Pitaval des Kaiserreichs, 3. Band. Hugo Friedländer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Pitaval des Kaiserreichs, 3. Band - Hugo Friedländer страница 23

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Pitaval des Kaiserreichs, 3. Band - Hugo Friedländer

Скачать книгу

Böcklin, stammt. Gez.: Carlo Böcklin.« Kurze Zeit nach dem Kaufabschluß kamen Herrn Haymann Bedenken bezüglich der Echtheit des Bildes. Professor Dr. Heinrich Wölfflin (Berlin), Maler Sandreuter, ein Schüler Böcklins, Laroche-Ringwald, der Direktor der National-Galerie, Prof. Hermann v. Tschudi (Berlin), der Direktor der »Kunsthalle«, Professor Lichtwark (Hamburg), Professor Dr. Heinrich Alfred Schmidt (Basel) und Professor Henry Thode in Heidelberg begutachteten übereinstimmend, daß das Bild nicht echt sei. Professor Wölfflin begutachtete: Das Bild sei stellenweile roh und dann wieder ängstlich. Professor Lichtwark meinte: Es sei möglich, daß Arnold Böcklin einzelnes gemalt habe, jedenfalls würde er das Gemälde, wenn es dem Museum zum Geschenk gemacht würde, nicht als echten Böcklin aufhängen. Haymann verlangte darauf von Hermes & Co. die Zurücknahme des Bildes. Da diese sich weigerten, drohte ihnen Haymann mit Klage. Hermes & Co. ersuchten um eine vierzehntägige Frist. Sie wollten innerhalb dieser Zeit den Beweis erbringen, daß das Gemälde ein echter Böcklin sei. Carlo Böcklin erklärte sich zunächst bereit, zu beschwören, daß das Bild von seinem Vater gemalt sei. Als er jedoch schwören sollte, lehnte er den Eid ab mit dem Bemerken, er müsse zugeben, daß er an der Herstellung des Bildes mittätig gewesen sei. Darauf nahmen Hermes & Co. das Bild zurück und zahlten an Haymann den Kaufpreis wieder heraus.

      Am 26. September 1903 kam nun die Beleidigungsklage vor der fünfunddreißigsten Abteilung des Schöffengerichts am Amtsgericht Breslau zur Verhandlung. Den Gerichtshof bildeten: Amtsgerichtsrat Domanski (Vorsitzender), Kaufmann August Tietze und Architekt Heinrich Benedict (Schöffen), Vertreter des in Florenz lebenden Privatklägers Carlo Böcklin war Rechtsanwalt Dr. Jaffé (Breslau), Verteidiger des Angeklagten, Professors Dr. Muther (Breslau), Justizrat Max Bernstein (München). Von den Parteien war nur der Privatangeklagte, Professor Dr. Muther, erschienen. Vor Beginn der Verhandlung stellte der Vorsitzende an Professor Muther die Frage, ob eine Einigung möglich sei.

      Prof. Dr. Muther: Es käme auf die Modalitäten an, ich glaube aber nicht an die Möglichkeit einer Einigung, denn ich könnte eine Erklärung, wie sie Carlo Böcklin von mir gefordert hat, niemals abgeben.

      Vors.: Sie halten an Ihrer früheren Erklärung fest?

      Prof. Dr. Muther: Ich möchte eine solche Erklärung auch heute nicht mehr abgeben.

      R.-A. Dr. Jaffé: Ich habe kein Interesse an der Einigung, nach der soeben abgegebenen Erklärung des Herrn Privatangeklagten halte ich aber eine Einigung für aussichtslos.

      Es wurde darauf in die Verhandlung eingetreten.

      Prof. Dr. Muther äußerte auf Befragen des Vorsitzenden: Ich habe zur Zeit in Gesellschaft mit Dr. Haberfeldt und einigen italienischen Künstlern die Venetianische Kunstausstellung besucht. Am ersten Tage meines Besuches standen die Böcklinschen Bilder noch an der Wand. Am folgenden Tage waren sie aufgehangen. Die Bilder zeigten schon von weitem das Monogramm »A.B.« mit auffallend großen Lettern. Das Ganze machte einen solch marktschreierischen Eindruck, daß ich sofort sagte: Eine solche marktschreierische Art war niemals eine Gepflogenheit Arnold Böcklins. Ich sah mir die Bilder an und fand sie für so schlecht, daß ich sofort äußerte, es ist unmöglich, daß die Bilder von der Hand Arnold Böcklins seien. Ich habe dieser meiner Überzeugung auch sogleich Ausdruck gegeben und es für meine Pflicht gehalten, dies zu veröffentlichen.

      Vors.: Sie hatten einmal die Erklärung abgegeben, daß Sie die Bilder für echt halten, weshalb ist trotzdem die Einigung nicht zustande gekommen?

