Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters. Александр Дюма
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters - Александр Дюма страница 11
– Ah! Sie sind Fechtmeister, sagte mir nach Verlauf einiger Secunden mein Nachbar, der Bordeauxer; ein hübscher Stand, mein Herr, als ich jung war, und einen wilden, hitzigen Kopf hatte, habe ich auch ein wenig darin gethan.
– Das ist ein wenig cultivierter Zweig der Industrie, der hier nicht fehlen kann zu blühen, sagte der Professor, vor allem durch einen Mann, wie der Herr, gelehrt.
– Ja, ohne Zweifel, begann nun der Lyonner: aber ich rathe dem Herrn, Jacken von Flanell zu. tragen, wenn er seine Stunden gibt, und sich einen Mantel von Pelzwerk machen zu lassen, um sich darin jedes Mal einzuhüllen, wenn er seine Fechtübungen gegeben hat.
– Meiner Treue, mein lieber Landsmann, sagte nun der frisierte junge Mann, welcher während der Zeit seine Unbefangenheit wieder angenommen, indem er sich ein Stück von dem Huhne nahm, das er nicht hatte zerschneiden können, und das sein Nachbar für ihn zerschnitten hatte, meiner Treue, mein lieber Landsmann, denn Sie sind von Paris, wie Sie mir gesagt . . .
– Ja, mein Herr.
– Ich auch. . . . Sie haben da, wie ich glaube, eine vortreffliche Speculation gemacht; denn wir haben nach meiner Meinung hier nur eine Art von schlechtem Vorfechter, einen früheren Figuranten vom Theater de Gaieté, dem es gelungen ist, sich zum Fechtmeister der Garde ernennen zu lassen, indem er die Gefechte auf dem kleinen Theater anordnete. Sie sehen es da, an der Aussicht, und der seinen Schülern die vier Stöße lehrt. Ich hatte ihn kommen lassen, um mit ihm fortzusetzen; aber bei dem ersten Stoße habe ich gesehen, daß ich der Meister, und er der Schüler war, so daß ich ihn wie einen Pinsel fortgeschickt habe, indem ich ihm seine Marke mit der Hälfte von dem bezahlt, was ich für meine Frisur nehme, und der arme Teufel ist noch sehr damit zufrieden gewesen.
– Mein Herr, sagte ich zu ihm, ich kenne den Mann, von dem sie reden. Als Fremder und als Franzose hätten Sie das nicht sagen sollen, was Sie gesagt haben; denn als Fremder sind Sie der Wahl des Kaisers Achtung schuldig, und als Franzose dürfen Sie keinen Landsmann anschwärzen. Das ist eine Lection, je ich Ihnen meinerseits gebe, mein Herr, und die ich Sie nicht bezahlen lasse, selbst nicht einmal mit einer halben Marke, Sie sehen, daß ich großmüthig bin.
Bei diesen Worten stand ich vom Tische auf, denn ich hatte schon genug an der französischen Kolonie, und es drängte mich, sie zu verlassen. Ein junger Mann, der während der ganzen Dauer des Mittagessens kein Wort gesagt hatte, stand auch auf und ging mit mir zu gleicher Zeit hinaus.
– Es scheint, mein Herr, sagte er lächelnd zu mir, daß Sie keiner langen Sitzung bedurft haben, um unsere theuren Landsleute zu beurtheilen.
– Nein, gewiß nicht, und ich muß gestehen, daß das Urtheil ihnen nicht günstig ist.
– Nun denn, erwiederte er die Achseln zuckend, das ist inzwischen ohngefähr die Ansicht, nach welcher man uns in St. Petersburg beurtheilt. Die anderen Nationen senden ins Ausland, was sie bestes haben, wir senden im allgemeinen dasjenige dahin, was wir schlechtestes haben, und dennoch halten wir überall ihrem Einflusse die Wage. Das ist wohl ehrenvoll für Frankreich, aber es ist sehr traurig für die Franzosen.
– Und Sie wohnen in St. Petersburg, mein Herr? fragte ich ihn.
– Seit einem Jahre, aber ich verlasse es heute Abend.
– Wie?
– Ich gehe, um meinen Wagen zu bestellen. Mein Herr, ich habe die Ehre . . .
– Mein Herr, Ihr ergebenster . . .
Bei Gott! sagte ich zu mir selbst, indem ich meine Treppe hinaufstieg, während dem der, welcher mit mir gesprochen, die Thür erreichte, ich habe Unglück, ich begegne zufällig einem Manne, wie er sein muß, und er reiset an demselben Tage fort, an dem ich ankomme.
