Steintränen. Manja Gautschi

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Steintränen - Manja Gautschi Steintränen

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Zylin machte es sich auf seinem Sitz so gemütlich wie nur möglich, schloss die Augen und antwortete „Endlich mehr als 3 Stunden durchschlafen. Was dachtest du denn, was ich vorhatte.“ „Wie meinen Sie das: ‚endlich mehr als 3 Stunden am Stück schlafen?’“ hackte Bob schon wieder überrascht und neugierig nach.

      Als Zylin darauf keine Antwort gab, sondern tatsächlich zu schlafen schien, wollte ihn Bob an der Schulter rütteln und mit „He...“ aufwecken, als ihn eine Hand am Arm zärtlich davon abhielt. Es war Isara, die sich neben Bob gesetzt hatte „Lass ihn.“ flüsterte sie leise „Weißt du, ich habe in Sarg gearbeitet und...“ sie stoppte „Ja? Was und...?“ forderte Bob Isara ungeduldig auf weiterzureden. „Na ja, ich musste während ein paar Jahren in allen Gefängnissen den gesundheitlichen Zustand der Insassen untersuchen und dokumentieren. War so ein Untersuchungsprojekt der Medizinische Abteilung.“ Isara machte eine Pause „Und was soll das heissen?“ fragte Bob. Isara überlegte „Verstehst du? Ich war in Sarg. Und...„ wieder hielt Isara einen Moment lang inne „Eigentlich darf ich das gar niemandem anvertrauen, aber du bist neu und ich hoffe, du behältst es für dich.“ Bob nickte heftig „Ja, natürlich.“ versicherte er ihr.

      Isara holte tief Luft und flüsterte „Bob, so ein Gefängnis ist eine Welt für sich. Die Gefangenen haben nichts mehr zu verlieren, sie sind ja schon im Gefängnis. Dann noch in Sarg. Ich meine, schlimmer geht’s nicht.“ Bob hörte aufmerksam zu „Es gibt viel Gewalt und viele Verletzungen.“ Isara schüttelte den Kopf „Es ist unglaublich. Wärter wie Gefangene reizen sich ständig. Und Paul, der Gefängnisleiter, ist wirklich in Ordnung. Es geht ihm immer um die Sicherheit aller, nicht nur um die der Wärter.“ sie sah Bob in die Augen „Nicht das du mich falsch verstehst, ich finde das auch nicht gut, aber bevor er Zylin in Sicherheits-Einzelhaft gesteckt hatte, gab’s fast tägliche blutige Auseinandersetzungen.“ sie rutschte noch näher an Bob heran und wurde noch leiser „Angeblich soll eines Tages einer der Wärter beschlossen haben, Zylin müsse sein Haarband aus Sicherheitsgründen abgeben und wie du dir bestimmt vorstellen kannst, gab es Zylin nicht her. Er soll den Wärter getötet haben.“ sie hob die Schultern „...nur so konnte es sich offenbar beruhigen: Zylin komplett fixiert und künstlich ernährt und den Wärtern näherer Kontakt untersagt. So alle 3 Stunden werden dort die Strafgefangenen mit Strom behandelt um die Muskulatur zu erhalten, damit sie gesund bleiben, aber geschwächt sind von der Anstrengung, was durch den Schlafentzug noch gefördert wird. Zur Sicherheit. Ein geschwächter Gefangener ist einfacher zu handhaben als ein fitter, verstehst du?“ Isara kniff ihre Augen zusammen, als ob sie sehen wollte, ob ihr Bob auch glaubte, aber Bob hörte einfach nur sprachlos zu „An ein oder zwei Tagen im Monat und für meine Untersuchungen konnte er sich etwas frei bewegen. Und stell dir vor, das seit mehreren Jahren. Er muss völlig übermüdet sein. Normalerweise wird ein Gefangener nämlich nur zur Strafe für ein oder zwei Tage dieser Tortur ausgesetzt.“

      Bob blieb wie versteinert sitzen, ob sich Isara einen Scherz mit ihm erlaubte, aber sie fuhr in sehr ernstem Tonfall fort „Ich vermute die Schnittwunde am Bein ist auch irgend so etwas. In Sarg dokumentierte ich viele solcher merkwürdigen Verletzungen. Und Bob, mal ehrlich, wenn kümmert ein Kratzer am Bein eines Kriminellen den sowieso alle vergessen hatten?“

      Jetzt ging Bob der Tag durch den Kopf, an dem er und Captain Dek Zylin in Sarg besucht hatten und der Wärter ohne zu Zögern Zylin mit einem Messer am Hals verletzt hatte. Bob dachte nach und konnte trotzdem nicht wirklich glauben, was ihm Isara da erzählte und fragte flüsternd „Isara, aber woher willst du das alles denn wissen, du warst nicht für mehrere Jahre lang da? Sowas überlebt doch keiner.“ Isara war bereits auf dem Weg zurück an ihren Platz, drehte nochmals den Kopf, zuckte mit den Schultern und antwortete Bob kurz und bündig „Ich fragte ihn einfach, nachdem ich seinen Zustand und die Wunden gesehen hatte.“ Damit drehte sie sich endgültig um und setzte sich auf ihren Platz zwischen den Kisten, Regalen und einer Schrage für einen eventuell Verletzten, schnallte sich an und schloss die Augen.

