Blood-Lady. Mandy Hopka
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Ich schloss die Tür hinter mir und wollte schleunigst ins warme Bett zurück. Dahin zurück, wo ich all das vergessen konnte. Denn so kurios es auch war, ich glaubte, dass nur Damian mich vergessen lassen konnte.
Doch ehe ich mein Bett erreichte, klopfte es an der Tür. Überrascht zuckte ich zusammen. Wer zum Teufel konnte das um diese Uhrzeit sein? Nachdem ich kurz gezögert hatte, ging ich schließlich zur Tür und öffnete sie. Welche Gefahr konnte mir hier schon drohen?
Ein Mädchen, welches ich noch nie zuvor gesehen hatte, stand vor der Tür. Meine Augen brauchten eine Weile, um sich an das grelle Licht des Flures zu gewöhnen. Verwundert schritt ich heraus und zog die Tür leise hinter mir zu, um Damian nicht zu wecken. Verlegen schaute sie mich an. Meine Güte, hatte sie noch nie zuvor eine Frau in einem Männerhemd gesehen? Was kann ich dafür, dass die Träger meines Nachthemdes zerrissen waren. „Frau Báthory wünscht sie zu sehen.“
„Was denn, jetzt? Wisst ihr eigentlich wie spät es ist?“, fuhr ich sie an und ein gähnen übermannte mich. „Leider schläft sie am Tag. Sie meinte es sei wirklich dringend.“
„Jaja, wenn es so wichtig ist, dann soll sie morgen früh auf mich warten, bevor sie ins Bett geht, klar!“ Also wirklich, was dachte diese Frau, wer sie war? Dachte sie im Ernst, dass sie nur ein Wort zu sagen braucht und sofort würde ich nach ihrer Nase tanzen? Also bitte …„Sie meinte, ich soll ihnen sagen, dass es um John geht und dass es tagsüber auch nicht möglich wäre, mit ihnen allein zu sprechen. Ohne ihren Sohn.“ Wusste seine Mutter etwa doch mehr, als sie zugab? Was konnte sie mir so dringendes über ihn erzählen wollen? Und warum sollte Damian nichts davon wissen? „Na schön, warte hier“, gab ich dann doch nach. Meine Neugierde, war einfach zu groß. Verdammt sollten sie sein! Diese Báthory‘, die scheinbar wirklich immer das bekamen, was sie wollten!
Ich schlich ins Zimmer zurück und kramte meine Jeans hervor. Mit einem letzten prüfenden Blick auf den schlafenden Mann in diesem Bett - wohl gemerkt mein schlafender Mann, kehrte ich zu dem Mädchen zurück. Sie geleitete mich in das obere Stockwerk, das geradezu von Blumen überladen war. Selbst an den Wänden hingen Blumentöpfe, oder zumindest gemalte Bilder von ihnen. Sie hatte echt einen Faible dafür. Ansonsten sah es hier oben nicht anders aus als unten. Ich knöpfte das Hemd bis zum letzten Knopf zu. Es war so lang, dass es mir bis über den Po hing, aber es reichte aus, um andere Stellen zu verdecken.
Das Zimmer in das sie mich bat, war dunkel und nur mit Kerzen beleuchtet. Plötzlich wurde mir mulmig. Wie sehr konnte ich dieser Frau eigentlich trauen? Sie saß auf einem Sofa und trank aus einer Tasse, welche wie zu erwarten, eine Blumenmusterung aufwies. „Schön, dass du dich dafür entschieden hast, zu mir zu kommen. Und das um diese Uhrzeit.“ Ihre dünnen klapprigen Finger, umklammerten die Tasse. Sie wirkte noch eingefallener, alt und mager, als ich sie in Erinnerung hatte. Da ich ihr letztens kaum Beachtung geschenkt hatte, hatte ich stets das Bild von ihr vor Augen, wie sie in der Eingangstür erschienen war und meine Mutter zu ihr hinauf eilte, um ihr die Hand zu schütteln. Wie viel Hass ich damals in meinem Herzen getragen hatte... Dennoch fand ich Damian vom ersten Augenblick an faszinierend. Wenn auch mehr oder weniger auf eine negative Weise. Damals hätte ich niemals gedacht, dass ich für so jemanden wie ihn, einmal so viel empfinden würde, geschweige denn, dass mir diese Art von Mann überhaupt gefiel. „Jaja schon klar. Sparen sie sich das Höflichkeitsgerede“, sagte ich zickig. Ich mochte sie nicht. Sie war zu kaltherzig, zu finster. Ihre gesamte Ausstrahlung sprach von Grausamkeit. Und immerhin hatte sie ihre Dienstmädchen brutal ermordet, nur um in dessen Blut ein schönes Bad zunehmen. Einfach nur abartig! „Also, was wollen sie mir denn so wichtiges mitteilen?