Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters - Александр Дюма страница 10
St. Petersburg ist die größte kleine Stadt welche ich kenne. Die Nachricht von meiner Ankunft hatte sich schon durch meinen Reisegefährte verbreitet, und da er nichts anderes von mir hatte sagen können, als daß ich mit Post reisete und kein Tanzmeister wäre; so hatte die Nachricht die Besorgniß, unter den Haufen französischer Industrie Ritter, welche den Titel Kolonie angenommen, geworfen, denn jeder empfand in Beziehung auf mich die Angst, welche mir mein Pirouetten-Macher so treuherzig an den Tag gelegt, und befürchtete in mir einem Conkurrenten oder einem Nebenbuhler zu begegnen.
Mein Eintritt in den Saal veranlaßte demnach auch ein so allgemeines Geflüster unter den ehren werthen Tischgenossen der Table d’hote, welche fast alle zur Kolonie gehörten, und jeder suchte in meinen Zügen zu lesen und aus meinen Manieren zu errathen, welcher Classe ich angehöre. Das war schwer, und erforderte zum mindesten einen großen Scharfsinn, denn ich begnügte mich zu grüßen und mich zu setzen.
Durch den Eifer des ersten Angriffes und der Scheu des ersten Zusammentreffens wurde mein Incognito während der Suppe noch ziemlich respektiert. Aber nach dem Rindfleisch machte sich die so lange unterdrückte Neugierde durch meinen Nachbar zur Rechten Luft.
– Mein Herr ist in St. Petersburg fremd, sagte er zu mir, indem er mir sein Glas hinreichte und sich verbeugte.
– Ich bin gestern Abend angekommen, sagte ich, indem ich ihm zu trinken einschenkte, und mich meinerseits verbeugte.
– Mein Herr ist ein Landsmann, sagte nun mein Nachbar zur Linken mit einem Tone falscher Brüderschaft zu mir.
– Ich weiß nicht, mein Herr, ich bin aus Paris.
– Und ich von Tours, dem Garten Frankreichs, der Provinz, in welcher man, wie Sie wissen, den schönsten Dialekt redet. Ich bin demnach auch nach St. Petersburg gekommen, um daselbst Dutchitel zu werden.
– Ohne Unbescheidenheit, mein Herr, fragte ich meinen Nachbar zu Rechten, darf ich Sie fragen, was das ist, ein Dutchitel?
– Ein Partizipien-Händler, antwortete mir mein Nachbar mit der verächtlichsten Miene.
– Ich will hoffen, fuhr mein Tourainer fort, daß mein Herr nicht aus derselben Absicht als ich kommt, sonst würde ich ihm einen freundschaftlichen Rath geben: nämlich ganz geschwind wieder nach Frankreich umzuwenden.
– Und warum das, mein Herr?
– Weil die letzte Professoren-Messe in Moskau sehr schlecht ausgefallen ist.
– Wie die Professoren-Messe? rief ich verdutzt aus.
– Ei! ja, mein Herr Wissen Sie nicht, daß dieser arme Herr Le Duc dieses Jahr die Hälfte auf seine Waare verloren hat?
– Mein Herr, sagte ich, indem ich mich an meinen Nachbar zur Rechten wandte, wollten Sie mir nicht. Sie zu fragen erlauben, was dieser Herr Le Duc ist?
– Ein ehrenwerther Speisewirth, mein Herr, der Unterricht-Ertheiler feil hält, sie beherbergt und sie nach ihren Verdiensten taxiert, und der, wenn Ostern und Weihnachten, diese hohen Feste der Russen, herbeigekommen, während welcher die Großen sich nach der Hauptstadt zu begeben gewöhnt sind, seine Magazine öffnet, und außer den Kosten, welche er für die Professoren aufgewandt, noch eine Comissions-Gebühr hat. Nun ist ihm denn dieses Jahr der dritte Theil seiner Schulfüchse übrig geblieben, und man hat ihm ein Sechstel von denen, welche er in die Provinz expediert, zurückgesandt, so daß der arme Mann auf dem Punkte steht zu fallen.
– Ha! wahrlich!
