du nur einen Blick auf ihre nackten Brüste erhaschen? Tut mir ja schrecklich leid, dass ich auch noch da bin“, rief Damian sarkastisch. Peinlich berührt lief Marvin rot an und auch ich vergrub mich unter der Decke, während ich meine Beine vor meinem Körper anwinkelte und meine Arme um sie schlang. „Verschwinde Brillenschlange. Du hast hier nichts zu suchen. Erst recht nicht in diesem Zimmer.“ Erneut starrte Marvin mich an. Es schien, als würde er Damian überhaupt nicht mehr wahrnehmen. „Ich habe mir wohl zu unrecht Sorgen gemacht, denn scheinbar geht es dir ja wirklich gut hier.“ Mit einem letzten kummervollen Blick, wand er sich zum gehen. Hatte er vergessen, was er eigentlich hier wollte? „Marvin warte“, schrie ich und wollte aufstehen, ihm hinterher laufen. Ihn umarmen oder wenigstens ihn berühren. Niemand konnte verstehen wie glücklich es mich machte, dass er hierher gekommen war. Das er Jim beiseite geschoben haben musste, um sich den Weg zu mir frei zumachen oder ihn dazu überredet hatte, ihn zu uns zu führen. Ich hatte solange keinen Kontakt zu Menschen gehabt, die ich kannte und liebte, dass sich mein Herz voller Freude und doch Angst füllte. Damian hielt mich jedoch zurück. „Lass mich“, fuhr ich ihn an und durch meine kühlen Worte zu ihm blieb Marvin stehen. „Du wirst dieses Bett nicht verlassen, nicht ohne wenigstens einer Unterhose, ist das klar!“, erwiderte er herrisch und blickte mir bestimmt in die Augen. Ich ignorierte ihn, blieb allerdings wo ich war, da seine Arme sich bereits um mich gelegt hatten. „Bist du sauer, weil ich mich nicht gemeldet habe? Marvin ich wollte es! Wirklich. Es geht mir erst seit ein paar Tagen wieder besser und vorher … also vorher.“ Er lachte, allerdings eher gereizt, was mich zunehmend beunruhigte. Diesen merkwürdigen Ton kannte ich nicht, nicht von ihm ... Seine gesamte Haltung war anders. Was war nur mit ihm geschehen? „Ich weiß wirklich nicht, was ich mir dabei gedacht habe, hierher zu kommen. Warum ich überhaupt gedacht habe, dass du anders bist als die anderen.“ Er drehte sich zu mir um und diesen Ausdruck in seinem Gesicht, würde ich wohl nie wieder vergessen können. Dieser Blick traf mich tief in meinem Inneren. Tief in meiner Seele. „Wie kannst du nur? Was zum Teufel ist nur in dich gefahren? Dich von diesem Scheißkerl anfressen zulassen, wie sein Mitternachtssnack! Du bist vollkommen verrückt geworden.“ Seine Stimme schrie förmlich nach meinem alten Ich. „Du meldest dich wochenlang - sogar über Monate, weder bei Nicki noch bei mir und das nach alledem, was passiert ist! Du glaubst nicht, was im Ministerium los war, nachdem sie dich abgeschleppt hatten. Wir haben uns riesige Sorgen gemacht, nachdem man uns vor ein paar Tagen erzählt hatte, du seist tot! Glücklicherweise kamen Nath und Erik zu uns und haben die Wahrheit erzählt. Das sie Báthory fast umgebracht hätten, sie aber auf deinen Vorschlag eingegangen waren, auf dich zu vertrauen. Weißt du auch, wieso sie das getan haben und das, trotzdem du uns alle verraten hast und für die Vampire handelst, wie es der Minister ausdrückte? Wir haben uns die ganze Zeit über, während du hier herumgelungert hast, für dich im Ministerium stark gemacht. Nicki und ich waren auf deiner Seite und haben versucht, den Schaden zu verringern, den deine beschissene Liebesbeziehung angerichtet hat. Wenn du ihn nicht lieben würdest, wären wir jetzt nicht in dieser Situation, denn durch deine Mutter hatten alle einen gewissen Respekt vor dir. Sie dachten alle, du würdest den Weg deiner Mutter weiter führen. Du hättest den Minister nach einiger Zeit zu Fall bringen können, wenn du diese Beziehung mit diesem Vampir nicht zugelassen hättest. Dann hätte Blinow dich niemals foltern können. Dann hätten diese Vampire dich nicht angegriffen, die dein kleiner Freund auf dich angesetzt hat. Nicki hat mir da so einiges erzählt, weißt du. Ohne ihn wäre dein Leben jetzt nicht ganz so chaotisch, dann hättest du gewisse Dinge noch.“ So kannte ich Marvin gar nicht. Das er so laut, so viele Dinge sagte und dies so schnell, dass sich vor Wut seine Worte beinahe überschlugen. Ich hätte niemals gedacht, dass er so impulsiv sein konnte. Ich wusste was er mir Mitteilen wollte. Dann hatte ich gewisse Dinge noch. Tatsächlich hätte ich ohne Damian zumindest noch einen Job oder Marvin, wenn ich Nicki nicht auch schon verloren hatte. Dann hätte ich noch eine Menge Menschen, die mir vertrauen würden. Aber dafür hätte ich nie erfahren was Liebe war. Aber war es diese Liebe wirklich wert? Was war im Leben bedeutsamer? Freundschaft? Familie? Oder doch der Mensch, den man Liebte? Meine Mutter hatte gesagt, man müsste Opfer bringen, um Frieden zu schaffen. Aber ich konnte doch nicht meine Liebe verleugnen und den Mann opfern, der