“ Argwöhnisch setzte ich mich auf den Sessel. Ich hatte nicht vor mich neben sie zu setzen. Allein diese drei Meter zwischen uns, waren nicht einmal ausreichend genug Abstand zu ihr. „Du hast ihm erneut dein Blut gegeben. Weise Entscheidung.“ Sicher hatte sie mein Blut wahrgenommen. Eine erstaunliche Fähigkeit, die es unbedingt näher zu erforschen gab. „Woher nehmen sie eigentlich ihr Blut?“, platzte ich heraus. Diese Frage stellte ich mir im Grunde schon lange. „Darf ich vorstellen. Beatrice.“ Das Mädchen lächelte mich schweigend an. „Eine Blood-Lady?“
„Sicher.“
„Warum hat Damian nicht einfach sie genommen? Mein Gott, da tanzt ihm eine vor der Nase herum und er verreckt hier halb?“ Báthory verschluckte sich. „Du dummes Ding. Sie gehört mir! Niemand legt seine Hände an sie. Niemand benutzt die Lady eines anderen. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz in unserer Welt. Damian hätte selbst seinen Vater umgebracht, wenn er sich an dir vergangen hätte.“
„Aber man konnte es, selbst wenn es verboten ist. Man würde dann zumindest nicht sterben!“ Mit ihrem Gesichtsausdruck verriet sie mir, dass ich Recht hatte.
„Du hast wirklich keine Ahnung von uns Vampiren oder gar von Würde und Respekt. Du, die sich für die Vampirflüsterin unter den Fightern hält. An was es euch mangelt, ist an praktischen Erfahrungen mit uns. Ihr lasst uns einfach ermorden und gebt euch nie lang mit uns ab. Dadurch könnt ihr uns unmöglich kennen.“ Da hatte sie nicht ganz unrecht, dass musste ich ihr einräumen. Das Ministerium war gespickt mit Fehlern. Mit Fehlern aus der Vergangenheit und von der Gegenwart. Es musste sich dringend etwas ändern. Vielleicht hatte der Vize nicht ganz unrecht, mit seiner Neuanordnung und Umstrukturierung. Auch wenn ich dies auf eine andere Art und Weise tun würde. „Weißt du eigentlich, wie widerlich es war, in eurem Verlies nur ekelhaftes Menschenblut aus Blutbeuteln zu trinken? Durch die Jahrhunderte hinweg verlor ich gänzlich die Kraft meiner Augen - auch wenn ich sie nun so oder so verloren hätte. Das einzig Gute daran war, dass meine Augen für euch nicht weiter interessant zu sein schienen und niemand auch nur auf die Idee gekommen war, dass wir Reinblüter eine sehr spezielle Macht mit ihnen besitzen.“ Oh Gott, die Ärmste. „Sie sollten froh sein, dass sie überhaupt noch leben. Das was sie getan hatten, ist unentschuldbar.“ Aber immerhin wusste ich so, weshalb wir davon nie etwas mitbekommen hatten, selbst als wir eine Reinblüterin in unserer Gewalt gehabt hatten. „Also was ist nun mit John. Was wollen sie mir über ihn erzählen?“ Ich lehnte mich im Sessel zurück und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Báthory lächelte falsch. Fast so Falsch, wie Blinow es konnte. „Ich kann diesen Krieg vielleicht beenden.“
„Ach was sie nicht sagen und ich bin in Wahrheit ein blutrünstiger Mischling.“
„Das ist mein ernst“
„Meiner auch“, scherzte ich, begann aber daran zu zweifeln, dass sie ebenfalls Witze machte. Dafür, war sie zu ernst.
„Weißt du, weshalb John Damian hasst?“, fragte sie und nahm erneut einen Schluck aus ihrer Tasse, die nach Pfefferminze und Vanille roch. Eine merkwürdige Mischung aus bitter und süß. „In etwa. Ich weiß, dass sie eine Affäre mit John‘ Vater hatten. Ihr Mann - also Damian‘ Vater, hatte ihn deshalb umgebracht und daraufhin, hatte sich auch noch John‘ Mutter das Leben genommen.“ Sie nickte zustimmend. „Das ist war. Franz war, ziemlich wütend. Aber im Grunde, ist das alles eine einzige Lüge.“ Zweifelnd ließ ich sie nicht aus den Augen. „Was meinen sie damit?“
„Damian und John waren noch zu jung um es zu verstehen. Beatrice? Gib ihr den Brief.“ Das Mädchen schritt zu mir hinüber. „Zu jung? Waren die