Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters - Александр Дюма страница 13
Endlich, da die Nacht zu Ende ging, wurde der Ivoschik gezwungen, den Kirchhof zu verlassen und zu entfliehen. Was Madame L . . . . . anbelangt, so blieb sie bis zu Tages Anbruche in dem Grabe verborgen; zwei Stunden nachdem sie es verlassen, war die Klage und das Schild bei der Polizei eingereicht. Drei Tage lang dienten die Moskau umgebenden Wälder dem Mörder zur Zufluchtsstätte. Endlich, von der Kälte und dem Hunger besiegt, kam er, um in einem kleinen Dorfe einen Zufluchtsort zu suchen, aber überall in der Umgegend war eine Nummer und seine Beschreibung gegeben worden: er wurde erkannt, festgenommen, geknutet und in die Bergwerke gesandt.
Inzwischen sind diese Beispiele selten, das russische Volk ist instinktmäßig gut, und es gibt viele leicht keine Hauptstadt, wo die Morde aus Habsucht oder aus Rache seltener sind, als in St. Petersburg. Sogar noch mehr, obgleich sehr zum Diebstahle geneigt, hat der Moujick doch einen Abscheu vor dem Erbrechen, und man darf einem Lohnbedienten oder einem Kutscher ohne Sorge einen verschlossenen Brief voller Bankbillets, wüßte er sogar was er trägt, übergeben, während dem es Unbesonnen wäre, in dem Bereiche dieses Menschen das geringste Geldstück herumfahren zu lassen.
Ich weiß nicht, ob mein Ivoschik ein Dieb war, aber so viel ist gewiß, daß er sehr fürchtete, bestohlen zu werden, denn an dem Gitter des taurischen Palastes angelangt, gab er mir zu verstehen, daß, da der Palast zwei Ausgänge habe, er sehr wünsche, daß ich auf die bedungenen fünf Rubel eine zu der bereits gemachten Fahrt im Verhältniß stehende Abschlagszahlung gäbe. In Paris würde ich dem unverschämten Forderer barsch geantwortet haben, in St. Petersburg lachte ich nur darüber, denn das begegnete Größeren, als ich, die sich nicht darüber beleidigt fühlten. In der That, als zwei Monate zuvor der Kaiser Alexander eines Tages seiner Gewohnheit gemäß zu Fuße spazieren ging, und sich vom Regen bedrohet sah, nahm er eine Mieth-Droschke, und ließ sich nach dem kaiserlichen Palaste fahren; dort angelangt suchte er in seinen Taschen und entdeckte, daß er kein Geld bei sich habe; er sagte nun aus der Droschke steigend zu dem Ivoschik: Warte, ich werde Dir Dein Fuhrlohn senden.
– Ach ja, sagte der Kutscher, ich brauche nur darauf zu warten.
– Wie so? fragte der Kaiser.
– O! ich weiß wohl, was ich sage.
– Nun, laß hören, was sagst Du denn?
– Ich sage, daß ich eben so viele Schuldner habe, die ich nicht wiedersehe, als ich Personen vor ein Haus mit zwei Thüren fahre, die ohne mich zu bezahlen aussteigen.
– Wie? selbst vor dem Palaste des Kaisers?
– Oefter noch als anderswo. Die großen Herren haben sehr wenig Gedächtniß.
– Du mußt Dich beklagen, und die Diebe arretieren lassen, sagte Alexander, den dieses Gespräch belustigte.
– Einen Adeligen arretieren lassen? Eure Excellenz weiß wohl, daß man das vergeblich versuchen würde. Wenn es einer von uns wäre, das lasse ich mir gefallen, das ist leicht, fügte der Kutscher hinzu, indem er auf seinen Bart zeigte, denn man weiß, wo man uns faßt; aber die großen Herrn, die ein glattes Kinn haben, ohnmöglich! Wolle Eure Excellenz darum nur genau in ihren Taschen suchen, und ich bin sicher, daß Sie darin etwas finden werden, um mich zu bezahlen.
– Höre, sagte der Kaiser, hier ist mein Mantel, er ist wohl eine Fahrt werth, nicht wahr? Nun denn, behalte ihn, und gieb ihn dem wieder, der Dir Geld bringt.
– Ah! so ist’s recht, sagte der Ivoschik, Sie sind vernünftig. Einen Augenblick nachher empfing der Kutscher gegen den in Versatz gebliebenen Mantel ein Billet von Hundert Rubel. Der Kaiser hatte zugleich für sich und die, welche zu ihm kamen, bezahlt.
