Little Pearl. Madlen Schaffhauser
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»Ich bin gleich fertig«, meint meine Schwester mit in den Nacken gelegtem Kopf, damit sie mir ins Gesicht sehen kann. Sie ist über einen Kopf kleiner als ich. »Das sieht übel aus. Hast du es gekühlt?« Cee sieht mich mit besorgtem Blick an, der, wie ich mir sicher bin, nicht nur von meinem zugeschwollenen Auge herrührt. Ihre blauen Augen, die sonst immer vor Freude leuchten, wirken heute traurig, fast leblos.
»Ich spüre es kaum mehr.«
»Okay«, sagt sie bloß und dreht sich zum Korb, um weitere Laken aufzuhängen.
Ich könnte eine Bemerkung bringen, wie zum Beispiel, dass es Dylan hundertprozentig mieser geht, doch ich halte mich zurück. Ich glaube nicht, dass ich ihr damit ein besseres Gefühl geben würde. Es tut weh, sie so erschöpft und freudlos zu sehen. Weshalb ich mir überlege, wie ich sie von ihrem Kummer ablenken kann. »Ich hatte was mit Em.«
»Was?! Nein!« Cees blonde Haare, die ihr knapp bis zur Schulter reichen, fliegen mir fast um die Ohren, als sie sich auf mich stürzt. »Sag, dass das nicht dein Ernst ist. Du nimmst mich nur auf die Schippe, stimmt’s?«
Als ich ihren entsetzten Gesichtsausdruck sehe, pruste ich los, dabei zucke ich unschuldig mit den Schultern.
Sie schüttelt lachend den Kopf und widmet sich wieder der Wäsche. »Du bist so ein Dummkopf.«
Ich sage nichts, denn ich habe gerade mein Ziel erreicht: Meine Schwester hat gelächelt. Und wenigstens für einen Moment ihren Kummer vergessen.
Emily ist Cees beste Freundin. Und obwohl sie ein heißer Feger ist, wird zwischen uns nie etwas laufen. Denn sie ist wie eine Schwester für mich. Außerdem ist Em auf etwas Festes aus, wozu ich nicht bereit bin. Ich brauche Abwechslung. Ich will keine Verpflichtungen eingehen. Ich will Spaß, so wie letzte Nacht.
Ich mache keinem Mädchen Hoffnung. Nicht wie Dylan es bei meiner Schwester getan hat, nur um sie dann zu betrügen. Und das noch mit einer guten Freundin von ihr.
Meine Gedanken schweifen in eine Richtung, die ich mir verboten habe. Ich darf nicht mehr darüber nachdenken, warum die Schultern meiner Schwester nach unten hängen, warum ihr Gesicht schon wieder einen betrübten Ausdruck angenommen hat, sonst steige ich in mein Auto und fahre mit überhöhter Geschwindigkeit zu Dylans Werkstatt, um ihn ein weiteres Mal spüren zu lassen, was ich von seinem Betrug halte.
»Drinnen hat es Kaffee, falls du noch keinen gehabt hast.«
»Oh, ja«, stöhne ich fast.
»Deiner ist wohl ausgegangen, hmmm?«, zieht mich Cee auf.
»Du kennst mich eben«, sage ich bloß und mache mich auf den Weg in die Küche.
»Ein Danke wäre auch nicht schlecht gewesen!«, höre ich sie gerade noch rufen, ehe ich ins Haus trete.
Die Küche des B&Bs ist fast so groß, wie mein Wohnzimmer und Küche zusammen. Es gibt eine riesige Arbeitsfläche, auf der auch die topmoderne Kaffeemaschine steht. Die Tasse ist noch nicht ganz voll, da kommt Cee herein.
»Machst du mir bitte auch einen?« Sie geht an mir vorbei in die rechte Ecke, wo Waschmaschine und Wäschetrockner stehen.
»Warum benutzt du eigentlich nicht den Wäschetrockner? Würde viel schneller gehen, als ständig die Wäsche draußen aufzuhängen.«
»Das ist ja mal wieder eine typische Männerfrage.«
»Eine berechtigte«, verteidige ich mich. Ich verstehe nicht viel vom Waschen, außer vielleicht, dass weiße Kleidungsstücke nicht unbedingt mit farbigen gewaschen werden sollten. Und dass man alles in den Trockner stecken kann.
