Steintränen. Manja Gautschi
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Читать онлайн книгу Steintränen - Manja Gautschi страница 17
„He? Was hast du?“ fragte der Soldat mit der Lampe nach. Dann lauschte er einen kurzen Moment und hörte erst ein Rascheln im Unterholz gefolgt von Schritten. Er fragte sich, was mit seinem Kameraden wohl los war. „Bist du noch da?“ Vorsichtig legte er die nicht funktionierende Lampe auf den Boden und griff sicherheitshalber nach seiner Waffe. Doch zu seiner Überraschung war sie weg, steckte nicht mehr in seinem seitlichen Halfter. Was ging hier vor? „Ist da jemand?“
Erschrocken blickte er um sich und versuchte etwas im Dunkeln zu erkennen. Die Schritte waren weg, Stille. Er hielt den Atem an und wartete angespannt. Vorsichtig tastete er mit seiner linken Hand den Boden ab, vielleicht war im seine Waffe einfach runter gefallen.
„Suchst du die hier?“ hörte er hinter sich eine tiefe männliche Stimme, sofort stand er gerade hin und drehte seinen Kopf in die Richtung der Stimme. Starr vor Schreck hielt er inne, der arme Soldat sah direkt in den Lauf seiner eigenen Waffe, die ihm Zylin unmittelbar vor die Nase hielt. „Wie haben Sie das gemacht?“ stammelte er „Die Signallampe funktioniert wohl nicht?“ fragte ihn die unbekannte Stimme weiter. Alles was der Soldat dann noch stottern konnte war „Äh...woher wissen...?“ der Soldat verstand nicht wie ihm geschah. Erst jetzt trat der unbekannte Angreifer soviel näher, sodass er ihn als schwarzen Schatten im Dunkeln erahnen konnte, er war gross und offenbar ziemlich stark, denn er hielt seinen Kameraden mit dem linken Arm im Schwitzkasten und drückte ihm einen Dolch an den Hals, während mit rechts seine Pistole ins Gesicht hielt. „Dumm gelaufen.“ sagte Zylin sarkastisch „Und jetzt vorwärts, zum Gleiter mit Euch, ich hab’s eilig.“
Bob drehte sich plötzlich um, lief zu seinem Sitz und kramte ein Gerät heraus. Das Gerät hatte ein kleines blinkendes grünes Lämpchen, einen kleinen Bildschirm und ein paar Knöpfe. Es war der Funkempfänger zu Zylins Halsband. Als Dek Bob mit dem Ding sah murrte er ihn an „Bob, was wollen Sie damit? Stecken Sie das Ding sofort weg, bevor ich es rausschmeisse!“ Bob antwortete tapfer „Aber Captain, sehen Sie doch, hier“ er zeigte auf den kleinen Bildschirm „hier, das ist das Halsband, jetzt wissen wir wo...“ weiter kam er nicht, dann riss ihm Dek den Funkempfänger aus der Hand und fluchte weiter, jetzt noch genervter als vorhin „Bob, Sie sind ein hohlköpfiger Grünschnabel und ungeduldiger, unerfahrener Anfänger! Ich weiss wirklich nicht, was Sie hier sollen!“ Dek nahm Luft „Ahh... ich könnte vor Ärger Bäume ausreissen!“ knirschte er zwischen den Zähnen hervor, um die Beherrschung ringend, denn dieser Bob kostete ihn noch den letzten Nerv. Dek wedelte mit dem Funkempfänger vor Bob herum, der das Teil aufmerksam mit seinen Augen verfolgte, um es im Fall der Fälle vor einem Rausschmiss aufzufangen. Dann beruhigte sich Dek, gab Bob das Gerät zurück und befahl „Jetzt stecken Sie es weg und halten Sie von mir so viel Abstand wie nur möglich, ich komme mir vor wie im Kindergarten.“
Riso, der Dek und Bob aus dem Seitenwinkel beobachtet hatte, konnte sich ein leises Schmunzeln nicht verkneifen und kassierte auch prompt eine ruppige Antwort von Dek darauf „Riso, lassen Sie das oder ich kommandiere Sie als Bobs Kindermädchen ab, dann werden Sie schon sehen!“ Riso merkte, dass es Dek ernst meinte und drehte sich sofort um, er hatte wirklich keine Lust, den Grünschnabel Bob hüten zu müssen. Trotzdem hatte er alle Mühe, sein Kichern zu verkneifen.