Da ich mich nicht der Laune einer ähnlichen Freigebigkeit hingeben konnte, so begnügte ich mich, meinem Ivoschik die fünf Rubel zu geben, die der Preis seines Tages waren, vergnügt ihm zu beweisen, daß ich mehr Vertrauen in ihn setzte, als er in mich gehabt hatte. Freilich wußte ich seine Nummer, und er meinen Namen nicht.
Der Taurische Palast ist ein Geschenk, welches der Günstling Potemkin, mit seinen prachtvollen feinen Marmorstatuen und feinen Teichen voller Gold- und Azur-Fische, seiner mächtigen und großen Gebieterin, Katharina II. machte, um die Eroberung des Landes zu feiern, dessen Namen er trägt; aber das Erstaunungswürdige dabei ist nicht der Prunk des Gebers, sondern die Gewissenhaftigkeit, mit welcher das Geheimniß bewahrt wurde. Ein Wunder hatte sich in ihrer Hauptstadt erhoben, und Katharina wußte nichts davon, so daß, als sie eines Abends, an welchem sie der Minister zu dem nächtlichen Feste einlud, das er ihr zu geben gedachte, an der Stelle einiger ihr bekannten feuchten Wiesen, einen von Licht strahlenden Palast voller Harmonie und ganz mit lebendigen Blumen geschmückt fand, sie hätte glauben können, daß er von Feen-Händen erbaut sey.
Potemkin war auch das Muster für emporgekommene Fürsten, wie Katharina II. das Beispiel für improvisierte Königinnen war; der eine war ein einfacher Unterofficier, die andere eine einfache Prinzessin Deutschlands, und nehme man inzwischen alle Fürsten und alle erblichen Könige dieser Zeit, und man wird finden, daß alle beide groß unter den Großen waren.
Ein außerordentlicher Zufall, oder ein. Berechnung der Vorsehung, hatte sie zusammengeführt. Katharina war dreißig Jahre alt; sie war schön, sie war geliebt durch ihre Wohlthätigkeit und geachtet durch ihre Frömmigkeit, als sie plötzlich erfuhr, daß Peter III. sie verstoßen wolle, um sich mit der Gräfin von Woronzoff zu vermählen, und, um einen Vorwand zur Verstoßung zu haben, die Geburt Paul Petrowitsch für unrechtmäßig zu erklären gedachte. Nun sah sie ein, daß kein Augenblick zu verlieren, sey; sie verläßt am Abend um elf Uhr das Schloß Partei, steigt in den Karren eines Bauern, der nicht weiß, daß er die künftige Czarin fährt, kommt, als der Tag anbricht, nach St. Petersburg, versammelt die Freunde, auf welche sie rechnen zu können glaubt, stellt sich an ihre Spitze, und rückt mit ihnen vor die in St. Petersburg in Besatzung liegenden Regimenter, welche zusammenberufen sind, ohne zu wissen, um was es sich handelt. Vor der Fronte der Linie angelangt, redet sie Katharina an, beschwört ihre Artigkeit als Männer und ihre Treue als Soldaten, dann, den Eindruck benutzend, den ihre Rede hervorgebracht hat, zieht sie einen Degen, von welchem sie die Scheide wegwirft, und verlangt eine Degenquaste, um ihm an ihrem Arme zu befestigen. Ein junger achtzehnjähriger Unterofficier tritt aus seiner Reihe, nähert sich und bietet ihr die seinige an; Katharina nimmt sie mit jenem süßen Lächeln an, wie es diejenigen besitzen, die sich um ein Königreich bewerben. Der junge Unterofficier will sich nun entfernen, um seine Stelle wieder einzunehmen; aber das an die Eskadron gewöhnte Pferd, welches er reitet, verweigert den Gehorsam, bäumt sich, springt, und will halsstarrig an der Seite von dem Pferde der Kaiserin bleiben. Nun betrachtet die Kaiserin den schönen Reiter der sich so an sie schließt; ihr vergeblichen Anstrengungen, sich von dem jungen Manne zu entfernen, scheinen ihr eine Stimme de Vorsehung, welche ihr einen Vertheidiger andeutet Sie macht ihn im Augenblicke selbst zum Officier und acht Tage nachher, als Peter III., ohne Widerstand eingekerkert, die Krone an Katharina abgetreten hat, die er ihr hat nehmen wollen, und als sie wahrhaft Gebieterin war, erinnert sie sich Potemkins, und macht ihn zum Kammerherrn in ihrem Palaste.
Von diesem Tage an war das Glück de Günstlings immer wachsend. Viele griffen ihn an die an ihm sich vernichteten. Ein einziger glaubt gesiegt zu haben, das war ein junger Serbier Namens Zoritsch. Begünstigt durch Potemkin selbst in die Nähe Katharinens durch ihn gestellt, benutzte er seine Abwesenheit, um seinen