      Prof. Dr. Muther: Nachdem Carlo Böcklin mir auf Ehrenwort versichert hatte, daß die Bilder von der Hand seines Vaters gemalt seien, habe ich erklärt: Da ich Carlo Böcklin für einen Gentleman halte, so will ich ihm das glauben. Carlo Böcklin verlangte aber, ich solle erklären, ich habe mich von der Unrichtigkeit meiner Behauptung überzeugt. Eine solche Erklärung kann ich jedoch nicht abgeben.

      Vors.: Sie halten nicht alle Gemälde für unecht?

      Prof. Dr. Muther: Nein, ich halte nur fünf, bestimmt aber den »Polyphem«, die »Vision« und die »Meeresidylle« für unecht. Ich bin überzeugt, wenn mir diese heute vorgelegt würden, dann müßte ich sie auch jetzt noch für unecht erklären.

      R.-A. Dr. Jaffé: Es ist nicht richtig, daß die Einigung gescheitert ist, weil Carlo Böcklin von dem Herrn Privatangeklagten die Erklärung verlangte: Er habe sich von der Echtheit der Bilder überzeugt.

      Vors.: Wieviel Böcklinsche Bilder waren auf der Venetianischen Ausstellung aufgehängt?

      Prof. Dr. Muther: Ich habe elf gesehen, laut Katalog waren es zwölf.

      Es wurden alsdann die Aussagen der kommissarisch vernommenen Zeugen verlesen. Der Direktor der Nationalgalerie, Professor v. Tschudi (Berlin), hatte bekundet: Er habe schon 1894 bei Arnold Böcklin die »Jagd der Diana« und die drei Supraporten gesehen. Auf der Venetianischen Ausstellung sei er nicht gewesen.

      Kunstmaler Röbbecke (Berlin): Er habe 1897 die drei Supraporten bei Arnold Böcklin gesehen und darüber mit dem Meister gesprochen. Die Ausstellung in Venedig habe er nicht gesehen. Der Redakteur der »Zeit«, Dr. Haberfeldt (Wien), hatte bekundet: Er habe in Gemeinschaft mit Dr. Muther die Venetianische Ausstellung besucht. Ihm seien die riesengrößen Monogramme der Böcklinschen Ausstellung aufgefallen. Die Bilder machten zumeist einen so schlechten Eindruck, daß er sie auch für unecht halte. Er sei der Meinung, Professor Muther habe sich durch seinen Artikel im »Tag« ein Verdienst um die Kunst erworben.

      Kunstmaler Müller-Coburg (Florenz) hatte bekundet: Er habe die »Jagd der Diana« und den »Polyphem« zu einer Zeit bei Arnold Böcklin gesehen, als Carlo noch gar nicht Maler war. Diese Bilder können auch nur von der Hand eines Meisters herrühren.

      Frau Müller-Coburg hatte sich der Bekundung ihres Gatten angeschlossen.

      Kunstmaler Professor Firle (München) hat bekundet: Er habe die Venetianische Ausstellung gesehen. Die Böcklinschen Bilder haben einen solch minderwertigen Eindruck gemacht, daß der Verdacht der Unechtheit sehr begreiflich erscheint. Man müsse um so mehr zu dieser Ansicht kommen, da Carlo Böcklin schließlich zugeben mußte, bei dem »Heiligen Hain« insofern eine Fälschung begangen zu haben, indem er das Bild als echten Böcklin an Hermes & Co. in Frankfurt a.M. verkauft hatte, und schließlich eingestand, das Bild war kein Böcklin, er sei bei der Herstellung mit tätig gewesen.

      Maler Landsinger (München) hatte ausgesagt: Er habe die drei Supraporten in der Böcklinschen Villa gesehen, sie waren zweifellos echt, die Venetianische Ausstellung habe er nicht gesehen.

      Der Redakteur der »Kunst für Alle«, Kunstmaler Professor Schwartz (München), bekundete: Die drei Supraporten habe er in der Villa des Arnold Böcklin gesehen. Bezüglich des »Schweigens im Walde«, des »Heiligen Hain« und des »Spiels der Wellen« sei er allerdings stutzig geworden. Carlo Böcklin habe ja auch bezüglich des »Heiligen Hain« zugegeben, daß er dabei mitgearbeitet habe. Daß damit eine Fälschung beabsichtigt war, gehe schon aus dem Umstande hervor, daß das Bild von Carlo Böcklin für 15000 Francs an Hermes & Co. verkauft und von Hermes & Co. für 39500 Mark weiterverkauft worden sei. Eine Frau Rieß in München habe dem Carlo Böcklin einen Münchener Kunsthändler als russischen Gräfen oder Fürsten vorgestellt. Dieser habe zwei Bilder gekauft, an denen Carlo Böcklin mitgearbeitet habe. Ihm (Zeugen) seien fünf Bilder bekannt, an denen Carlo Böcklin mitgearbeitet habe.

      Kunstmaler Knopff (München) hatte bekundet: Er habe in der Familie des alten Böcklin verkehrt und könne nur sagen, daß die von Professor Muther als unecht bezeichneten Bilder schon 1895 von Arnold Böcklin gemalt worden seien, also zu einer Zeit, als Carlo Böcklin noch Architekt

Скачать книгу