– Demnach sehen Sie, mein Herr, daß der Augenblick übel gewählt ist, wenn Sie gekommen sind, um Hofmeister zu werden, da Leute, die in der Touraine geboren sind, das heißt in der Provinz, wo man die französische Sprache am besten spricht, einige Mühe unterzukommen haben.
– Nun denn, mein Herr, beruhigen Sie sich über meine Person, antwortete ich, ich treibe einen anderen Zweig der Industrie.
– Mein Herr, sagte mein Gegenüber mit einer Aussprache zu mir, die sein Bordeaux eine Meile weit verkündigte, wenn Sie in Wein Geschäfte machen, so will ich Ihnen nur vorher sagen, daß das ein erbärmliches Geschäft ist, bei dem nichts mehr als Wasser zu trinken ist.
– Wie denn, mein Herr? antwortete ich, haben die Russen sich etwa an das Bier gemacht, oder haben sie vielleicht zufällig Weinberge in Kamtschatka angelegt?
– Lumperei! wenn es nichts als das wäre; so würde man ihnen Conkurrenz machen; aber die großen russischen Herren kaufen immer, und bezahlen niemals.
– Ich danke Ihnen, ’ mein Herr, für die Nachricht die Sie mir geben, aber ich habe die Gewißheit, daß man auf meine Lieferungen nicht Bankerott machen wird. Ich thue nichts in Weinen.
– In jedem Falle, mein Herr, sagte nun mit einem echt ausgesprochenem Lyonner-Accent eine, in eine Polonaise mit einem Pelzkragen gekleidete Person, obgleich es in Mitte des Sommers war, zu mir, in jedem Falle rathe ich Ihnen, wenn Sie Tuch- und Pelz-Händler sind, zuvörderst das Beste Ihrer Waare für sich selbst zu verwenden, indem Sie nicht das Aussehen einer sehr festen Constitution haben, und, sehen Sie, die mit schwacher Brust, die sind hier bald hin. Wir haben im letzten Winter fünfzehn Franzosen begraben. Sie sind demnach gewarnt.
– Ich werde meine Maßregeln nehmen, mein Herr, und da ich mich bei Ihnen zu versehen gedenke, so hoffe ich, daß Sie mich als Landsmann behandeln werden.
– Gewiß, mein Herr, mit dem größten Vergnügen. Ich bin aus der Stadt Lyon, der zweiten Hauptstadt Frankreichs, und Sie wissen, daß wir Lyonner den Ruf der Gewissenhaftigkeit haben, und wenn Sie nicht selbst Tuch- und Pelzhändler sind. . . .
– Ei! sehen Sie denn nicht, daß unser lieber Landsmann uns nicht sagen will, was er ist? lispelte ein Herr zwischen den Zähnen, dessen mit dem Eisen gelocktes Haar einen abscheulichen Geruch von Jasmin-Pomade verbreitete, und der seit einer Viertelstunde, ohne daß es ihm gelingen wollte, das Gelenk eines Geflügels zu finden suchte, von dem jeder ein Stück erwartete. Sehen Sie denn nicht, wiederholte er, indem er jedes Wort betonte, daß uns der Herr nicht sagen will, was er ist?
– Wenn ich das Glück hätte, Manieren wie die Ihrigen zu haben, mein Herr, antwortete ich, und einen so köstlich gewürzten Geruch zu verbreiten, so würde die Gesellschaft nicht so viel Mühe haben, zu errathen was ich bin, nicht wahr?
– Was soll das heißen, mein Herr, rief der junge frisierte Mann aus, was soll das heißen?
– Das soll heißen, daß Sie Perückenmacher sind.
– Mein Herr, haben Sie die Absicht mich zu beleidigen?
– Man beleidigt. Sie also, wie es scheint, wenn man Ihnen sagt, was Sie sind?
– Mein Herr, sagte der frisierte junge Mann, indem er die Stimme erhob, und aus seiner Tasche eine Karte zog, hier ist meine Adresse.
– Ei was! mein Herr, antwortete ich, zerlegen Sie Ihr Huhn.
– Das heißt, Sie weigern sich, mir Genugthuung zu geben?
– Sie wollten meinen Stand wissen, mein Herr? nun denn! mein Stand verbietet mir, mich zu schlagen.
– Sie sind also ein Feiger, mein Herr.
– Nein,