchierte einen Stand mit Sweeties, fuhr retour und bumpte gegen Duty Free. Bump bump. „Scheiße auf euch alle!“ Und die Security machte Jump jump. Der Putzbuggy verformte sich tatsächlich zu einem Autoscooter, einem blauen Autoscooter mit schwarzer Gummimanschette und silbrigem Kühlergrill. Ein Putzkübel klapperte quer über den Platz. Eine Frau kreischte und zog ihren Nachwuchs aus der Gefahrenzone. Das Mädchen, gefangen in einem rosagepunktet aufgetüllten Kleidchen, plärrte sofort los. Und Bump! Dahinter wurde der Securitymann, schwingenden Mopps, direkt in ein Süßwarengeschäft hineingeschossen. Geradewegs an Josef vorbei. Drinnen gingen einige Bonbongläser geräuschvoll zu Boden, gefüllte Seidenkracher hüpften aus der Tür an Josef vorbei. Seit einer Ewigkeit waren ihm diese Köstlichkeiten nicht mehr untergekommen. Flink griff er nach ein paar dieser kühl knackigen Knuspererlebnisse, die zu seinen Füßen herumkollerten. Er wusste, dass sie mit Kakao und Haselnussmasse gefüllt waren. Rasch steckte er sie ein. Niemand bemerkte es. Alle Aufmerksamkeit galt dem durchgedrehten Scooterfahrer.
„Wuff! Ha, Schisser!“ Blech verformte sich knirschend weiter, wuchs nach oben. Es schloss den Körper des Mannes irgendwie ein, verwuchs mit ihm und drückte ihn, zylindrisch sich verjüngend, in die Höhe. „Wuff!“ Übergroße gelbe Knöpfe ploppten aus der Hemdbrust, eine rote Masche wuchs um seinen Hals herum, und sein vom Alkohol aufgeschwemmter Schädel wurde noch größer. Die Backen pausten auf, die Augen bekamen starke Bögen nach oben. Der blaue Scooter hatte sich ganz zu einer Halbkugel verformt, auf der der Pausenclown nun keinerlei Halt mehr fand. Er schaukelte darauf über den spiegelglatten Boden, und in dem spitzen Hütchen, das ihm aus der Glatze wuchs, klingelte es unaufhörlich. Jede Menge Blei im Boden, kreiselte er als blaubäuchig klingelndes Männchen den Rolltreppen entgegen, wild, aber sinnlos mit dem Mopp herumwirbelnd. Die Leute duckten sich, sprangen zur Seite. Er repetierte sein Lieblingswort im Takt der einzelnen Stufen, über die er hinunterpolterte, eine nach der anderen. Die Securitymannschaft stürzte in hellster Aufregung hinterher. „Wuff!“ Josef starrte der wilden Jagd noch bis zu ihrem völligen Verschwinden nach, dann wandte er sich nach rechts. Hier erweckte die Gastronomie einen eher pikanten Eindruck denn links, wo es mehr nach Kaffe und Kuchen aussah. Schnell am Burgerking vorbei, nach Chinesisch stand ihm auch nicht der Sinn. Danach folgte pronto Pizza und quicke Nudeln, noch weiter hinten wurde es etwas Continental, aber das traute er Asiaten nicht wirklich zu. Erst das letzte Lokal sah nach Thai aus, Mango Tree, stilvoll schlicht eingerichtet, versprach es ebensolch stringenten Geschmack auf der erlauchten Zunge. Es war auch wesentlich ruhiger hier, weniger Fluggäste verirrten sich ganz nach hinten. Eine rechte Wohltat, und man konnte, vom Sitzen aus, in die Halle hinuntersehen, von der aus man zu den verschiedenen Gates kam. Josef setzte sich und wurde als erstes darauf hingewiesen, dass es nur kleine, keine großen Biere gebe. Kein gutes Offert gleich zu Anfang für Josef. Denn er hasste nicht nur kleine Biere. Er hasste alle kleinen Dinge. Nach Josefs Meinung sollten alle Dinge eine gewisse Größe aufweisen. Kleine Biere waren für ihn nicht mehr als ein finanztechnischer Kunstgriff. Das erwies sich auch hier als richtig. Das kleine Bier kostete letztlich hundertfünfundsiebzig Baht. Am Suvarnabhumi
Josef hielt das Trinkgeld knapp und ging zurück zu den Shops, wo er noch eine Schachtel getrockneter Jackfrucht kaufen wollte. Aber nirgendwo konnte er die dried Jackfruit mehr ausmachen, überall nur noch Durian, Stinkfrucht, und die war ihm zu riskant. Er meinte, Fische die