Auf ihren Spuren. Sabine von der Wellen

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Auf ihren Spuren - Sabine von der Wellen Cecilia Hyde

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du sagtest gestern, dass dir die Wohnung gehört. Dann sollte sie dir besser einen …“, weiter kommt Manuel nicht.

      „Sie will uns gegeneinander ausspielen. Deshalb macht sie das. Und sie weiß nicht, dass mir die Wohnung gehört und soll es auch nicht erfahren“, unterbreche ich ihn barsch.

      Kurz sperrt sich etwas in mir. Es ist der Gedanke, was sie mit mir alles anstellen würde, wenn sie wüsste, dass die Wohnung mir gehört. „Ich habe ihr angedroht, sie hinauszuwerfen. Deshalb fährt sie schweres Geschütz auf. Und sie weiß, was sie tun muss, um hier weiterhin wohnen zu können.“

      Ich bin wirklich wütend. Ich weiß nur nicht worauf. Vielleicht, weil Katja mir immer mehr die Möglichkeit nimmt, wirklich etwas gegen sie auszurichten. Das ärgert mich. Sie ist so viel schlauer als wir alle zusammen.

      „Wie, und sie zahlt nichts dafür?“, fragt Manuel in dem Moment verwirrt. „Wir haben doch unseren Satz extra gekürzt, als sie einzog.“

      Ich nicke und sehe ihn nicht an. Ich weiß, ich bin selbst schuld. Ich bin bisher nicht resoluter gegen sie vorgegangen, weil ich immer dachte, dass sie irgendwann von sich aus kommt, wenn sie Geld hat. Aber die zwei Einsätze von ihr blieben bisher aus.

      „Sie hat noch nichts gezahlt? Nicht mal für das Essen?“ Manuel ist wirklich aufgebracht.

      Ich schüttele den Kopf.

      „Was sagt Timo dazu?“ Ihm scheint der Gedanke, dass Katja sich durchschmarotzt, nicht zu gefallen und ich bin froh darüber. Denn als ich es Timo gegenüber erwähnte, meinte der nur: „Sie hat halt noch keinen Job, der genug abwirft.“

      Mittlerweile hat sie eine Lehrstelle bei einem Friseur begonnen. Zumindest laut ihren Äußerungen über das Elend, anderen in den Haaren herumwühlen zu müssen, - wenn sie dann jemals soweit mit ihrer Lehre kommt. Im Moment darf sie wohl nur an Plastikköpfen hantieren, obwohl sie schon ein Lehrjahr in einem anderen Friseursalon hinter sich gebracht hat, was sie dann aber hinschmiss. Deshalb setzten ihre Eltern sie wohl vor die Tür. Zumindest stellte Timo das damals so hin. Aber ich weiß nicht, was an ihrer Geschichte wahr ist und was nicht. Wahrscheinlich hat sie schon einige WGs geprellt und musste gehen, als es nicht mehr reichte, die Beine breit zu machen.

      „Hm, und wer zahlt ihren Anteil?“, fragt Manuel und sieht mich groß an.

      Das ist mir wirklich peinlich. Denn bisher ging das allein auf meine Kappe. Timo hat auch keine Kohle und Manuel wusste bisher nichts davon.

      „Du!“, sagt Manuel im nächsten Moment und nickt, als wäre ihm alles klar. Kopfschüttelnd fügt er hinzu: „Unglaublich. Und dann bläst sie dir nicht mal einen.“

      „Weil ich die nicht will!“, rufe ich aufgebracht und laufe durch mein Zimmer, als wäre ein beißwütiger Hund hinter mir her. „Ich will doch keine, die für jeden die Beine breitmacht.“

      Ich schlucke schwer, als mir in den Sinn kommt, dass alles danach aussieht, als wenn sogar meine Mutter uns so ernährt hatte. Und das macht mich fertig.