Ich fand in meinem Zimmer den Aufwärter beschäftigt, mir mein Bett für die Mittagsruhe zurecht zu machen. Zu St. Petersburg schläft man gewöhnlich wie in Madrid nach dem Mittagsessen; weil es in Rußland während zwei Monaten heißer als in Spanien ist.
Diese Ruhe that mir wundervoll gut, mir, der ich noch ganz gerädert von den zwei letzten Tagen war, die ich auf der Reise zugebracht, und der sobald als möglich eine jener schönen Nächte der Newa zu genießen wünschte, die man mir so sehr gepriesen hatte. Ich fragte demnach den Aufwärter, was man thun müsse, um sich eine Gondel zu verschaffen; er antwortete mir, daß das etwas sehr einfaches sey, daß ich nur zu befehlen nöthig habe, und daß mittelst zehn Rubeln, die Besorgung mit bezahlt, er diesen Auftrag übernehmen würde. Ich hatte schon einiges Geld in Papier umgewandelt, ich gab ihm daher ein rothes Billet, und empfahl ihm, mich um neun Uhr zu wecken.
Das rothe Billet hatte seine Wirkung hervorgebracht: um neun Uhr klopfte der Aufwärter an meine Thür, und der Schiffer erwartete mich unten.
Die Nacht war nur eine sanfte und klare Dämmerung, bei der man leicht hätte lesen können, und die erlaubte, in einer beträchtlichen Ferne die Gegenstände in einem köstlichen Dunst und mit selbst unter dem Himmel. Neapels unbekannten Tönen bekleidet zu sehen. Die erstickende Hitze des Tages hatte sich in ein reizendes Lüftchen verwandelt, welches über die Inseln wehend einen vorübergehenden und lieblichen Wohlgeruch von Rosen und Orangen mit sich brachte. Die ganze, am Tage einsame und verlassene Stadt, hatte sich wieder bevölkert, und drängte sich auf ihren Spaziergängen am Meere, wohin ihre Aristokratie auf allen Zweigen der Newa zuströmte. Alle Gondeln reihten sich um eine ungeheure, der Festung gegenüber vor Anker liegende, und mit mehr als sechzig Musikern besetzte Barke. Plötzlich erhob sich eine wundervolle Harmonie, von der ich keine Ahnung gehabt hatte, von dem Flusse, und stieg majestätisch gen Himmel; ich befahl meinen beiden Ruderern mich so viel als möglich in die Nähe dieser riesenhaften und lebenden Orgel zu bringen, von der jeder Musiker so zu sagen eine Pfeife bildet, denn ich hatte jene Horn-Musik erkannt, von der man mir so viel erzählt, und bei der jeder Mitblasende nur eine Note macht, indem er auf ein Zeichen einen Ton von sich gibt, und ihn so lange hält, als der Taktstock des Kapellmeisters nach ihm ausgestreckt ist. Diese für mich so neue Instrumentierung gränzte an das Wundervolle; ich hätte nicht geglaubt, daß man mit Menschen spielen könnte, wie man Piano spielt, und ich wußte nicht, was ich mehr bewundern sollte, ob die Geduld des Anführers, oder die Gelehrsamkeit des Orchesters. Als ich späterhin Bekanntschaft mit dem russischen Volke gemacht, und seine außerordentliche Geschicklichkeit zu allen mechanischen Künsten gesehen hatte, verwunderte ich mich nicht mehr über seine Horn-Conzerte und über seine mit dem Beile gemachten Häuser. Aber für den Augenblick wurde ich, ich gestehe es, wie von Entzücken hingerissen, und der erste Theil des Conzertes war bereits beendigt, als ich noch horchte.
Dieses Conzert dauerte einen Theil der Nacht über. Bis zwei Uhr Morgens hielt ich mich in der Nähe, um zu hören und zu sehen, anstatt wie Jedermann von einem Orte zum andern zu gehen: es schien mir, daß das Conzert für mich allein gegeben wäre, und daß dergleichen Wunder der Harmonie sich nicht alle Abende erneuern könnten. Ich hatte demnach Muße, die Instrumente zu untersuchen, deren sich die Musiker bedienten, es sind nur am Mundstücke umgebogene Tuben, welche sich bis an das Ende hin, wo der Ton hinaus geht, erweitern. Diese Art von Zinken weichen von zwei Fuß bis zu dreißig Fuß Länge von einander ab. Nur vereinigen sich drei Personen, um diese letzteren zu blasen: zwei, welche das Instrument tragen, und eine die bläßt.
Ich kehrte, als der Tag zu scheinen begann, nach Hause zurück, ganz in Verwunderung gesetzt von dieser Nacht, die ich unter diesem byzantinischen Himmel, in Mitte dieser nordischen auf diesem so breiten Flusse, daß er ein See schien, und so rein, daß er wie ein Spiegel alle Sterne des Himmels und alle Lichter