      Isara lächelte innerlich ganz stolz, denn was Bob vielleicht anhand der Personaldossiers wusste, aber aufgrund seiner Unerfahrenheit offenbar nicht wirklich realisiert hatte, war, dass diese Mission auch für sie, der erste richtige Ausseneinsatz überhaupt war. Zudem hatte sie sich nicht freiwillig gemeldet, sie zählte sich eigentlich mehr zum Typ „Labormaus“ und arbeitete bisher immer nur als Ärztin in der medizinischen Abteilung, aber Dek wollte sie unbedingt dabeihaben. Sie war unsicher. Doch dieser kleine Wissensvorsprung über Zylin machte sie jetzt unheimlich stolz. Zylin war verschlossen, nur hin und wieder hatten sie sehr gute Gespräche geführt, das kam ihr jetzt zugute. Vermutlich forderte sie Captain Dek deswegen an. Gut gelaunt und zufrieden schlief Isara ein.

      Verdutzt betrachtete Bob Isara eine ganze Weile lang. Was sie wohl meinte mit ‚sie habe ihn gefragt’? Er war auch in Sarg gewesen und so etwas erzählt dieser Typ ganz bestimmt nicht einfach irgendjemandem. So ein Blödsinn! Wem oder was sollte er noch glauben? Er drückte sich ganz in seinen Sitz hinein, blickte den schlafenden Zylin gegenüber an und versuchte wie alle etwas Schlaf zu finden, was angesichts seiner aufgeregten Stimmung und der vielen ungeklärten Fragen in seinem Kopf gerade sehr schwer war.

      Es wurde still im vom Autopilot geflogenen Jagdgleiter, nur noch das leise Rauschen des Antriebs und ab und zu ein Schnarchen waren zu hören.

      5 - Mara & Boris - Allein in die Steinberge

      „Und ich sag’s nochmal: Ich find’s nicht gut!“ dabei haute Boris mit seiner geballten Faust auf den Tisch, sodass einem Angst und Bange wurde, denn der Tisch knackte gefährlich unter der Wucht des Faustschlags. „Bscht!“ fauchte Mara zurück und hielt sich den Zeigefinger vor den Mund „Es muss ja nicht gleich jeder wissen, dass ich heute alleine zum Sammeln aufbreche!“

      Mara und Boris standen sich am Küchentisch gegenüber. Boris Me war ein grosser Mann mit bereits ergrauenden Haaren, der es sich, was Essen anging, gut gehen liess, unschwer an seiner gut gepolsterten Figur zu erkennen. Er hatte eine laute, bestimmte Stimme und man sah ihm seine Gutmütigkeit eigentlich schon von weitem an. Trotzdem wirkte er sehr bedrohlich, wenn er wütend war, wie eben jetzt.

      „Ich sollte mitkommen.“ sprach Boris etwas leiser weiter. „Nein“ wieder Mara „ich gehe alleine, wie immer, nach all den Geschehnissen der letzten Tage, brauche ich jetzt eine klitze kleine Auszeit für mich ganz alleine.“ Mara unterstützte ihre Worte indem sie mit dem rechten Daumen und Zeigefinger vor ihren Augen das ‚klitze klein’ als Distanz dazwischen zeigte. „Und...“ sie senkte ihre Hand „...ich muss Steintränen sammeln, weil ich den gesamten Vorrat für deine Rettungsaktion aufgebraucht habe. Ich soll auch Aron und Ilrimi welche mitbringen.“

      Boris wechselte die Taktik, er gab sich jetzt besorgt und meinte „Ich mein ja bloss. Du weißt doch, es sind gefährliche Zeiten und schon viele Steintränen-Sammler sind wie vom Erdboden verschluckt verschwunden. Ich mach mir Sorgen Mara.“ Mara dachte nach „Boris“ fing sie an und fuhr nun ebenso sehr viel verständnisvoller und ruhiger fort „Deine Sorgen in Ehren, ich verstehe deine Besorgnis, aber ich möchte wirklich alleine gehen, ich brauche diese Zeit für mich. Ich bin schon lange kein kleines Mädchen mehr und kann auf mich aufpassen. Du weißt, dass ich das kann. Schliesslich war ich es, die dich...“ das Gespräch wurde abrupt vom ‚KlingelKlingel’ der Apotheken-Ladentür unterbrochen, beide blickten in Richtung Ladeneingang. Doreka, eine ältere Bewohnerin Rupes und gute Bekannte, betrat soeben die Apotheke und winkte den beiden durch die offene Küchentür fröhlich zu „Guten Tag

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