      Ich sehe Manuel an und er nickt verstehend. Aber er spricht nicht aus, was in seinem Kopf zu rotieren scheint. Nämlich: „Wie deine Mutter!“

      Ich werfe mich auf das Sofa und winke ab. „Lass uns das Thema wechseln. Also, eins ist klar. Meine Mutter hat das nicht mit sich machen lassen, was dort steht. Das muss irgendwie anders zusammenhängen und wir beide müssen herausfinden, wie.“

      Manuel sieht mich noch einen Moment lang skeptisch an. Doch dann nickt er und raunt: „Überlässt du mir noch ein wenig den Laptop deiner Mutter? Vielleicht finde ich ja doch noch was.“

      Ich winke nur zum Schreibtisch. „Nimm mit! Wenn einer etwas damit anfangen kann, dann du.“

      Manuel legt das zusammengerollte Stück Papier auf das Heft und greift nach Mamas Laptop. „Ich sage dir Bescheid, wenn ich mehr herausfinde.“

      „Danke!“, erwidere ich nur und bin froh, dass er geht. Die Sache mit Katja und Manuels Mutmaßungen über meine Mutter setzen mir zu. Ich brauche etwas Ruhe und Bedenkzeit. Ich muss das erst mal alles verkraften.

      Manuel findet nichts Brauchbares. Er regt sich sogar darüber auf, dass meine Mutter nicht mehr Einträge bei Google aufweist. Es gibt nur die Homepage des Internetcafes, die aber wirklich klasse ist. Ich hatte sie mir noch nie angesehen und sie hatte sie mir noch nie gezeigt. Aber selbst Manuel meint, dass die ein professioneller Webdesigner gemacht hat. Also nicht meine Mutter.

      Manuel hat sie außerdem bei den sozialen Netzwerken gesucht. Aber nichts gefunden, obwohl ich weiß, dass sie früher schon bei Facebook war und auch in einem Chat. Aber es gibt keine Daten dazu, die uns auf irgendeine Internetseite von ihr bringen. Aber ihr Mailaccount läuft noch, bietet aber nur Werbung. Da ist nichts Brauchbares bei. Auch keine Einträge, die auf einem Facebookaccount deuten. Es ist enttäuschend.

      Ich habe noch in Mamas Koffer aus Kinderzeiten geforscht. Da waren allerlei Briefe drinnen, die man als Liebesbriefe einstufen könnte. Sie sind von verschiedenen Jungen. Mama war früher sehr beliebt.

      Dann gibt es ein Tagebuch. Aber es fehlen viele Seiten, die herausgerissen wurden. Daher fand ich nichts Interessantes, was mir erzählt hätte, wie meine Mutter in ihrer Jugend drauf war oder was sie erlebt hatte.

      Am Mittwoch bekam ich dann unerwarteten Besuch von Michelle, der anderen Besitzerin des Internetcafes.

      Ich stand gerade in der Küche und machte mir ein Sandwich, als es an der Tür klingelte. Da von den anderen noch niemand Zuhause war, ging ich und bediente die Sprechanlage.

      „Ja!“

      „Hi, hier ist Michelle. Ist Joel zuhause?“

      Ich war ziemlich perplex und bat sie nach oben zu kommen. Wenig später machte ich ihr die Tür auf.

      Michelle schätze ich als etwas jünger als meine Mutter ein, die nur achtunddreißig Jahre alt geworden war. Sie ist eine gutaussehende Frau mit negerkrausem Haar, rot geschminkten, vollen Lippen, tiefgründigen schwarzen Augen und einem recht dunklen Teint. Offensichtlich hat sie ihre Wurzeln in Afrika oder so, spricht aber absolut gestochen reines Hochdeutsch, was etwas verwirrt.

      Sie gab mir die Hand, bevor sie mit hochhakigen Schuhen über die schwarzweißen Fliesen stakte. „Schön, dass ich dich antreffe. Ich fahre damit schon seit zwei Wochen durch die Gegend und dachte eben, ich versuche es einfach.“ Damit hielt sie mir eine Kiste entgegen.

      Auf meine perplexe Frage, was das ist, sagte sie mit einem wehmütigen Lächeln: „Sachen von deiner Mutter, die noch bei uns im Büro waren. Ich dachte, bei dir sind sie besser aufgehoben.“

      Ich nahm die Kiste entgegen und stellt sie auf den Tisch, während Michelle sich umsah. „Das ist also die Wohnung, die Cecilia sich so hart erkämpft hat?“

      Ihre Worte ließen mich sofort hellhörig werden.

      „Wie … sie hat sich die erkämpft?“, fragte ich verdutzt.

      „Naja. Du weißt schon. Die Banken wegen Kredite anbetteln und Freunde, Verwandte und wer weiß noch wen anpumpen. Sie war damals wirklich viel unterwegs, um das Geld aufzutreiben. Aber sie wollte diese Wohnung unbedingt.“

      Ich starrte Michelle verblüfft an und verstand nichts.

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