Little Pearl. Madlen Schaffhauser
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»Vielen Dank.«
»Nichts zu danken. Ich bin übrigens Mr. Moore, der Gärtner.« Er zwinkert mir zu. »Das hätten Sie nie erraten, stimmt’s?«
Ich schmunzle. »Nein, wahrscheinlich nicht.«
Er bückt sich und hebt einen Handschuh auf, der ihm runtergefallen sein muss. »Dann werde ich mal weiter meiner Arbeit nachgehen und Sie nicht länger aufhalten. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Aufenthalt in Little Pearl.«
»Danke, werde ich haben.«
Mr. Moore schenkt mir noch einmal sein angenehmes Lächeln und verschwindet in die Richtung, aus der eben ich gekommen bin.
Cécile kämpft mit einem Laken, als ich bei ihr bin. »Kann ich dir helfen?« Erschrocken dreht sie sich um, ihre Augen weit aufgerissen. »Anscheinend bin ich nicht die Einzige, die so schreckhaft ist«, sage ich entschuldigend.
»Ah, hallo Avery. Macht nichts, ich habe dich nur nicht kommen hören.« Cécile lächelt, es wirkt jedoch ziemlich gezwungen. Sie scheint traurig zu sein.
»Komm, gib mir einen Zipfel.« Ich strecke die Hände nach dem Laken aus. Doch ehe ich es in die Finger bekomme, zieht Cécile es schockiert weg.
»Kommt gar nicht infrage, du bist mein Gast«, sagt sie entsetzt.
»Ach was, das ist doch keine große Sache. Ich habe im Moment sowieso nichts Besseres vor. Außerdem wollte ich mit dir reden. Hast du Zeit?«
»Natürlich habe ich Zeit. Wie kann ich dir helfen?«
»Indem du mir das Laken reichst.«
Wieder taucht bloß ein vages Schmunzeln auf ihrem Gesicht auf. Doch dieses ist nicht mehr ganz so angespannt wie das vorherige. »Na gut.« Schon habe ich ein Laken zwischen den Fingern. »Wie gefällt es dir bisher hier?«
»Ganz gut, ist eine schöne Kleinstadt. Die Leute sind freundlich und zuvorkommend. Und ich habe den besten Burger aller Zeiten gegessen.«
»Im Hometown Diner?«, fragt sie mich.
»Ja, es ist wirklich lecker da. Danke für den Tipp.«
»Keine Ursache. Der Koch ist übrigens ein guter Freund meiner Eltern. Hast du Leyla kennengelernt?«
»Die Bedienung mit braunem, schulterlangem Haar?«
Cécile nickt und nimmt ein zweites Laken von der Leine. Daraufhin reicht sie mir wieder zwei Zipfel. »Sie ist die Adoptivtochter von Dan, dem Koch.«
Ich lache. »Hier kennt wohl jeder jeden. Das gefällt mir.«
»Leider bringt das auch jede Menge Tratsch mit sich und ...« Sie winkt schnell ab und setzt wieder ihr gekünsteltes Lächeln auf.
Ich würde sie gerne nach ihrem Kummer fragen, denn es ist ganz offensichtlich, dass sie etwas plagt. Aber wir kennen uns kaum. Obendrein ist sie meine Gastgeberin. Ganz bestimmt will sie nicht ihre Probleme einer ihrer Kundinnen anvertrauen. Wahrscheinlich ebenso wenig wie ich ihr meine Schwierigkeiten verraten will.