mich glücklich machte. Nur, um meinen Ruf zu bewahren. „Ich kann einfach nicht verstehen, wie ausgerechnet du, dich von ihm beißen und aussaugen lassen kannst! Wir haben gedacht, dass dieser Idiot dich einsperrt oder was auch immer mit dir macht, weshalb du dich nicht bei uns meldest! Aber es scheint ja bei euch alles in Butter zu sein“ Das war es also. Das war es, was ihn so wütend machte. So wütend, dass er kaum mehr er selbst war. Ich war wohl nicht die einzige, die sich in diesen Zeiten veränderte. Geistesabwesend fuhr ich mit meiner Hand über die Wunden an meinem Hals, als könnte ich sie damit ungeschehen machen. „Du weißt, ich zähle nicht zu denen, die die Vampire abgrundtief hassen. Ich zähle mich zu denen die glauben, dass wir ihnen friedlich und mit Zusammenarbeit beim Aussterben zusehen können. Aber das was du getan hast, ist einfach widerwärtig! Hast du komplett vergessen was du bist? Hat es dir gefallen?“ Er atmete schwer, während er Luft holte und erneut ansetzte. Am liebsten würde ich mir die Ohren zuhalten oder ihn irgendwie zum Schweigen bringen. Ich wollte das alles nicht hören. „Als Fighter dich mit einem Vampir einzulassen … Das es ein normaler Mensch macht, der all das was wir wissen, was wir gesehen haben, was wir kennen, nicht weiß oder kennt. Der es nicht nachvollziehen kann, ist etwas vollkommen anderes, als wenn es ein Fighter macht, der im Grunde ganz genau weiß, wie die Realität aussieht. Das es eben noch immer Vampire gibt, die vollkommen verrückt sind und wahllos Menschen umbringen. Gerade Er ist kein Kuscheltier, ganz gleich, wie sehr er sich auch für dich ändern würde. Hast du das alles vergessen? Sie haben deine Mutter gerade erst ermordet, ebenfalls gebissen und ausgesaugt bevor oder nachdem man ihr ein Messer in ihr Herz rammte. Genau wie deine Schwester, deinen Vater!“ Hör auf. „Und du denkst nicht mal daran, wie sie sich fühlen würden, wenn sie dich jetzt sehen könnten?“ Bitte, hör auf. „Ich habe immer gedacht, dass du diese Grenze nicht überschreiten würdest. Ich dachte wirklich, du hättest eine logische Erklärung dafür, dass dir scheinbar alles und jeder egal geworden ist, solange du mit diesem Dreckskerl in die Kiste springen kannst. Aber daran, dass du hier die Blutbank für Mister: Ich bin was Besseres und all die anderen Menschen sind nur Abschaum, spielst, während da draußen gerade Tausende von uns sterben und ihr Leben wegen diesen Geschöpfen verlieren, wegen seines gleichen, hätte ich niemals gedacht. Nicht von dir. Ich hätte niemals geglaubt, dass du so tief sinken würdest. Niemals.“ Eine Träne löste sich aus meinen Augen gefolgt, von einer Flutwelle der Emotionen. Wieso sagte er so etwas? Was war auf einmal mit ihm los? Entsetzt schlug ich die Arme vor mein Gesicht. Das war einfach zu viel. Ich hatte oft an meine Familie denken müssen. Ihr Tot war der einzige Grund, weshalb ich so verzweifelt versucht hatte, meine Gefühle nicht zuzulassen. Mich eines besseren zu besinnen und doch, war ich immer wieder eingeknickt und zu Damian zurückgekehrt. Aber was sollte ich auch anderes tun, wenn er mich doch glücklich machte. Warum sah Marvin das nicht? Vielleicht war es auch einfach zu früh für ihn, dies zu verstehen. Er war in mich verliebt und da ich nun selber liebte wusste ich, wie schwer es für ihn sein musste, mich nackt mit einem anderen Mann zusehen. Noch dazu von ihm gebissen. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was ich empfinden würde, wenn ich Damian mit einer anderen erwischen würde. Ich könnte es nicht ertragen. Marvin würde wohl jeden hassen, den ich liebte. Das es sich nun dabei um einen Vampire handelte, gab ihn nur noch mehr Gründe, mich und die Vampire zu verurteilen.
„Das reicht jetzt. Bist du jetzt zufrieden?“, brüllte Damian und ehe ich mich versah lag seine Hand bereits an Marvins Kehle, der erschrocken die Augen aufriss. Ich war ebenso schockiert von dieser Wendung und immerhin stand Damian nun Splitterfaser Nackt vor ihm. Allerdings schien ich die einzige zu sein, die das interessierte. „Niemand verletzt die Frau die ich Liebe. Niemand! Auch du nicht“, schrie er und in seiner Stimme lag so viel Hass, dass ich erschauerte. „Du weißt doch noch nicht einmal was Liebe ist! Was hast du mit ihr gemacht? Du bist derjenige, der sie verletzt, Báthory. Du bist ein Vampir und als dieser, wirst du sie immer wieder verletzen. Du hast sie nicht verdient, nicht so jemand wie du.“ Seine Finger schlossen sich fester um seinen Hals aber Marvin bedachte ihn nur mit einem boshaften Blick. Hatten sie vergessen, dass ich noch da war? „Du weißt, dass du ziemlich übertreibst Fighter. Die Welt beginnt sich zu verändern. Die Menschheit und die Vampire waren mal auf einem guten Weg sich zu vereinen, bevor Frau Evers verstarb.“