Behauptung statt Wahrheit. Erwin Leonhardi
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Hier nutzt die Kirche ein bewusst falsches Marketing zur Imagebildung, das bereits jenseits jeder Anständigkeit liegt. Die Wohlfahrtswelt der Kirche ist reine Propaganda. Das gilt auch für Kindergärten und Krankenhäuser. Die werden in der Regel zu 100 % von der öffentlichen Hand finanziert und lediglich von den Kirchen geleitet. Und natürlich wenden die Leiter dann organisationsintern das Kirchenrecht an, nicht das öffentliche. Selbstverständlich gibt es auch positive Ausnahmen, die sind meistens schon vor vielen Jahrzehnten vorwiegend in kleineren Gemeinden von den Kirchen etabliert worden. Heutzutage sind solche Gründungen sehr selten, wenn überhaupt vorhanden. Kleinere von den Großkirchen separierte Gemeinden leisten hier, relativ gesehen, erheblich mehr Beiträge als die großen Kirchen.
Unverantwortlich ist, dass in kirchlich geleiteten Institutionen das Betriebsverfassungsgesetz und das Arbeitsrecht, sichtbar auch das Strafrecht, durch die internen kirchlichen Regularien ausgehebelt werden. Diese Regularien sind unrecht. Auch das sogenannte Kirchen-Asyl, das die Kirche gelegentlich gewährt, steht außerhalb jedes Gesetzes. Ein solches Asyl gibt es rechtlich gesehen schon sehr lange nicht mehr. Juristisch ist es kein Unterschied, ob ein Mensch in einer Kirche, bei einer anderen Institution oder in einem Privathaushalt Zuflucht sucht. Es gelten die üblichen Regeln für Hausrecht, aber es gibt keine Sonderrechte für Kirchen. Wie im Mittelalter gebärdet sich hier der Klerus. Der Umgang der Kirche mit den Gesetzen des Landes entspricht in einer demokratischen Gesellschaft, in der angeblich die Trennung zwischen Staat und Kirche erfolgt ist, einer Bankrotterklärung des Staates gegenüber der Kirche, und es zeigt gleichzeitig eine Missachtung der Wähler, denen diese Auswüchse vorenthalten werden.
Da heutzutage bereits rund ein Drittel der Gesellschaft konfessionslos ist, kann sich diese Wählermissachtung bitter rächen, wenn das Thema "Kirche und Staat" hochkocht.
Zusätzlich führen Missbrauchsskandale und die intransparente und unzureichende Strafverfolgung der Täter durch die Kirche zu einem Mafia-Image. Der Vatikan kippt mit den Finanzmachenschaften seiner eigenen Bank weiteres Öl ins Feuer, und nicht zuletzt zeigen die Tebartz-van Elsts dieser geistlichen Welt, wie es innerhalb der Kirche um die Mäßigung steht. Dies alles ist überdeutlich sichtbar.
Endzeitvision
Aufgrund der inneren Starrheit und der Unfähigkeit, sich zu erneuern, und auch wegen der Arroganz der Kirchenleitungen, stehen die heutigen Kirchen allesamt vor dem, was jede Beherrschungsideologie bisher ereilte, dem Aus. Die absolutistischen Herrscher, die Monarchien, die Chauvinisten, die Kommunisten und viele Staatsreligionen der alten Kulturen: Alle haben sich selbst erhöht, und sich dann durch Starrheit eliminiert. Sie sind heute nicht mehr vorhanden oder bedeutungslos.
Die gesamte Kirche ist mit Eifer dabei, sich selbst abzuschaffen. Übrig bleiben wird natürlich immer ein Häuflein Fanatiker, allerdings ohne Bedeutung für den Rest der Menschheit. Solche fanatischen Kleingruppen gibt es für jede beliebige esoterische Bewegung.
Es wäre sehr viel mehr Frieden in der Welt, wenn die finanziellen Aufwendungen der Christenheit statt für die Kirche besser zur Linderung von Armut und Ausweglosigkeit eingesetzt würden. Eigentlich müsste dies sogar ein erklärtes Ziel der Kirche sein. Zumindest könnte das einen wirkungsvollen Beitrag zur Minderung der modernen Völkerwanderungen ausmachen.