Als Dek seine Aufmerksamkeit wieder dem Ausgang widmete wollte Riso von Bob wissen „He, Kleiner.“ Bob sah ihn abschätzig an „Was willst du?“ „Warum funktioniert dein Ding da und mein Nachtsichtgerät nicht?“ Bob sah auf den Funkempfänger, studierte einen Moment und antwortete schulterzuckend „Keine Ahnung. Vielleicht, weil dein Gerät mit Akku läuft und das hier“ er hob den Funkempfänger an „mit Bewegungsenergie.“ er schüttelte das Gerät „Siehst du, es lädt sich auf, wenn man es bewegt.“ „Ah, das ist doch eine mögliche Erklärung. Danke Kleiner.“ bedankte sich Riso und Bob fand es erstaunlich, dass Riso auch normal reden konnte und nicht immer nur so sau blöde Sprüche über ihn reissen kann. Ausser das mit dem ‚Kleiner’, das gefiel Bob natürlich überhaupt nicht, aber immerhin, ein Anfang.
„Dort! Ich höre was.“ flüsterte Tawko aufgeregt und deutete mit dem Zeigefinger geradeaus ins Dunkle. Und tatsächlich erschienen kurz darauf die beiden Soldatenkameraden und Zylin im schwachen Licht der Ausstiegsrampe. Dek erkannte sofort die beiden Soldaten, die zum 6-köpfigen Vorbereitungstrupp gehörten, welchen er vor 3 Tagen auf Steinwelten abgesetzt hatte. Die Aufgabe des Vorbereitungstrupps war das Einrichten eines ersten Lagerplatzes und die erste Bestandsaufnahme der neuen Umgebung gewesen. Jetzt hätten Sie den Landeplatz sichern und ihnen per Lichtsignal das O.K. und die Richtung zum Ausstieg geben sollen, was offensichtlich nicht funktioniert hatte.
Beide Soldaten erkannten Captain Dek ebenso und waren mehr als nur erleichtert, denn sie hatten schon befürchtet, in die Hände irgendwelcher brutaler Räuber, Banditen oder sonstiges geraten zu sein und bangten insgeheim um ihr Leben. Denn Zylin war niemandem bekannt und trug auch keine Soldatenkleider. Woher hätten sie wissen sollen, dass er zu ihnen gehört.
Der Soldat mit dem Dolch an der Kehle atmete erleichtert auf und seufzte „Captain Dek! Dem Himmel sei Dank!“ er wollte aus Zylins Griff einfach herauslaufen. Zylin hielt ihn grob zurück und drückte dem anderen den Pistolenlauf mit Nachdruck in den Nacken, sodass dieser nicht auch auf die Idee kommen konnte, einfach davon zu laufen. Im Gleiter war ein leises globales Kichern zu vernehmen. Dieses Mal von allen, die hinter Dek im Gleiter standen und dem Schauspiel mit Schadenfreude zusahen.
„Soll ich die beiden gleich entsorgen oder braucht ihr sie noch?“ fragte Zylin überflüssig höhnisch in Deks Richtung. „Blödsinn verflucht! Lass die Idioten los.“ Dek schüttelte den Kopf und verschwand im Gleiter um seine Sachen zu holen, ohne auch nur noch ein Wort an die beiden verwirrten Soldaten zu verlieren, die von Zylin soeben grob von sich weggestossen wurden, sodass sie beinahe vorne überfielen. Sie standen da, wie bestellt und nicht abgeholt, fragend blickten sie sich gegenseitig an, während Zylin seinen Dolch im Beinschafft, befestigt am rechten Oberschenkel, verschwinden liess. Die Pistole steckte er sich einfach in eine Manteltasche.
Als Dek als erster aus dem Jagdgleiter ausstieg, salutierten ihm die beiden Soldaten, das hatten sie vorhin komplett vergessen. Doch Dek spielten solche Formalitäten schon lange keine Rolle mehr, was hatten sie auch für einen Zweck und antwortete darauf mit „Ich glaub’s nicht. Ein einziger Mann! Ihr und wir dazu könnten einfach tot sein. Wie unfähig seid ihr eigentlich?“ er schüttelte nochmals nachdenklich den Kopf „Sind wenigstens die Pferde und das Lager bereit? Oder ist es euch abgebrannt?“ fragte er sarkastisch die beiden Soldaten. „Ja Captain, natürlich, alles bereit. Bitte folgen Sie uns.“ gab der eine schnell als Antwort zurück. Irgendwie kamen sich beide wie kleine Schuljungen vor, die soeben zum Nachsitzen bestellt wurden.
Das allgemeine Kichern in Deks Team war verschwunden. Nur Takwo amüsierte sich weiter.