»Warum bist du überhaupt hier? Solltest du nicht Museen besuchen? Souvenirs kaufen? Die Gegend erkunden? An den Strand gehen oder etwas in der Art?«
Ich grinse. Wir wenden uns dem nächsten Laken zu. »Ich bin nicht so der Museums-Typ. Souvenirs verstauben bloß. Aber an den Strand werde ich auf jeden Fall noch gehen.« Mir rutscht fast der Stoff aus der Hand, als ich mich endlich dazu durchringe, ihr die Frage zu stellen, die mir schon längst auf der Zunge brennt. Ich werde etwas nervös. »Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du jemanden wüsstest, der einen Job für eine Zweiundzwanzigjährige ohne Ausbildung hat?«
Erst sieht sie mich verwirrt an, dann fragt sie mich freundlich: »Wäre es für die Saison, für ein paar Wochen oder hast du vor, in Little Pearl zu bleiben?«
Ich zucke gleichgültig mit den Schultern. Ich hoffe, es wirkt gleichgültig. »Ich dachte daran, hier sesshaft zu werden. Mir gefällt es in dieser Gegend und ich glaube, es könnte mir an diesem Ort durchaus gefallen.«
»Okay. Was schwebt dir denn so vor?«
»Ich bin nicht sehr wählerisch.« Mit abgebrochenem Studium kann ich das auch schlecht sein.
»Hmm, lass mich überlegen.« Sie legt das Laken zu den anderen gefalteten in den Wäschekorb. Als sie ihre Hände frei hat, klopft sie mit einem Zeigefinger an die Lippen, ehe sie am letzten Betttuch zieht, das noch an der Leine hängt.
Mir klopft das Herz bis zum Hals, während ich auf ihre Antwort warte, für die sie sich meiner Meinung nach viel zu viel Zeit lässt. Irgendwie hoffe ich, sie würde nein sagen und ich könnte weiterziehen. Andererseits, was bringt es mir, wenn ich weiterhin flüchte? Diese Frage hat mir mein Therapeut auch gestellt. Auch da hatte ich keine Antwort darauf.
Ich weiß, ich kann durch die ganze Welt ziehen, ich werde mich nirgendwo wohl fühlen, wenn ich nicht vergessen kann. Es wird also an der Zeit, mich irgendwo niederzulassen. Natürlich wäre es meinen Eltern und meiner Schwester Lea lieber, wenn ich in ihrer Nähe wäre. Aber dort wo ich aufgewachsen bin, erinnert mich zu viel an Andrew, und an das, was passiert ist. Und in all den Orten, durch die ich schon gereist bin, habe ich mich noch nirgends so gut aufgehoben gefühlt, wie in Little Pearl. Das muss ein Zeichen sein.
»Da gäbe es vielleicht jemanden«, meint Cécile und reicht mir einen Teil des Lakens. »Kennst du das Fit for Fun?«
Ich schüttle den Kopf. »Nein, was ist das?«
»Ein Fitnessstudio. Es liegt an der Main Street, ist sehr beliebt. Du musst eigentlich daran vorbeigekommen sein, als du ins Hometown Diner gegangen bist. Das Gebäude ist in viktorianischem Baustil gehalten und die Fassade aus rotem Backstein.«
»Okaaay«, sage ich gedehnt. In meinem Gedächtnis haben alle Häuser an der Hauptstraße rote Backsteinfassaden.
Scheinbar kann Cécile meine Gedanken lesen, denn sie lacht plötzlich und klatscht sich mit der flachen Hand an die Stirn, wobei ihr das Laken aus den Händen fällt. »Mann, wie kann ich nur so blöd sein?«, sagt sie mehr zu sich selbst, als zu mir. »Doofe Beschreibung, nicht?«
Darf ich eine freche Bemerkung machen? Lieber nicht, schließlich bin ich auf meinen Schlafplatz angewiesen. Zwar bin ich mir ziemlich sicher, dass Cécile nach dem Prinzip handelt: Der Kunde ist König. Trotzdem erlaube ich mir nicht, sie zu beleidigen, egal, ob es nur Spaß wäre.
»Ich werde es dir auf dem Stadtplan zeigen, falls du interessiert bist.«
»Weißt du denn, um was für einen Job es sich dabei handeln würde?«
»So viel mir ist, wärst du hauptsächlich hinter der Bar. Getränke machen und Anmeldungen annehmen, oder so.«
»Das müsste ich hinkriegen«, sage ich im Scherz.
»Dann lass mich dir zeigen, wie du hinkommst.« Wir falten das letzte