»Sie duftet viel feiner, wenn sie an der frischen Luft trocknet.«
Ich hebe eine Augenbraue und rolle die Augen. »Wenn du meinst.« Ich jedenfalls mache das, was am einfachsten und schnellsten geht. Bevor ich mir die volle Kaffeetasse nehmen kann, schnappt Cee sie mir vor der Nase weg. »He, was soll das?«
»Das ist für das Danke«, sagt sie. Normalerweise würde sie jetzt schmunzeln, doch heute bleibt ihr Mund ein gerader Strich. Sie setzt sich vor ihren Laptop, der aufgeklappt auf dem Tisch steht. »Noch einmal auf den Knopf drücken, wirst du ja wohl schaffen.« Wenigstens schwingt ein wenig Ironie in ihrer Stimme mit. Andernfalls müsste ich mir ein Aufmunterungsprogramm überlegen.
»Du musst mir einen Gefallen tun«, fange ich an, als ich auch endlich einen Kaffee in den Händen halte und mich Cee gegenüber niederlasse.
Meine kleine Schwester zieht skeptisch die Augenbrauen hoch. »Und das wäre?«
»Mein Kühlschrank ist leer.«
Ich brauche gar nichts mehr anzufügen, Cee zieht bereits die richtige Schlussfolgerung. »Und du willst, dass ich für dich einkaufen gehe?«
»Jepp«, sage ich nickend und puste in meinen Kaffee.
»Nur, wenn ich ein Auto gefunden habe.«
Ich winke lässig ab. »Bei deinen Ansprüchen finden wir schnell eins.«
»He, was soll das denn wieder bedeuten?« Sie boxt mich voll gegen die Schulter, wobei ich mir fast Kaffee über die Hand schütte.
»Pass doch auf, oder soll ich mich verbrennen?«
»Sei kein Weichei. Und ich habe sehr wohl Ansprüche.«
»Allerdings. Es muss vier Räder haben. Türen wären von Vorteil, sowie ein Lenkrad. Wenn es geht um die hundert PS. Vielleicht noch ein Radio und Klimaanlage. Und es muss anspringen. Ja, Gordon hat bestimmt etwas Passendes für dich«, sage ich lachend in den Kaffee.
»Nicht jeder braucht ein solch extravagantes Auto, wie du es hast oder ... Dylan.« Sie verschluckt sich fast, als sie seinen Namen sagt und stiert auf die Tischplatte.
Ich glaube, ich habe sie genug gepiesackt, weshalb ich über den Tisch greife und meine Hand auf ihre lege. »Das wird schon wieder.«
»Ich kann nicht glauben, dass mir Pru ... Ich habe ihr nichts getan. Warum musste sie sich ausgerechnet an meinen Freund ranschmeißen? Sie weiß ganz genau, was ich für ihn fühle.« Eine Träne läuft ihr über die Wange, die sie rasch mit dem Handrücken wegwischt. »Sie ist doch meine Freundin. Wie konnte sie nur?«
»Vergiss sie, sie ist eine falsche Schlange.«
»Das sagst du schon lange. Trotzdem wollte ich es nicht glauben.« Eine weitere Träne läuft ihr übers Gesicht. Dieses Mal lässt sie sie fließen. »Wenn ich es wenigstens verstehen könnte.«
»Was dann? Würdest du den beiden verzeihen?«
Cee schüttelt traurig den Kopf. »Nein. Ich liebe Dylan. Ich weiß nicht, wie ich ihn vergessen soll. Und Pru? Wir haben schon so viel miteinander durchgemacht. Aber das was sie mir angetan haben, ist unverzeihlich. So weh es auch tut, die beiden nicht mehr zu meinem Leben zu zählen ... Ich lasse mich nicht zum Narren halten.«
Ich drücke ihre Hand. »Das ist meine Sis«, sage ich und versuche ihr ein Lächeln abzuringen.
Tatsächlich, ihre Mundwinkel zucken ein kleines