Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters. Александр Дюма

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Denkwürdigkeiten eines Fechtmeisters - Александр Дюма

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von ihm gesagt hatte, und ich erkannte, daß, wenn es nicht das Paradies wäre, es zum mindesten etwas sey, was demselben sehr nahe käme.

      Ich konnte nicht schlafen, so sehr verfolgte mich diese äolische Musik überall; obgleich ich mich demnach auch erst nach drei Uhr gelegt hatte, so war ich doch um sechs Uhr morgens schon wieder auf. Ich ordnete einige Empfehlungsbriefe, die man mir gegeben hatte, und die ich nicht eher zu überreichen gedachte, als bis ich eine öffentliche Fechtübung gegeben hätte, damit ich nicht genöthigt wäre, selbst über mich Auskunft zu ertheilen, nur einen einzigen steckte ich zu mir, den einer meiner Freunde mich beauftragt hatte, in eigene Hände zu übergeben. Dieser Brief war von seiner Maitresse, gestehen wir es, einer einfachen Grisette des Quartier latin, und an ihre Schwester adressiert, einer einfachen Modehändlerin, aber es ist nicht meine Schuld, wenn die Ereignisse alle Klassen vermengen, und wenn die Fluth der Revolutionen in unseren Tagen so oft das Volk dem Königthume gegenüber stellt.

      Dieser Brief trug die Aufschrift: An Mademoiselle Louise Dupuy, bei Madame Xavier, Modehändlerin, Newskische Perspective, neben der armenischen Kirche, dem Bazar gegenüber.

      Das alles mit dieser Schrift und mit dieser Orthographie geschrieben, die Sie kennen.

      Nichts desto weniger machte ich mir ein Fest daraus, den Brief selbst zu übergeben. Acht Hundert Stunden weit von Frankreich ist es immer angenehm, eine junge und hübsche Landsmänninn zu sehen, und ich wußte, daß Louise jung und hübsch wäre. Außerdem würde sie, die St. Petersburg kannte, weil sie es seit vier Jahren bewohnte, mir Rathschläge über die Art, mich daselbst zu benehmen, ertheilen.

      Da ich mich inzwischen schicklicher Weise nicht um sieben Uhr Morgens bei ihr vorstellen konnte, so entschloß ich mich, eine Tour durch die Stadt zu machen, und zu der Newskischen Perspective erst gegen fünf Uhr zurückzukehren.

      Ich rief den Aufwärter; dieses Mal war es ein Lohnbedienter, der sich an seiner Statt anbot. Die Lohnbedienten sind zu gleicher Zeit die Bedienten und die Cicerones; sie wichen die Stiefeln, und zeigen die Paläste. Ich nahm ihn an, besonders für die erste dieser Verrichtungen; was die zweite anbelangt, so hatte ich im Voraus mein Sanct Petersburg der Art studiert, um darüber eben so viel, als er zu wissen.

      III

      Ich hatte mir nicht die Mühe genommen, mich um einen Wagen zu bekümmern, wie ich es am Abende vorher mit einer Barke gemacht; denn, so wenig ich auch noch in den Straßen von St. Petersburg herum gekommen war, so hatte ich doch an allen Querstraßen Kibitken und Droschken halten sehen. Kaum war ich demnach auch über den Admiralitäts-Platz gegangen, um die Alexander-Säule zu erreichen, als ich mich auf das erste gegebene Zeichen von I v o s c h i k s umringt sah, die mir zu herabgesetzten Preisen die verführerischten Anerbietungen machten. Da es keinen Tarif gibt, so wollte ich sehen, wie weit die Ermäßigung gehen würde: sie ging bis auf fünf Rubel; für fünf Rubel schloß ich mit dem Führer einer Droschke für den ganzen Tag ab, und bezeichnete ihm sogleich den Taurischen Palast.

      Diese I v o s c h i k s, oder Kutscher sind im Allgemeinen Leibeigene, die mittelst eines gewissen Zinses, den man Abrock nennt, von ihren Herrn die Erlaubniß erkauft haben, nach St. Petersburg zu gehen, um dort für ihre eigne Rechnung. Fortuna aufzusuchen. Das Geschirr, dessen sie sich dieser Göttin nachzurennen bedienen, ist eine Art von Schlitten mit vier Rädern, in welchem der Sitz, anstatt der quere zu sein, der Länge nach angebracht ist, so, daß man darin nicht wie in unseren Tilburys sitzt, sondern zu Pferde, wie auf den Velocipeden.2 deren sich die Kinder in den Elisäischen Feldern bedienen. Diese Maschine ist mit einem nicht minder wilden Pferde, als sein Herr, bespannt, das wie er die heimathlichen Steppen verlassen hat, um die Straßen von St. Petersburg nach allen Richtungen auszumessen. Der Ivoschik hat für sein Pferd eine ganz natürliche Liebe, und anstatt es zu schlagen, wie unsere französischen Kutscher thun, redet er ihm noch liebevoller zu, als die spanischen Maulthiertreiber ihrem Hauptmaulthiere. Es ist ein Vater, sein Oheim, sein Täubchen, er dichtet für dasselbe Gesänge, zu welchen er die Melodie zu gleicher Zeit mit den Worten erfindet, und in welchen er ihm für das andere Leben zum Ersatz der Mühseligkeiten, welche es in diesem erleidet, tausend Glückseligkeiten verspricht, mit denen der ungenügsamste Mensch sich gern zufrieden stellen würde. Demnach geht auch das unglückliche Thier, sey es nun, daß es empfänglich für die Schmeicheleien, oder vertrauungsvoll auf die Versprechungen ist, ohne Unterlaß im starken Trabe, indem es fast niemals ausgespannt wird, und zum Fressen nur an den in allen Straßen zu diesem Zwecke angebrachten Trögen anhält. Das in Bezug auf die Droschke und das Pferd.