Ein Bettelmönch statt Priester wäre ein sinnvoller Ansatz. Wer ihn zur Befriedigung seiner religiösen Bedürfnisse benötigt, soll ihn auch verköstigen. So war das für die Leviten im Alten Testament geregelt. Sie lebten unter den weltlichen Stämmen der Israeliten und wurden von denen ausgehalten.
Priesterschaft
Der Gründer der jüdischen Priesterschaft ist Moses. Er schuf eine Priesterkaste nach dem ägyptischen Vorbild, allerdings mit deutlich mehr Macht. Weil die Israeliten, im Gegensatz zu den Ägyptern, damals keine Könige hatten, war ihre frühe Staatsform ein reiner Gottesstaat. In der Laudatio auf Moses kurz vor seinem Tod beweist das der folgende Vers:
5. Mose 33:5 Und er verwaltete das Amt eines Königs und hielt zusammen die Häupter des Volks samt den Stämmen Israels.
Selbst später, als es israelitische Könige gab, war der Hohepriester die einflussreichste Person im Staat. Allein ihm war es vorbehalten, die Könige zu salben.
Bis auf wenige Ausnahmen spielt die Priesterschaft heute noch in fast allen Ländern der Erde eine gesellschaftliche und politisch prägende Rolle. Gründe dafür sind einerseits die Tradition und andererseits der parteipolitisch kalkulierte Stimmenfang. Beide sollten nicht ausreichen, den derzeit ausgeübten Einfluss auf die Staatslenkung zu rechtfertigen.
Opferwesen
Moses sorgte dafür, dass der Stand einer mächtigen Priesterschaft geschaffen wurde, indem er seine komplette Sippe, die Leviten, zu Priestern und Religionsfunktionären machte. Die mussten von den übrigen israelitischen Stämmen versorgt werden. Von Anfang ihrer Existenz an lebte die Priesterschaft auf Kosten der übrigen Bevölkerung.
Es ist wichtig, die Thematik des Opferns im AT zu verstehen, die sehr viel anders ist, als die meisten Bibelgläubigen zu wissen glauben. Opfer stellten quasi die antike Kirchensteuer dar. Die einzelnen vorgeschriebenen Opferrituale spielten eine zentrale Rolle und wurden durch Moses gesetzlich bis ins Detail geregelt. Opfer durften nur an einem einzigen Ort vorgenommen werden, nämlich an der Stiftshütte, dem mobilen Tempel der Israeliten. Es gab eine Fülle von Vorschriften, wann und was als Ausgleich für Verfehlungen oder Ähnliches zu opfern war, und welche Teile des Opfers der Priesterschaft zum Verzehr zu überlassen waren.
Es war auch genau geregelt, wer einspringen musste, wenn der Betroffene nicht die Mittel hatte, das geforderte Opfer zu erbringen. Opfer waren das Mittel, die Priesterschaft mit Essen und Wirtschaftsgütern zu versorgen. Es fällt in den Mosesbüchern auf, dass erhebliche Textmengen dazu aufgewendet werden, diese Opfergesetze und die zugehörigen Rituale zu definieren. Es fällt auch auf, dass die Auslöser für Opfer so feinmaschig festgeschrieben wurden, dass immer genügend Versorgung für die Priesterschaft gegeben war.
Der subtile Kampf um die priesterliche Vorherrschaft zwischen den Priestern von Israel und Juda in den Zeiten von Jerobeam und Rehabeam basierte genau auf der Regelung der Opferungen. Vordergründig ging es um den Religionsstreit zwischen den musitischen und den aaronitischen Priestern. Aber in Wirklichkeit ging es um die leistungslose Vereinnahmung von Nahrung und Gütern. Zwischen beiden Gruppen herrschte eine nachvollziehbare enorme Rivalität. Letztendlich war für lange Zeit der Tempel in Jerusalem der einzige zugelassene Ort für die Erbringung von Opfern. Alle anderen Opferstellen im Land wurden gemäß höherer Weisung geschleift. Dadurch waren die Priester in Jerusalem immer gut versorgt. Opfern an anderen Stellen war als schlimmste Sünde festgelegt, die mit der Todesstrafe geahndet wurde.
Im Innersten des Tempels, im heiligsten Teil, der angeblich die nachgebaute Stiftshütte darstellte, wohnte Gott. Heute