Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters. Александр Дюма

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Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters - Александр Дюма

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ein einziges Mal gesehen, der Brief ist mir von einem meiner Freunde eingehändigt worden.

      – Herr August, nicht wahr?

      – Ja.

      – Meine arme, liebe Schwester, sie muß in diesem Augenblicke recht zufrieden seyn; ich habe ihr köstliche Stoffe geschickt, und dann auch noch etwas anderes; ich hatte ihr geschrieben, zu mir zu kommen, aber. . .

      – Aber?

      – Aber da müßte sie ihren August verlassen, und sie hat es ausgeschlagen. Ei, so setzen Sie sich doch.

      Ich wollte einen Stuhl nehmen, aber sie gab mir ein Zeichen, mich neben sie zu setzen, und ich gehorchte, ohne mich im mindesten zu weigern; nun machte sie sich daran, den ihr mitgebrachten Brief zu lesen, und ich hatte Zeit sie zu betrachten.

      Das weibliche Geschlecht hat eine wundervolle Gabe, die nur ihm allein angehört, nämlich die, sich umzugestalten, wenn man so sagen darf. Ich hatte eine einfache Grisette der Straße de la Harpe vor meinen Augen; vor vier Jahren ging diese Grisette ohne Zweifel noch alle Sonntage nach dem Prado oder nach der Chaumière tanzen: nun denn, es hatte für dieses Mädchen genügt, gleich einer Pflanze in ein anderes Land versetzt zu werden, und sie blühete in Mitte des Luxus und der Eleganz, als ob dies der Boden sey, auf dem sie geboren war; und ich, so vertraut ich auch mit dieser schätzbaren Klasse der menschlichen Gesellschaft, zu der sie gehörte, war, konnte nichts von dem, was an die Gemeinheit ihrer Geburt und die Unregelmäßigkeit ihrer Erziehung erinnerte, wiederfinden. Die Veränderung war so vollständig, daß, indem ich dieses hübsche Wesen mit seinen langgelockten Haaren, ihrem einfachen Negligée von weißem Mouseline und ihren kleinen türkischen Pantoffeln, halb liegend in einer anmuthigen Stellung, wie sie ihr nur ein Maler hätte angeben können, um ihr Portrait zu machen, sah, hätte glauben können, daß ich in das Boudoir irgend einer eleganten aristokratischen Bewohnerin des Faubourg Saint-Germain eingeführt sey, und ich befand mich inzwischen doch nur in der Laden-Stube einer Modehandlung.

      – Nun – was machen Sie denn? sagte Louise zu mir, welche seit einigen Augenblicken ihren Brief beendigt hatte und anfing über die Art und Weise verlegen zu werden, mit der ich sie betrachtete.

      – Ich betrachte Sie und denke nach.

      – Was denken Sie?

      – Ich denke, daß wenn Rosa gekommen wäre, anstatt so heldenmüthig ihrem August getreu zu bleiben, wenn sie durch irgend eine magische Gewalt plötzlich in dieses köstliche Boudoir versetzt worden wäre, wenn sie sich Ihnen, wie ich in diesem Augenblicke, gegenüber befunden hätte; so würde sie, anstatt sich ihrer Schwester in die Arme zu werfen, auf die Kniee gefallen seyn, indem sie geglaubt eine Königin zu sehen.

      – Die Schmeichelei ist ein wenig übertrieben, sagte Louise lächelnd zu mir, und inzwischen liegt etwas Wahres in ihr; ja, fügte sie seufzend hinzu, ja, Sie haben recht, ich bin sehr verändert.

      – Madame, sagte im Eintreten ein junges Mädchen, die Goffudarina wünscht einen dem gleichen Hut, wie sie gestern der Fürstin Dolgoruki geliefert.

      – Ist sie selbst da? fragte Louise.

      – Sie selbst.

      – Lassen Sie dieselbe in den Salon treten, ich werde im Augenblicke bei ihr seyn.

      Das junge Mädchen ging hinaus.

      – Das ist etwas, fuhr Louise fort, was Rosa erinnert hätte, daß ich nichts als eine arme Modehändlerin bin. Aber, wenn Sie eine noch viel größere Veränderung, als die meinige sehen wollen, fuhr sie fort; so heben Sie diese Tapete auf, und blicken Sie durch diese Glasthüre.

      Bei diesen Worten ging sie mich allein lassend in den Salon. Ich benutzte die mir gegebene Erlaubniß, und drückte, indem ich die Tapete erhob, mein Auge an die Ecke einer Scheibe.