      Was den Kutscher anbelangt, so hat er einen Zug von Aehnlichkeit mit dem Neapolitanischen Lazaroni, das ist, daß man nicht nöthig hat, seine Sprache zu kennen, um sich ihm verständlich zu machen, so sehr durchdringt sein schlauer Scharfsinn die Gedanken dessen, welcher spricht. Er sitzt auf einem kleinen Bocke zwischen demjenigen, welchen er fährt und feinem Pferde, indem er seine Ordnungsnummer am Halse hängend, und zwischen seinen Schultern herabfallend trägt, damit der Fahrende, der diese Nummer immer vor Augen hat, sie fassen kann, wenn er mit seinem Ivoschik unzufrieden ist; in diesem Falle sendet oder trägt man diese Nummer auf die Polizei, und auf eine Klage wird der Ivoschik fast immer bestraft. Obgleich selten nothwendig, ist nichts destoweniger diese Vorsicht, wie man sehen wird, nicht immer nutzlos, und das Gerücht eines im Winter 1823 in Moskau vorgefallenen Abenteuers, läuft immer noch in den Straßen St. Petersburgs herum.

      Eine Französin, Namens Madam L. . . . . ., befand sich außer ihrem Hause und zu einer sehr vorgerückten Stunde der Nacht in Gesellschaft. Da sie nicht zu Fuße nach ihrer Wohnung zurückkehren wollte, obgleich die Leute, bei welchen sie sich befand, ihr anboten, sie durch einen Bedienten begleiten zu lassen, so ließ man einen Wagen holen; unglücklicher Weise befanden sich nur Droschken auf dem Platze; man führte eine herbei, sie stieg hinein, gab ihre Adresse und fuhr ab.

      Außer einer goldnen Kette und diamantenen Ohrringen, welche er hatte glänzen sehen, hatte der Kutscher noch bemerkt, daß Madame L . . . . . in einen kostbaren Pelzmantel eingehüllt war. Indem er demnach die Dunkelheit der Nacht, die Einsamkeit der Straßen und die Zerstreuung der Madame L . . . . . benutzte, welche aus Furcht vor der Kälte den Kopf in ihren Mantel gehüllt sich fahren ließ, ohne zu bemerken, welchen Weg ihr Kutscher einschlug, so entfernte er sich von dem Wege und war schon über das einsamste Quartier der Stadt hinaus, als Madame L . . . . ., den ihre Augen bedeckenden Schleier wegnehmend, gewahr wurde, daß sie sich auf dem Felde befand. Sogleich ruft sie, schreiet, da sie aber sieht, daß der Ivoschik anstatt anzuhalten die Schnelligkeit seines Pferdes verdoppelt, so faßt sie ihn an dem Schilde, auf welchem seine Numer befindlich, entreißt ihm das selbe, indem sie ihm drohet, das Schild am anderen Tage auf die Polizei zu tragen, wenn er sie nicht nach Hause führe. Sei es nun, daß der Kutscher an dem Orte angelangt war, den er selbst zu seinem Verbrechen bestimmt hätte, oder sey es, daß er glaubte, daß der Widerstand der Madame L . . . . . ihm nicht länger zu warten gestatten würde, kurz, er springt von seinem Bocke und kommt an die eine Seite der Droschke. Glücklicher Weise ist Madam L . . . . . ., immer mit dem anklagenden Schilde versehen, auf der anderen herausgesprungen, und die Thür eines vor ihr noch offenstehenden Gitters aufstoßend, stürzt sie in einen geschlossenen Raum, den sie an den darin verstreueten hölzernen und eisernen Kreuzen bald einen Kirchhof erkennt.

      Aber hinter ihr ist der Kutscher eingetreten, er verfolgt sie mit einem neuen Eifer; dieses Mal ist für ihn nicht mehr die Rede davon sich durch Diebstahl des Pelzes und der Diamanten zu bereichern, es handelt sich darum, sein Leben zu retten, glücklicher Weise hat Madam L. . . . . . einige Schritte vor ihm voraus, und die Nacht ist so finster, daß man sich auf einige Schritte weit aus dem Gesicht verliert. Plötzlich fehlt der Flüchtigen der Boden, es scheint ihr, daß sie versinkt, sie ist in offenes Grab gefallen, das sich am anderen Morgen über einem Leichnam schließen soll. Aber Madame L . . . . . hat eingesehen, daß dieses Grab Zufluchtsstätte wäre, die sie der Verfolgung Mörders entziehen könnte: sie stößt demnach auch keinen Schrei, keine Klage aus. Der Kutscher der sie wie einen Schatten verschwinden sehen, er geht sie

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Draisinen.