      Diejenige, welche Louise hatte rufen lassen, und die man unter dem Namen der Goffudarina angekündigt, war eine schöne junge Frau von zwei und zwanzig bis vier und zwanzig Jahren und mit asiatischen Zügen, deren Hals, Ohren und Hände mit Schmuck, Diamanten und Ringen beladen war. Sie war gestützt auf eine junge Leibeigene eingetreten, und, als ob es für sie eine große Beschwerde gewesen wäre, selbst auf diesem weichen, auf dem Fußboden des Zimmers ausgebreiteten Teppiche zu gehen, hatte sie sich auf den der Thüre am nächsten stehenden Divan gesetzt, während dem die Leibeigene ihr mit einem Fächer von Federn Luft zuwedelte. Kaum hatte sie Louisen erblickt, als sie ihr mit einem Zeichen voller Nachlässigkeit winkte, näher zu treten, und sie in ziemlich schlechtem Französisch ersuchte, ihr ihre elegantesten, und vor allem theuersten Hüte zu zeigen. Louise beeilte sich, augenblicklich alles das, was sie Bestes besaß, herbei bringen zu lassen; die Goffudarina versuchte die Hüte einen nach dem anderen, befahl sich in einem Spiegel, den die kleine Leibeigene ihr knieend vorhielt, aber ohne daß irgend einer ihr zusagen konnte, denn keiner war dem der Fürstin Dolgoruki vollkommen gleich. Sie mußte ihr demnach auch versprechen, ihr einen nach demselben Muster anfertigen zu lassen. Unglücklicher Weise wünschte die schöne Nachlässige ihren Hut für denselben Tag, und es war in dieser Hoffnung, daß sie sich in ihrer Bequemlichkeit gestört hatte. Was man ihr demnach auch sagen mochte, sie verlangte, daß ihr derselbe zum mindesten am andern Morgen früh geschickt würde, was im äußersten Falle möglich war, wenn man die Nacht dazu verwandte. Durch dieses Versprechen beruhigt, von welchem man wußte, daß Louise unfähig war, es zu brechen, stand die Goffudarina auf, und ging langsamen Schrittes, immer auf ihre Leibeigene gestützt, hinaus, indem sie. Louisen empfahl ihr Wort zu halten, wenn dieselbe sie nicht vor Verdruß sterben lassen wollte. Louise begleitete sie bis an die Thür, und kehrte dann rasch wieder zu mir zurück.

      – Nun! sagte sie lachend zu mir, was sagen Sie zu dieser Frau? Lassen. Sie hören.

      – Ei, ich sage, daß sie sehr hübsch ist.

      – Das ist es nicht, worüber ich Sie frage, ich frage, was Sie über ihren Rang und ihren Stand denken.

      – Wenn ich sie in Paris mit dieser übertriebenen Art, diesen falschen Manieren einer vornehmen Dame sähe; so würde ich sagen, daß sie eine vom Theater zurückgezogene, von einem Lord unterhaltene Tänzerin sey.

      – Ei, nicht übel für einen Neuling, sagte Louise zu mir, und Sie sind beinahe an der Wahrheit. Diese schöne Dame, deren zarte Füße jetzt Mühe haben, auf dem persischen Teppiche zu gehen, ist ganz einfach eine frühere Sklavin von Georgischem Stamme, aus welcher der Liebling des Kaisers, der Minister Narawithcheff seine Maitresse gemacht hat. Es ist ohngefähr vier Jahre her, daß diese Verwandelung vor sich gegangen ist, und schon hat die arme Maschinka vergessen, von wo sie entsprungen ist, oder vielmehr, sie erinnert es sich dermaßen, daß, die Stunden ihrer Toilette abgerechnet, ihre übrige Zeit dazu verwandt ist, ihre früheren Kameraden, deren Schrecken sie geworden, leiden zu lassen. Die anderen Leibeigenen, die nicht mehr wagen, sie bei ihrem früheren Namen Maschinka zu nennen, haben sie Goffudarina genannt, was ohngefähr so viel sagen will, als Madame. Sie haben gehört, daß sie unter diesem Namen mir gemeldet wurde. Uebrigens, fuhr Louise fort, hier ein Beispiel der Grausamkeit dieser Emporgekommenen: es ist ihr kürzlich begegnet, daß, als sie sich auskleidete und kein Nadelkissen fand, um die Nadeln darauf zu stecken, sie dieselben in den Busen der armen Leibeigenen steckte, welche ihr als Kammerfrau diente. Aber dieses Mal machte die Sache so viel Aufsehen, daß es der Kaiser erfuhr.

      – Und was hat er gethan? fragte ich rasch,

      – Er hat der Leibeigenen die Freiheit gegeben, sie mit einem feiner Bauern verheirathet, und den Minister gewarnt, daß er bei dem ersten Zuge dieser Art, welchen sich seine Geliebte wieder erlauben würde, dieselbe nach Sibirien senden werde.

      – Und sie hat

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